Tourismuswelt

Fespo-Messeleiter Stephan Amstad beim Online-Gespräch mit Travelnews: Wir sind uns alle einig, dass der direkte Austausch fürs Networking immer noch am besten ist... Bild: JCR

«Wir sind mit der Fespo am Start»

Jean-Claude Raemy

Stephan Amstad, Messeleiter der FESPO in Zürich, spricht über den Stand der Dinge bei den grossen Schweizer Reisemessen - und gibt sich trotz aller Probleme zuversichtlich.

Das klassische Messegeschäft ist eine von vielen stark von der Corona-Krise betroffenen Branchen. Gerade auch die Reisemessen leiden darunter. Die grösste Schweizer Ferienmesse, die von der Bernexpo Groupe durchgeführte «Fespo» in Zürich, konnte 2020 zwar gerade noch durchgeführt werden, musste jedoch 2021 passen. Inzwischen wurde auch bekannt, dass die Mitbewerberin aus St. Gallen, die «Grenzenlos», von der Betreibergesellschaft Olma Messen fallengelassen wird.

Für Fespo-Messeleiter Stephan Amstad war Letzteres kein Grund zur Freude, wie er im Zoom-Meeting gegenüber Travelnews erklärt: «Natürlich war die Grenzenlos eine Konkurrenz-Veranstaltung, aber wir haben den Austausch mit den Machern gerne gepflegt und zusammen zum Erfolg der Reisebranche in der Schweiz beigetragen. Ich bedauere dieses jähe Ende, für Messeleiterin Stephanie Müggler und deren tolle Ideen, aber auch für die Messe- und Reisebranchen generell.» Damit schrumpft die Reisemessen-Landschaft in der Schweiz weiter: Alleine die Bernexpo führte früher Messen in Genf, Basel, Bern und Zürich durch; nur Letztere beide verbleiben aktuell. St. Gallen ist nun auch passé; eine zwischenzeitliche Messe in Luzern gibt es schon länger nicht mehr. Ob die 2020 nicht durchgeführte Tessiner Reisemesse «I Viaggiatori» 2021 stattfinden wird, ist aktuell noch unklar. Dieses Jahr gibt es bislang mit Sicherheit lediglich die Online-Reisemesse «Land in Sicht».

Amstad stellt allerdings unmissverständlich klar, dass die Bernexpo alles daran setzt, sowohl die Fespo als auch die Ferienmesse Bern 2022 erfolgreich zur Umsetzung zu bringen. «Wir ziehen das durch», so Amstad selbstbewusst - obgleich derzeit noch unklar ist, wie es genau aussehen wird. Wie wird bis dann das behördlich vorgeschriebene Schutzkonzept aussehen? Wird es noch 40-Quadratmeter-Stände geben oder wird man sich in Richtung einer «Tischmesse» bewegen müssen? Wird sich der Fokus wieder mehr auf nähere Ziele richten, gar noch viel stärker auf die Feriendestination Schweiz, welche in den letzten Jahren an der Fespo eher spärlich vertreten war?

Dazu Amstad: «Wir spielen unterschiedlichste Szenarien durch. Klar ist, dass es die Fespo als Plattform braucht. Die Inhalte dieser Plattform entwicklen wir nun laufend weiter. Aber wir glauben fest daran, dass der Bedarf für unsere Ferienmessen gegeben ist. Zum einen wollen die Menschen unbedingt wieder reisen können und der Buchungsstau ist in der Schweiz gross, zum anderen wird die kompetente Beratung in der post-Corona-Reisewelt noch mehr Bedeutung haben. Das alles spricht für Reisemessen.»

Zuversicht trotz vieler Fragen

Zur Erinnerung: Nach aktuellem Planungsstand findet die Ferienmesse Bern vom 13.-16. Januar 2022 statt, die Fespo Zürich vom 27.-30. Januar 2022. Damit ist man wieder bei den «klassischen» Daten. 2021 wäre die Fespo nach ursprünglichem Plan, aufgrund einer Terminkollision mit der Stuttgarter Messe CMT, vorverlegt worden und wäre dadurch aber terminlich mit der Ferienmesse Wien kollidiert. Zum Schluss kam aber alles anders: Die Fespo 2021 wurde verschoben, und aktuell schauen alle Ferienmessen, wie und wann es weitergehen soll.

So wird Amstad wie viele andere auch genau beobachten, wie die virtuell durchgeführte «ITB Now» nächste Woche über die Bühne geht. Klar, die Bernexpo verfüge auch über Software-Lizenzen für Videoconferencing bzw. Online-Messen. Doch sieht Amstad gerade für Ferienmessen ein Problem beim Videoconferencing, etwa aufgrund der Zeitverschiebung zu vielen Zielgebieten und weil der direkte Austausch und das Networking online nicht gleich intensiv erfolgen. Tendenziell wird man also eine Fesüpo bevorzugen, die primär auf direkten Austausch setzt und Online-Inhalte allenfalls ergänzend integriert.

In den Startlöchern ist man jedenfalls: Nach der ITB wird die Fespo 2022 bereits buchbar sein; mit der aktiven Bewerbung wird das Messeteam der Bernexpo aber erst im Mai starten, weil davon auszugehen ist, dass sich bis dahin noch einige offene Fragen geklärt haben. Frühbuchertarife wird es bis Ende August geben; das Pricing ist gegenüber dem Vorjahr weitestgehend unverändert. Seit dem 1. März ist zudem eine neue, noch nicht genannte Person für die Durchführung der Golfmesse verantwortlich (nachdem der langjährige Leiter Roli Caprez inzwischen pensioniert ist). Das ist insofern wichtig, als in diesem Teilbereich schnellere Erholung zu erwarten ist: Während für 2021 nur wenige Reiseveranstalter einen Messestand gebucht hatten, war die Golfmesse sehr gut gebucht gewesen.

Viel zu tun für den neuen Chef

Auch bei der Bernexpo AG gibt es einen neuen Chef, nämlich den Berner Tom Winter. Als ehemaliger Deputy CEO und Verkaufsleiter bei Globus hatte er via dem Brand License Agreement mit Hotelplan Berührungspunkte mit dem Reisegeschäft im Segment Individualreisen/Premiumreisen. Doch natürlich unterliegt auch er der knallharten Messerealität. Seine oberste Priorität gilt aktuell aber dem «Ja» für die neue Berner Festhalle an der Urnenabstimmung vom kommenden 7. März, sowie der Wiederaufnahme und Weiterentwicklung des Messe- und Eventgeschäftes der Bernexpo AG. Amstad derweil wird sich in nächster Zukunft mit der Messe Schweiz an den Verhandlungstisch setzen müssen, um über künftige Kosten für die Durchführung der Fespo in den Oerliker Messehallen zu diskutieren.

«Wir sind mit der Fespo am Start». sagt Amstad und verweist darauf, dass sein Team unverändert sei. Nun geht es mit frischem Elan an die Planung einer Zukunft, die hoffentlich bald wieder auf festeren behördenreglementarischen Grundlagen steht und wo man sich wieder aufs Reisen freuen kann. Auf eine «gute alte Fespo» freut sich die Reisebranche jedenfalls bestimmt.