Tourismuswelt

Sunday Press Email-Kündigung: Ruppiges Prozedere bei Hotelplan

Dass Hotelplan Suisse 170 Angestellten per Email gekündigt hat, sorgt für Kritik. – Die Quarantänepflicht ist nur schwer umsetzbar. – Der Dichtestress am Berg ist gross. – Ein Kulturhistoriker erläutert die Gründe, warum wir verreisen.

Kündigung per Email

Hotelplan Suisse hat laut der «Sonntagszeitung» rund 170 Personen die Arbeitsstelle bloss per Email gekündigt: «Es tut mir leid, Dich für die nun beginnende Reorganisation nicht mit dabeihaben zu können», schreibt CEO Tim Bachmann in der Nachricht. «Das kam aus heiterem Himmel», sagen verschiedene Betroffene, die teilweise schon sehr lange für Hotelplan Suisse arbeiten. Die Mitarbeitenden wurden per sofort freigestellt, ihre Mail-Accounts seien bereits am Tag nach der Ankündigung deaktiviert worden. Begründet wird das Vorgehen mit Kurzarbeit und Homeoffice-Arbeit. Auch wolle man den Angestellten ermöglichen, so rasch als möglich eine neue Stelle suchen zu können.

Das Mutterhaus Migros hat der Entlassungswelle offenbar zugestimmt. «Die Umsetzung des Stellenabbaus liegt in der Verantwortung von Hotelplan», sagt ein Sprecher der Migros gegenüber der Zeitung. Man bedaure den Abbau und versuche die Mitarbeitenden in dieser schwierigen Phase zu unterstützen. Und es gebe durchaus Grundsätze in der Migros-Gruppe, die bei Entlassungen zu befolgen seien.

Getroffen hat es beispielsweise jene Mitarbeiter, welche sich in der Probezeit befanden, wie Hotelplan Suisse bestätigt. Man habe so Ende März, als das Krisenausmass noch nicht so klar war, die Entlassung von bewährten Mitarbeitenden vermeiden wollen. Die Stellen wurden im Anschluss intern neu besetzt – was für Unverständnis sorgte. Dennoch seien unter den Entlassenen zahlreiche Menschen, welche zwischen 55 und 65 Jahre alt sind. Je nach Dienstalter gäbe es eine Abfindung zwischen 1000 und 2000 Franken.

Wie wird die Quarantäne umgesetzt?

Seit Montag müssen Reisende, welche sich in einem der 29 Risikoländern aufgehalten haben, bei der Rückkehr einer Quarantäne von zehn Tagen unterziehen. Die «NZZ am Sonntag» kritisiert, dass diese Regelung nicht durchgesetzt werden kann - weil Reisende nicht gut informiert werden. Zwar würden auf allen Flügen die Passagierdaten gesammelt aber niemand wisse, an wen diese Daten weitergegeben werden dürfen. «Der Bund klärt, welche Infos den Kantonen für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt werden können», schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag gegenüber der Zeitung.

Es wird kritisiert, dass der Bund eine Quarantänepflicht anordnet, falls die Einreise aus einem der 29 Risikoländern erfolgt, aber man habe sich nicht abgesichert, wie man sich vor der Einschleppung des Virus schütze. Dabei sei es essenziell, sich auf die Einreise von infizierten Personen vorzubereiten. Die Task-Force empfehle, eine Liste mit Risikoländern zu erstellen und Reisende aus diesen Gebieten in Quarantäne zu setzen. Wichtig sei, heisst es weiter, auch Schweizer Botschaften sowie Flug-, Bus- und Zugunternehmen einzubinden.

Seit Freitag seien Flyer und Plakate in acht Sprachen auf der BAG-Homepage ­abrufbar. An Flughäfen hängen nun Plakate mit Links und Telefonnummern. Demnächst erhalten Reisende Sprachnachrichten: «Die Push-Nachricht, die alle Einreisenden via Swisscom, Salt und Sunrise erhalten, wird ergänzt mit einer Info zur Quarantänepflicht für Einreisende aus Risikogebieten», schreibt das BAG. Die Nachricht werde beim Grenzübertritt nur Kunden ausländischer Anbieter verschickt.

Unterschiedliche Nachfrage bei Schweiz-Ferien

Dieses Jahr ist alles anders: Anstatt Mittelmeer gibt es Schweiz. «Die Stammgäste agieren als Multiplikator, weil sie ihre Destinationen in ihrem Bekanntenkreis weiterempfehlen», sagt Markus Berger von Schweiz Tourismus. Das Bündnerland verzeichne derzeit eine erhöhte Anfrage nach Zimmern - rund 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Dennoch sei nicht alles wunderbar, denn die Stadthotels leiden unter dem Ausbleiben der ausländischen Touristen. Die 700 Betten der 1400-Seelen-Gemeinde Val Müstair GR sind diesen Sommer so gut gebucht wie selten - jahrelang ging die Zahl der Logiernächte zurück. Die Stadthotels wiederum gehen beinahe leer aus.

Dichtestress am Berg

Von wegen Idylle in den Bergen. Der «Sonntagsblick» zeichnet heute ein ganz anderes Bild und schreibt über Ballermann am Alpsee, Zoff im Souvenirshop, erste Gehversuche auf dem Gipfel. Weil im Sommer 2020 die Schweizer daheimbleiben, werde es nun eng in den Bergen.

Die Bilder der Reportage zeigen Schlangen von Leuten vor dem Bergkiosk, auch langes Warten vor der Bergbeiz, watschelnde Turnschuh-Berggänger Schulter an Schulter am Blausee und Grüppchen, die zusammenstehen und die Bierbecher in die Höhe halten.

Ob es wirklich so schlimm ist? Jedenfalls beschreibt die Reportage einen ziemlichen Dichtestress am Berg. Der Autor kriegt sich nicht mehr ein bei all diesen Eindrücken: Frauen, die im Bikini und im Tigerfellfummel durch die Idylle wandern; Jogger, die hetzen, als wären sie auf der Flucht; Surfer, die ihre Bretter über den Fels zum Bergsee wuchten; Kopftuch-Grosis, die schnaufend durchs Tal wackeln. Und die Gruppe mit Bierdosen, Zigaretten und Gejohle passe an einen Bergsee wie ein Sangria-Eimer mit roten Strohhalmen.

Nina Suma verteidigt «Fortyseven»

Die Ankündigung vor zwei Wochen, dass das neue Badener Thermalbad künftig «Fortyseven» heissen wird, sorgte in der Aargauer Regionalpresse für Kritik. In der «Schweiz am Wochenende» verteidigt nun Fortyseven-Geschäftsführerin Nina Suma – in der Reisebranche als ehemalige Stv. Geschäftsführerin von Railaway bekannt – die Namenswahl.

«Anglizismen sind aus unserer Alltagssprache nicht mehr wegzudenken. Man geht an den After-Work-Apéro. Oder denken Sie an Homeschooling. Die lokale Bevölkerung wird sich an den Namen gewöhnen. Hauptsache, sie kommen gerne zu uns». Zudem möchte sie auch ein etwas jüngeres Publikum anlocken und sie rechne stark mit Gästen aus dem Raum Zürich.

Disneyland Paris und Süditirol

Und welche Reiseinspiration verbreiten die heutigen Sonntagszeitungen? Auf den Reiseseiten zu finden sind in der «Schweiz am Wochenende» Tipps für eine Reise ins Süditirol – dabei wird das Südtirol der Burgen beschrieben, von Tscherms über Schenna bis Trauttmansdorff.

Der «Sonntagsblick» hat einige Tage vor der Wiedereröffnung das Disneyland Paris besucht, der grösste Vergnügungspark Europas. Die Zahl der Parkbesucher wird ab dem 15. Juli aber begrenzt sein und der Ticketverkauf vor Ort ist nicht mehr möglich. Weiter ist zu erfahren: 50'000 Liter Desinfektionsmittel sind an 2000 Stationen verfügbar. Über 20 Kilometer Bodenmarkierungsaufkleber wurden verklebt, drei Kilometer Glastrennwende installiert. Und auf Umarmungen für Selfies mit Peter Pan, Conald Duck und Captain Jack Sparrow müssen die Kinder in den nächsten Wochen noch verzichten.

In der «Sonntagszeitung» findet sich eine Reportage über das Wanderparadies Kleinwalsertal und das nachhaltige Familien-Landhotel Stern in Obsteig.

(NWI)