Tourismuswelt

Hybride Meetings und Messen mit virtuell zugeschalteten Teilnehmern werden sich in Zukunft etablieren. Bild: Adobe Stock

Kommentar Die Mischform hält Einzug

Gregor Waser

Wie sieht die nächste Geschäftsreise aus? Und wie die nächste Ferienmesse? Eine Woche der vielen Fragen – und Antworten.

Gestern startete die virtuelle Reisemesse «Land in Sicht». Mit dem eigenen Avatar bewegt man sich zwischen den Messeständen – die verblüffend echt aussehen –, taucht ein in inspirierende Videos, trifft bekannte oder neue Leute und tauscht sich verbal oder im Chat mit ihnen aus. Und in den Vortragsräumen lassen sich einzelne Reisedestinationen näher kennenlernen. Das finale Feedback der Aussteller und Besucherinnen und Besucher gilt es noch abzuwarten. Doch der Ansatz ist interessant und vielversprechend.

Wenn nun ein traditioneller Messeveranstalter und Fachzeitungsverleger am Tag der Eröffnung der «Land in Sicht» trötzelt, die virtuelle Messe totschweigt und auf eine unausgegorene Idee einer physischen Messe Ende Oktober ablenken will, zeugt das von einer gewissen Ratlosigkeit. Die Welt ändert sich. Das Reisen ändert sich. Neue Messeformen tauchen auf. Über 45-Jährige mögen sich an Michail Gorbatschows Satz in Richtung der DDR-Genossen erinnern: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben».

Klar, die «Land in Sicht» muss noch mit Kinderkrankheiten kämpfen, nach 16 Uhr gab es Log-in-Probleme. Und manch ein Besucher irrte wirr herum und fand die nötigen Knöpfe nicht, um sich auszutauschen und die gewünschten Informationen zu finden. Doch ich freue mich, heute und am Wochenende erneut in die virtuelle Welt einzutauchen, neue Kommunikationsformen kennenzulernen und Erkenntnisse zu gewinnen. Wie die nächste Ferienmesse aussieht? Gut möglich, dass die Zukunft in einer Hybridform liegt.

Neue Begegnungformen tauchen auf

Solche Hybridformen entwickeln derzeit auch die Geschäftsreiseanbieter, deren Welt ebenso auf dem Kopf steht. Der neue Schweiz-Chef von BCD-Travel skizziert im Travelnews-Interview solche Mischformen. «Die Leute möchten physisch anwesend sein und sich persönlich austauschen. Doch dank digitaler Möglichkeiten lässt sich gleichzeitig der eine oder andere Speaker virtuell aus Übersee aufschalten und die Qualität und Attraktivität eines solchen Anlasses wird dadurch nochmals erhöht», sagt Kent Gränicher. Der Bereich Meetings & Events und Firmen beizustehen, sich auf clevere Weise virtuell auszutauschen, ist bei BCD mittlerweile genauso wichtig geworden, wie bloss Flüge und Hotels bereitzustellen.

Wie Geschäftsreisen morgen aussehen, zeigt auch neues Datenmaterial der Universität St. Gallen, das am 5. Aviatik Symposium präsentiert wurde. Zwar werden Top-Manager auch künftig noch im bisherigen Umfang fliegen, insbesondere auf der Langstrecke – etwa, um neues Business anzuzetteln. Beim mittleren Management und auf Stufe Sachbearbeiter könnte das Geschäftsreisevolumen aber deutlich, um 30 bis 50 Prozent zurückgehen. Statt einmal pro Woche nach Hamburg oder London zu fliegen, lassen sich viele Besprechungen auch virtuell erledigen – die letzten Monate haben das gezeigt. Auf der Kurzstrecke könnten die Geschäftsreiseflüge von 18 auf 12 pro Jahr zurückgehen, zeigt die Befragung von 500 Schweizer Firmen. Eine Mischform ist die neue Lösung: sporadisch ein physisches Treffen zum persönlichen Austausch, das Besprechen des Kleinkrams erfolgt dann online und zeitsparend.

Das war eine Woche der vielen Fragen – aber auch eine, die Antworten und Lösungen aufgezeigt hat.