Tourismuswelt

Aktuell zählt der SRV noch 750 Mitglieder, hat aber im Corona-Jahr 2020 und darüber hinaus besondere Bedeutung für die Reisebranche als Ganzes. Die Stimmberechtigten müssen nun für das wegweisende Jahr 2021 über Budget, neue Vorstandsmitglieder etc. abstimmen. Bild: AdobeStock/Montage TN

So will der SRV das kommende Geschäftsjahr gestalten

Im Corona-Jahr 2020 findet die GV des Schweizer Reise-Verbands (SRV) nur virtuell statt, über die Traktanden wird schriftlich abgestimmt. Es geht um wichtige Themen wie neue Vorstandsmitglieder, einen budgetierten Verlust und die Mitgliederentwicklung. Die Voten der Stimmberechtigten müssen bis zum 23. November vorliegen. Wir führen hier zusammengefasst an, worum es geht.

In der langen Geschichte des Schweizer Reise-Verbands (SRV) kommt es 2020 Corona-bedingt bekanntlich zu einem Novum: Erstmals wird die Generalversammlung (GV) nicht physisch, sondern rein online durchgeführt. Was wiederum heisst, dass nicht nur das Networking entfällt, sondern dass über die GV-Traktanden schriftlich abgestimmt werden muss.

Sämtliche GV-Mitglieder haben nun den Geschäftsbericht und die Traktandenliste erhalten; die Stimmberechtigten haben zudem in einem separaten Mail das Abstimmungsformular erhalten, welches ausgefüllt und unterschrieben bis am 23. November 2020 um 12 Uhr beim Treuhandbüro einzureichen ist.

Anbei fassen wir kurz die wichtigsten, stimmpflichtigen Traktandumspunkte zusammen (ausser der Abnahme des Protokolls der GV 2019, welche kaum Gegenstand von Diskussionen sein dürfte). Vergessen Sie nicht abzustimmen! Über den Geschäftsbericht im Detail sowie über die Abstimmungsresultate wird dann der SRV-Vorstand am Donnerstag, 26. November 2020 um 14.30 Uhr im Rahmen einer Zoom-Mitgliederveranstaltung berichten.

Geschäftsbericht

Allgemeines

In der Einleitung des Geschäftsberichts lässt der SRV die aussergewöhnlichen Geschehnisse von 2020 Revue passieren sowie die damit in Zusammenhang stehenden eigenen Aktivitäten, etwa Telefonkonferenzen zwischen dem SECO, dem Bundesamt für Justiz, Konsumentenorganisationen und der im April neu gebildeten, verbandsübergreifenden Taskforce (SRV, STAR, TPA), Treffen mit Bundesräten, die Offenen Briefe an die Bundespräsidentin oder an die GPK oder auch die Zuhilfenahme der professionellen Lobbying-Agentur Furrerhugi. Es folgt eine Auflistung der vielfältigen Kommunikationsmassnahmen (über 100 Newsletter, Präsenz auf Facebook, LinkedIn und Twitter), mit dem Eingeständnis «wir hätten wohl noch mehr machen müssen, wie zum Beispiel Videocalls». Letzteres übernahm bekanntlich die Basisgruppe «Aktion Mayday». Ebenso zeigt der SRV Verständnis für die Frustration vieler Mitglieder über die schleppende Hilfe, zeigt sich jedoch weiterhin zuversichtlich, «dass die Anerkennung unserer Branche als Härtefall im Covid-19 Gesetz letztlich dazu führen wird, dass die finanzielle Unterstützung fliessen wird.» Um den Prozess zu beschleunigen, wurde erst gerade am vergangenen Freitag wieder schweizweit via Medien Druck gemacht; es könnte sogar sein, dass noch 2020 Geld fliesst. Aber die politischen Prozesse vermag der SRV nicht zu lenken, höchstens zu beeinflussen.

Aus-/Weiterbildung

Für die Ausbildung Kauffrau/Kaufmann EFZ wurde schweizweit kein betriebliches und schulisches Qualifikationsverfahren durchgeführt. Die Abschlussnoten für die 102 Lernenden wurden auf Basis der Erfahrungsnoten erstellt. Erfreulich: Im Sommer haben insgesamt 103 Lernende ihre Lehre in der Branche Reisebüro gestartet, was gar leicht über dem Vorjahreswert liegt. Und bis Ende September wurde kein Lehrvertrag wegen der kritischen Lage in der Branche aufgelöst. Ansonsten ist die Bildungsreform «Kaufleute 2022» weiterhin in Ausarbeitung. Ausgefallen ist die Teilnahme des SRV an den Berufsmessen und es findet dieses Jahr auch kein «Young Talents»-Wettbewerb statt.

Flug

Im Flugbereich ging dieses Jahr Corona-bedingt auch nicht viel. Doch der SRV sagt klar: « Nach den grosszügig gewährten Staatshilfen und Notkrediten müssen die Zahlungsmodalitäten der Fluggesellschaften im Interesse des Konsumenten endlich in Frage gestellt werden. Auch die längst überfällige Revision des Pauschalreisegesetzes soll an die Hand genommen werden. Die Wettbewerbsverzerrung zum Nachteil der Reisebüros und Reiseveranstalter muss ein Ende haben.» Ebenso wird dargelegt, wie die Reisebüros angesichts der riesigen Annullierungswelle für Konsumenten - im Gegensatz zu vielen Airline Call-Centers - hervorragende Hilfe leisteten, und dafür aber nicht mit verbesserten Partnerschaftsbedingungen belohnt wurden und die Carrier stattdessen die Erhöhung der GDS-Gebühren oder die Einführung des Continuous Pricing beschränkt auf NDC-fähige Buchungskanäle forcierten. Mehr oder weniger geräuschlos ging dagegen die Einführung des neuen IATA Settlement Systems (NewGen ISS) über die Bühne. Im Markt Schweiz/Liechtenstein sind aktuell 471 Agenten (-9 gegenüber Vorjahr) bei der IATA akkreditiert.

Politik

Die Inkraftsetzung der Motion Markwalder wie auch die Forderung nach einer Kundengeldabsicherung für Airlines sind Dauerthemen. Da befindet sich die ganze Reisebranche weiterhin in Wartestellung.

Umwelt & Soziales

In den vergangenen Monaten ist die Bedeutung der Nachhaltigkeit aus der Traktandenliste gefallen, aktuell geht es primär um das wirtschaftliche Überleben. Die Branche sollte sich dennoch weiterhin auch mit Nachhaltigkeits-Themen beschäftigen. Im August 2020 wurde diesbezüglich das Projekt #SwissTourism4SDGs lanciert, bei welchem der SRV Mitglied ist. Die Initiative, die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) unterstützt wird, will die globale Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen («Sustainable Development Goals», SDG) in der Tourismusbranche stärker verankern.

Mitgliederbestand

Interessant ist die Auflistung der SRV-Mitglieder ganz am Ende des Geschäftsberichts. Daraus geht hervor, dass innert Jahresfrist die Anzahl Aktivmitglieder von 667 auf 616 zurückgegangen ist, diejenige der Passivmitglieder von 144 auf 134. Damit zählte der SRV per Ende September 2020 noch 750 Mitglieder, was gegenüber dem Vorjahr (811) einem Rückgang von rund 7,5 Prozent entspricht.

Schaut man sich die Austritte an, fallen zunächst vor allem viele Filialschliessungen der Grossen auf (wobei noch keine Schliessung einer Kuoni-Filiale verzeichnet ist). Weiter fallen etwa die Geschäftsaufgabe von Fritsche Reisen oder der Austritt von langjährigen Mitgliedern wie Riahi Travel, Para Travel oder dem Touring-Club Suisse auf. Es gibt aber durchaus auch Neumitglieder, etwa Cornel's Reisebar, Peco Tours, REX, Willi Travel oder Züger Reisen.

Jahresbericht, Entlastung Vorstand, Mitgliederbeiträge

Aus der Bilanz im Geschäftsbericht geht hervor, dass per 30.09.2020 der SRV über flüssige Mittel von CHF 1'316'465 verfügte, also mehr als im Vorjahr. Die Einnahmen via Mitgliederbeiträgen blieben leicht unter dem budgetierten Betrag, aber auch die Kosten für den Betrieb der Geschäftsstelle blieben (deutlich) unter Budget. Ebenso unter Budget blieben die Erträge aus Aus-/Weiterbildung, bei einem leicht höheren Aufwand. Der Aufwand im Bereich Kommunikation stieg (mehr Newsletter), während per Saldo der Bereich Umwelt & Soziales deutlich unter Budget blieb.

Unter dem Strich heisst das: Anstelle des budgetierten Verlustes von CHF 27‘870 wurde ein Gewinn von CHF 17‘996 erzielt. Dieses um rund CHF 45'000 verbesserte Resultat wurde dank eines konsequenten Kostensparprogramms und eingeleiteter Kurzarbeit im 2. Halbjahr (März bis September) erzielt und ist insofern bemerkenswert, als es höhere Rechts- und Beratungskosten zu tragen gab. Es wurden aber auch einige budgetierte Anlässe nicht durchgeführt.

Die Revisionsstelle hat den Jahresbericht gutgeheissen und beantragt auch die Entlastung des Vorstands und Geschäftsführers. Beides sollte eigentlich Formsache sein. Ebenso die Festlegung des Mitgliederbeitrags im kommenden Jahr. Seit Juni ist klar, dass dieser zumindest für das kommende Geschäftsjahr halbiert werden soll, um die Mitglieder finanziell zu entlasten. Die Mindereinnahmen werden aus dem Vereinsvermögen finanziert. Keine Reduktion wird auf dem Solidaritätsbeitrag von CHF 400 für die Aus- und Weiterbildung gewährt, da für die Reform «Kaufleute 2022» ein erhöhter Finanzbedarf besteht.

Budget 2020/2021

Dass die Budgetierung nicht einfach wird, war seit langem klar. Bei den Mitgliedereinnahmen, wie oben erwähnt um 50% reduziert, wird nun mit CHF 244'125 budgetiert. Das sind 60 Prozent weniger, als im aktuellen Geschäftsjahr eingenommen werden - es wird also offenbar auch ein (leichter) weiterer Mitgliederschwund durch Geschäftsaufgaben etc. berücksichtigt. Auch die Einnahmen aus den Regionen sind deutlich tiefer angesetzt, dafür bei diesen auch keine Ausgaben. Die Kosten der Geschäftsstelle werden nochmals deutlich heruntergefahren (von bisher 4,2 auf 2,9 Stellen reduziert), ebenso der Aufwand für den Vorstand (trotz dessen Vergrösserung) und den Fachgremien. Demgegenüber ist der Ertrag in der Grundbildung deutlich tiefer angesetzt (-10%), während der Aufwand für die Grundbildung leicht sinkt, für die Weiterbildung jedoch klar steigt. Per Saldo steigt der Aufwand in der Aus-/Weiterbildung um rund CHF 14'000, was unter dem Strich den Gewinn bei Aus-/Weiterbildung gegenüber Vorjahr um fast 30% schmälert. Gespart wird, in kleinerem Masse, auch bei «Produkten & Kommunikation» sowie im Bereich «Umwelt & Soziales».

Trotz aller eingeleiteten Massnahmen wird ein negatives Jahresergebnis von CHF 261'170 budgetiert. Dieses kann über das Vereinsvermögen aufgefangen werden. Der Vorstand beantragt hier die Genehmigung.

Wahlen & Fachgruppe Recht

Bereits viel wurde über das Traktandum Wahlen geschrieben und gesprochen. Nicht zur Wahl, da noch in ihrer Amtsperiode befindlich, stehen Präsident Max E. Katz sowie die Vorstandsmitglieder Natalie Dové (die zwar in der Vorstands-Bildstrecke vergessen ging, was aber wohl ein Versehen war und wofür sich der SRV-Vorstand inzwischen bereits entschuldigt hat), André Lüthi und Dieter Zümpel. Zur Erneuerungswahl für eine Amtsperiode von drei Jahren treten Olivier Emch, Roger Geissberger und Stéphane Jayet an.

Zur Neuwahl treten gleich vier Personen an: Birgit Sleegers (Rhyner Travel AG, Glarus), Jacqueline Ulrich (L'Esprit du Voyage SA, Fribourg), Tim Bachmann (Hotelplan Suisse) und Philipp von Czapiewski (TUI Suisse). Dazu der SRV: «Der Vorstand freut sich über die vorgeschlagene Neubesetzung und die Verjüngung.»

Ebenso steht die Prüfung ein Mitgliederantrag von Rolf Weber (Stohl-Air Voyages) hinsichtlich der Gründung einer Fachgruppe Recht zur Debatte. In Zusammenhang mit der vom Vorstand ohnehin geplanten und bevorstehenden Organisationsüberprüfung wird empfohlen, dem Mitgliederantrag zuzustimmen. Was noch nicht heisst, dass diese Fachgruppe dann auch definitiv gegründet wird. Bei der bevorstehenden Organisationsüberprüfung wird es um mannigfaltige Themen gehen, darunter auch jenes des da und dort geforderten «Dachverbands». Gut möglich, dass es hierzu noch Diskussionen gibt - welche im herkömmlichen Networking-Rahmen sicherlich besser gewesen wären. Bleibt zu hoffen, dass die GV im kommenden Jahr dann wieder physisch stattfinden kann - wo auch immer.

(JCR)