Tourismuswelt

Sunday Press Bund macht Swiss unrealistische Gewinnvorgaben

Fliegt die Swiss keine halbe Milliarde Franken Gewinn ein, kann der Bund alle Aktien übernehmen. – Swiss-Piloten bewerben sich als SBB-Lokführer. – Kurz vor Abstimmung: Sperrung von Wanderwegen wegen Wolf.

Der Bund zwingt laut der «Sonntagszeitung» die Swiss zu einer unrealistisch hohen Gewinnerzielung. Um sicherzustellen, dass die Fluggesellschaft den ihr gewährten Kredit zum Überstehen der Coronavirus-Krise auch tatsächlich zurückzahlen kann – es handelt sich um 1,5 Milliarden Franken –, habe der Bund strenge Gewinnziele in die Rettungsverträge geschrieben.

Die Zeitung beruft sich dabei auf mehrere übereinstimmende Quellen. Demnach muss die Swiss im Jahr 2023 eine halbe Milliarde Franken an Gewinn auf Stufe Ebitda erreichen. Im Jahr 2024 sei es sogar ein Betriebsgewinnziel von mehr als 600 Millionen Franken. Bei Nichterreichen könnte der Bund im Extremfall Eigentümer der Swiss werden, heisst es weiter.

Das Erreichen der Gewinnvorgaben ist allerdings aufgrund der anhaltenden Coronavirus-Pandemie sehr unsicher. Nach einem deutlichen Anstieg der Anzahl Flüge in den Monaten Juli und August führte die Swiss in der zweiten Septemberwoche mit weniger als 800 Flügen nur einen Viertel der Flüge des Vorjahreszeitraumes durch. Geplant war, bis Ende Jahr wieder auf ein Level von 50 Prozent zu kommen. Wegen dem anhaltenden Wegfall eines Grossteils der Fernflüge liegt die Swiss von diesem Target noch weit entfernt.

Swiss-Piloten prüfen Alternative als Lokomotivführer

Der Swiss droht eine Massenentlassung. Zahlreiche Piloten dürften ihren Job verlieren. Gleichzeitig fehlen den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) viele Lokomotivführer, der Fahrplan muss deswegen reduziert werden.

Nun könnten sich die Firmen aushelfen, schreibt die «Schweiz am Wochenende». Das Interesse, teilweise oder ganz von den Wolken auf die Schienen zu wechseln, scheint zu bestehen. Schon heute habe man einige ehemalige und aktive Flugzeugpiloten im Lokführer-Team, sagt ein SBB-Sprecher. «Wir erhalten aktuell viele Bewerbungen aus der Flugbranche, vor allem Grossraum Zürich». Die Ausbildung zum Lokführer dauert eineinhalb bis zwei Jahre. Für 2020 sind aber alle Klassen schon besetzt.

Weiter lässt der SBB-Sprecher durchblicken, dass für Swiss-Piloten möglicherweise ein vereinfachtes Einstellungsverfahren machbar wäre, auch wenn die Vorgaben für die Tauglichkeit und die Zulassung durch das Bundesamt für Verkehr erlassen würden. «Wir können davon ausgehen, dass ein Pilot den Anforderungen an die Gesundheit oder an die Sicherheit in der Regel genügen würden.»

Ein Swiss-Pilot im SBB-Führerstand... War da nicht schon mal was? Genau. Travelnews beleuchtete diese Szenario bereits vor zwei Jahren. In spielerischer Weise entstand eine Reportage eines Besuches eines Swiss-Piloten bei den SBB-Kollegen – und ein umgekehrter Besuch des Lokführers im Swiss-Cockpit. Die Reportage samt Video beleuchtet die Parallelen und Unterschiede beider Berufe.

Dünne Luft für Europas Airlines

Die «NZZ am Sonntag» geht davon aus, dass der Lufthansa-Konzern nach den bereits angekündigten 22'000 Arbeitsplätzen, die gestrichen werden müssen, am Montag die Bekanntgabe folgen lässt, dass weitere 6000 Jobs überflüssig sind. Generell spitze sich bei den Fluggesellschaften in Europa nach einer kurzen Phase der Hoffnung die Lage dramatisch zu. Gemäss Eurocontrol dürften Europas Airlines in diesem Jahr Ausfälle in der Höhe von 140 Milliarden Euro verzeichnen.

Nun erfolgte am Freitag ein Hilfeschrei der Airlines und Tourismusanbieter in Richtung EU. Sie flehen in ihrem Schreiben Präsidentin Ursula von der Leyenum an, ein einheitliches EU-Testprotokoll für Passagiere vorzusehen. Der Flickenteppich aus wechselnden Quarantänebestimmungen zwischen den Ländern «bringe die Reise- und Tourismusbranche um».

Mitten in der existenziellen Krise könnten die EU-Airlines nun auch noch vermehrte Konkurrenz von einem scharfen Wettbewerber bekommen. Noch vor Krisenausbruch hatte die EU-Kommission ein Luftverkehrsabkommen mit Katar zu Ende verhandelt. Es sieht eine zusätzliche Öffnung der kaufkräftigen Märkte in Europa (Deutschland, Frankreich, Niederlande und weitere) für Qatar Airways vor. Es fehlt nur noch die Unterzeichnung durch den Europarat, um den Vertrag umzusetzen.

Die Pilotenvereinigung Cockpit der Lufthansa rief letzte Woche dazu auf, den Start bis nach der Bewältigung der Corona-Krise zu vertagen: «Eine derzeit völlig unnötige weitere Öffnung des Marktes unter diesen vollkommen veränderten Marktbedingungen wäre wirtschaftlich und sozialpolitisch ein Desaster für die EU.»

Bald Testcenter am Flughafen Zürich?

Bald soll nur noch in Quarantäne, wer nachweislich Corona-positiv ist: dieses Szenario beleuchtet die «Sonntagszeitung» und blickt dabei Richtung Euroairport. Corona-Tests sind am Flughafen Basel-Mülhausen bereits Alltag: Weil sich der Airport auf französischem Boden befindet, gelten dort die vom Gesundheitsministerium in Paris verordneten Corona-Schutzmassnahmen. Demnach durchlaufen Ankommende aus den Ländern Algerien, Bosnien-Herzegowina, Israel, Kosovo, Serbien und der Türkei einen Test, die nicht in der Schweiz ansässig sind. Nur wer einen Covid-Test vorweisen kann, der nicht älter ist als 72 Stunden, muss nicht zu dieser Kontrolle antreten.

Auch am Flughafen Zürich befasst man sich mit der Idee von Tests für die Reisenden. «Wir prüfen mit verschiedenen Partnern, wie wir ein solches Testcenter ausgestalten könnten», sagt eine Flughafen-Sprecherin. Es sei aber zu früh, um weiterführende Details zu kommunizieren. Die Fluggesellschaft Swiss ist jedenfalls daran interessiert, an den Landesflughäfen Zürich und Genf ein Testcenter einzuführen. Die Reisebranche würde solche Testcenter ebenfalls begrüssen, um diesen Quarantäne-Flickenteppich loszuwerden, was die Planbarkeit von Reisen deutlich verbessern würde.

Nachtzugprojekt entsetzt Car- und Flugbranche

Dass die SBB das Schlafwagenangebot mit Subventionen ausbauen wollen, treibe die Car- und Flugbranche in den Ruin. Gemäss der «Sonntagszeitung» schäumt SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner: «Während der Pandemie ist der Reisemarkt massiv eingebrochen, und zahlreiche Anbieter aus Industrien ohne staatliche Unterstützungen stehen kurz vor dem unverschuldeten Ruin.» Es sei absolut unverständlich, dass der Staatsbetrieb SBB ausgerechnet jetzt mit einem neuen subventionierten Angebot die privaten Transporteure verdrängen wolle.

«Wenn die SBB nun ein hochsubventioniertes Angebot machen, wird das gerade in diesen schwierigen Zeiten sehr vielen Reisebusunternehmen den Rest geben», beklagt sich auch André Kirchhofer, Geschäftsführer des Nutzfahrzeugverbandes Astag. Dabei reise man in einem voll besetzten Reisebus ökologischer als in Zügen, die in der  Regel nicht voll ausgebucht seien.

Auch Philip Kristensen, Geschäftsführer von Aerosuisse, dem Dachverband der Schweizer Luftfahrt, sagt: «Die Subvention des geplanten Schlafwagenangebots führt zu einer inakzeptablen Wettbewerbsverzerrung der Flugbranche und anderer privater Transportunternehmen. Das Geld im Klimafonds werde zum grössten Teil von der Flugti- cketabgabe kommen, also aus der Flugbranche.

Auf ihrer Seite wissen die SBB hingegen die Grünen. «Die SBB haben genau das getan, was wir schon lange fordern», sagt Nationalrätin Regula Rytz. Die Subventionierung der Nachtzüge sei eine Entzerrung des Wettbewerbs. Denn die Flugunternehmen hätten heute einen massiven Wettbewerbsvorteil: «Während in der Schweiz Benzin und Diesel besteuert werden, sind internationale Flüge von der Treibstoffsteuer befreit. Zusätzlich profitiert die Luftfahrt von der Mehrwertsteuerbefreiung», sagt Rytz.

Herbstferien: Schweizer bleiben zuhause

Der «Sonntagsblick» thematisiert die anstehenden Herbsferien und titelt: «Sandkasten statt Sandstrand». «Die Schweizerinnen und Schweizer werden in diesem Jahr ihre Herbstferien vornehmlich im eigenen Land verbringen», wird STV-Präsident Nicolo Paganini zitiert. Für die ohnehin angeschlagene Reisebranche sei das besonders prekär. «Die Umsätze werden höchstens 15 Prozent des Vorjahres betragen», schätzt SRV-Geschäftsführer Walter Kunz. Bei Kuoni liegen die Buchungen von Ferienreisen innerhalb Europas «signifikant unter dem Vorjahreswert». Wenn überhaupt, reisen die Schweizer in den Herbstferien nach Griechenland, Zypern oder in die Türkei.

Doch auch die Schweizer Stadthotellerie leidet. «Die Corona-Pandemie ist für uns absolut verheerend», sagt Brigitte Heller, Direktorin des Hotels Monopol in Luzern. Seit Anfang des Jahres seien die Logiernächte um 60 Prozent eingebrochen. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Die Buchungen für die Herbstferien bleiben tief. In den nächsten vier Wochen ist das Hotel gerade noch zu 20 Prozent ausgelastet.

Die Stadthotellerie müsse sich für den Winter sehr warm anziehen, sagt Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse. Für ihn ist klar: «Entlassungen sind in der Beherbergungsbranche im Herbst und Winter leider unvermeidlich.» Doch nicht alle haben zu jammern. Beim Ferienwohnungsvermittler Interhome sind Ferien im Tessin, Wallis, Berner Oberland oder Graubünden derzeit besonders gefragt.

Wanderwege wegen Wolf gesperrt

Eine Woche vor der Abstimmung über das neue Jagdgesetz, das es Jägern erleichtern würde, Wölfe abzuschiessen, schreibt die «Sonntagszeitung» über Gemeinden, die Wanderwege abgesperrt haben – wegen den Wölfen.

Die Gefahr für Wanderer geht aber nicht direkt von den Wolfsrudeln aus, die sich etwa in der Surselva aufhalten. Gemäss einer Mitteilung der Gemeinde Lumnezia versetzen die Wölfe vielmehr Kühe und Herdenschutz-Hunde «in Panik» – und diese verhalten sich dann aggressiv gegenüber Menschen.

Wanderwege wurden diesen Sommer nicht nur in Graubünden gesperrt, sondern auch am Glaubenbergpass im Grenzgebiet der Kantone Luzern und Obwalden. Die Gemeinde Sarnen ordnete die Massnahme an. Ein Älpler hatte zuvor gemeldet, die Kühe verhielten sich wild. «Grund dafür war der Wolf», sagt Stephan Thalmann, der am Glaubenberg ein Hotel führt.

Für Pro Natura ist die Sperrung von Wanderwegen «reine Propaganda». «Ich habe den Eindruck, dass die Kühe und Kälber umso nervöser werden, je näher der Abstimmungstermin rückt», sagt Urs Leugger, Geschäftsführer von Pro Natura. Es sei nicht erwiesen, dass Mutterkühe wegen des Wolfs aggressiver würden. Fakt sei, dass in den letzten 25 Jahren Wolfspräsenz nie solche Verhaltensänderungen nachgewiesen worden seien, auch nicht in den Wolfsgebieten.

Nizza, Venedig und der Van-Sinn

Älter als Rom, wärmer als Barcelona, lebendiger als jeder andere Ort an der Côte. Wer Kultur und Meer zugleich haben will; Nizza bietet es, schreibt die «NZZ am Sonntag». Weiter auf den Reiseseiten der Sonntagszeitungen ist vom Hinterland Venedigs zu lesen. Die «Schweiz am Wochenende» schreibt vom Schlaraffenland, das hinter Venedig beginne und schildert die alten Badeorte zwischen der Lagunenstadt und Triest, etwa Lignano Sabbiadoro.

Über den aktuellen Van-Sinn schreibt der «Sonntagsblick» auf vier Seiten. Die Nation mache Ferien im Büssli. Seit Corona hat die Nachfrage nach der mobilen Ferienwohnung stark angezogen. Drei Camping-Fans kommt zu Wort. Die «Sonntagszeitung» wiederum beleuchtet in einem Special die schönsten Seiten Österreichs.

(GWA)