Tourismuswelt

Reduzierte Arbeitsstunden, grosser Output: so hat Cornel Küng sein erstes Jahr bei Travelnews erlebt. Bild: Adobe Stock

Mein 2020 High Noon – ein Blick hinter die Kulissen

Cornel Küng

Pünktlich zum Start des Coronajahres begab ich mich in berufliches Neuland: als Teilzeitangestellter von Travelnews, in Ergänzung zu meiner bereits im Vorjahr lancierten freiberuflichen beratenden Tätigkeit – und war gleich mal erstaunt über die morgendliche Action an der Hohlstrasse 216.

Das Travelnews-Team wie auch die Branche waren mir bestens vertraut. Ein Newsportal mit einem Geschäftsmodell, das sich ausschliesslich aus Werbung finanziert, war jedoch Neuland für mich. Ebenso das kleine Gefäss mit weniger als zehn Mitarbeitenden, nach über 20 Jahren Konzerntätigkeit, wo Regelwerke und Prozessvorgaben eine Bibliothek füllten.

Da ist Travelnews richtig schlank unterwegs, die schnelle und informelle Kommunikation überlagern stetig das Grundrauschen der Tastaturen. Stetig? Nun, genau da durfte ich meine erste Lernerfahrung machen.

Denn Zeitfenster während des Arbeitstages – vor/nach Corona – haben bei Travelnews ganz unterschiedliche Qualitäten. Am Nachmittag formieren sich spontane Gruppierungen zu Themen über Reisen, Gott und Fussball (oder eben die Welt, «fast-Synonym»). Der Kaffee hat eine lange Genuss-Durchlaufzeit, und das Tempo mäandert zwischen Andante und Allegretto.

Der Vormittag hat allerdings ein ganz anderes Gesicht. Schon die ersten Takte legen morgens ein flottes Allegro vor, die Tastaturmelodien der Schreibenden sind noch klar unterscheidbar. Telefonische Interviews als Solo oder im Duett schwingen oben aus. Kurzkommentare und Fragen fliegen durch den Raum.

Die Zeit verdichtet sich, und wenn der Stundenzeiger dann die Elf überschreitet, läutet ein unhörbarer Gongschlag das nirgends verschriebene, jedoch unbestritten wichtigste Tabu überhaupt ein, nämlich als nicht-Schreibender eines der Redaktionsmitglieder aus dem Live-Konzert zu reissen, mit welch’ Anliegen auch immer. Währenddessen werden aus der Redaktionsecke die Einwürfe lauter und kürzer, einem Stakkato gleich. Die Geräuschharmonie steigert sich zur Kakophonie. Elf Uhr vierundvierzig – plötzliches Einhalten der Tastaturen, eine Fermate über der Pause. High Noon ist bei Travelnews eine Viertelstunde früher. Die Entspannung ist körperlich spürbar, denn auf Knopfdruck ist einmal mehr der tägliche Newsletter unterwegs zu Dir.

Reise in einer Ausnahmezeit

Seit März und dem Eintritt der Kurzarbeit bei Travelnews pausiert dieses Konzert. Die Musikerinnen und Musiker schreiben meist in ihren privaten Studios zuhause, mit einer Ausnahme. Mir fehlen sie schon, diese unterschiedlichen Stimmungsbilder, wie auch der informelle spontane Austausch.

Aus dem ursprünglich auf wenige Monate angedachten Engagement ist nun bereits ein volles Jahr geworden. So wage ich rückblickend zu sagen, nebst meiner wunderschönen Apulien-Reise im Sommer war und ist meine berufliche Tätigkeit auch eine Reise mit offenem Ausgang in ein neues Land, jenes der Medien, in einer Ausnahmezeit. Ich fühle mich wohl bei Euch, und zolle auf diesem Weg allen Travelnews Mitarbeitenden grossen Respekt für das mit massiv reduzierten Arbeitsstunden Geleistete. Hut ab!

An dieser Stelle, last but not least, bedanke ich mich auch bei allen Werbetreibenden, die Travelnews in einer Zeit unterstützt haben, wo Reisen nur auf kleinster Sparflamme stattfinden konnten. Ich freue mich auf ein touristisch wiederbelebtes 2021.