Tourismuswelt
Sunday Press Swiss kündigt Piloten-GAV und erntet Kritik aus Bern
Am Freitag kam es zum Knall zwischen der Swiss und der Piloten-Gewerkschaft Aeropers. Die Swiss kündigt den Gesamtarbeitsvertrag (GAV) per Ende März 2022. Nun schieben sich die beiden Parteien gegenseitig den Schwarzen Peter in die Schuhe.
Die Swiss wirft den Piloten vor, keine ausreichenden Zugständnisse während der Krisenjahre zu machen. Aeropers-Präsident Kilian Kraus wehrt sich dagegen: «Wir haben ein weitreichendes Angebot mit Einsparungen von bis zu 20 Lohnprozenten auf den Tisch gelegt und zahlreiche sozialverträgliche Möglichkeiten zur Bewirtschaftung des Überbestands aufgezeigt. Im «Sonntagsblick» sagt Aeropers-Vorstandsmitglied Thomas Steffen: «Dass die Geschäftsleitung der Swiss die angebotenen Einsparungen von 130 Millionen Franken für die nächsten zwei Jahre ausgeschlagen hat, ist für uns unverständlich.»
Bei Politikern in Bundesbern kommt der Knatsch der Swiss mit Aeropers nicht gut an, nachdem die Airline mit einer 1,5 Milliarden-Hilfe in der Luft gehalten worden ist. Für SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf stellt die Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags gemäss der «Sonntagszeitung» keinen verantwortungsvollen Umgang mit der Kreditgarantie dar. «So haben wir uns das nicht vorgestellt», sagt Graf. Und das UVEK, das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation «bedauert diesen Schritt» und teilt mit: «Die Sozialpartnerschaft ist eine wichtige Grundlage der Zusammenarbeit – gerade auch in schwierigen Zeiten.»
Dass die Kündigung des GAV Auswirkungen auf den Staatskredit hat, scheint unwahrscheinlich. «Die Swiss verletzt mit der ordentlichen Kündigung des Gesamtarbeitsvertrags keinerlei parlamentarische Auflagen zur Kreditvergabe», sagt Swiss-Sprecherin Karin Müller. Die Swiss habe sich in diesem Kontext verpflichtet, mit allen Sozialpartnern sozialverträgliche Lösungen zu suchen, sofern ein Personalabbau unvermeidlich wird. Zu diesem Versprechen stehe die Swiss nach wie vor zu 100%. Die ordentliche Kündigung eines Gesamtarbeitsvertrags stehe der Airline hingegen frei.
Überkapazitäten absehbar
Mit ein Grund, dass die Swiss an den Pilotenlöhnen schrauben will: die Low-Cost-Carrier planen nach der Pandemie mit deutlich mehr Flügen und noch tieferen Preisen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.
Nachdem Ryanair 2019 total 149 Millionen Passagiere befördert hat, will der irische Lowcoster in den kommenden Jahren dank tiefen Kosten das Passagiervolumen auf 200 Millionen pro Jahr steigern. Möglich mache dies auch der Zukauf von 210 Boeing-737-Max, dessen frühere Version zwei Unfälle mit 346 Toten verursacht hat. Offenbar lassen sich die Maschinen derzeit für einen Drittel des Listenpreises erwerben.
Weiteres Ungemach für Netzwerk-Carrier wie die Swiss droht aus Osteuropa, nachdem die ungarische Wizz Air in Grossbritannien und Abu Dhabi zwei neue Basen eröffnet. Airline-Chef Jozsef Varadi verspricht: «Wir kommen gestärkt aus der Krise und werden neue Märkte erobern.» Und Easyjet ortet eine hohe, künftige Nachfrage basierend auf einer Umfrage «65% der Befragten sagten uns, sie hätten eine Flugreise schon gebucht oder planten eine Buchung. Unter den Easy-Jet-Kunden liegt die Rate sogar bei 75%. Wir sehen, dass das Interesse an Flügen sofort zurückkehrt, wenn die Quarantäneregeln gelockert werden», sagt Easyjet-Europachef Thomas Haagensen.
Weiter schreibt die «NZZ am Sonntag», dass 2020 mehr als 1000 Maschinen von notleidenden Fluggesellschaften frühzeitig an Leasingfirmen zurückgegeben wurden. Im laufenden Jahr dürften weitere 1200 Maschinen dazukommen. Auch wenn die Airlines pleitegehen – die Flieger bleiben. Eine dauerhafte Reduktion der Kapazitäten finde nicht statt. Denn die Leasinggesellschaften suchten händeringend neue Betreiber für die wertvollen Assets. Die Leasingraten seien derzeit deulich im Sinkflug. Aviatikexperte Matthias Hanke sagt dazu: «Es ist nicht abwegig, dass der eine oder andere Low-Coster die Lage nutzt, seine Flotte mit billig geleasten Flugzeugen zu erweitern.» Eigentlich müsste im Moment jeder vernünftige Carrier als Reaktion auf die Krise die Preise erhöhen. Aber die Branche funktioniere anders. «Sobald der Markt anzieht, rechne ich mit starken Überkapazitäten und daraus resultierend mit einem starken Preiswettbewerb.»
Angeschlagener Skitourismus
In einem Schwerpunkt beleuchtet die «NZZ am Sonntag» die Zukunft des Skitourismus in der Schweiz. Und die sehe düster aus, lautet das Fazit. Anhand des Beispiels Elm werden die Probleme genannt: Es fehlt Geld, es fehlt Schnee, was wiederum heisst, dass auch die Skifahrer ausbleiben. Egal welche Statistik über den Wintertourismus man lese, die Kurven zeigen längerfristig alle in dieselbe Richtung: talwärts.
Im Vergleich zu 1970 beginnt die Wintersaison 12 Tage später und hört 25 Tage früher auf. Die Hotelbuchungen? Innert 12 Jahren gingen die Übernachtungen im Bergwinter von 7,5 Millionen um fast eine Million zurück – das war noch vor Corona. Und auch die Tagesbesuche in den Skigebieten sanken innert 20 Jahren von knapp 30 auf unter 23 Millionen. Das Einzige, was in den letzten Jahren im Winter verlässlich nach oben ging, waren die Temperaturen.
Drei Megatrends haben der Skidestination Schweiz zugesetzt. 1. Der Klimawandel: Die winterliche Nullgradgrenze ist seit 1961 um bis zu 400 Meter auf rund 850 Meter gestiegen. 2. Die Demografie: Skiferien leisten sich immer weniger Familien. 3. Der starke Franken: Die hohen Preise schrecken nicht nur die Ausländer ab, sondern auch Schweizer.
«Über die nächsten 20 bis 30 Jahre stirbt der klassische Wintersport in den Schweizer Bergen einen langsamen Tod», prognostizierte der Think-Thank Avenir Suisse vor zwei Jahren. Die Corona-Pandemie sei für dieses Szenario wie eine Zeitmaschine, schreibt die «NZZ am Sonntag» heute. Diesen Winter lasse sich beobachten, wie es in Zukunft aussehen könnte, wenn sich die Skigebiete leeren: Die Hoteliers rechnen in den beiden grossen Wintersportkantonen Wallis und Graubünden mit bis zu 40 Prozent weniger Übernachtungen.
Das Sterben hat allerdings längst begonnen. Jedes Jahr gehen in der Schweiz Skigebiete Konkurs. Der Hauptgrund: Die Gemeinden sind nicht mehr bereit, jährliche Defizite von Hunderttausenden von Franken zu decken. Die Sportbahnen im Kiental (BE) haben diesen Sommer Pleite gemacht, im freiburgischen Charmey war vor einem Jahr Schluss.
Ohne Hoffnung stünden die Wintersportorte aber nicht da. Auf den Winter allein kann man sich aber schon lange nicht mehr verlassen und auf das Skifahren schon gar nicht. Bei möglichen Lösungen ist die Rede von Events, Kongressen, Hochzeiten – Diversifikation, Innovation, Transformation.
Auswandern weiterhin beliebt
Die «Sonntagszeitung» ging der Frage nach, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Auswanderungsbereitschaft der Schweizerinnen und Schweiz hat. Die Lust auszuwandern ist gemäss der Organisation Soliswiss, die beim Auswandern und bei der Rückkehr helfend zur Seite steht, ungebrochen.
Die Auswanderungswilligen erkundigten sich im Januar nach Deutschland, Spanien, den USA, nach Paraguay, Tansania, Portugal, Grossbritannien, Frankreich und vielen anderen Ländern mehr. Das Interesse nach einem Alterssitz im Ausland sei ungebrochen. Auffallend sei, dass derzeit viele ihren Ruhestand in einem europäischen Land, in Spanien, Italien, Frankreich oder Portugal, vorbereiten. Dass man in unsicheren Zeiten nicht allzu weit von den Angehörigen entfernt sein will, ist eine naheliegende Erklärung. Thailand oder die Philippinen, normalerweise beliebte Rentnerparadiese, rückten derzeit in den Hintergrund – auch, weil zeitweise keine Visa ausgestellt wurden.
Orte, von denen wir träumen
Schlitteln am Lauberhorn, mit dem Hund in den Schnee der Flumserberge, Zugfahren in den Voralpen: die Reise in der «Sonntagszeitung» endet an der Schweizer Grenze.
Das Fernweh schürt das «NZZ am Sonntag Magazin» mit einem Reisen-Spezial. Klar, im Moment sei es schwierig, aber irgendwann reisen wir wieder – an Orte, von denen wir jetzt träumen, lautet dabei die Devise. Zu finden sind schöne Lesestücke und tolle Bildstrecken zu Goa, Jerusalem und Lappland.
Über den hohen Norden schreibt auch die «Schweiz am Wochenende»: Wir überleben die Finnen die Finsternis? Zu erfahren ist, wie sich Turku selbst erleuchtet. Lichtdesigner sind am Werk. Häuserfassaden, Strassen, Parks, Brücken und das Schloss aus dem 13. Jahrhundert strahlen schon am Nachmittag im Kunstlicht.