Tourismuswelt

Grossandrang bei der samstäglichen Öffnung der Fespo-Hallen in Zürich 2020 - wie wird dies 2021 aussehen? Bild: JCR

Mit Zuspruch allein überleben die Tourismus-Messen nicht

Die grossen Tourismusmessen tun alles daran, um 2021 über die Bühne gehen zu können. Die generelle Unsicherheit im Reisesektor ist aber auch für diese Gift.

Letzte Woche haben wir uns bei den Leitern der wichtigsten Publikums-Tourismusmessen umgehört. Unter dem Strich klang es bei Grenzenlos, Fespo und Berner Ferienmesse ganz ähnlich: Man hat Sicherheitskonzepte parat, man glaubt an das Format und die Berechtigung der «klassischen» Messen und auch daran, dass diese 2021 durchgeführt werden. Angesichts der aktuellen Anmeldezahlen drückt aber durch, dass die genannten Messen wohl bei Weitem nicht in der üblichen Grösse durchgeführt werden - und da stellt sich dann bald mal die Frage der Wirtschaftlichkeit.

Wir haben in diesem Zusammenhang nachgefragt, ob eine Messeteilnahme unter den aktuellen Umständen denkbar ist - als Aussteller oder auch nur als Besucher. Wir müssen etwas ernüchtert festhalten, dass das Thema weniger Anklang als andere Umfragen fand und lediglich 79 Antworten eingingen. Interessanterweise lautet die Antwort in 69% der Fälle «Ja, ich finde grosse Tourismusmessen wichtig und will als Aussteller partizipieren». Das klingt eigentlich aus Sicht der Messebetreiber erfreulich, doch uns beschleicht der Verdacht, dass hier jene, die sich bereits verpflichtet haben, mit Zuspruch versuchen, andere noch unentschlossene potenzielle Aussteller mitzugewinnen.

Die vergleichsweise tiefe Teilnehmerzahl an der Umfrage könnte auch dem Umstand geschuldet sein, dass sich aktuell niemand festlegen mag - zu unsicher ist die touristische Grosswetterlage, und selbst wenn man das «Marketingtool Reisemesse» zu Jahresbeginn gern beanspruchen möchte, so steht derzeit noch in Frage, ob einerseits das notwendige Geld dafür vorhanden ist und auch, ob das Publikumsinteresse dann genügend gross sein wird. Zu Letzterem müsste man meinen, dass das Reiseinteresse immer noch sehr gross ist - zumindest lässt der enorme Informationsbedarf zu Reisethemen im Allgemeinen darauf schliessen. Aber ob sich diese Personen im Rahmen einer Messe mit konkreter Ferieninspiration bzw. -planung auseinandersetzen? Who knows?

(Text geht unter der Grafik weiter)

Finanzspritzen sorgen erst mal fürs Überleben

Für die Messeveranstalter eine extrem schwierige Situation. Zwar haben diese spezielle Absicherungen für Aussteller geschaffen, wonach bei Annullierung der Messe keinerlei Kosten hängen bleiben, d.h. alle Zahlungen werden erstattet und es fallen keine Bearbeitungsgebühren an. Was ein wertvoller Incentive sein müsste, fällt in Zeiten extremer (finanzieller) Unsicherheit aber nur bedingt auf fruchtbaren Boden.

Und wie kommen die Messebetreiber selber klar? Deren weiteres Überleben ist vorerst mal gesichert. Im Mai beteiligten sich vier Grossunternehmen an der Messepark Bern AG, bei welcher die Bernexpo als Minderheitsaktionärin an Bord bleibt. Das stärkt den Messestandort Bern, wobei die Kredite für den Ausbau des Bernexpo-Geländes in Bern noch vors Volk müssen. In St. Gallen hat derweil die Olma Messen St. Gallen AG Finanzspritzen von Stadt und Kanton St. Gallen zugesichert bekommen, in Höhe von je 8,4 Millionen Franken.

Nun bleibt zu hoffen, dass die gerade im Tourismus bewährte und beliebte Messeform wieder aufleben kann, wenn auch vorerst mal in einer reduzierten Form. Um auf unsere Umfrage zurückzukommen: Positiver Zuspruch reicht nicht aus. Viele mögen die Messen, noch mehr wollen ein Teil davon sein, zumindest als Besucher. Aber ohne finanzielle Unterstützung in Form von Ständen wird es extrem schwierig sein.

(JCR)