Tourismuswelt

Sunday Press Ab Januar wird es ohne weitere Hilfe sehr schwierig

Den Reisebüros steht das Wasser bis zum Hals, Schär Reisen schliesst 4 von 10 Filialen. – Nach Ascot-Konkurs bereut der Immobilieninvestor seine harte Linie. – Der Bund soll den Weg ebnen für den Einsatz von Antigen-Schnelltests bei Airlines.

Heute gilt es in den Schweizer Sonntagszeitungen länger zu blättern als üblich, bis man auf Reise- und Tourismusthemen stösst. Der Zeitpunkt der Bekanntgabe gestern um 17.22 Uhr von Joe Bidens Wahlsieg in den USA kam den Sonntagszeitungen gelegen, die Frage, wie es in den USA weitergeht, dominiert seitenlang, gefolgt von der anhaltenden Corona-Krise und dem Terroranschlag von anfangs Woche in Wien.

Schär Reisen schliesst vier Filialen

«Die Zeit läuft uns davon», sagt Stephan Stalder von Take it Travel in Root LU im «Sonntagsblick». Dass der Bundesrat bereits im Dezember Härtefallgelder auszahlen will, greift die Zeitung auf, schreibt aber, dass viele Empfänger länger warten müssen. «Ab Januar wird es ohne weitere Hilfe definitiv schwierig», sagt dazu Stephan Stalder: «Das Herbstgeschäft ist durch die zweite Welle kurzfristig weggefallen. Das Wasser steht nicht nur mir, sondern der ganzen Reisebranche, bis zum Hals. Vor der Krise war mein Reisebüro kerngesund. In diesem Jahr ist der Umsatz um 95 Prozent eingebrochen.» Die Branche brauche jetzt so schnell wie möglich Unterstützung.

Am Samstag nahm sich auch die «SRF-Tagesschau» dieser dringenden Problematik an und hat dazu mit Martin Reber von Schär Reisen gesprochen. Dieser hat mittlerweile vier seiner zehn Filialen geschlossen. Nach dem Lockdown im März sei im Sommer die Quarantäneregelung erschwerend hinzugekommen. Reber sagt zum offenen Brief der Reisebranche an den Bundesrat, dass es jetzt Schadenersatz brauche: «Das BAG hat unnötigerweise Quarantänemassnahmen verhängt, die der gesamten Branche immensen Schaden zugefügt haben.» Die Behördern hüllen sich aber noch in Schweigen.

Auch Daniel Balz vom Hotel Jardin in Bern benötigt Hilfe: «Wenn es so weitergeht, werden unsere Reserven nicht mehr lange ausreichen. Wir haben nur noch zwei, drei Gäste pro Nacht und mussten Zimmerfrauen entlassen.» Je früher die Härtefallregelung komme, desto besser.

Offensichtlich stiess der an den Bundesrat gerichtete offene Brief der Reisebranche – ebenfalls unterzeichnet vom SRV – nicht bei allen SRV-Vorstandsmitgliedern auf Zustimmung, will die «Sonntagszeitung» wissen und fragt sich, ob der offene Brief zum richtigen Zeitpunkt rausging. Denn nächste Woche wolle die Reisebürobranche zusammen mit Schaustellern und Eventfirmen ein gemeinsames Statement abgeben.

Späte Einsicht des Immobilieninvestors

Das Zürcher Traditionshotel Ascot ging vor einigen Tagen Konkurs. Dabei wurde publik, dass der Immobilieninvestor dem Hotel beim ausstehenden Pachtzins keinen Schritt entgegenkam. Jetzt hat die «Sonntagszeitung» mit Investor Norbert Ketterer gesprochen. Dieser bereut nun seinen Kurs: «So weit habe ich es nie kommen lassen wollen».

Die Mietforderungen beliefen sich zuletzt auf über 933'000 Franken. «Rückblickend ist es ein Fehler gewesen, dass ich mich nie mit Hotelier Christian Frei an einen Tisch gesetzt habe, um einen Konkurs vielleicht noch abzuwenden», lautet nun die späte Einsicht Ketterers, der im «Manager-Magazin» als einer der härtesten Immobiliendealer Deutschlands bezeichnet wird.

Kritik an der Ju-52-Untersuchung

Schon 25 Monate ist der Absturz der Ju-52 am Piz Segnas her, der Schlussbericht der Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust liegt aber noch nicht vor, erst ein Entwurf. Und dieser sorgt für rote Köpfe. Ingenieur Peter Frei, der mit Einwilligung der Hinterbliebenen Einblick in den Entwurf nahm, findet es skandalös und falsch, dass den Piloten zahlreiche krasse Fehler und fehlende Sorgfalt vorgeworfen wird.

Gemäss Frei handelt es sich bei der Unfallursache um eine andere Verkettung von Parametern. Das Flugzeug sei formell und materiell nicht lufttüchtig gewesen. Die Maschine hätte gar nicht fliegen dürfen. Im Sust-Bericht sei ersichtlich, dass die Lage des Gepäckabteils in den Weight&Balance-Unterlagen mit einem zu kleinen Hebelarm eingezeichnet gewesen sei. Die Piloten hätten mit diesen offiziellen – aber fehlerhaften – Unterlagen einen Schwerpunkt im zulässigen Bereich berechnet.

«Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind beim berühmten Martinsloch Passagiere nach hinten zum Fenster der Einstiegstür gelaufen, um eine bessere Sicht zu haben», beschreibt Frei die letzten Minuten vor dem tödlichen Aufschlag. Während des Fluges galt in der Oldtimer-Maschine nämlich kein Sitzzwang.

Höchste Zeit für Schnelltests

In einem Meinungsbeitrag fordert die «NZZ am Sonntag», dass es höchste Zeit sei für Pragmatismus und mehr Schnelltests angesichts der sich in Not befindenden Airlines wie der Swiss, die in den letzten neun Monaten über 400 Millionen Franken verloren hat.

«Sollen die Airlines eine Überlebenschance bekommen, müssen sie die Möglichkeiten der inzwischen guten Antigen-Schnelltests nutzen können», schreibt die Autorin. «Die Schnelltests bieten zwar keine abolute Sicherheit. Doch das relativ geringe Risiko, einen asymptomatischen Kranken zu verpassen, kann man akzeptieren, wenn dafür Zehntausende Arbeitsplätze gerettet werden. Den hundertprozentigen Schutz gegen das Virus gibt es ohnehin nicht. Der Bund ebnet jetzt den Weg für mehr Importe qualitativ guter Schnelltests. Konsequenterweise erlaubt er dann auch den präventiven Einsatz der Tests. Damit könnte die Wirtschaft lernen, trotz Virus zu überleben.»

Skywork-Investor konkurs

Interessantes zum Skywork-Grounding ist in der Berner Zeitung vom Samstag zu erfahren. Von rund 1000 Gläubigern der Airline anerkennt das Konkursamt Bern-Mittelland Forderungen von total 18,9 Millionen Franken. In der Konkursmasse vorhanden sind aber nur noch 2,4 Millionen Franken. 1,8 Millionen Franken der noch vorhandenen Mittel werden verwendet, um die letzten Löhne und Sozialversicherungsbeiträge der 130 Angestellten vollständig zu bezahlen.

Zu den grössten Gläubigern zählt der Flughafen Bern mit rund 1,5 Millionen Franken. Er dürfte also fast 1,4 Millionen Franken verlieren, schreibt die BZ. Der grösste Gläubiger erhält voraussichtlich nicht einmal 7 Prozent seiner Forderung. Er hat Skywork ein Darlehen von 10 Millionen Franken gewährt. Er heisst Matthias Nietzke, ist deutscher Staatsangehöriger und wohnt im Berner Oberland.

Die BZ hat mit dem Investor gesprochen. Skywork sei eine sehr traurige Geschichte, die ihn persönlich hart treffe, sagt er. «Mein Vermögen wurde innerhalb weniger Monate vernichtet, und ich wurde in den Privatkonkurs getrieben.»

Skywork-Chef Martin Inäbnit nannte den damaligen Geldgeber nie. Ende August 2018 deponierte Martin Inäbnit die Bücher beim Konkursamt, und Skywork blieb definitiv am Boden. Nietzke kritisiert das Management von Skywork und auch das Bazl. Denn es hätte einen anderen Investor gegeben, mit dem Skywork hätte weiterfliegen können, beteuert er. Doch dazu kam es nicht.

Die Entzauberung des Hotelfrühstücks

Auf den Reiseseiten der heutigen Sonntagszeitungen sind einige interessante Stücke zu entdecken. Im Magazin der «NZZ am Sonntag» wird über die Ansätze Barcelonas berichtet, wie die Stadt radikal umdenken möchte, um künftig den Massentourismus zu entschärfen. Die Rede ist von einem Startup-Hub, junge Talente sollen die Stadt diversifizieren. Weg vom Massen-, hin zum Kulturtourismus lautete eine weitere Devise.

Die «Sonntagszeitung» nennt die sieben Gewinner des Corona-Sommers, Ferienorte, die einen Grossandrang erlebten: Villars VD, Meiringen-Hasliberg BE, Val Poschiavo GR, Solothurn, Untersee TG, Tenero TI und Lötschental VS. Ein weiterer Artikel dreht sich um die Hilfe von «Skeachern». Wintersportler können ins Scuol und anderen Bündner Skigebieten Kurzkurse buchen – und zwar gleich auf der Piste selber.

Und Freunde des Hotelfrühstücks sollten diesen Artikel lesen: Nirgends zeigt sich die Coronaverwirrung deutlicher als am Frühstücksbuffet. Der vielreisende Opernkritiker der «Schweiz am Wochenende» schreibt über die Entzauberung des Hotelfrühstücks in Zeiten von Corona. Die Lust ist ihm vergangen, nichts sei mehr wie zuvor.

(GWA)