Tourismuswelt

Der chinesische Mischkonzern HNA ist am Ende. Für viele Firmen aus dem Luftfahrt- und Tourismussektor beginnt eine bange Zeit bei der Suche nach neuen Investoren. Bild: HNA Group

Grosse Fragezeichen in der Reisewelt nach dem Konkurs von HNA

Der chinesische Mischkonzern ist Pleite. Viele Unternehmensteile wurden schon zuvor abgestossen, doch etliche touristisch relevante Firmen sind aktuell noch im Porttfolio. Das könnte zu gewichtigen Verschiebungen im Markt führen.

Am 29. Januar 2021 meldete die HNA Group Insolvenz an. Drei weitere börsennotierte Firmen unter dem HNA-Dach haben selbst Insolvenzantrag gestellt.

Der chinesische Mischkonzern betrieb jahrelang eine aggressive Expansionsstrategie und kaufte gerade in der Reisewelt fleissig Hotelketten (z.B. Carlson Hotels oder Hilton Hotels), Airlines (z.B. Hainan Airlines) und Bodenabfertigungsunternehmen (z.B. Swissport oder auch die Gategroup) zusammen. Zeitweilig gehörten bis zu 2300 Firmen aus unterschiedlichsten Branchen zum Konzern. Doch bald wurde klar, dass die HNA Group ihre aggressive Expansion überzog, welche mit Krediten finanziert war. Ihr ging die Liquidität aus, Zinsen konnten nicht mehr bedient werden und der Schuldenberg schwoll zwischenzeitlich bis auf fast 100 Milliarden US-Dollar ang. Es folgte ab 2018 das Abstossen vieler Unternehmensteile, etwa der NH Hotels, im letzten Jahr dann auch von Gategroup und von Swissport. Konzern-eigene Airlines wie Hong Kong Airlines oder Aigle Azur mussten Insolvenz anmelden.

All diese Unternehmen waren freudig auf die chinesischen Avancen eingegangen, freuten sich auf das grosse Geld aus der aufstrebenden Wirtschaftsmacht im Osten, merkten aber spätestens ab 2018, dass nicht mehr viel eingeschossen wurde. Schon bald wurde restrukturiert, HNA wollte sich auf Luftfahrt und Tourismus konzentrieren, doch die Corona-Krise hat nun dem Riesenkonzern den Rest gegeben. Was befindet sich überhaupt noch im Portfolio? Da wäre eben Hainan Airlines, eine Top-Fluggesellschaft und der Kern der HNA Group (welche aus dieser Airline ursprünglich hervorging), welche zwischenzeitlich auch die Schweiz anflog. Diese litt in der Corona-Krise stärker als die staatliche Konkurrenz und machte Milliardenverluste. Es sind zudem noch mehrere weitere kleinere, vorwiegend chinesische Airlines im Portfolio: Beijing Capital Airlines, Tianjin Airlines, Hong Kong Airlines, Suparna Airlines, Air Changan, Grand China Air, Fuzhou Airlines, GX Airlines, Lucky Air, Urumqi Air und West Air. Das Problem: Rund 40 Leasingfirmen haben diesen Airlines Flugzeuge ausgeliehen. Es ist jedenfalls anzunehmen, dass es im chinesischen Flugmarkt zu einer Konzentration kommen wird. Gläubiger und andere Investoren werden zugreifen.

Die HNA ist aber auch Eigentümerin des Flughafens Hahn, unweit von Frankfurt, der sich einst vor allem als Low-Cost-Flughafen einen Namen machte. Dieser hat klargestellt, dass der Betrieb bis auf Weiteres sichergestellt sei. Und nicht zu vergessen: Die HNA Group ist auch Mehrheits-Eigentümerin des Wartungsunternehmens SR Technics. Auf der Website von SR Technics findet sich kein Hinweis zum Konkurs des Mutterkonzerns. Das traditionsreiche Unternehmen wird wohl für einen vernünftigen Preis in neue Händ übergehen? Aber wessen? Die Gruppe will sich primär auf private Investoren konzentrieren. Man darf gespannt sein, wer sich die Filetstücke sichern wird.

(JCR)