Tourismuswelt

Sunday Press Der Bund hat eine Rechnung offen

Die Ausstände nicht bezahlter Rückholflüge belaufen sich auf 1,7 Millionen Franken. - Uber steht aufgrund eines neuen Gesetzes in Kalifornien vor dem Aus. - Airlines und Flughäfen sind für ihr Überleben auf die Erholung der Langstreckenflüge angewiesen.

Tausende Schweizerinnen und Schweizer wurden zu Beginn der Corona-Krise mit aufwändigen Rückholflügen aus dem Ausland in die Schweiz geholt. Insgesamt organisierte der Bund laut einem Bericht der «Sonntagszeitung» 35 Flüge aus allen Kontinenten. So konnten 7000 Menschen nach Hause geholt werden. Für die Kosten müssen die Geretteten zum Grossteil selbst aufkommen. Doch viele haben die vom Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verschickten Rechnungen nicht bezahlt. Die Frist von 30 Tagen ist abgelaufen. Nun verschickt der Bund Mahnungen. Von den 7100 Rechnungen sind noch rund 1500 offen. Diese haben einen Gesamtwert von 1,7 Millionen Franken.

Der Preis für die Flüge richtet sich nach deren Dauer. Die Spanne reicht laut der Zeitung von 400 Franken für Kurzstrecken bis zu 1700 Franken für Flüge über 12'000 Kilometer. Ein Flug von Peru nach Zürich kostet beispielsweise 1100 Franken. Das Ticket mussten die Gestrandeten nicht im Voraus bezahlen - sie verpflichteten sich mit ihrer Unterschrift, die Kosten später zu übernehmen. Laut Bund decken die Rechnungen 80 Prozent der von den Airlines Swiss und Edelweiss verrechneten Kosten ab. Den Rest übernimmt der Bund. Den Steuerzahler kostete die Aktion damit rund zwei Millionen Franken.

In diesem Fall hat sich der Abschluss einer Reiseversicherung gelohnt, denn in den meisten Fällen übernimmt diese die Kosten für die Rückhol-Aktion. Axa bezahle pro Versicherten bis zu 1000 Franken für den Flug. Die Zürich und andere Gesellschaften übernehmen laut eigenen Angaben den vollen Preis. Das Departement für auswärtige Angelegenheiten wartet nun erst einmal ab, ob die verschickten Mahnungen Wirkung zeigen. Wer sich der Zahlung weiterhin widersetzt, muss mit drastischeren Schritten rechnen. «Das EDA sieht vor, bei Nichtbezahlung von Rechnungen je nach Situation auch Betreibungen einzuleiten», heisst es bei der Behörde.

Gibt es Uber bald nicht mehr?

Bereits vor zwei Jahren warnte Uber-Chef Dara Khosrowshahi, dass Investoren keine Erfolgsaussichten bei seinem US-amerikanischen Fahrdienst-Unternehmen haben werden. «Kommt nicht zu uns», riet er ­den Anlegern, «ganz einfach.» Weiter heisst es auch im Börsenprospekt unter den Risikofaktoren, dass Investoren Gefahr laufen, ihr Investment oder Teile davon zu verlieren. Knapp ein Jahr nach dem Börsengang könnten sich die Prophezeiungen nun bewahrheiten, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Dies, weil der Heimatstaat Kalifornien das Geschäftsmodell des Unternehmen angreift. Der Oberste Gerichtshof hat nämlich vergangene Woche entschieden, dass Uber seine Fahrer in Zukunft anstellen muss. Gleiches gilt auch für Lyft. Durch die Einstufung als Selbständige würden den Fahrern Leistungen wie Mindestlöhne, bezahlte Überstunden oder die Arbeitslosenversicherung zu Unrecht verwehrt, sagen die Richter. Dennoch müssen sich die Fahrer an viele Vorgaben der Firma halten und das volle Risiko tragen. Dass Uber und Lyft bekehrt werden und den Fahrern mehr Rechte und Schutz gewähren, sei unwahrscheinlich. In einem Beitrag für die «New York Times» zeigte sich Uber-Chef Khos­rowshahi uneinsichtig. Das neue Gesetzt müsse bereits in dreissig Tagen umgesetzt werden.

Airlines sind auf Erholung der Langstreckenflüge angewiesen

Noch immer ist es vergleichsweise ruhig an den Flughäfen. Die Geschäfte sind zwar offen, dennoch wartet das Personal vergeblich auf Kunden. ie Luftfahrt steckt wegen Corona in der tiefsten Krise, die sie je erlebt hat. In Zürich fehlten im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat 78 Prozent der Fluggäste. Dennoch kam der Flughafen vergleichsweise glimpflich davon, wie Recherchen der «Schweiz am Wochenende» zeigen. Die Zeitung hat die vier Lufthansa-Hubs in Frankfurt, München, Wien und Zürich genauer unter die Lupe genommen. Zürich erholte sich dabei am Besten. Die Passagierrückgänge waren am tiefsten. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Schweizer ein reiselustiges Volk sind und sich aufgrund des hohen Lohnniveaus weniger Sorgen um die Zukunft machen müssen als andere Länder.

Andererseits dürfte sich das Angebot der Swiss gut entwickeln – glaubt Flughafen-Sprecherin Raffaela Stelzer gegenüber der Zeitung: «Die Lufthansa hat zwar angekündigt, die Flottengrösse zu reduzieren. Nach unserem Verständnis wird die Swiss aber nur marginal betroffen sein, weil sie über eine sehr junge Flotte verfügt.» Durch den Hilfskredit des Bundes wurde sichergestellt, dass das Angebot der Swiss wieder hochgefahren wird. Dennoch heisst das nicht unbedingt, dass mehr gereist wird. Durch die hohen Fallzahlen in der Schweiz, wird unser Land in anderen Staaten auf die Quarantäneliste gesetzt. Und auch die Anzahl Umsteigepassagiere spielt eine wichtige Rolle für die Stärke des Flughafens. Bei dieser Kennzahl aber lag München zuletzt deutlich vor Zürich. Im Juli betrug der Umsteigeanteil in München 27,6 Prozent, in Zürich nur 17,5 Prozent. Das Rennen der Lufthansa-Hubs ist also weiterhin offen. Sie alle sind auf die Erholung des Langstreckenverkehrs angewiesen.

Anders sieht es an den Flughäfen Genf und Basel aus. Die beiden Airports sind von Billigfliegern abhängig. «Airlines wie Easyjet und Wizz Air bieten ein Punkt-zu-Punkt Netzwerk an. Sie sind nicht von Langstreckenflügen abhängig, um Routen profitabel zu machen», sagt die Sprecherin vom Euroairport Basel gegenüber der Zeitung.90 Prozent der Passagiere in Basel buchten Direktflüge ohne Anschlussflüge. «Das ist im Moment umso mehr von Vorteil, da es kaum Langstreckenflüge gibt.» Dennoch sehen die Aussichten nicht sehr rosig aus: «Die Airlines werden dafür büssen, dass sie in den letzten Jahren das Fliegen zu einem notwendigen Übel gemacht haben, bei dem der Komfort und die Sitzabstände immer kleiner wurden», sagt Aviatik-Experte Andreas Wittmer der Zeitung und führt aus: «Anfangs wird es noch Preisdumping geben. Aber Schritt für Schritt werden danach gewisse Airlines aus dem Markt scheiden.»

Swiss und Edelweiss haben wieder Geld

Die beiden Fluggesellschaften Swiss und Edelweiss dürfen vorerst aufatmen: Laut der «Sonntagszeitung» hat die eidgenössische Finanzverwaltung die Verträge mit den beiden Airlines über den Kredit von 1,5 Milliarden Franken unterschrieben. Welche Beträge die Unternehmen zu welchem Zeitpunkt erhalten, werde nach Bedarf festgelegt. Wie gross der Liquiditätsbedarf von Swiss derzeit ist, sei schwer abzuschätzen. Swiss-Chef Thomas Klühr sagte Anfang August, dass die Airline heute weniger als eine Million Franken pro Tag verliere. Auf dem Höhepunkt der Krise waren es drei Millionen pro Tag. Dank steigender Passagierzahlen und einer guten Auslastung während der Sommerferien dürften die finanzielle Lage nun leicht entspannt haben. Dennoch gibt es keinen Grund zu jubeln. Die IATA geht nämlich davon aus, dass sich der Sektor erst 2024 vollständig erholen wird. Dies führt zu Anpassungen in den Unternehmen. Stand heute haben laut Angaben von Bloomberg bereits 400'000 Airlineangestellte ihren Job verloren. Eine Ausnahme bildet die Swiss, die bisher noch keine Entlassungen angekündigt hat.

Lohnt sich der Ferienwohnung-Kauf?

Ferienwohnungsvermieter zählen zu den Gewinnern des diesjährigen Tourismussommer, weil es sich in den «eigenen» vier Wänden bestens Abstand halten lässt und der Aufenthalt günstiger ist als im Hotel. Dennoch überlegen die Gäste: lohnt sich das oder sollte man besser eine eigene Immobilie erwerben? Doch ein Kauf bringt ebenfalls viele versteckte Kosten mit sich, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Genau deshalb sei Teilen wieder in Mode geraten. Das Geschäftsmodell von Hapimag sieht vor, dass Anteile und Wohnrechte an diversen Resorts gesichert werden können. Und das Unternehmen hat damit Erfolg: In den letzten Wochen erreichten die Buchungsstände einen Durchschnittswert von über 50 Prozent. In Kürze soll eine interne Plattform aufgeschaltet werden, auf der sich Hapimag-Aktien handeln lassen. Dennoch sind die Anteilsscheine nicht üblich:  Eine Kotierung der Anteilscheine an der Börse schliesst Hapimag kategorisch aus. Stattdessen wird auf den «emotionalen Wert» verwiesen, die die Aktie mit der Möglichkeit, Ferien zu machen, besitzen soll. Ausserbörslich bieten diverse Zwischenhändler den Kauf und Verkauf der wenig liquiden Papiere an.

Die Eroberung des Jungfraujochs

Die «Sonntagszeitung» hat eine Schweizer Reisegruppe auf das Jungfraujoch begleitet. Normalerweise wird der Berg von ausländischen Gästen in Beschlag genommen. Weil diese aber ausbleiben, wagen sich in diesem Jahr vermehrt Schweizerinnen und Schweizern auf den Gipfel. Das Gedränge ist aber dennoch gross und auch bei diesem Ausflug müssen die Hygiene- und Schutzmassnahmen eingehalten werden. Wie viele Touristen in diesem Sommer auf den Berg reisten ist unbekannt. Jedoch freute sich der Berg  über drei ausverkaufte Tage. 90 bis 95 Prozent der Gäste seien in diesem Jahr Schweizer.

Endlich wieder Kreuzfahrten

Die heutige Ausgabe des «Sonntagsblick» befasst sich unter anderem mit der Wiederaufnahme von Kreuzfahrten und Flussfahrten. Aufgrund der Corona-Pandemie stehen derzeit rund 500 Hochseeschiffe still, wie die Zeitung dokumentiert. Dies Koste die Reedereien pro Schiff und Monat rund eine Million Dollar. Weniger hart trifft es die Flusskreuzfahrt-Schiffe. Sie sind bereits seit Anfang Juni wieder unterwegs - jedoch nur mit rund 50 Prozent Auslastung, um den Sicherheitsvorgaben gerecht zu werden.

Ausserdem gibt der maritime Wirtschafts- und Kommunikationsexperte Thomas P. Illes in einem Interview Prognosen, wie es um die Kreuzfahrt-Industrie weitergeht. Er sagt etwa: «Einige kleinere Reedereien mussten Insolvenz anmelden. Die grossen verfügen im Moment noch über ausreichend Liquidität.»

Reiseseiten

In der «Sonntagszeitung» findet sich ein grosses Special über Bahnreisen nach Italien. So finden sich haufenweise Tipps für die nächsten Ferien. Einer davon ist die Besichtigung der Cinque Terre im Herbst. Aber auch Städte wie Venedig oder Rimini seien einen Besuch wert. Ebenfalls Platz auf den Reiseseiten findet der Orta-See in Italien, wo «alles eine Nummer beschaulicher ist als beim Lago Maggiore».

(NWI)