Tourismuswelt

Sunday Press Swiss baut 1000 Stellen ab und führt bald Corona-Schnelltests durch

Der abtretende Swiss-CEO Thomas Klühr spricht in einem Interview über die Krisenmassnahmen und Alternativen zur Quarantäneliste. - Die Akteure in Schweizer Wintersportdestinationen wollen mit neuer Kampagne Vertrauen bei Reisenden schaffen. - Venedig hat jetzt ein Hochwasser-Schutzsystem.

Für die Öffentlichkeit und das Personal der Swiss kam die Meldung überraschend, dass der Airline-Chef Thomas Klühr per Ende Jahr zurücktreten werde. Die «Schweiz am Wochenende» hat ihn zum Interview getroffen. Eigentlich hatte er vor, bereits im März seinen Abgang zu kommunizieren, doch mit Beginn der Krise entschied er sich, das Unternehmen erst zu einem späteren Zeitpunkt zu verlassen. Der Verwaltungsrat der Airline war bereits seit mehr als einem Jahr in Kenntnis, dass Klühr gehen wird – trotzdem ist noch nicht klar, wer seinen Job übernehmen wird. Am 18. November wird getagt, dann wird mit der Bekanntgabe der Nachfolge gerechnet, wie Klühr im Interview verrät.

Im Gespräch mit Thomas Klühr wird die aktuelle Personalsituation thematisiert. Bislang hiess es stets, dass die Airline die ganze Belegschaft durch die Krise manövrieren möchte – während der Mutterkonzern Lufthansa 27'000 Stellen abbaut. «Wir setzen zunächst auf drei sozialverträgliche Massnahmen: Einstellungsstopp, Teilzeitmodelle mit Lohnverzicht und frühzeitige Pensionierung. Mit diesen Massnahmen und wenn sich die Fluktuation so wie in den letzten Jahren entwickelt, können wir rund 1000 Stellen innerhalb von zwei Jahren abbauen», erklärt der Chef. So müsste niemand entlassen werden. Wenn gleichzeitig mit einer Schrumpfung des Geschäfts von 20 Prozent gerechnet werde, würde dieser Abbau reichen. Verbessere sich die Situation für den Sommer nicht, müssten wohl noch mehr Stellen abgebaut werden.

Aktuell verliert die Swiss rund 1,5 bis 2 Millionen Franken pro Tag. Klühr betont, dass die Airline die Krise ohne Bundeshilfe nicht überleben könnte. Auch ein Darlehen der Lufthansa hilft der Fluggesellschaft, die Liquidität zu sichern. Gerüchte über einen möglichen Verkauf der Airline dementiert der Noch-Chef vehement. Denn die Lufthansa wisse, wie rentabel die Swiss sei.

Darüber hinaus kritisiert Thomas Klühr die Quarantäneregelung des Bundes. Nachdem die Nachfrage nach Auslandreisen in den ersten Monaten nach dem Lockdown wieder anzogen, machte die Liste die Reiselust wieder zunichte. «Wir fordern Tests statt Quarantäne. Denn Tests bieten die gleiche Sicherheit wie Quarantäne», sagt Klühr. Die Airline hat das Anliegen bereits in Bundesbern platziert. Die Regierung habe Verständnis gezeigt. Die Lufthansa Gruppe steckt nun mitten in den Vorbereitungen, um auf einzelnen Strecken in eigener Regie Schnelltests anzuwenden. Abschliessend sagt Thomas Klühr, dass sein Mandat als Swiss-CEO sein Traumjob war. «Ich hatte das Glück, fünf tolle Jahre zu erleben.»

Automatische Umbuchung von Swiss auf Lufthansa

Laut der «Sonntagszeitung» werden Swiss-Passagiere mit der Umstellung auf den Winterflugplan vermehrt auf Lufthansa-Verbindungen umgebucht – automatisch. Betroffene Kunden erhielten in den vergangenen Tagen diesbezüglich eine E-Mail. Da die Kundinnen und Kunden durch diese Änderung über München oder Frankfurt fliegen müssen, verlängert sich die Reisezeit im Gegensatz zur Direktverbindung erheblich. Betroffen sind sowohl Europa- als auch Interkontinentalreisen, wie die Swiss gegenüber der Zeitung bestätigt.

Neue Kampagne: «Die Schweiz fährt Ski!»

Der Winter steht schon bald vor der Tür, doch wie sind die Aussichten auf die Wintersportferien in der Schweiz? Bundesrat Alain Berset will vorsichtig vorgehen, um ein Desaster wie im österreichischen Ischgl im letzten Jahr zu vermeiden. Das stösst den Schweizer Winterdestinationen und Touristikern sauer auf, denn dadurch entstünde Unsicherheit. Die Buchungslage ist niedrig.

Die involvierten Parteien wie Bergbahnen und Tourismusexperten lancieren gemeinsam das Komitee «Die Schweiz fährt Ski!», wie der «Sonntagsblick» berichtet. Die Message soll ins In- und Ausland hinausgetragen werden und so Unsicherheiten bei den Sportbegeisterten abgebaut werden, wie die Initianten fordern. Ihrer Meinung nach sei Skifahren sicher. Praktisch alle grossen Wintersportorte sind Teil davon und erhalten Unterstützung von Wirtschaftsverbänden und Politikern. Darunter auch vom Wirtschaftsminister Guy Parmelin.

Nach einem erfolgreichen Sommer in den Bergen, ist die Aussicht auf die Wintersaison düster. Grund dafür sei die fehlende Planungssicherheit für Bergbahnen und Destinationen. Die Landesregierung wiederum hält sich bedeckt, wie das Wintergeschäft vonstatten gehen soll. «Deshalb haben wir das Heft selber in die Hand genommen», sagt Berno Stoffel, Direktor der Schweizer Seilbahnen, gegenüber der Zeitung. Man arbeite mit den Kantonen zusammen, um Schutzkonzepte für die Bahnen zu erarbeiten. Nächste Woche werden die Details präsentiert.

Vorbereitung auf die Wintersaison

Mit einem Minus von 20 bis 30 Prozent weniger Fahrgästen rechnen die Schweizer Bergbahnen in diesem Winter. Grund dafür ist, dass niemand weiss, wie sich die Coronavirus-Situation entwickelt. Dadurch werde es in dieser Saison auch zu kurzfristigen Buchungen kommen - wie es auch bei den Auslandsreisen zu beobachten ist.

«Es wird zwangsläufig zu Stornierungen kommen, denn die Situation ändert sich dauernd», sagt Tourismus-Professor Jürg Stettler zum «Sonntagsblick». Gerade bei ausländischen Gästen. Im Jahr 2019 generierten die internationalen Gäste über die kalte Jahreszeit Erträge von 18 Milliarden Franken. Generell werden mehr Einnahmen generiert als im Sommer. Umso wichtiger, dass das Geschäft laufen kann. Davoser Hotels beispielsweise generierten bislang 80 Prozent des Umsatzes im Winter, den Rest im Sommer. Aktuell lägen die Buchungen massiv unter dem Vorjahr.

Mit der Veröffentlichung der Schutzkonzepte wollen die Betriebe nun Vertrauen bei den Reisenden gewinnen. Reto Branschi, Tourismusdirektor von Davos ist überzeugt: «Die Siksaison wird unter Einhaltung der Sicherheitsvorschriften stattfinden können». Auf Aprés-Ski müsse aber wohl verzichtet werden. Weil die Situation so unsicher ist, wolle man den Touristen nun mit mehr Kulanz entgegenkommen.

Keine Überschwemmungen in Venedig

130 Zentimeter Hochwasser erwarteten Meteorologen aufgrund einer Schlechtwetterfront in der Lagunenstadt Venedig. Doch es kam anders: Die neue Hochwasserschutzanlage Mose bestand ihren ersten Test im Ernstfall, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Dank 78 beweglichen Fluttoren blieb die Stadt trocken. «Wir haben das Meer aufgehalten», verkündete Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro. Vor knapp einem Jahr stand die Stadt buchstäblich unter Wasser. Es wurde ein Rekord von 187 Zentimetern gemessen. Dass sich erneut ein solches Ereignis abspielt, ist unwahrscheinlich. Denn die Mose soll bis zu drei Meter Hochwasser abhalten können.

Ein Blick in das Bordhospital auf der MSC Grandiosa

Wie sieht aktuell eine Kreuzfahrt mit der Schweizer Reederei MSC Cruises aus? Eine Journalistin der «Sonntagszeitung» hat sich das Prozedere angesehen und in der heutigen Ausgabe berichtet sie über ihre Erlebnisse. Dabei durfte sie auch einen Blick in das sonst für die Öffentlichkeit unzugängliche Medical Center an Bord werfen. Die Reederei ist seit dem 16. August auf einwöchigen Touren ab Genua ins westliche Mittelmeer unterwegs. Dank dem umfassenden Hygiene- und Sicherheitskonzept konnten Ansteckungen an Bord bislang vermieden werden.

Es ist wichtig, dass die Industrie ihren Betrieb auf der ganzen Welt wieder starten kann. Doch in den USA beispielsweise müssen sich die Unternehmen noch etwas gedulden. Dort herrschte noch bis zum 30. September die «No Sail Order» des CDC, also der amerikanischen Seuchenschutzbehörde. Bis zum 31. Oktober verlängern die Mitglieder des Weltreedereiverbandes Clia freiwillig ihr Geschäft. Aber die Konzernbosse werden langsam ungeduldig.

Schweden geht auch auf Kreuzfahrten einen eigenen Weg

Maskenpflicht? Obligatorischer Test vor dem Einsteigen? Temperatur-Check? Nicht so auf den Kreuzfahrten in Schweden. Denn so wie in der Bekämpfung der Pandemie auf dem Festland geht die Nation auch beim Restart der Cruises ihren eigenen Weg, wie ein Bericht der «Sonntagszeitung» zeigt. Ganz ohne Massnahmen geht es dann aber doch nicht. So gilt es Abstand zu anderen Passagieren zu wahren, die Hände regelmässig zu desinfizieren und die Ein- und Ausstiegszeiten sind verlängert. Die «Silja Symphony» kreuzt schon den ganzen Sommer über entlang der Küste - und dies ohne einen einzigen positiv getesteten Passagier an Bord.

Tipps für nachhaltiges Wandern

Genauso wie Ferien in der Schweiz war in diesem Sommer auch das Wandern hoch im Kurs. Jedoch gilt es einiges zu beachten, damit die Natur unter den Menschenströmen in den Bergen nicht leidet. In der heutigen Ausgabe des «Sonntagsblick» finden sich nützliche Tipps hierzu. Die Anreise sollte mit den Öffentlichen Verkehr erfolgen, um die CO2-Bilanz zu schonen. Einkäufe kann man vor Ort erledigen, denn dadurch wird das lokale Gewerbe unterstützt. Bringen Wanderer die Verpflegung von Zuhause mit, dann bitte in wiederverwendbaren Behältern. Den natürlichen Lebensraum der Tiere und Pflanzen sollte respektiert werden, weshalb man den signalisierten Weg nicht verlassen sollte.

Reiseseiten

Auf der Reiseseite der «Sonntagszeitung» schwärmt die Autorin von einem Abstecher nach Florenz. Aufgrund fehlender Übersee-Touristen haben Reisende die Stadt aktuell fast für sich alleine. Darüber hinaus warf sie einen besonderen Blick in die Uffizien, ein rentables Kulturunternehmen und weltbekanntes Museum. 2,4 Millionen Besucher zählte allein die Galerie im 2019. Täglich strömten vor der Pandemie 6000 bis 8000 Menschen in den Kulturtempel, heute sind es 3000 bis 4000, vorwiegend aus Europa. Um genügend Besucher anzulocken, hegt das Museum Pläne, um eine neue, junge Zielgruppe anzusprechen. Ausserdem sollen die Eintrittsgebühren über den Winter gesenkt werden. Wieso also nicht ein paar Tage nach Florenz im Herbst?

(NWI)