Tourismuswelt

So sieht der PCR-Test aus, den man nach Hause geschickt bekommt. Das Resultat liegt schnell vor. Bild: JCR

Viselio bietet Corona-Selbsttests für Reisende an

Jean-Claude Raemy

Immer mehr Länder verlangen Gesundheitszertifikate, wie etwa negative Covid-Tests. Das Schweizer Startup Viselio weiss, welches Land was verlangt, und schickt Selbsttests auch gleich zu Kunden nach Hause. Wir sagen, was es damit auf sich hat.

Es steht ausser Frage, dass der Faktor «Gesundheit» im Nachgang der weltweiten Coronavirus-Pandemie bei der Einreiseerlaubnis in fremde Länder ein neues, wichtiges Kriterium sein wird. Zahlreiche Länder sind damit beschäftigt, Regeln zu erstellen, welche genau besagen, über welche Gesundheits-Nachweise ein Einreisender verfügen muss. In Thailand, Tschechien oder Österreich gibt es bereits bestehende Regelungen, in anderen Ländern wie Island, Kroatien, Griechenland, Mexiko oder auf den Balearen gibt es bereits Ankündigungen. Weitere Länder werden folgen.

Das Problem für Reisende wie auch für die Reisevermittler ist zu wissen, welches Land was in dieser gesundheitlichen Hinsicht verlangt. Und selbst wenn man es weiss, ist es noch lange nicht klar, wie man überhaupt zu den geforderten Dokumenten kommt. Abhilfe kommt nun vom Schweizer Start-Up Viselio, welches primär als Visums-Dienstleister bekannt ist, nun jedoch seinen Service um diese wesentliche Gesundheitskomponente erweitert. Auf Anfrage von Travelnews erklärt Viselio-Gründer und -Geschäftsführer Niklas Zeller: «Ab Juni bieten wir so genannte PCR-Tests an. Diese gut erprobte Methode kann nachweisen, ob Virus-Pathogene im Körper vorhanden sind, also ob man infiziert ist. Die PCR-Tests verschicken wir an unsere Kunden; diese können den Test selber durchführen, und zwar mittels einem simplen Abstrich in Rachen und Nase, wonach anschliessend die Untersuchungsproben an ein Labor geschickt oder in ein Drop-Off am Flughafen Zürich abgelegt werden.»

Das Beste daran: Es ist in den Viselio-Workflow integriert. Will heissen: Wer ein Visum über unsere Website bestellt, erfährt sogleich, welcher Gesundheitstest benötigt wird, und falls es solche einen PCR-Test braucht, können wir diesen gleich verschicken. Unsere B2B-Kunden, etwa Reisebüros, haben via der API-Schnittstelle direkten Zugriff auf diese Informationen und diese Versandmöglichkeit.   

Das Testresultat liegt, wenn es mal im Labor ist, innert 3-4 Stunden vor, und zwar in der Landessprache. Da aber Deutsch oder Französisch nicht an jeder Grenze hilfreich sind, wird das Testresultat von Viselio in die benötigte Sprache übersetzt und anschliessend per E-Mail an den Kunden verschickt - allenfalls in Form einer offiziellen «Health Declaration», sofern benötigt.

Kostenpunkt 159 Franken

Der Service ist natürlich nicht kostenlos. «In der Schweiz kostet der PCR-Test mitsamt Resultat 159 Franken», erklärt Zeller, «das ist in der Regel günstiger als der Gang zum Arzt, um ein solches Zertifikat zu erhalten.» Viselio bieten denselben Service auch in sechs weiteren europäischen Ländern an (Deutschland, Österreich, Frankreich, Niederlande, Grossbritannien, Schweden); die Preisspanne variiert dabei zwischen 140 und 200 US-Dollar. In der Schweiz ist der Test mitsamt Gesundheits-Attest übrigens nicht durch Krankenkassen gedeckt.

Auf die Frage, ob ein Selbsttest nicht auch Türen zu Betrug öffnet, entgegnet Zeller: «Die Selbsttest-Praxis ist erprobt und funktioniert. Missbrauch ist nicht ausgeschlossen, aber wer ein Sampling von einer anderen Person benutzt für ein eigenes Gesundheitszertifikat, macht sich strafbar. In der Regel wollen aber Reisende ohnehin von sich selber wissen, ob sie vorgängig infiziert sind - was möglicherweise eine Abweisung an der Grenze bedeuten würde, falls man dort einer Zufallskontrolle unterzogen wird - oder eben nicht.»

Auf Bedenken hin zum Datenschutz erklärt Zeller, dass es keine Verknüpfung vom Test zur Identität gebe. Allerdings wird an einer Lösung gearbeitet, wie man dies doch machen könnte, zum Vorteil der B2C- sowie B2B-Kunden. Wenn beispielsweise ein Reisebüro eine Buchung vorliegen hat mitsamt Flug, und dabei Viselio zuzieht für Visum oder Gesundheitszertifikat, könnte Viselio mittels Analyse des PNR sofort eruieren, was eben an Dokumenten vonnöten ist, und dies auch monitorieren - sprich, sollte die Regelung in Bezug auf Visum oder Gesundheitszertifikat zwischen dem Buchungs- und dem Abreisedatum ändern, würde dies sofort bemerkt und korrigiert, also den neuen Gegebenheiten angepasst. Das wäre auch bei einer Endkundenbestellung online möglich, sofern dieser seine Flugdaten etc. eingibt. Dies ist aktuell noch nicht möglich, doch arbeiten laut Zeller mehrere Personen daran.

Und es gibt noch eine weitere spannende Baustelle: Viselio will auch Antikörpertests verfügbar machen. Dies wird aktuell bereits mitvermarktet, ist aber noch Zukunftsmusik. Bei diesem Test müsste man kurz per Fingerstich Blut entnehmen und auf ein Papier übertragen, dessen Verfärbung in Minutenschnelle angibt, ob man Antikörper gegen Covid-19 bereits hat oder eben nicht. Hier gebe es noch viele unzuverlässige Tests, so dass sich Viselio auf von der US-Behörde FDA zertifizierte Tests konzentrieren will; diese kosten dann zwischen 100-150 US-Dollar. Wann auch solche Tests zugeschickt werden, ist noch unklar, jedoch werden möglicherweise bald auch Antikörper-Tests für die Einreise verlangt, weshalb eben auch daran mit Hochdruck gearbeitet wird.

Viselio ist also in Sachen neuer Reisedokumente im Zeitalter des Coronavirus an vorderster Front mit dabei und verspricht sich von dieser Dienstleistung einiges. Das Start-up hatte bereits vor einigen Wochen mit einem spannenden Whitepaper auf sich aufmerksam gemacht.