Tourismuswelt

Sunday Press Die PCR-Testpflicht verteuert Ferien für Familien massiv

Teils müssen Tests für über 150 Franken pro Person sowohl für die Aus- als auch für die Heimreise bezahlt werden. Das sprengt viele Ferienbudgets. – Das Feilschen um Grenzschliessungen innerhalb Europas. – Tourismus-Misere hier, Theorien zur Rückkehr des Overtourism dort.

Die PCR-Testpflicht reisst Löcher in die Reisebudgets

Ab dem 8. Februar gilt sie, die neue PCR-Testpflicht bei Einreise in die Schweiz. Bei denen, die aus Risikoländern kommen, gilt sie in jedem Fall, aber auch bei Einreisen aus Nicht-Risikoländern, sofern diese mit dem Flugzeug erfolgen. Gerade Letzteres ist für die Tourismusbranche starker Tobak und sorgt für Kopfschütteln, zumal aktuell gerade Fernreisen in entfernte Länder mit offenen Grenzen und tiefen Inzidenzzahlen - Malediven, Dominikanische Republik, Costa Rica und weitere - immer noch etwas Geschäft bringen. Denn die neue Regelung verteuert Ferien - insbesondere für Familien - massiv.

Das ist auch in der «SonntagsZeitung» ein Thema. PCR-Tests können Familienferien nämlich schnell mal um 1000 Franken verteuern, wird festgehalten; bezahlen müssen die Reisenden die Tests nämlich selbst. Die grossen Reiseveranstalter TUI Suisse, Hotelplan Suisse und Kuoni (DER Touristik Suisse) verkaufen ihren Kunden in der Schweiz einen Selbsttest, dessen Resultat in den Ferienländern akzeptiert wird, ab 165 Franken pro Person. Bei der Rückreise ist nun also auch ein Test fällig, welcher vor Ort innert 48-72 Stunden vor Abflug durchzuführen ist. Dabei verlangen gewisse Resorts auf den Malediven bis zu 250 Franken pro Test. In Ägypten dagegen kostet der Test selbst rund 30 Franken, mitsamt Gebühren von 20-50 Franken für den Transport (von den Hotels erhoben) kommt man auf bis zu 80 Franken. Rabatte auf die Tests gewähren die angefragten Reiseveranstalter keine.

Für eine vierköpfige Familie, die sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg PCR-Tests vorlegen muss, möglicherweise eine zu hohe finanzielle Hürde, und dazu ein administratives Ärgernis. Wer bereits gebucht hat, kann wegen der neuen Testpflicht allerdings nicht bzw. nicht kostenlos von der Reise zurücktreten; auf die Neubuchungen dürfte die Regel deshalb klare Auswirkungen haben. So wie es die Behörden offenbar beabsichtigen...

Die Grenzsituation zu den Nachbarländern bereitet Sorgen

Frankreich hat kürzlich ein Einreiseverbot erlassen. Immerhin: Die Schweiz ist vom Ein- und Ausreiseverbot der Franzosen in Länder ausserhalb der EU nicht betroffen; für Grenzgänger ist auch kein PCR-Test bei Einreise in die Schweiz nötig. Allerdings stehen die konkreten Dekrete hierzu noch aus.

Grosse Sorgen bereitet aber auch das neue Grenzregime Deutschlands. Dort gelten Einreiseverbote für Personen aus Grossbritannien, Brasilien, Südafrika, Irland und Portugal - also aus Ländern, in denen sich Virusmutationen stark verbreitet. Deshalb wird spekuliert, ob auch die Schweiz auf dieser Liste (und auf anderen solchen Listen weiterer Länder) landen könnte. Lukas Engelberger, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektoren und Basler CVP-Regierungsrat, macht diese Situation Sorgen. Gemäss «SonntagsZeitung» appelliert dieser an den Bund, dass unbedingt verhindert werden soll, dass die Schweiz auf eine Risikoliste der Deutschen komme. Dass die Schweiz allerdings bislang deutlich mehr Ansteckungen mit mutierten Coronaviren als Deutschland verzeichnet hat, liege daran, dass die Deutschen viel weniger stark nach den neuen Varianten gesucht respektive weniger Tests durchgeführt hätten. Da die Situation wohl vergleichbar ist, folgert Engelberger, dass die Nachbarstaaten das Grenzregime nicht verschärfen sollten» - weil sonst sehr viele Firmen in den Schweizer Grenzregionen in Schwierigkeiten geraten.

In einem separaten Kommentar in der «NZZ am Sonntag» schreibt Autorin Anja Burri hierzu folgende bemerkenswerte Worte: «Rigide Grenzkontrollen oder sogar Schliessungen, wie sie in der Schweizer Politik beinahe rituell immer wieder einmal gefordert werden, sind angesichts der Realität blosse Scheindebatten.»

Die (Tourismus-) Misere in New York

Seit bald einem Jahr sind die Grenzen der USA für Touristen geschlossen. Wegen der grassierenden Pandemie in den USA selber machen sich auch inländische Touristen rar. Somit ist es im «Big Apple», sonst eine 24/7 aktive Weltmetropole, erstaunlich ruhig. Die «SonntagsZeitung» berichtet über die Lage vor Ort.

Der Broadway wirke wie ausgestorben. Theater und Musicals sind abgesagt, kein Kino zeigt einen Film. Die Clubs sind geschlossen. Über 300 Restaurants seien bereits eingegangen. Immerhin: Ab dem 14. Februar dürfen Restaurants wieder auftischen - mit einer Belegung von maximal 25 Prozent, weshalb eine neue Schliessungswelle befürchtet wird, sobald der temporäre Kündigungsschutz endet. Die Zahl der Corona-Toten sei deutlich höher, als es die Behörden lange eingestanden. Dazu kam ein Exodus: New Yorks Reiche zogen aufs Land – und blieben gleich dort. Eigentümer kleiner Gebäude können derweil ihre Hypotheken nicht mehr zahlen; Verluste oder Zwangsveräusserungen sind die Folge. Viele Weggezogene hält die wachsende Kriminalität von der Rückkehr ab. Schiessereien nahmen im Vorjahresvergleich um 97 Prozent auf 1412 zu.

Die Langzeitfolgen? Wegzug, die Möglichkeit zu Home Office und die bleibende Angst vor Ansteckung und Kriminalität könnten New York die Grundlage seines Rangs als wichtigste Wirtschaftsmetropole der USA kosten. Bis vor Kurzem unvorstellbar.

Ju-Air kommt schlecht weg

Über den Abschlussbericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) zum Absturz der JU-52 von Ju-Air im August 2018 hat auch Travelnews berichtet - mit dem Fazit, dass die Piloten versagt haben. Die «SonntagsZeitung» enthüllt nun Brisantes: Der Ju-Air war das Risiko der teils hochriskanten Flugweise ihrer Piloten bekannt. Die Dübendorfer Fluggesellschaft bezahlte regelmässig Bussen, welche ihre Piloten kassierten, weil sie zu tief unterwegs waren. Im Bericht seien auf zwanzig Seiten 150 sicherheitsrelevante Ereignisse im Flugbetrieb der Ju-Air aufgeführt, ergänzt durch Meldungen aus der Bevölkerung.

Die Leitung der Airline gibt sich darob erstaunt: «Die Aussage, dass eine bestimmte Gruppe von Piloten die Sicherheitsbestimmungen offenbar immer wieder missachtet hat, war so eine Überraschung», wird Ju-Air-Sprecher Christian Gartmann zitiert.

Ob die Ju-Air je wieder Flüge mit der Tante Ju anbieten kann, ist fraglich. Laut Bundesamt für Zivilluftfahrt werde mit Flugzeugen in der Kategorie «historisch» kein kommerzieller Flugbetrieb mehr möglich sein. Das Flugunternehmen Ju-Air unter Mitgründer und CEO Kurt Waldmeier lässt sich indes nicht beirren. «Flüge mit der Tante Ju sind nach heutigem Wissensstand frühestens ab Frühjahr 2021 wieder möglich», steht auf der Website.

Burkaverbot und Tourismus

Der Abstimmungskampf um die Verhüllungsinitiative (abgestimmt wird am 7. März), von der SVP auf den Begriff «Burkaverbot» reduziert und plakativ beworben, erhitzt die Gemüter - auch im Tourismus. Der Schweizer Tourismus-Verband (STV) schreibt etwa, ein Burkaverbot hätte «negative Folgen für den Ferientourismus und den Kongress- und Businesssektor», weshalb die Initiative abzulehnen sei. Die «SonntagsZeitung», sonst nicht auf der SVP-Linie, hinterfragt nun diese Feststellung. Bisherige Erfahrungen in Österreich und im Tessin, wo Burkas schon länger verboten sind, hätten bislang kaum Auswirkungen auf die Zahl der arabischen Gäste gehabt. Diese Erfahrung hätten auch andere Länder und Regionen gemacht, die ein Verhüllungsverbot einführten.

In der Deutschschweiz sind vor allem die Regionen Interlaken und Luzern bei arabischen Touristen beliebt, dort sah man vor der Corona-Krise auch immer wieder vollverschleierte Frauen auf den Strassen. In der Romandie sind Genf und Montreux die Hotspots. Das Tessin, das bereits 2016 ein Verhüllungsverbot einführte (aber relativ wenig arabische Gäste verzeichnet), verzeichnete seitdem auch keinen signifikanten Rückgang. Gemäss Tessiner Polizei sei es mehrmals vorgekommen, dass eine verhüllte Frau den Schleier sofort und ohne Diskussion auszog, als man sie auf das Verbot aufmerksam machte.

Aus touristischer Sicht müsste also keine Angst herrschen, so das Fazit. Der STV argumentiert aber: «Es geht uns vor allem um das Prinzip, dass in der Schweiz alle Gäste willkommen sind.»

Städtekopien als Lösung des Overtourismus-Problems?

Corona hat Städte zu Einöden gemacht, welche noch 2019 von Touristen komplett überrannt waren, so dass «Overtourism» damals, vor Corona, die grösste Sorge des Tourismus war. Inzwischen wird debattiert, wie gross die bleibenden Auswirkungen der Pandemie im Tourismus sein werden. Der Zürcher Ökonom Bruno S. Frey ist seinerseits davon überzeugt, dass der Massentourismus schneller wiederkommt, als uns lieb ist, wie die «SonntagsZeitung», bezugnehmend auf den Reiseblog «Der Internaut», berichtet.

Freys neues Buch heisst «Venedig ist überall – vom Übertourismus zum neuen Original». Seine These ist darin abenteuerlich: Wie der Titel vermuten lässt, könne man Städte wie Venedig einfach originalgetreu nachbauen und so die Touristenströme auf mehr als ein Venedig verteilen. Möglich sei das dank einer «Public Private Partnership» – denn so eine ganze Stadt mit ihren Wahrzeichen nachzubauen, könnte durchaus rechtlich schwierig werden, wenn der Staat nicht beteiligt ist. Trotzdem werden Touristen dem Original treubleiben – solange es dieses noch gibt. Mal schauen.

Vermischtes

Die «SonntagsZeitung» lädt im Oktober zu Leserreisen nach Marokko ein. Ausserdem fallen mehrere ganzseitige Inserate von Schweizer Skigebieten auf. Im Reiseteil dominieren auch eher Schweizer Ziele: Es geht um das exklusive Lampart's Guesthouse and Country Club im Val Lumnezia, über Biwaking im Schnee sowie über Ausflüge an den Ägerisee. Den einzigen Kontrapunkt zur Schweizer Ausflugsziel-Flut bildet ein Edelweiss-Inserat für Reisen nach Costa Rica.

Im «SonntagsBlick» ist dieses Wochenende wenig spezifisch «Touristik-Relevantes» zu lesen, aber viel über die Bereitschaft der Schweizer zum Impfen sowie über neue, teils in der Schweiz entwickelte Impfstoffe - was indirekt und mittelfristig ja auch Einfluss auf die touristische Nachfrage haben wird. Ein weiteres beleuchtetes Tourismus-Randthema ist die Verlegung des Home Office an Ferienorte - in einer Reportage berichten mehrere Personen über ihren Büroaufenthalt in den Schweizer Bergen. Vor allem das Engadin sei ein Hotspot der Digitalen Nomaden. Ach ja, beim «SoBli» sind ebenfalls mehrere ganzseitige Anzeigen von alpinen Schweizer Ferienorten zu finden.

Auch in der «NZZ am Sonntag» dominiert das Thema Impfung - vorab der Verzug der Schweiz bei den Impfplänen, welcher die Wirtschaft Millionen kosten könnte. Auch ein Interview mit Bundesrat Alain Berset gibt es, worin aber nicht spezifisch auf Reisethemen eingegangen wird. Ein Artikel aus der Beilage «NZZ Magazin» sorgt für unterhaltsame Lektüre: So gibt es in der Schweiz Hotels, welche günstig Zimmer an «Lockdown-Gestresste» vermieten, für die Flucht vor dem Zuhause (vor der eigenen Familie?) bzw. für den kleinen Tapetenwechsel. Autor Sacha Batthyany schreibt von seiner Erfahrung im Zürcher Hotel Greulich. Dazu gibt es auch noch einen ganzseitigen Bericht zum Walliser Skigebiet Portes-du-Soleil. Anzeigenseitig fällt hier eigentlich nur eine ganzseitige Anzeige von Reisebüro Mittelthurgau auf - immerhin wird hier etwas Ferienlust für ausländische Ziele geweckt.

(JCR)