Tourismuswelt

Tasche leer: Das Geschäftsjahr 2020 ist für Transportunternehmen sowie die Reisebranche allgemein zum Vergessen. Bild: AdobeStock

Allein die Leistungsträger im Transport verlieren wegen Corona rund 151 Milliarden Franken

Fluggesellschaften, Reedereien und Autovermieter müssen 2020 kumuliert eine dreistellige Milliardensumme an Mindereinnahmen verkraften. Das sagt auch viel aus über die Verluste bei Reiseveranstaltern und Reisebüros oder in der Hotellerie. Die Mühen der Reisebranche belasten die Weltwirtschaft.

Diese Woche kam sie wieder, die Schreckensmeldungen ganzer Branchensektoren. Der Luftfahrtverband IATA hat eine düstere Jahresprognose für 2020 abgegeben, daneben gab es Meldungen aus den Kreuzfahrt- und Autovermietungssektoren. Die Summen, welche allein diesen Leistungsträgern 2020 durch die Lappen gehen, sind schwindelerregend. Dazu kommt, dass solche «Gesamtsummen» für die Hotellerie, für die Reiseveranstalter und Reisebüros sowie weitere Sektoren im Reise-Ökosystem nicht wirklich verfügbar sind. Unter dem Strich ist jedoch klar: Die globalen Verluste der Reisebranche als Ganzes sind astronomisch. Hier spricht man wohlbemerkt von der grössten Arbeitgeber-Branche weltweit...

Beginnen wir bei der IATA. Diese hat ihren Outlook für 2020 noch einmal revidiert. Im Juni war ein Verlust von 84,3 Milliarden Dollar für die Airline-Branche vorausgesagt worden; neu liegt diese Zahl bei 118,5 Milliarden Dollar. Und obwohl die Performance im kommenden Jahr wieder anziehen dürfte, wird immer noch mit einem Verlust von 38,7 Milliarden Dollar für 2021 gerechnet. Obwohl die IATA-Mitglieder ihre Kosten im Schnitt um 45,8% gesenkt haben, liegen die Umsatzverluste bei durchschnittlich 60,9%. Airlines werden bis Ende 2021 «Cash bluten», wie es der abtretende IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac formuliert. Ohne insgesamt 173 Milliarden Dollar, welche Airlines an staatlicher Hilfe erhielten, wäre die Lage sogar noch viel schlimmer. Das Wacfhstum im Cargo-Bereich konnte die Verluste bei Weitem nicht wettmachen.

Nicht viel besser sieht es im Kreuzfahrt-Segment aus. Gemäss Daten von StockApps.com wird die Cruise-Branche als gesamtes in diesem Jahr einen Umsatzrückgang von 71% hinnehmen müssen. Das ist, in Cash ausgedrückt, ein Loch von 19,6 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der Umsatz der Branche als Ganzes betrug 2019 noch rund 27,4 Milliarden Dollar. Obwohl man auch hier von einer langsamen Erholung 2021 ausgehen kann, wird es Jahre dauern, bis das Niveau 2019 wieder erreicht ist. Aktuell wird für die Cruise-Branche dabei vom Jahr 2025 ausgegangen.

Und dann wäre da noch die Mietwagenbranche. Die Analyse «Car Rental Business - Global Market Trajectory & Analytics» von ResearchAndMarkets.com führt zutage, dass für das aktuelle Jahr ein Rückgang von 31,7% verzeichnet wird, von rund 118 Milliarden Dollar auf noch 89,6 Milliarden - unter dem Strich ein Umsatzrückgang in Höhe von 28,4 Milliarden. Dass die Umsätze hier im Vergleich relativ mild sinken, hat damit zu tun, dass das Geschäft auf lokaler Ebene ziemlich stark war, da das individuelle Auto als Fortbewegungsmittel wieder öfter als der öffentliche (und damit «riskante») Verkehr genutzt wurde. Dennoch sind Giganten wie Hertz an den Rand des finanziellen Kollaps gekommen.

Nimmt man also allein diese drei Segmente zusammen, kommt man auf einen Umsatzrückgang von 166,4 Milliarden Dollar - was aktuell etwa 151 Milliarden Franken entspricht. Man kann sich nur ausmalen, wie viel dem «System Reisebranche» noch darüber hinaus in diesem Jahr entgangen ist. Und damit sollte nun auch dem Hinterletzten klar sein, dass hier nicht nur ein paar Unternehmen über den Verlust von ein paar Ferienreisenden klagen, sondern dass das Problem der Reisebranche ein Wirtschaftsproblem globalen Ausmasses ist.

(JCR)