Tourismuswelt

Im Vergleich zu 2019 verlieren laut TCS-Studie viele der weiter entfernten Reiseziele in den Augen der Bevölkerung an Reiz - was Ferien in der Schweiz (im Bild das Berner Oberland) zugute kommt. Bild: Joshua Earle

Schon vor Corona wollten Schweizer weniger reisen

Eine TCS-Umfrage zum Reiseverhalten der Schweizer, welche kurz vor den enormen Umbrüchen wegen der Pandemie durchgeführt wurde, führt Überraschendes zutage.

Vom 3. Februar bis 9. März 2020 führte der Touring-Club Schweiz (TCS) eine repräsentative Befragung von 1000 Schweizerinnen und Schweizern sowie von 1363 TCS-Mitgliedern durch; deren Antworten bildeten die Grundlage für das aktuelle «TCS Reisebarometer». Man merkt an den Daten: Die traditionelle Umfrage wurde zu einem Zeitpunkt durchgeführt, an dem die Corona-Pandemie sich zwar weltweit bereits ausbreitete, ihre heftigen Auswirkungen auf den Alltag und auf die Reisemöglichkeiten jedoch noch nicht entfaltet hatte. Das TCS-Reisebarometer gibt somit einen Einblick in das Meinungsbild der Schweizer Bevölkerung zum Thema Reisen am Vorabend der Pandemie.

Zusammenfassend könnte man sagen, dass das Reisebarometer trotz dem frühen Zeitpunkt schon ganz im Zeichen von Corona stand. Denn schon zu diesem Zeitpunkt nannten 37% der Befragten das Coronavirus als Faktor, welcher ihr Reiseverhalten beeinflusst. Krankheiten wie Zika oder Malaria wurden hingegen mit 1% nur sehr selten genannt. Wie stark sich die Gefährdungs-Wahrnehmung verändert hat, zeigt sich auch sehr prägnant im Zusammenhang mit Terrorismus und Krieg. Noch 2017 hatten 40 Prozent der Bevölkerung Terrorismus und Krieg auf die Frage nach Neuigkeiten, welche das Reiseverhalten beeinflussen, genannt. Seither nahm dieser Anteil sukzessive ab und beträgt heute mit elf Prozent noch rund ein Viertel von 2017.

Ebenso lässt sich sagen, dass die Reiselust bereits gedämpft war - und Schweizer Ziele überdurchschnittlich oft als attraktive Reiseziele genannt wurden. Nachfolgend Erkenntnisse aus einigen Themenbereichen. Die gesamte Studie mit Graphen und Erläuterungen gibt es unter diesem Link.

Reiselust und Ausgaben für Reisen gedämpft

Trotz immer einfacherer Verfügbarkeit günstiger Flüge und einer zunehmend im globalen Zeitalter aufgewachsenen Bevölkerung, nimmt die Reiselust der Befragten in den letzten vier Jahren laut TCS eher ab. Der Anteil der Personen, die häufiger als früher reisen möchten, sinkt von 24 Prozent im Jahr 2017 auf noch 13 Prozent im Jahr 2020. Zugleich steigt der Anteil jener, die gar nie reisen, zwischen 2017 und 2020 auf mehr als das Doppelte an. 27 Prozent möchten weniger reisen und ungefähr ein Drittel der Bevölkerung geht davon aus, in Zukunft gleich viel zu reisen wie heute.

Diese Tendenz zu weniger Reisen hat sich vor der Corona-Krise entwickelt und wird sich 2020 durch die radikalen Reiseeinschränkungen wegen der Pandemie natürlich extrem akzentuieren. Welchen Effekt die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Gefahren und Reisebeschränkungen insgesamt auf die Reiselust haben werden, wird eine der zentralen Fragen des TCS-Reisebarometers 2021 sein.

Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt

Die drei nationalen Destinationen Wallis, Tessin und Graubünden gelten als attraktivste Reiseziele für viele. Ganz grundsätzlich gilt die Weisung: Je näher, desto besser. Exotische Destinationen in Asien oder auch in der arabischen Welt werden dagegen als weniger attraktiv eingeschätzt. Im Vergleich zu 2019 verlieren viele der weiter entfernten Reiseziele in den Augen der Bevölkerung an Reiz – das gilt im besonderen Ausmass für Australien und Neuseeland.

Als deutlich attraktiver eingeschätzt werden dagegen zum ersten Mal seit Befragungsbeginn Campingferien. Auch dies ein Einblick am Vorabend der Pandemie. Ob sich die Schweizer Destinationen und Freizeitaktivitäten auch nach 2020 auf diesen Top-Platzierungen halten können oder ob nach dem weltweit verordneten Reiseverbot weiter entfernte Destinationen wieder beliebter werden, wird sich weisen.

Sicherheit und Reiseversicherung sind wichtig

Bei der Planung einer Reise bleibt die Sicherheit und Versorgung vor Ort ein wichtiger Entscheidungsfaktor für den grössten Teil der Bevölkerung. Das ist seit Beginn der Befragung so - unabhängig von Nachrichtenlage oder Reisemöglichkeiten. Am zweithäufigsten wird ein Aspekt als wichtig empfunden, der im diesjährigen Reisebarometer zum ersten Mal abgefragt wurde: Die Reiseversicherung mit der Möglichkeit einer medizinischen Rückführung. Über 80 Prozent der Befragten geben an, dies sehr oder eher wichtig zu finden bei der Planung einer Reise.

Reiseinformationen sind während Corona noch wichtiger

Die sukzessive Lockerung der Lockdowns in zahlreichen Ländern lassen bezüglich Auslandsreisen Hoffnung aufkeimen. Um trotz der Corona-Krise so komfortabel und sicher wie möglich reisen zu können, empfiehlt der TCS, sich vor der Reise über die geltenden Einreisebestimmungen und Sicherheitsmassnahmen in der gewünschten Feriendestination zu informieren. Eine entsprechende Zusammenstellung findet sich auf der TCS-Webseite oder auch bei Travelnews.

(JCR)