Tourismuswelt

Travelnews-Mitarbeiterin Nadia Imbaumgarten lernte die Reisebranche im Krisenmodus kennen. Bild: Adobe Stock

Mein 2020 So lernte ich die Reisebranche kennen

Nadia Imbaumgarten

In diesem ausserordentlichen Jahr in die Reisebranche einzusteigen, ist sicherlich nicht einfach. Praktikantin Nadia Imbaumgarten erzählt von ihren ersten Erfahrungen in einer Branche, die gerade Kopf steht.

Das verrückte Jahr 2020 hat für mich sehr abenteuerlich angefangen. Als meine Kollegin und ich an einem Busbahnhof mit rund 15 jungen Burmesen den Jahreswechsel gefeiert haben, hatten wir noch keine Ahnung, was im neuen Jahr alles auf uns zukommen wird – zum Glück auch nicht. Denn in diesem Augenblick waren wir einfach wieder einmal froh, dass es beim Reisen eben nicht immer so klappt, wie man es plant. Denn wir standen ja eigentlich nicht mit Absicht über Nacht an diesem Busbahnhof, unser Bus ist halt eben nicht gekommen. Ich liebe solche unvorhergesehenen Momente.

Neben dem, dass wir viele weitere solche Augenblicke auf unserer knapp einmonatigen Reise durch Myanmar erleben durften, haben wir auch unsere Zeugnisse fürs erste Semester erhalten – BESTANDEN! Zum Glück, denn ich habe mir im ersten Semester an der Höheren Fachschule für Tourismus IST auch wirklich alle Mühe gegeben.

In diesem ersten Jahr im Tourismus-Studium hatte ich viel Freude, die Theorie zu lernen und mir viel Wissen dieser Branche anzueignen. Dann, anfangs Juli wagte ich auch tatsächlich den ersten Schritt in die Praxis und habe das Praktikum als Reporterin/Redaktorin bei Travelnews angefangen. Ja, man kann wohl sagen, ich habe die Reisebranche mitten im Fiasko der Corona-Pandemie kennengelernt. Reisebann, Existenzängste, Ärgernisse über Politik, Unklarheit und Hilfe vom Staat sind so Wörter und Themen, mit welchen ich den Start in den Tourismus gemacht habe.

Ich war etwas verwirrt, denn von «alle sind sehr cool drauf und sehr offen und gesprächig» war nicht viel zu spüren. Eher empfand ich, dass die Leute nicht sehr gesprächig waren und die Laune so mittelmässig war. Ist ja auch verständlich, wenn solch negative Schlagzeilen dominieren, dann ist der Unmut gross. Doch ich habe mir, als ich das Studium angefangen habe, diese vermeintlich lässige Branche schon etwas anders vorgestellt. Etwa so viel anders, wie sich alle zusammen das Jahr 2020 anders vorgestellt haben.

Hoffnung und Mut war zu spüren

Im August und September merkte ich dann eine gewisse Erleichterung. Es schien mir, als hätten viele nach diesen vielen Monaten vom «Nichtreisen» wieder richtig Mut gefasst, neue Ideen auf den Markt zu bringen und mit aller Kraft ihre geliebte Branche zu retten. Das hat mich oft sehr beeindruckt, wie einige Leute, die in der Reisebranche arbeiten, mit tollen Ideen, nebst dem Reisen verkaufen, bei uns anklopften und diese vorstellten. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass einige nicht einfach so aufgeben und darauf warten wollen, bis es dann mal besser wird. Oder bis dann die Hilfe des Staates eintreffen wird.

Die Reisebranche, so wurde mir immer gesagt, ist wohl keine Branche, um an Spitzensaläre zu gelangen. Doch es ist eine Branche, bei der man mit Herz und Seele dabei ist – und sich die meisten Branchenleute untereinander gut kennen. So habe ich das jedenfalls in diesen sechs Monaten bei Travelnews empfunden. Das finde ich sehr schön und ist für das gegenseitige Einstehen und Helfen sicherlich sehr wichtig.

Als Teil meines Studiums absolviere ich nun ein einjähriges Praktikum, so bleiben mir also noch weitere sechs Monate im kommenden Jahr. Ich freue mich darauf, denn sie werden bestimmt spannend. Selbstverständlich wünsche ich mir nichts mehr, als dass wir die Corona-Pandemie in den Griff bekommen und wir die weite Welt wiederentdecken dürfen. Denn gerade jetzt, drei Wochen nachdem ich von einer Recherchereise in der Dominikanischen Republik wieder zu Hause bin, merke ich, wie enorm ich das Reisen vermisse. Planen, packen, abfliegen, entdecken, lernen und staunen – bis hin zu Erinnerungen schaffen, Freundschaften schliessen und beruhigt wieder heimfliegen.


Bisher erschienen in der Serie «Mein 2020»: