Tourismuswelt

Simone Jegge, Regional Sales Manager Schweiz von Hanse Merkur: «Von unserer Seite ist aktuell mit keinen steigenden Prämien zu rechnen.» Bild: zVg

«Reisebüros und TOs müssen sich mit dem Thema Reiseversicherung neu auseinandersetzen»

Die Reiseversicherer leiden natürlich ebenfalls unter der Corona-bedingten Flaute in der Reisebranche. Wie ist es da einem erst kürzlich im Schweizer Markt eingestiegenen Versicherer wie HanseMerkur ergangen? Simone Jegge von HanseMerkur Schweiz erklärt, wieso es trotz allem gut läuft und durchaus Grund für Optimismus besteht.

HanseMerkur, eine mittelständische Versicherungsgesellschaft mit Hauptsitz in Hamburg, ist im Schweizer Reiseversicherungs-Markt ein relativ neuer Player, erfolgte der Einstieg doch erst 2019. Inzwischen konnte sich HanseMerkur gut etablieren und hat gerade in der Corona-Pandemiezeit, als Versicherungsthemen plötzlich an vorderste Front des Interesses von Trade und Endkunden kamen, das Profil nochmals schärfen können. Kürzlich hat HanseMerkur auch einen Ausbau des Schweizer Vertriebsteams bekannt gegeben. Wir haben deshalb nun mit Simone Jegge, Regional Sales Manager Schweiz von HanseMerkur (mit Sitz im liechtensteinischen Vaduz), das Gespräch gesucht.


Frau Jegge, wie haben Sie bislang die Corona-Zeit persönlich erlebt?

Vor einem Jahr haben wir alle noch nichts von diesem Virus gehört. Doch von heute auf morgen hat er unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Dies hat mir zu Beginn grosse Angst gemacht. Es war nicht nur die Angst, an dem Virus zu erkranken oder Träger zu sein, sondern auch die Ungewissheit, wie es beruflich weitergeht. Wenige Wochen vorher hatte ich meine neue Tätigkeit bei der HanseMerkur begonnen – würde mir dieses Glück wieder genommen? Weil alles so unsicher war, habe ich mich schnell entschieden, daheim zu bleiben und nur in dringenden Notfällen rauszugehen. Mit der Zeit habe ich mich dann an die Lage gewöhnt, die Maske eingesteckt und mich wieder ein nach draussen begeben.

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere und der Verzicht von Reisen und Genuss schien kurzfristig normal. Mittlerweile muss ich aber eingestehen, dass der Drang rauszugehen, die Welt zu sehen und einmal wieder genüsslich an einem Samstag durch die Zürcher Altstadt zu bummeln, riesig ist. An Ferien am Strand mag ich jedoch noch nicht denken.

Wie ist es der Hanse Merkur in der Schweiz denn im abgelaufenen Jahr ergangen?

Das Jahr 2020 hat für mich zwei Gesichter. Mein Beginn bei der HanseMerkur Schweiz im Januar war sehr harzig. Ich war voller Tatendrang und auf dem Schweizer Reisemarkt war kaum eine Nachfrage von Kunden nach Reisen und damit nach Reiseversicherungen da.

Dennoch galt es gerade zu diesem Zeitpunkt den Markt auf unsere Versicherungslösungen aufmerksam zu machen. Das haben wir geschafft, indem wir aktiv auf die Reisebüros zugegangen sind, neue Produkte entwickelt und in den Schweizer Touristik-Medien regelmässig die Werbetrommel dafür gerührt haben und da, wo es möglich war, den persönlichen Kontakt gesucht haben, etwa bei Branchen-Events, natürlich unter Einhaltung der Corona-Regeln. Damit haben wir das Beste aus dieser Lage gemacht und die Basis für ein – unter den Umständen – sehr erfolgreiches Jahr 2020 gelegt.

Mit jedem Partner, der zu uns gewechselt hat, stieg das Selbstvertrauen und ab Sommer 2020 hat sich eine Eigendynamik entwickelt, dass Partner aktiv bei uns anfragten. So konnten wir über 70 neue Vertriebspartnerschaften anbinden.

Deshalb dann der Ausbau des Teams?

Mit der steigenden Anzahl an Partnern war klar, dass sich auch unser Vertriebsteam vergrössern muss, in den letzten drei Monaten ist es um zwei Personen gewachsen. Das ist für mich ein Zeichen der Zuversicht und ein Signal an die Branche, dass wir nachhaltig wachsen wollen und dabei stark auf die persönliche Betreuung unserer Vertriebspartner setzen.

Ich bin sehr froh, dass mir mit Florian Tomasi ein erfahrener Touristik-Profi als Kollege an die Seite gestellt wurde. Mit seinem Know-How und seinem grossen Netzwerk wird er uns sicherlich weiter nach vorne bringen. Die Betreuung werden wir so intensiv gestalten, wie es die aktuelle Situation zulässt. Wir sind jedenfalls gerüstet!

«HanseMerkur konnte 2020 über 70 neue Vertriebspartnerschaften anbinden.»

Kommen wir zum Produkt: Sie haben einen speziellen «Corona-Reiseschutz» lanciert. Was beinhaltet dieser und wie kam er in der Branche bzw. bei Endkunden bislang an?

Die HanseMerkur Reiseversicherung in Deutschland hat letzten Sommer einen Corona-Reiseschutz auf den Markt gebracht. Dieser ist sehr gut angenommen worden und damit fiel die Entscheidung leicht, ihn kurze Zeit später auch in der Schweiz anzubieten. Das bringt uns gute Feedbacks von unseren Partnern und Endkunden ein.

Unser Corona-Reiseschutz leistet Annullierungs- und Reiseabbruchkosten im Falle einer tatsächlichen Covid-19-Erkrankung vor und während der Reise und – noch viel wichtiger – wenn der Kunde oder einer seiner Mitreisenden Kontakt zu einer infizierten Person hatte und deshalb ärztlich oder behördlich angeordnet in Quarantäne muss. Zudem haften wir im Falle einer Transportverweigerung. Sollte der Reisende wegen erhöhter Temperatur nicht in das Flugzeug einsteigen dürfen, ist das zusätzlich gedeckt.

Gibt es in Ihrer Produktpalette weitere neue Elemente? In welche Richtung geht die Entwicklung hierbei?

Trends zu erkennen und dafür den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechende Leistungen anzubieten, das ist unsere Stärke. Neben unseren soliden Standardprodukten - Einmal- und Jahresversicherungen, Mietwagenschutz und Gästeversicherung - bieten wir schon seit letztem Sommer mit «Travel Europe» ein Produkt für Selbstfahrer an. «Travel Camping» wurde, wie der Name vermuten lässt, für Camping-Ferien/Bungalow entwickelt. Die Anreise mit dem eigenen Auto und auch Camping-Ferien boomen. Das Reisebüro bietet die passende Unterkunft dazu. Zudem war es uns, wie bereits erwähnt, ein grosses Anliegen, unseren Partnern einen Corona-Reiseschutz anzubieten, damit sie wieder mit gutem Wissen und Gewissen ihren Kunden eine Reise verkaufen können.

Was sind denn aus Ihrer Sicht im Versicherungsbereich die dringlichsten Bedürfnisse der Reisebranche?

Im Moment ist die Absicherung aller Situationen rund um Corona – insbesondere Quarantäne – das grösste Bedürfnis der Reisenden. Mit unserer Basisversicherung, als Einmal- oder Jahresversicherung, ergänzt durch den Corona-Reiseschutz, sind alle Reisewilligen optimal geschützt.

«Das Interesse an Reiseversicherungen ist stark gestiegen.»

Aber das erhöhte Risiko ist ja für Versicherungen auch ein Problem. Ist nun mit steigenden Prämien zu rechnen?

Von unserer Seite ist aktuell mit keinen steigenden Prämien zu rechnen. Unsere Standardprodukte sind auch in der Coronazeit marktgerecht aufgebaut und halten dem Druck stand. Jedem ist es damit möglich, sich abzusichern, egal was für ein Reisebudget man hat. Die «Travel Camping»-Versicherung kriegt man zum Beispiel bereits ab 19 Franken pro Woche.

Glauben Sie, dass Corona ein stärkeres Risikobewusstsein bei Schweizern auslösen wird? Bislang pfiffen viele auf eine spezifische Reiseversicherung, wegen Corona aber kaum mehr. Sehen Sie da Potenzial?

Das Sicherheitsbewusstsein der Kunden und damit das Interesse an Reiseversicherungen ist stark gestiegen und damit die Ansprüche an ein Versicherungsprodukt, mehr Schutz vor und während der Reise zu bieten. Jeder, der durch pandemiebedingte Reiseabsagen Geld verloren hat, wird zukünftig nicht mehr auf eine adäquate Absicherung verzichten. Die merkbar steigende Nachfrage ab dem Jahreswechsel lässt unseren Bestand anwachsen, neue Produktideen werden noch mehr Potential freisetzen.

Welche Prognose haben Sie denn «post Corona» für die Reisebranche und, damit verbunden, ihr eigenes Versicherungsgeschäft?

Die Reisebranche wird sich auf eine neue Weise finden müssen. Massnahmen wie die Kurzzeitarbeit können zwar kurzfristig helfen, ich fürchte aber, es wird Jahre dauern, bis sie sich vollständig erholt.

Wir sind als HanseMerkur mehr denn je gefordert, unseren Partnern mit den richtigen Lösungen unter die Arme zu greifen und zumindest dort, wo reisen aktuell noch möglich ist, den Kunden ein Stück Sicherheit zurückzugeben. Damit können wir einen wertvollen Beitrag leisten, dass wieder mehr Reisen verkauft werden.

Corona hat die Komplexität des Themas «Sicherheit auf Reisen» deutlich erhöht. Damit ist es auch für die Reisebüros und -veranstalter unentbehrlich, sich mit dem Thema Reiseversicherung neu auseinanderzusetzen, denn die Reisenden wünschen mehr Schutz. Die HanseMerkur wird gemeinsam mit ihren Partnern gestärkt und getreu unserem Motto «Hand  in Hand» aus der Krise hervorgehen.

(JCR)