Tourismuswelt

Eine gegenseitige Aussprache kann manchmal viel bewirken. Bild: Charles Deluvio

Basis und Verbände wollen dasselbe

Jean-Claude Raemy

Verteter des Schweizer Reise-Verbands (SRV) sowie der «Aktion Mayday» trafen sich neulich zum gegenseitigen Austausch. Dabei ging es darum, wie man gemeinsam die Krise meistern kann.

Ende Mai formierte sich die «Aktion Mayday», eine Interessengruppe für kleine Reisebüros, welche der Ansicht war, dass von den Verbänden zu wenig getan werde, um die Krise zu meistern. Inzwischen ist die «Aktion Mayday» deutlich gewachsen, derweil sich die drei Verbände SRV, STAR und TPA zur «Taskforce Reisebranche» zusammenstellten und auf politischer Ebene federführend bei den Verhandlungen pro Reisebranche waren. Meinungsdifferenzen zwischen Mayday und Taskforce hielten trotz gegenseitigem Respekt an, wurden jedoch vor allem über Medien ausgetragen, es bestanden also Kommunikationsschwierigkeiten zwischen den Parteien - weshalb nun auf Einladung des SRV (Schweizer Reise-Verband) in dessen Zürcher Geschäftsstelle am Montagabend (10. August) ein Meeting stattfand.

Mit dabei waren von Seiten des SRV Max E. Katz (Präsident) und Walter Kunz (Geschäftsführer) und von Seiten der Aktion Mayday Nathalie Sassine (Webook), Martin Reber (Schär Reisen), Koni Kölbl (Travel Solutions), Paul Gosteli (Geo Tours) und Hans-Peter Riesen (Para Tours). «Wir wollen alle dasselbe, nämlich die Branche retten», lautete das Fazit laut Mayday-Sprecherin Nathalie Sassine. Walter Kunz spricht von einer «Aussprache, in sehr freundschaftlichem und sachlichem Ton, bei welcher diverse Punkte geklärt und Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden konnten.»

Viele Themen wurden besprochen, so die Kommunikation mit der Basis, die Geheimhaltungsklausel mit dem SECO, die Branchencalls der Aktion Mayday und nicht zuletzt der Ausgang der Bundesratssitzung am 19. August 2020, auf den alle gespannt warten. Und entsteht aus diesem Meeting nun irgendwelche Vorgabe für eine künftige Kooperation? «Es gibt keine Zusammenarbeit in dem Sinn, aber gegenseitige Unterstützung», sagt Sassine, «mehr wissen wir auch erst nach dem Bundesratsentscheid.» Kunz derweilen sagt: «Wir wollen miteinander arbeiten, aber auf unterschiedlichen Ebenen.» Will heissen: Die Taskforce aus SRV, TPA und STAR sieht sich in der Rolle der Politik bzw. der Diplomatie, während die Aktion Mayday weiterhin verbandsübergreifende Basisarbeit leisten will.

Was nach dem 19. August passiert, hängt vom Bundesratsentscheid ab. Bei einem negativen Bescheid will die Taskforce im Rahmen eines «Plan B» in Bern versuchen, dass Parlamentarier Vorstösse auf die Herbstsession lancieren, derweilen die Aktion Mayday über Protestaktionen vor dem Bundeshaus sinniert. Kunz hatte diese Woche (am 11. August) übrigens auch wieder Besuch von seinem deutschen und österreichischen Amtskollegen, zwecks Austausch darüber, wie die Politik in den jeweiligen Nachbarländern der Reisebranche hilft, welche Modelle zur Erleichterung der Reisetätigkeit gewählt werden und mehr. Kunz hält fest, dass Informationen dazu bereits im Vorfeld auch ans SECO weitergeleitet wurden, im Hinblick auf die Ausarbeitung von für die Schweiz praktikablen Hilfsmodellen für die Reisebranche.

Die «laute» Basis und die Verhandlungsstärke der vereinten Verbände: Mit diesem «Doppeleffekt» will die Schweizer Reisebranche also ihre (gemeinsamen) Ziele erreichen. Man darf gespannt sein auf nächste Woche.