Tourismuswelt

Sunday Press Jetzt hat die Swiss keine Ausrede mehr

«Die Swiss muss ab Juli damit beginnen, den Reisebüros das geschuldete Geld zurückzuzahlen», fordert SRV-Präsident Max. E. Katz. – Badeferien-Buchungen ziehen deutlich an. – Sorgen wegen zweiter Corona-Welle. – Das sind die besten Schweizer Hotels.

Die Hiobsbotschaft von Hotelplan, in der Schweiz 170 Leute entlassen zu müssen, findet in den heutigen Sonntagszeitungen erstaunlicherweise keinen Niederschlag, ebensowenig die Sparmassnahmen bei Globetrotter. Vielleicht spielt da auch ein kommunikativer Trick mit. Hotelplan publizierte die News kurz vor der Lufthansa-Hauptversammlung, im Wissen, dass in der Folge der Zukunft der Airline-Gruppierung inklusive Swiss viel medialer Platz eingeräumt wird. Und so präsentiert sich die mediale Berichterstattung über das Geschehen im Reisebusiness heute Sonntag mit einem Fokus auf die Swiss – Hotelplan ist kein Thema.

Swiss vor Verkauf?

«Lufthansa am Anschlag – Wird die Swiss jetzt verkauft?», titelt der «Sonntagsblick» beim Aufarbeiten des Lufthansa-Rettungspakets. Denn die Rettungsgelder muss LH-Chef Carsten Spohr bis 2023 zurückzahlen und dies sei nur mit knallharter Restrukturierung möglich. Doch Spohrs Angestellte wehren sich mit Händen und Füssen. Die Verhandlungen mit den Gewerkschaften dürften für die Lufthansa-Führung noch härter werden, schreibt der «Sobli». «Wenn es ganz schlimm kommen würde, müsste Lufthansa das Tafelsilber verkaufen», wird Airline-Experte Stefan Eiselin zitiert. Andreas Wittmer von der Uni St. Gallen beschwichtigt: «Ein Verkauf der Swiss ist die Ultima Ratio.» Anders sehe es bei Austrian Airlines und Brussels Airlines aus. Wittmer: «Diese beiden Fluggesellschaften liefern seit Jahren schwache Resultate – obwohl die Flugbranche seit 2010 Hochkonjunktur hat.»

Swiss muss jetzt zahlen, bitte!

Jetzt habe die Swiss keine Ausrede mehr, schreibt die «NZZ am Sonntag». Mit dem Lufthansa-Rettungspaket von dieser Woche ist auch der 1,5-Milliarden-Franken-Kredit für die Swiss gesichert. Die Verträge liegen unterschriftsreif in Bern.

Passagiere und Reisebüros warten seit März auf die Rückzahlung vieler Gelder. Die Zeitung stellt einen Betrag von 800 Millionen Franken in den Raum. Von der Rückzahlung der Gelder in den nächsten sechs Wochen, wie es die Stiftung Konsumentenschutz gefordert hat, ist die Swiss weit entfernt. Schweizer Reisebüros warten bisher mehrheitlich vergeblich. Gemäss Schweizer Reise-Verband (SRV) warten Reisebüros noch auf mehrere Hundert Millionen Franken. «Wir erwarten, dass die Swiss ab Juli damit beginnt, den Reisebüros das geschuldete Geld in regelmässigen Abständen zurückzuzahlen», sagt SRV-Präsident Max. E. Katz. So könne man den Kunden endlich die Rückerstattung überweisen.

Zur sistierten automatischen Rückerstattung, sagt Katz: «Diese Funktion hat die Swiss blockiert. Sie wird also jeden Antrag manuell bearbeiten müssen.» Er war am Freitag in Kontakt mit der Airline, diese habe bestätigt, «baldmöglichst» mit den Rückzahlungen zu beginnen. Die Swiss verspricht sogar eine Aufstockung des zuständigen Personals: «Die Ressourcen werden sukzessive erhöht.»

Für zahlreiche Destinationen aus der Schweiz heraus hat die Swiss wieder Flüge buchbar gemacht – und verfüge über ein Quasi-Monopol, schreibt die Zeitung. Dies sei für die Reisebüros jetzt besonders frustrierend, wo Reisen teilweise wieder möglich sind. «Viele Reisebüros haben schon wieder Flüge mit der Swiss verkauft. Sie haben also bereits Geld an die Swiss überwiesen, obwohl sie noch auf die Rückerstattung warten», sagt Max E. Katz. Dies sei «schon ironisch».

Wie schwierig sich nun die nächsten Wochen für die Swiss gestalten, darauf geht die «NZZaS» ebenfalls ein. Die Auslastung je Destination schwanke stark. Um eine Sparrunde, die auch Stellen kostet, werde die Swiss nicht herumkommen. «Die Airlines müssen Kapazitäten hochfahren und gleichzeitig Kosten rausnehmen. Das ist extrem anspruchsvoll», wird Aviatik-Experte Florian Dehne zitiert. Doch entscheidend werde nun der Herbst, das üblicherweise profitabelste Quartal. Doch bei den Langstrecken gebe es grosse Fragezeichen. Europäer können nach wie vor nicht in die USA oder nach Asien reisen.  

Tiefe Badeferienpreise

Wie bereits Travelnews vor Wochenfrist festhielt – Badeferien für ein Butterbrot –, blickt heute auch die «Sonntagszeitung» auf die derzeit günstigen Badeferienpreise und die wieder grosse Auswahl. «Bis Ende Mai war ich überzeugt, dass im Juli gar keine Flugreisen möglich sind», sagt Andreas Restle, Chef von ITS Coop. «Seit Anfang Juni sind Hunderte Neubuchungen reingekommen, und die Frequenzen nehmen in Richtung Sommerferien deutlich zu.» Auch Bianca Gähweiler, Sprecherin von Hotelplan Suisse bestätigt: «Die Anzahl Buchungen steigt täglich». «Das Flugangebot wird täglich dichter und nähert sich einem Normalniveau an», sagt Karin Markwalder, General Managerin von Helvetic Tours.

Profitieren können Kurzentschlossene zurzeit nicht nur von einer grossen Auswahl an Destinationen und Hotels, schreibt die Zeitung weiter, sondern auch von attraktiven Preisen, die das Tarifniveau von Ferien in der Schweiz oft deutlich unterschreiten. Andreas Restle selbst habe im Frühling für seine Familie mit zwei Kindern ein passendes Sommerferienangebot in der Schweiz gesucht und kam ernüchtert zum Schluss: «Im Hotelsegment sind geeignete Familienangebote hierzulande rar gesät und oft richtig teuer.» Bereits für 2000 bis 3000 Franken inklusvive Flug, Hotel und sämtlichen Mahlzeiten kann eine vierköpfige Familie im Juli und August eine Woche Strandferien machen.

Sorgen wegen zweiter Corona-Welle

Das dominierende Thema in allen Sonntagszeitungen ist heute aber eine drohende zweite Corona-Welle, nachdem sich diese Woche die Infektionszahlen wieder deutlich nach oben bewegt haben. Und die steigenden Fallzahlen haben eben auch mit der Reiserei zu tun, wie im Fall von Rückkehrern aus Serbien.

Denn obwohl eigentlich noch ein Einreiseverbot für Drittstaatenangehörige wie Serben gilt, hat das Reiseaufkommen aus Drittstaaten seit Anfang Monat wieder stark zugenommen, hält die «NZZ am Sonntag» fest. Der Grund dafür sind Ausnahmen vom Verbot. Neben Schweizer Doppelbürgern können auch freizügigkeitsberechtigte Personen, das heisst alle EU-Bürger aus Drittstaaten wie Serbien, in die Schweiz einreisen. Politiker und Kantone fordern darum vom Bund eine Quarantänepflicht für Rückreisende aus Drittstaaten. «Angesichts der aktuellen Lage sollte der Bund weitere Einreisemassnahmen anordnen», sagt Lukas Engelberger, Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz.

Was bringen Massnahmen an der Grenze, fragt die «Sonntagszeitung» zu diesem Punkt. Grenzschliessungen seien wirkungsvoll, haben aber einen hohen Preis. Zehntägige obligatorische Selbstisolation nach der Einreise in ein Land mit hohen Fallzahlen sei eine wirkungsvolle Massnahme. Fiebermessen an der Grenze hingegen erkennt nur einen kleinen Teil der Fälle. Nicht jeder hat Fieber und ansteckend ist man schon bis zu zwei Tage vor Ausbruch der Krankheit.

«Eigenverantwortung ist wesentlich, aber jetzt sollten wir eine Maskenpflicht im ÖV zumindest dort einsetzen, wo die Fälle steigen, sagt Infektiologe Manuel Battegay in der «Sonntagszeitung». Die starken Lockerungen hätten ein falsches Signal gesetzt.

Zum Thema Masken äussert sich auch Ueli Stückelberger. Der Direktor des Verbands öffentlicher Verkehr sagt im «Sonntagsblick»: «Wir wären froh um eine nationale Regelung. Wenn einzelne Kantone von sich selbst aus agieren, ist das schwierig, vor allem bei nationalen Verbindungen. Wir möchten Verwirrungen bei den Kunden vermeiden.»

Leisere Landungen mit LNAS

Ein ganz anderes Thema beleuchtet die «Schweiz am Wochenende». Offensichtlich wird derzeit an einem Airline-Assistenzsystem gepröbelt, das deutlich sparsamere und leisere Landungen bringen könnte.

Low Noise Augmentation System (LNAS) nennt sich das von der Deutschen Zentrale für Luft und Raumfahrt entwickelte System. LNAS berechnet optimale Höhe, Sinkrate, Geschwindigkeit und korrigiert seine Empfehlungen während des Anflugs. Scheinbar mit grossem Erfolg, wie 90 Test-Anflüge auf Piste 14 des Flughafens Zürich ergaben. Vor allem heftige Lärm-Ausreisser – wenn Piloten abrupt aufs Gas oder die Bremse treten – würden so verrringert. Unter dem Strich fallen drei Dezibel Lärm weniger an, was in der Wahrnehmung einer Lärmreduktion um einen Drittel entspricht, heisst es weiter.

Bis heute ist LNAS erst eine Demonstrationstechnologie, die in einem zukünftigen Schritt in eine System von Navigation und Autopilot integriert werden muss.

Die besten Schweizer Hotels

Heute weiter zu finden in der «Sonntagszeitung» ist das alljährliche Karl-Wild-Hotelrating. In den jeweiligen Top Ten pro Kategorie sind mehrheitlich die üblichen Verdächtigen zu finden. An den Spitzenpositionen gab es die eine oder andere Verschiebung.

Bestes Ferienhotel ist erneut das Castello des Sole in Ascona. Bei den Stadthotels verteidigte The Doder Grand in Zürich die Spitze genauso souverän. Dafür gibt es drei neue Kategoriensieger: Der Vitznauerhof in Vitznau ist die Nummer ein bei den Nice-Price-Ferienhotels, das Grand Resort Bad Ragaz ist top bei den Wellnesshotels, und das Märchenhotel Braunwald rangiert erstmals als das beste Hotel für Familienferien.

Als «Hotel des Jahres» wird das Suvretta House in St. Moritz ausgezeichnet. Hotelier des Jahres ist Jean-Yves Blatt, der sich vergangene Woche auf Travelnews zum Saisonverlauf äusserte. Koch des Jahres ist Heinz Rufibach (Gran Hotel Zermatterhof). Concièrge des Jahres ist Sylvie Gonin (Beau-Rivage Palace, Lausanne-Ouchy). Newcomer des Jahres ist Maximilian von Reden (Schweizerhof Bern & Spa). Aufsteiger des Jahre ist Simon Spiller (Eden Roc, Ascona). Und das Coeback des Jahres gibt Philippe Frutiger (Giardino Mountain, St. Moritz-Champfèr).

Alles Sonnenschein? Nein. Die Krise trifft auch die besten Häuser. Selbst einige der 125 besten Häuser sind gefährdet und müssen wahrscheinlich Ende Jahr die Lichter löschen, schreibt Karl Wild.

«Ich kann mir keinen besseren Job vorstellen»

Kein Thema ist Lichterlöschen bei Thomas Kleber dem Managing Director der Sorell Hotels Switzerland. Er beanwortet 33 Fragen der «NZZ am Sonntag» und sagt dabei, er könne sich keinen besseren Beruf vorstellen. Auf die Frage, was er dem Berufsnachwuchs rate, sagt er: «Grundsätzlich seiner Leidenschaft zu folgen. Die Hotellerie und Gastronomie bietet sehr schöne und abwechslungsreiche Berufe. Diese gehen allerdings häufig mit unattraktiven Arbeitszeiten einher. Man muss Menschen mögen und dazu bereit sein, sie zu bedienen und zu begeistern. Neben einer guten theoretischen Ausbildung sind vor allem praktische Erfahrungen essenziell. Unbedingt vor einer finalen Entscheidung ein bis zwei Praktika absolvieren.»

Von Yverdon-les-Bains bis Ravenna

Wer heute Reiseinspiration sucht, wird einerseits in der «Sonntagszeitung» fündigt. Die Suonen von Nendaz VS werden vorgestellt. Dann auch das «Mittelmeer der Waadt», die Strände von Yverdon-les-Bains. Weiter lassen sich elf traumhafte Bergseen der Schweiz ausmachen.

Ein schöner Text zu einer Reise nach Ravenna ist zudem in der «Schweiz am Wochenende» zu finden – «Als Italiens Herz wieder zu schlagen begann». Der Autor reiste an die Eröffnung des Ravenna Festivals, das noch bis am 30. Juli dauert, wenn auch mit begrenztem Zutritt und Maskenpflicht.

(GWA)