Tourismuswelt

Vanessa Bay schreibt über Waldwege statt Sitzungszimmer und vermutet, weltweit als einzige ohne Netflix die Krise zu bewältigen. Bild: Adobe Stock

Mein 2020 Zwanzig kleine Freuden

Vanessa Bay

Nicht alles war übel in diesem Jahr. Die Krise bot durchaus auch Chancen und Gelegenheiten für so manche kleine (und grössere!) Freude. Hier – gänzlich unsortiert – zwanzig rein persönliche Beispiele.

Elba zu Corona-Zeiten – für mich schöner denn je. Auf Grund der Platzverhältnisse war es schon fast paradiesisch. Eigentlich war heuer alles exklusiver als je zuvor.

Da ich während des Lockdowns im Haus meiner Mutter in Bern wohnte, war ich näher am schönsten Fluss der Welt. Und so wurde, was normalerweise ein freundschaftlich-halbgeschäftlicher Apéro geworden wäre, dank der Einschränkungen mehrmals zu einem kurzen Aare-Schwumm «plus». Sehr erfrischend! Ging sogar im November noch.

Dass mich meine Mutter so lange am Stück ausgehalten hat, spricht für ihre Grosszügigkeit und Gelassenheit. In einer solch angenehmen Umgebung arbeiten zu können, war nicht selbstverständlich. Dafür danke ich ihr herzlich.

Und wenn wir schon in der Region Bern sind: Nun habe ich die Schönheit der ländlichen Abgeschiedenheit für mich entdeckt. Ich lernte zu schätzen, was ich früher nie wirklich beachtet hatte (aber lieber spät als nie). Auch die Emme ist übrigens sehr schön ...

Ein absolutes Highlight war das «Rendez-vous Bundesplatz». Wegen der Situation war das Thema wohl doppelt so berührend. Und trotz aller Widrigkeiten und des erzwungenen Abbruchs nach einer Woche freue ich mich jetzt schon auf «Planet Hope 2.0» in voller Länge.

«Dank» Corona haben sich in unserem Business bei PrimCom neue Chancen ergeben in der Romandie. Das hatte mehrere Gründe, jedenfalls haben wir den Mut gehabt, Richtung Westen zu expandieren. Und bis jetzt ist die Entwicklung sehr erfreulich.

In diesem Jahr habe ich ungewohnte Begegnungen gehabt, zum Beispiel habe ich in Bern einen Werber kennengelernt, der wegen Corona das coole Projekt «2 m Abstand» lanciert hat. Aus einem gemeinsamen Mittagessen ist dann das Projekt «Brainstorming for free» entstanden.

Geschäftlich ergaben sich neue Schweiz-Projekte aus der erzwungenen Rückbesinnung auf den Tourismus im eigenen Land.

Dasselbe führte mich auch privat zu mehr Camping in der Schweiz, zum Beispiel nahe Yverdon bei einem Bauern oder auf dem Bühlberg an der Lenk oder an der Aare im Eichholz. Es gibt enorm viele wunderschöne Plätze in unserem Land. Sogar vor der eigenen Haustüre.

Und was das Geschäftliche bei PrimCom angeht: Ich darf mit dem besten Team der Welt zusammenarbeiten. Wir haben uns seit März kaum gesehen, aber jede und jeder macht mit, alle unterstützen sich gegenseitig, sind initiativ und denken für das Ganze. Ich bin sehr dankbar – und es ist für mich eine grosse Freude!

Meine Vorfreude auf die nächste Reise

Auch Ferien wird es wieder geben. Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude. Meine Vorfreude auf die nächsten Ferien wieder im Ausland ist schon jetzt gross. Wer weiss, vielleicht klappt es ja doch im Mai nach Frankreich mit dem VW-Bus – zumindest irgendwann ist es garantiert wieder so weit.

Apropos VW-Bus: Neu ist auch das Vergnügen, eine Zoom-Konferenz noch locker aus dem «Böss» heraus zu machen – geparkt an der Aare, so dass gleich nach getaner Arbeit die Abkühlung lockte.

Und apropos Zoom: Kundenübergreifende Pressekonferenzen im virtuellen Rahmen waren eine gänzlich neue Herausforderung, und inzwischen gibt uns dies auch neue Optionen.

Natürlich bleiben viele Sorgen, aber wenn ein Unternehmen wie Travelnews, das es noch einmal viel schwieriger hat als PrimCom, vom Redaktionsteam, vom Sales­team und von der Geschäftsführung derart super engagiert getragen und durch die Krise navigiert wird, dann ist das viel mehr als eine kleine Freude.

Auch viel Unterstützung von aussen durfte und darf ich stets aufs Neue erfahren. Was hätte ich bloss ohne meinen Treuhänder gemacht? Dank ihm und anderen Unterstützern habe ich viele Probleme nicht nur gelöst bekommen, sondern sehr oft gar nicht erst gekriegt. Das hat mir manche schlaflose Nacht erspart.

Erfreulich auch, dass nicht mehr jedes Meeting in einem Sitzungszimmer oder vor dem Zoom-Bildschirm oder via Telefon stattfinden muss: Man kann auch in Zürich in kürzester Zeit auf schönsten Waldwegen spazieren und dabei in Ruhe etwas besprechen und zu zweit vorbereiten.

Für jemanden, der wie ich normalerweise sehr (um nicht zu sagen zu) hochgetaktet unterwegs ist, hat das Corona-Jahr mitunter auch Phasen wohltuender Entschleunigung mit sich gebracht. Für die Zukunft strebe ich die goldene Mitte an.

Stichwort Zukunft: In diesem Jahr ist meine Zuversicht gewachsen, dass es nicht einfach immer weiter in Richtung Massentourismus gehen wird und vielleicht wieder mehr Vernunft einkehrt. Ich bin optimistisch, dass ich vorletztes Jahr die einzige und letzte Tourismusdepression durchgemacht habe.

Ach ja: Die virusbedingte Zwangsisolation zuhause in Zürich hat mir – einer äusserst liebenswerten Freundin sei Dank – einen so üppigen und vor allem gesunden Kühlschrankinhalt beschert wie nie zuvor. Sowieso: die vielen guten Gedanken und lieben Worte aus meinem Umfeld waren ein Aufsteller.

Last but not least: Irgendwie erfreulich ist ja eigentlich auch, dass ich das Corona-Jahr als vermutlich weltweit einzige sogar ohne Netflix überstanden habe. Sogar in Quarantäne.


Bisher erschienen in der Serie «Mein 2020»: