Tourismuswelt

Sunday Press Weniger als die Hälfte der Rückkehrer aus Risikoländern gehen in Quarantäne

Die Anzahl Quarantäne-Drückeberger ist gross. Rückreisende aus Risikoländern werden nun häufiger geprüft. – DER Touristik Suisse betreibt die Swiss auf 4,2 Millionen Franken. – Interlaken und Engelberg fehlen die Gäste aus China und Indien.

Die meisten Reisenden aus Risikoländern verweigern sich der Quarantäne, schreibt die «NZZ am Sonntag». Weniger als die Hälfte der Rückkehrer hielten sich nicht an die geltenden Quarantänevorschriften. Seit der Einführung der Quarantänepflicht am 6. Juli seien allein über die drei Flughäfen Zürich, Basel und Genf rund 6000 Personen aus Risikoländern in die Schweiz gereist. In den Kantonen hätten sich zur Quarantäne aber wohl höchstens 3000 Personen angemeldet.

Nun will der Bund die Massnahmen verschärfen. Am Freitag hat er bekanntgegeben, dass er bei Airlines und Carunternehmen Passagierlisten einholt und einzelne davon den Kantonen für Kontrollen weiterleitet. Wie viel in die Risikoländer gereist wird, hält die Zeitung weiter fest. Die Swiss fliegt wöchentlich ab Zürich zehnmal nach Stockholm, siebenmal nach Belgrad und New York, viermal nach Tel Aviv und Göteborg, dreimal nach Sao Paulo und Chicago sowie ab Genf zweimal nach Pristina.

Mit den Stichproben, so hoffen Experten, werde sich die Einhaltung der Quarantäne verbessern. Das wird nun umso wichtiger, als dass die Liste der Risikoländer am kommenden Mittwoch verlängert wird. Neu könnten etwa Luxemburg und Montenegro dazukommen.

Neben den verschärften Massnahmen drohen die Kantone Drückebergern nun auch mit Bussen von bis zu 10'000 Franken. Der Kanton Zürich teilte am Freitag mit, in Verdachtsfällen statte die Kantonspolizei Hausbesuche ab.

Mittlerweile hat sich die Information zur Quarantänepflicht verbessert. Swiss informiert ihre Passagiere vor dem Abflug am Gate darüber. An Bord erhalten die Passagiere Info-Flyer und ein Kontaktformular des Bundesamtes für Gesundheit. Bei den Gepäckbändern in Zürich stehen rote Säulen aus Karton mit der Aufschrift «Wichtige Information», flankiert von zwei Weltkarten mit den markierten Risikoländern.

DER Touristik Suisse fordert von Swiss 4,2 Millionen Franken

Bei der Fluggesellschaft Swiss türmen sich laut der «Sonntagszeitung» die Betreibungen. In den vergangenen Wochen habe es gleich dutzende Zahlungsaufforderungen gegeben. Die Zeitung beruft sich dabei auf einen Auszug aus dem Betreibungsregister der Fluglinie. Seit Anfang April haben insgesamt 72 Gläubiger Betreibungen von total 4,48 Millionen Franken eingereicht. Die weitaus grösste Forderung stamme von DER Touristik Suisse AG. Am 22. Juni habe das Unternehmen eine Betreibung von rund 4,2 Millionen Franken eingereicht. Swiss habe dabei – wie bei allen anderen Forderungen – aber Rechtsvorschlag erhoben. Bei den meisten Betreibungen dürfte es um die Rückerstattungen von Flugreisen gehen, heisst es weiter.

DER Touristik Suisse will sich zu den Betreibungen nicht direkt äussern. Ein Sprecher sagt: «Wir befinden uns mit der Swiss bezüglich der zurückgehaltenen Kundengelder für nicht durchgeführte Flüge im ständigen Dialog und hoffen auf ein einvernehmliches Ergebnis dieser Gespräche – dies bei Wahrung unseres Rechtes.»

Interlaken und Engelberg fehlen die Gäste aus China und Indien

Die «Sonntagszeitung» ging auf Reportage nach Interlaken und Engelberg. An den bei Gästen aus China und Indien beliebten Touristen-Hotspots herrscht gähnende Leere. Nur noch Schweizerdeutsch ist zu hören, vereinzelt Englisch. In den Uhrenshops unterhalten sich die Angestellten untereinander. Dass sich diese beiden Schweizer Touristenorte in den letzten Jahren mehrheitlich auf Gäste aus Asien konzentrierten, rächt sich jetzt.

Interlaken verzeichnet von Januar bis Mai ein Logiernächte-Minus von 64 Prozent, Engelberg um 51 Prozent, Luzern um 62 Prozent. Zwar werden mehr Schweizer Gäste verzeichnet – dies auch dank Aktionen –, doch das Manko aus Asien kann derzeit nicht ersetzt werden.

«Wenn ich heute auf die Parkplätze schaue, so sind diese gähnend leer. In der vergangenen Sommersaison parkierten pro Tag noch Dutzende Busse mit indischen Gästen», sagt Marcel Huber, Direktor im Hotel Terrace in Engelberg. «Aktuell ist der Gruppentourismus aus Indien inexistent».

Airlines verlieren Passagiere an Business-Jets

Die Angst vor Ansteckung, Maskenpflicht und reduzierter Service treibt die Passagiere von den grossen Airlines in die Privatflugzeuge, stellt die «Sonntagszeitung» fest. Im April gab es 593 Starts und Landungen von Privatjets am Flughafen Zürich, im Juni hat sich diese Zahl verdreifacht. Neben Düsseldorf und London gehört Cannes zu den am häufigsten angeflogenen Destinationen.

Seitens Execu-Jet heisst es: «Wir sind überrascht, wie schnell das Geschäft zurückgekommen ist. Viele Geschäftsleute wollen ihre wichtigen Business-Partner wieder persönlich sehen. Die Unternehmen überlegen sich dabei genau, wie ihre Manager reisen, damit das Risiko einer Ansteckung minim bleibt.»

Die Privatjet-Vermieter erreichten im Juni im Vergleich zum Vorjahr ein Geschäftsvolumen von 70 bis 80 Prozent. Die Flugbewegungen bei den Linienflügen brachen dagegen am Flughafen Zürich um 90 Prozent ein.

Virenjagd mit UV-Licht am Flughafen Zürich

Bahnhöfe und Flughäfen bemühen sich darum, ihre Infrastruktur häufiger zu desinfizieren. Der Flughafen Zürich geht nun neue Wege, schreibt die «Schweiz am Wochenende». Nachdem dieser rasch mit Desinfektionsspendern, Selecta-Automaten mit Gesichtsmasken und Putzrobotern auf die Virensituation reagierte, geht es jetzt noch einen Schritt weiter.

In den kommenden Wochen werden die meistbenutzten Rolltreppen mit einem System ausgerüstet, das die Handläufe mit Hilfe ultravioletten Lichts (UV) desinfiziert. In einem ersten Schritt kommen 16 der rund 100 Rolltreppen in Zürich-Kloten zum Zug. Noch ist von einem Test die Rede, doch langfristig sollen alle die neue Reinigungstechnologie aufweisen, sagt eine Sprecherin. Dabei handelt es sich um Hochdruck-Lampen mit ultraviolettem Licht, die Viren und Bakterien entgegenwirken.

Da UV-Strahlung für Haut und Augen schädlich ist, sind die Geräte inwendig angebracht und desinfizieren die Handläufe, bevor sie wieder an die Oberfläche kommen, wo sie von den rund 86'000 Passagieren, die zu normalen Zeiten täglich am Flughafen verkehren, angefasst werden. Pro Rolltreppe kostet die Installation einen mittleren, vierstelligen Betrag.

Tessin verlängert Saison

In einem Interview mit dem «Sonntagsblick» blickt Aldo Rampazzi, Präsident von Ticino Turismo, auf die schwierigen Wochen im Tessin zurück. «Noch im April flehten wir darum, dass die Touristen nicht zu uns kommen.» Dass die Gäste nun zurück sind, freue ihn: «Ohne Gäste fehlen dem Tessin relevante Einnahmen. Jobs gehen verloren. Gleichzeitig gilt es, Bevölkerung und Besucher zu schützen.»

Zum Einbruch der Logiernächte sagt Rampazzi: «Aufholen können wir die verlorenen Monate März und April nicht mehr. Dass jetzt reihenweise Hotels und Restaurants schliessen, erwarte ich aber nicht. Wir werden die Saison bis im November verlängern.»

Ruhe am Ballermann

Sowohl die «Sonntagszeitung» wie die «NZZ am Sonntag» berichten vom Ballermann in Mallorca und haben hierzu mit den gleichen Protagonisten gesprochen. Kunststück, schliesslich stammt der Text aus der selben Feder einer auf Mallorca lebenden Freelance-Journalistin.

Nachdem es am letzten Wochenende zu ausufernden Partys an der «Schinkenstrasse» in El Arenal gekommen ist, hat die Regionalregierung die Partymeile nun für zwei Monate dicht gemacht, ebenso die britische Partyzone in Magaluf. Der balearische Tourismusminister ist entsetzt: «Diese Touristen haben wir nicht verdient! Wir wollen sie nicht. Sie sollen nicht kommen.»

Nun soll eine neue Polizeieinheit mit 100 Polizisten und 50 Arbeitsinspektoren dafür sorgen, dass sich die Touristen künftig benehmen. Seit Mittwoch drohen Wirten und Veranstaltern, die die Regeln zur Gesundheitsvorsorge nicht einhalten, Strafen von bis zu 600'000 Euro sowie die definitive Schliessung. In den letzten Tagen ist am Ballermann Ruhe eingekehrt.

Die besten Tourenplaner

Für Biker und Hiker wartet ein informativer Artikel im Sportbund der «Sonntagszeitung». Welche Routenplaner-Apps gute Hilfsmittel sind, um attraktive Biketrails und Wandertouren zu finden, listet die Zeitung auf.

Der Leser erfährt die Vorteile und Kosten von fünf Apps und für welche Sportarten sich diese eignen. Die fünf Apps heissen Bergfex Touren, Garmin Connect, Komoot, Strava und Schweiz Mobil.

Ruhe statt Rambazamba

Inspiration für eine nächste Reise ist im Blätterwald ebenso auszumachen. Die «Schweiz am Wochenende» berichtet aus Mallorca, Venedig und Zypern und beschreibt in drei schönen Texten, wie sich der Sommer in diesem Jahr an den Touristenorten anfühlt. Aus Venedig etwa: «Früher konnte man abseits der Fussgänger-Autobahn Ferrovia-San Marco in die geheimnisvollsten und dümmsten Kanal-Sackgassen geraten, immer stand schon ein Tourist mit der Kamera dort. Nun ist da bloss Wellenschlag.»

Und wer in Zeiten von Corona und Klimawandel das Abenteuer in der Nähe sucht, findet in den Berner Alpen Action für Familien mit Teenagern. Die «Sonntagszeitung» beschreibt die Adrenalinschübe beim Paragliding, Mountainbiken und beim Canyon Swing.

Canyon what? Dies ist ein Sprung mit einem Seil von einer Plattform in eine 90 Meter tiefe Gletscherschlucht. Der Sprung in den tiefen Abgrund erfordert viel Mut, wird aber beim Auspendeln in der schmalen Schlucht belohnt.

(GWA)