Tourismuswelt

Sunday Press Die Forderung nach Schnelltests wird lauter

Die Infrastruktur für Antigen-Tests an den Schweizer Flughafen wäre vorhanden. Noch zögern die Behörden. – Die zweite Corona-Welle droht den Schweizer Wintersportorten einen Strich durch die Rechnung zu machen. – MSC-Chairman Pierfrancesco Vago rechnet mit einer Normalisierung ab Dezember.

Das dominante Thema in der heutigen Sonntagspresse: die zögerliche Reaktion des Bundesrats auf die stark steigenden Corona-Zahlen. Dass der Bundesrat bis nächsten Mittwoch zuwarten will, um neue Massnahmen bekanntzugeben, sorgt für Irritation angesichts der dringlichen Lage. Der «Sonntagsblick» schreibt, der Bundesrat fürchtet sich vor dem neuerlichen Vorwurf einer «Corona-Diktaktur». In der «NZZ am Sonntag» kommt alt Bundesrätin Evelyne Widmer Schlumpf zu Wort: «Der Bundesrat hätte schneller eingreifen müssen». Und die «Sonntagszeitung» zitiert Experten, die sagen, dass die neuen Corona-Regeln des Bundesrats zu spät kommen. Und die «Schweiz am Wochenende» titelt: Wir konnte es so weit kommen?

Was der neuerliche Corona-Ausbruch auf das Tourismus- und Reisegeschäft bedeutet, kommt ebenfalls in zahlreichen Artikeln zur Sprache. Wir haben diese für Sie zusammengefasst.

Wann kommen die Schnelltests?

Die «Sonntagszeitung» schreibt über die Hoffnung der Reisebranche, dass bald Schnelltests eingeführt werden, um das lähmende Quarantäneregime zu ersetzen. Denn der Flugverkehr ist erneut eingebrochen. Hoffte die Swiss zunächst,  im Winter wieder 60 Prozent der usprünglichen Flüge anzubieten, ist diese Zahl mittlerweile auf 25 Prozent korrigiert worden.

Corona-Schnelltests könnten diese Entwicklung stoppen. «Grundsätzlich wäre die Einführung von Schnelltests an Flughäfen ein Treiber für den Reiseverkehr», sagt eine Swissport-Sprecherin. Hierzu müssten die Behörden aber grünes Licht geben. Swissport sammelt bereits Erfahrungen. Diese Woche wurde in London-Heathrow ein Zentrum für Corona-Schnelltests eröffnet. «Der Betrieb von Testzentren an Schweizer Flughäfen wäre für uns denkbar. Wir wären innerhalb weniger Tage bereit, ein solches Testzentrum zu eröffnen», sagt die Swissport-Sprecherin.

Ebenso plant die Swiss, den Einsatz der Schnelltests zu erproben. Seit Freitag setzt bereits die Schwester-Airline Austrian auf einem täglichen Flug zwischen Wien und Berlin diese ein. Die Passagiere erhalten ihre Testergebnisse innerhalb von 15 Minuten. Fällt der Test positiv aus, sperrt Austrian die Bordkarte, und der Passagier kann nicht einsteigen. Bald könnte es solche Flüge auch ab der Schweiz geben.

Auch Politikerinnen wie FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro fordern Schnelltests: «Wir müssen dringend die Strategie ändern und auf Tests statt auf Quarantäne setzen. Das ist vital für die ganze hiesige Tourismusbranche». Wenn sich hierzu in den nächsten Tagen nichts tut, wird de Quattro beim Bund eine dringende Motion einreichen.

Wintersaison steht auf der Kippe

Der «Sonntagsblick» beleuchtet die Auswirkungen auf den Tourismus und hat sich dabei in Zermatt umgehört. Gemessen an der Bevölkerungszahl weist das Wallis die höchsten Infektionszahlen aus.

Noch auf ein 100-prozentige Auslastung an diesem Wochenende zählt das Julen Hotel. Stornierungen seien bis jetzt erst wenige eingegangen. Die steigenden Zahlen würden die Kunden aber verunsichern. Hotelier Paul-Marc Julen hofft, dass die vom Walliser Staatsrat eingeführten harten Massnahmen die zweite Corona-Welle stoppen kann, um den Start in die Wintersaison zu retten. Geringe Hoffnung macht sich ein Skischul-Betreiber. «Es ist so schlimm wie noch nie», sagt Maxime Riviera, Skilehrer und Inhaber der Alpine Ski School in Zermatt. Normalerweise sind bei ihm zum jetzigen Zeitpunkt bereits 100 Reservierungen für den Winter eingegangen. Dieses Jahr meldete sich ein einziger Kunde.

Im Kanton Graubünden rechnet ein Grossteil der Hotels mit einem Rückgang der Logiernächte im kommenden Winter. Erste Stornierungen aus dem Ausland treffen bereits ein. Nachdem die Schweiz in Deutschland am Donnerstag auf die Risikoländerliste genommen wurde, rechnet Martin Vincenz, CEO von Graubünden Ferien, nicht damit, dass Schweizer Touristen die ausländischen Gäste kompensieren können: «Und mit jeder weiteren Restriktion verschlechtert sich die Prognose».

«Die Situation ist zwar prekärer als vor ein paar Wochen, doch es ist noch nichts verloren», macht Tourismusprofessor Jürg Stettler der Branche ein wenig Hoffnung. Die aktuelle Situation könne sich aber negativ auf die Wintersaison auswirken. «Denn die Steigerung der Fallzahlen verändern das Buchungsverhalten. Es wird nun noch kurzfristiger gebucht.» Das heisst: Die Wetter- und Schneeverhältnisse werden im Winter eine noch wichtigere Rolle spielen als bisher.

Die Hoffnung der Skigebiete beruht nun darauf, dass sich die Fallzahlen im In- und Ausland bis zum Start der Hauptsaison in acht Wochen wieder stabilisieren.

Bund soll in den Swiss-Verwaltungsrat

Zwei Millionen Franken Verlust am Tag beschert der Zusammenbruch des Flugverkehrs der Swiss, schreibt die «Schweiz am Wochenende». Bislang seien 300 Millionen Franken des 1,5 Miliarden-Kredits aufgebraucht. Zumindest bis im Frühling 2021 sollte das Geld reichen.

Vor einer Woche sagte Bundesrat Ueli Maurer der Zeitung, dass der Bund das Aktienpaket bekäme, sollte die Swiss das Darlehen nicht zurückzahlen können. Doch der Staat könne keine Airline betreiben und würde ein solches Aktienpaket verkaufen. Jetzt schalten sich Gewerkschafter ein, sollte dieses Szenario eintreten.

Philipp Hadorn, Präsident der Gewerkschaft SEV-GATA, die das Swiss-Bodenpersonal vertritt, sagt: «Es wäre falsch, wenn der Bund das Swiss-Aktienpaket sofort verkaufen würde zu einem Schnäppchenpreis wie damals bei der Gründung der Swiss». Mehr Einfluss in der Luftfahrtstiftung und im Verwaltungsrat der Swiss seien wichtiger denn je. «Der Bund hat eine Verantwortung, die über die reinen Geschäftsinteressen der Swiss beziehungsweise der Lufthansa hinausgeht». Hadorn würde es begrüssen, wenn der Bund im Swiss-Verwaltungsrat Einsitz nehmen würde.

Pierfrancesco Vago: «Kreuzfahrtbranche ist besonders stark betroffen»

In einem grossen Interview mit dem «Sonntagsblick» spricht Pierfrancesco Vago der Executive Chairman von MSC Cruises, über die aktuelle Krise und die Bedeutung des Testens: «Wir haben ein 500-seitiges Sicherheitskonzept entwickelt. Der wichtigste Pfeiler: das Testen von jeder Person an Bord! Unsere Crew-Mitglieder müssen sich dreimal testen lassen: vor der Abreise in ihrer Heimat, beim Einschiffen, dann müssen sie 14 Tage in Quarantäne, und erst nach dem dritten Test dürfen sie mit der Arbeit beginnen.» Das Testen blüht auch den Passagieren, dazu sagt Vago: «Wir machen bei jedem einen Antigen-Test. Wenn jemand positiv getestet wird, machen wir den klassischen PCR-Test. Ich halte das Testen für die wichtigste Massnahme überhaupt, damit unsere Welt wieder in eine Art Normalzustand kommt.»

Und auf die Frage, was die Zukunft bringe, sagt der MSC-Chairman: «Ich erwarte einen schwierigen Herbst und eine Stabilisierung ab Dezember. Leichter verfügbare Tests werden eine gewisse Normalisierung bringen, 2021 wird vermutlich die Impfung erhältlich sein, 2022 wird zumindest in der westlichen Welt wieder vieles so sein wie vor der Krise.»

Appenzeller vor Jet-Airways-Rettung

Ein im Appenzell wohnhafter deutscher Business Angel will gemäss der «Sonntagzeitung» die indische Jet Airways retten. Der Unternehmer heisst Florian Frisch und hat diese Woche zusammen mit einem indischstämmigen Investor von der Gläubigerversammlung den Zuschlag für den Kauf der insolventen Jet Airways erhalten. Laut indischen Medien sollen sie umgerechnet rund 100 Millionen Franken geboten haben.

Was genau Fritsch mit Jet Airways vorhat, verrät er noch nicht. Es stünden noch Genehmigungen der Regierung aus. Erst danach dürfe man sich äussern. Nur so viel ist bereits bekannt: Die alten Flugzeuge sollen verkauft und dafür neue, effizientere beschafft werden. Mit ihnen soll Jet Airways nicht nur regional fliegen, sondern auch Langstrecken bedienen.

Reiseseiten

Auf den Reiseseiten der «Sonntagszeitung» sind fünf schrecklich schöne, sagenumwobene Halloween-Ziele zu erfahren – von Mexiko bis Rumänien. Was Kreuzfahrtpassagiere derzeit auf einer Costa-Cruise erleben, schildert ein Erlebnisbericht. Corona möge das aktuelle Kreuzfahrterlebnis etwas verändern, aber nicht verunmöglichen. Über die Schweiz ist zu lesen: im Berner Jura in Crémines hat ein maroder Zoo zwölf Tiger gerettet. Und die «Schweiz am Wochenende» hat in der farblich schönsten Jahreszeit die Rebberge am Genfersee besucht.

(GWA)