Tourismuswelt

Zum Äscher im Appenzell statt auf den Mount Bromo in Indonesien zog es die Schweizerinnen und Schweizer im letzten Jahr. Bild: NWI

So hat Corona das Reiseverhalten in Europa verändert

Auto statt Öffentliche Verkehrsmittel und Ferien in der Heimat statt exotische Reiseziele standen bei Schweizerinnen und Schweizern im vergangenen Jahr hoch im Kurs, wie eine Studie vom TCS und seinen europäischen Partnerclubs zeigt.

Die Pandemie hat im vergangenen Jahr mit voller Wucht eingeschlagen. Home Office wurde Pflicht, die Landesgrenzen teilweise abgeschlossen und der Flugverkehr zum Erliegen gebracht. Das hat massive Einschnitte in die täglichen Gewohnheiten der Menschen mit sich gezogen. Der TCS hat nun gemeinsam mit weiteren europäischen Clubs im Rahmen der Europäischen Beobachtungsstelle für Mobilität FIA eine Studie zu den Auswirkungen von Corona auf das Mobilitätsverhalten durchgeführt.

Eine Erkenntnis daraus ist, dass 33 Prozent der Befragten in der Schweiz nicht in die Ferien reisten. Im Vorjahr waren es gerade einmal 16 Prozent. Jene 44 Prozent, die trotzdem Ferien machten, blieben in der Schweiz (Vorjahr: 25 Prozent). Fast 23 Prozent der Befragten entschieden sich, in Nachbarländer zu reisen, im Vergleich zu ca. 35 Prozent im Vorjahr. Nur 7 Prozent wagten sich 2020 etwas weiter weg in Europa zu verreisen, verglichen mit 26 Prozent im Jahr 2019, während der Anteil der Touristen, die sich für eine Reise ausserhalb des Kontinents entschieden, von 12 Prozent im Jahr 2019 auf 0,6 Prozent im Jahr 2020 fiel.

Auch die Wahl des Verkehrsmittels für die Reiserei hat sich grundlegend verändert. Im Jahr 2019 reisten noch 32 Prozent der Befragten mit dem Flugzeug in die Ferien, während es im letzten Jahr noch 7 Prozent waren. Das beliebteste Verkehrsmittel war das Auto, das 46 Prozent der Teilnehmer für ihre Ferien in der Schweiz wählten (Vorjahr: 36 Prozent).

Doppelt so viele Europäer blieben zuhause

Richtet man den Blick auf den gesamten europäischen Kontinent, stechen auch hier Verhaltensveränderungen heraus. 40 Prozent der befragten Europäern verreisten im vergangenen Jahr nicht, im Vergleich zu 20 Prozent im Jahr 2019. Von denjenigen, die in die Ferien gefahren sind, reisten 84 Prozent mit dem Auto, im Vergleich zu 66 Prozent im Jahr 2019. Nur 2 Prozent der Befragten machten 2020 in einem nicht benachbarten Land oder auf einem anderen Kontinent Ferien, im Jahr 2019 waren es im Vergleich 18 Prozent der Reisenden.

Ausserdem wurde der Individualverkehr im vergangenen Jahr wieder wichtiger. So entschieden sich in der Schweiz 61 Prozent der Befragten für den Individualverkehr, im Vergleich zu 57 Prozent im Jahr 2019. Im Detail betrachtet gaben 46 Prozent der Befragten in der Schweiz an, dass sie im Jahr 2020 bevorzugt mit dem Auto zur Arbeit gefahren sind. Im Vorjahr waren es 44 Prozent. Dieses Phänomen konnte auch in Europa mit 74 Prozent bzw. 69 Prozent beobachtet werden. Gleichzeitig sank innerhalb eines Jahres die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in der Schweiz von 29 Prozent auf 18 Prozent und in Europa von 9 Prozent auf 4 Prozent.

Der Langsamverkehr hat seinerseits nur geringfügig zugenommen: 7 Prozent der Befragten entschieden sich im Jahr 2020 für das Velo, im Vergleich zu 5,7 Prozent im Jahr 2019. Dasselbe gilt auf europäischer Ebene mit 4 Prozent bzw. 3 Prozent. Auch der Anteil der Fussgänger am Verkehrsvolumen ist leicht gestiegen. 2019 waren 5,5 Prozent der Schweizer als Fussgänger unterwegs, 2020 deren 6,4 Prozent. In Europa stieg dieser Anteil von 6 Prozent im Jahr 2019 auf 7 Prozent im Jahr 2020.

(TN)