Tourismuswelt

Fondue Chinoise mit Rentierfleisch? Arctika macht es möglich. Bild: Saad Chaudhry

Von Lappland direkt auf Schweizer Tische

Max Hensler, aktuell noch Lodge-Betreiber in Schweden, hat die Website Arctika lanciert. Darauf können Schweizer samische Produkte aus dem Hohen Norden erstehen.

Travelnews hat schon mehrfach die innovativen Geschäftsideen von Reisebüros portraitiert, mit welchen sich diese aktiv durch die Corona-Krise arbeiten - erstmals am 12. Oktober, dann nochmals am 15. Oktober, und nochmals am 25. November. Und nun hätten wir da noch ein Beispiel, diesmal allerdings von einem Schweizer Hotelier...

Konkret geht es um Mäx und Yasmine Hensler aus Einsiedeln, über welche Travelnews schon berichtet hat. Sie betreiben seit 2017 die Norrsken Lodge in der Abgeschiedenheit Schwedisch-Lapplands. In den vergangenen vier Jahren durften sie dort zahlreiche Schweizer empfangen, zumal sie am Schweizer Fernsehen in der Auswanderersendung «Uf und devo» noch «Marketing-Schützenhilfe» erhielten. Doch dann kam die Corona-Krise. 75% Umsatzrückgang und Fixkosten, welche kaum zu bezahlen sind - weil die Buchungen ausblieben, obwohl Schweden eigentlich durchgehend bereisbar war. «Wir sind teilweise verzweifelt und weinend dagesessen, und haben die Welt nicht mehr verstanden», erklärt Mäx Hensler. Über 100 Buchungen gingen im Frühjahr in wenigen Tagen verloren. «Wir können nicht mehr allein von der Norrsken Lodge leben und haben nach Lösungen gesucht», führt Hensler weiter aus.

Die neue Idee kam schon bald: Wenn schon die Gäste nicht mehr in den Norden reisen können, dann kommt Lappland zu den Gästen. Denn Lappland hat unzählige Spezialitäten, grossartige Produkte, welche in der Schweiz teils schwierig zu finden sind. Wovon ist die Rede? Primär von Produkten der Sàmi, also der Lappen, welche im Norden von Schweden, Norwegen, Finnland und teils Russland heimisch sind. Mit einigen Sàmi sind die Henslers befreundet, und haben von diesen gelernt, wie man respektvoll mit der Natur umgeht und davon lebt. Viele ihrer Freunde sind Selbstversorger, Jäger, Rentierzüchter und Bauern. So haben sie einiges gelernt über die Elchjagd, oder dass Rentiere nicht gejagt werden dürfen. Ein Freund der Henslers, Roge Niemi, ist Rentierzüchter; Gäste der Norrsken Lodge konnten bei ihm manchmal die Zucht besuchen und auch eine Degustation erleben. «Das geräucherte Rentier-Trockenfleisch kommt sehr gut bei den Gästen an», konstatierte Hensler.

Ein Online-Shop mit Produkten Lapplands

Das brachte Yasmine und Mäx Hensler auf die Idee, dass man die gesunden Produkte auch in der Schweiz anbieten könnte. Es entstand eine Schweizer Firma namens «Arctika – natürlich Lappland», mitsamt einem Online-Shop. Dieser ging am heutigen 1. Dezember online. Die Henslers wollen mit den befreundeten Samen das Potential von Lappland besser nutzen und in die Schweiz bringen. Auf der Seite finden sich aktuell viele Informationen, Tipps und Videos; der Shop per se ist etwas versteckt (unter diesem Link), und bietet Weihnachtsboxen, aber auch Handwerkskunst im Einzelverkauf.

Beim Online-Shop soll es nicht bleiben. «Wir suchen in der Schweiz einen Bauernhof oder ein Gestüt, idealerweise mit Wald und Wasser und könnten da einen Arctika–Park mit Tieren, Themen-Spielplatz und Erlebnissen für Gross und Klein, Restaurant und Camping aufbauen», stellt sich Mäx Hensler vor. Das Restaurant würde ausschliesslich Lappländische Kost servieren, wie Rentier, Elch und Lachs in verschiedenen Variationen. Yasmine Hensler ist zwar noch nicht ganz einverstanden, aber sie seien ein eingespieltes Team, mit lösungsorientiertem Vorgehen und genügend Erfahrung. Die Norrsken Lodge ist derweil noch nicht verkauft, obwohl das vor einem Jahr die Absicht war. Sie wollten neue Konzepte in Norwegen und Finnland umsetzen. Die unsicheren Zeiten drücken aber auf den Preis. Es bleibt den Auswanderern aktuell wohl nur der Spagat zwischen Schweden und der Schweiz.

Vom Wald auf den Tisch

Doch zurück zu den angebotenen Produkten. Rentiere und Elche leben jahrein, jahraus im Wald. Sie essen die besten Flechten, Kräuter, Büsche und Gräser, welche man in Lappland finden kann. Sie kommen im Wald auf die Welt und sterben im Wald. «Mehr Bio geht nicht!», so Hensler. Fleischerzeugnisse mit deren Fleisch sei äusserst schmackhaft, gesund und habe nur 1-4% Fett, dafür ganz viele Proteine.

Auf der Webseite werden einerseits veredelte, geräucherte Trockenfleisch-Produkte angeboten, andererseits aber auch Frischfleisch von Rentier und Elch. «Mein Favorit ist ein Fondue-Chinoise mit Rentier und Elch», sagt Mäx Hensler, «wir haben das vor kurzen getestet und es hat allen wahnsinnig geschmeckt.» Der Vorrat von 1000 Kilo für diese Weihnacht sei schon fast verkauft. Nachschub wird die Schweiz aber rechtzeitig erreichen.

Das Angebot prägen wie oben erwähnt nicht nur die Lebensmittel. Neben Fleisch gibt es auch Lifestyle-Produkte zu kaufen, etwa Sami-Armbänder oder Kåsa bzw. Kuksa, Trinkbecher aus Birkenholz. Das Sortiment wird laufend erweitert, mit typischen Produkten aus Lappland, aber auch Käse aus Norwegen, Lachs, Kaviar und Getränken aus Finnland oder Souvenirs von West nach Ost. Zudem werden samische Rezepte übersetzt und kostenlos publiziert. «Wir legen grossen Wert auf die Herkunft, den respektvollen Umgang mit den Tieren und die samischen Lieferanten insgesamt», schliesst Hensler, «wir arbeiten sehr gerne mit unseren samischen Freunden zusammen und geben ihnen so auch eine weitere Möglichkeit, ihre Tradition weiterzuführen.»

(JCR)