Tourismuswelt

Clubhouse ist in aller Munde - doch was kann die App eigentlich? Bild: Josh Rose

«Wir schätzen auf Clubhouse den ungefilterten, direkten Dialog»

Nina Wild

Die neue iPhone-App verzeichnet einen regelrechten Boom und steht auch schon im Einsatz bei Schweiz Tourismus und der Österreich Werbung. Travelnews verrät, was es mit Clubhouse auf sich hat und wieso sich die Installation auch für Touristiker lohnt.

«Sie haben eine Einladung für Clubhouse erhalten», ploppte es kürzlich aus dem Nichts auf meinem Smartphone auf. Clubhouse, ja, man hatte schon davon gehört aber was es damit genau auf sich hat, blieb ein Mysterium. Denn Anmelden auf der Plattform kann sich nur, wer eine Einladung von einer anderen Person erhalten hat. In den vergangenen Wochen schliesslich gab es zahlreiche Registrationen innerhalb der Schweizer Reisebranche. Zeit, den Audio-Only-Kanal genauer unter die Lupe zu nehmen. Innert zwei Minuten ist das eigene Profil vervollständigt. Erster Eindruck: Easy.

Die Idee dahinter ist, dass Personen mit den gleichen Interessen offen über ein bestimmtes Thema diskutieren können. Grundsätzlich kann jeder User einen Gesprächsraum starten. Dieser kann entweder geschlossen sein, sodass nur ausgewählte Personen mitdiskutieren und zuhören können oder aber offen, sodass jeder der Lust hat «reinhören» und bei Bedarf auch die eigene Meinung kundgeben kann. Die Applikation funktioniert wie bereits erwähnt lediglich mit Audio, ein Zugriff auf die Kamera ist nicht notwendig. Innerhalb der verschiedenen «Clubs» werden zahlreiche Themen diskutiert: Von Sport über Ernährung bis zu Politik oder Reisen. Man kann die Diskussionen quasi als «Live-Podcast» bezeichnen. Die Gespräche werden nicht aufgezeichnet und verschwinden danach wieder. Die Nutzung ist simpel und es ergibt sich die Möglichkeit, schnell und einfach mit Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Nur ein kurzweiliger Hype oder wird sich die App durchsetzen wie beispielsweise Facebook, Instagram, Twitter und co.?

Ein grosser Nachteil ist sicherlich, dass Clubhouse aktuell nur für das iPhone verfügbar ist. Android- oder Huawai-Anwender sind vorerst noch ausgeschlossen. Das Medium ist seit Frühjahr 2020 erhältlich und wurde bislang vor allem in den USA genutzt. Aktuell befindet sich die App in der Beta-Version. Clubhouse hat Ende Januar 2021 auch die Schweiz in einer grossen Welle erreicht. Ziemlich früh auf den Zug aufgestiegen sind aus der Touristikbranche beispielsweise Schweiz Tourismus und Österreich Werbung. Beide Unternehmen haben bereits Events auf dem Kanal durchgeführt. Travelnews hat sie um ein erstes Fazit gebeten.

Einfaches Interagieren mit verschiedenen Menschen

Schweiz Tourismus etwa feierte seine Clubhouse-Premiere mit einem Q&A am Abend der Jahresmedienkonferenz. «Wir hatten ein erfrischend diverses Publikum: von der Tourismusstudentin über den Hotelier bis zur Reisejournalistin», resümiert Markus Berger, Leiter Unternehmenskommunikation und Mediensprecher bei Schweiz Tourismus. Als Vorteile nennt er weiter: «Clubhouse ist ein sehr niederschwelliges Format, auf dem man mit wenig Aufwand rasch eine professionelle und gut sichtbare Präsenz erreichen kann. Zudem schätzen wir den ungefilterten, direkten Dialog mit dem Publikum.» Österreich Werbung hat ebenfalls bereits den Talk «Guten Morgen in die Welt. Talk zu Menschen und Märkten» über die Bühne gebracht. Mit dabei war neben Carmen Breuss, Leiterin des Zürcher Büros von Österreich Werbung auch Verda Birinci-Reed, COO von DER Touristik Suisse AG. «Clubhouse ist ein gutes Tool, um in Interaktion mit der Branche zu treten. Vorbereitete Gesprächsrunden mit ExpertInnen und ZuhörerInnen bringen neue Erkenntnisse und helfen uns, unterschiedliche Sichtweisen der Öffentlichkeit einzufangen», fasst Breuss die Vorteile zusammen.

Beide Destinations-Marketingorganisationen sehen es als zentrale Aufgabe, neue Kommunikationskanäle und -plattformen frühzeitig zu testen und evaluieren. «Wir wollen damit unser Wissen gezielt an einen bestimmten Interessentenkreis weitergeben, aber auch nach dem Motto ‹crowdeducation› auf die neue Plattform und die Österreich Werbung aufmerksam machen», erklärt Breuss. Angesprochen auf die Pläne sagt Berger: «Wir hoffen, darauf, eine Serie von beachteten Räumen oder Gesprächen aufzubauen, sei es selbst organisiert oder sei es als sprechende Teilnehmer, die dank ihrer interessanten Inhalte stark beachtet wird und damit unsere breitgefächerten Kommunikations­massnahmen ergänzt und abrundet.» Breuss ergänzt: «Wir möchten First-Mover sein, prototypiseren ein paar Formate und entscheiden dann, ob das Tool bzw. die Plattform zu unserer Kommunikationsstrategie passt.» Dies hänge jedoch auch von der Weiterentwicklung in Bezug auf Apple-Only-Nutzung ab.

Beide Organisationen unterscheiden aktuell noch nicht zwischen spezifischer B2B oder B2C Kommunikation. «Bei Clubhouse gibt es keinen zwingenden Unterschied. Das Thema steht im Fokus», ist Breuss überzeugt. Berger ist ähnlicher Meinung. Weil sich die App momentan noch in der Betaphase befindet, sei auch das Publikum eingeschränkt und die Selektion von Teilnehmern und Räumen noch nicht ganz einfach. «Mit der zunehmenden Professionalisierung und Etablierung der Plattform wird es aber möglich sein, separat gezielt B2B- und B2C-Kommunikation darauf zu betreiben. Was wir dann natürlich auch tun werden», sagt er abschliessend.

Übrigens: Unter diesem Link finden Sie spannende Informationen und News über Clubhouse zum Nachlesen.