Tourismuswelt

Sunday Press Die Winterflugpläne könnten sich noch massiv verändern

Airlines und Schweiz-Ferien sind die dominierenden tourismusrelevanten Themen an diesem Sonntag. Es geht um die Frage nach Flugplanung, zukünftigem Reisen oder umweltfreundlichen Treibstoffen, derweil unbekannte Schweizer Ferienorte vorgestellt werden, ebenso wie Intrigen und Sonderaktionen in alpinen Ferienorten sowie das aktuelle Reiseverhalten der Schweizer. Und einen wegweisenden Bundesgerichtsentscheid zum Home Office haben wir auch noch. Schönen Sonntag und gute Lektüre!

Airlines planen auf Vorrat

In der «Schweiz am Wochenende» wird der von der Swiss angekündigte Kapazitätsausbau ab Juni kurz gestreift, dann aber aber vor allem das Wintergeschäft thematisiert. Die Flugplan-Eingaben mussten letzte Woche erfolgen. Dazu Peter Dellenbach von der Slot Coordination Switzerland: «Die Anzahl Anträge für Starts und Landungen in Zürich und Genf liegt praktisch auf Vorjahresniveau, beziehungsweise ist sie leicht steigend.» Im letzten Winter verzeichnete der Flughafen Zürich 82‘000 Flugbewegungen, Genf deren 56‘000.

Überraschend also, dass trotz den Corona-bedingten massiven Einbrüchen im Sommer für das Winterhalbjahr wieder praktisch mit normalen Kapazitäten in Zürich und Genf geplant wird? Nicht ganz. Man muss sich eben jetzt die Slots sichern, obwohl niemand weiss, ob eine zweite Welle kommt oder wie sich die Situation generell entwickelt. Es wird also auf Vorrat geplant. Wer sich die Slots nicht sichert, riskiert, diese an Mitbewerber zu verlieren. Und bis Ende August hat man ohnehin Zeit, die Eingaben zu korrigieren und Slots wieder abzutreten. Dellenbach geht davon aus, dass die Zahl der im Winter geplanten Flüge bis Ende August wieder sinken wird. Schliesslich sagte auch Swiss-Chef Thomas Klühr, dass er bis Ende Jahr nur mit einer Kapazität von 50 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Plan rechnet.

Was im Artikel nicht thematisiert wird, sind die Probleme, die dadurch im Vertrieb entstehen. Es sind also zeitweise Flüge im System buchbar, die möglicherweise wenig später wieder annulliert werden. Das sorgt für Umtriebe und Rückvergütungs-Diskussionen – und schwächt das Vertrauen ins System Luftfahrt. Die Airlines sind natürlich wegen der 80:20-Slotregel zu solchen Übungen wie oben beschrieben gezwungen, obwohl diese aktuell, aber eben nur bis Oktober ausgesetzt ist. Die EU will sich hierzu nochmals äussern – voraussichtlich aber erst im September, also nach der definitiven Slot-Eingabefrist.

So wollen Airlines und Flughäfen vor Corona schützen

Swiss, Helvetic, aber auch die Betreiber der Schweizer Flughäfen arbeiten derzeit die für den Betriebs-Neustart nötigen Schutzmassnahmen aus. Wie diese konkret aussehen werden, wollen sie nicht kommunizieren, bevor das Bundesamt für Gesundheit kommende Woche die nächsten Öffnungsschritte bekannt gibt.

Die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit hat derweil Richtlinien für ein Schutzkonzept erstellt. Dieses enthält Massnahmen, die Airlines und Flughäfen befolgen sollen, wenn sie ihren Betrieb wieder hochfahren. Die «SonntagsZeitung» detailliert, was die Passagiere erwartet. Die Behörden überlassen es zum Beispiel den einzelnen Staaten, ob sie an ihren Flughäfen Temperaturmesser einsetzen, um erkrankte Personen zu eruieren. Zwar hat die Schweiz bisher auf solche Tests als Einreisebedingung verzichtet. Trotzdem wird am Flughafen Zürich die Temperatur von Passagieren gemessen: vor der Abreise mit Alitalia-Flügen - auf Geheiss der italienischen Regierung. Insidern zufolge sei wahrscheinlich, dass weitere Länder solche Fiebermessungen an eine Einreiseerlaubnis knüpfen werden.

Um zu verhindern, dass angesteckte Personen in den Flieger steigen, empfiehlt die EASA weiter eine einschneidende Massnahme in der Preispolitik der Fluggesellschaften: Betroffene Passagiere mit einem Arztzeugnis sollen die Möglichkeit erhalten, ihre Reise kostenlos zu annullieren oder umzubuchen - bis zu sechs Stunden vor Abflug. Aus den EASA-Empfehlungen geht zudem hervor, dass das Anstehen vor den Toiletten im Flugzeug sowie das Beinevertreten in der Bordküche untersagt werden. Auch der Dutyfree-Verkauf an Bord dürfte der Vergangenheit angehören. Erfreulich aus Passagiersicht dafür: Die Airlines sollen sicherstellen, dass ihre Fluggäste nicht länger als 30 Minuten in einer Maschine verharren müssen, die nicht richtig belüftet ist.

Die Schweizer zieht es wieder ins Ausland

Auch die Schweiz am Sonntag bietet eine Übersicht dazu, welche Grenzen bereits offen sind, wo Quarantänepflicht herrscht und wo noch völlig unklar ist, wann und wie es weitergeht. Das gibt’s auch bei uns. Interessant ist allerdings eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Link, welche präsentiert wird. 1219 Personen wurden Mitte Mai zu ihren Reiseplänen befragt. 44 Prozent der Befragten geben an, eine Reise zu planen; 50 Prozent davon planen eine Auslandreise. Allerdings rechnen auch 56 Prozent der Befragten mit einer zweiten Infektionswelle – doch tragen nur 13 Prozent selber eine Schutzmaske beim Verlassen des Hauses. Die Bedrohung für die eigene Gesundheit durch das Coronavirus wird allerdings tief eingeschätzt: 29 Prozent im Tessin fürchten dies, 22 Prozent in der Romandie und nur gerade 11 Prozent in der Deutschschweiz.

Bundesgericht bestätigt: Es gibt Anspruch auf Entschädigung für Homeoffice-Zwang

Schweizer Firmen müssen Angestellten einen Anteil an die Wohnungsmiete zahlen, wenn sie diese im Homeoffice arbeiten lassen. Das hält das Bundesgericht in einem aktuellen Urteil fest. Ein Mitarbeiter einer Zürcher Treuhandfirma hatte die Entschädigung geltend gemacht. Die Firma wandte ein, dass sie nie eine entsprechende Vereinbarung getroffen habe. Doch die Richter liessen das nicht gelten: Die Firma muss sogar rückwirkend zahlen. Ebenfalls keine Rolle spielt gemäss Bundesgericht, dass der Mitarbeiter fürs Homeoffice nicht extra ein zusätzliches Zimmer oder eine grössere Wohnung gemietet hat, ihm also keine direkten zusätzlichen Kosten entstanden sind.

Klar ist aber auch: Angestellte haben Anspruch auf Entschädigung, wenn sie unfreiwillig Homeoffice machen. Wer hingegen auf eigenen Wunsch zu Hause arbeitet, kann keinen Anspruch erheben.

Für den Gewerkschaftsbund ist die Mietentschädigung nicht das einzige Problem im Homeoffice. Sehr viele Arbeitnehmer melden sich dort, weil ihr Arbeitgeber nicht bereit sei, einen im Homeoffice notwendigen ergonomischen Bürostuhl oder andere Arbeitsmittel zu zahlen. Das grosse Problem sei, die Homeoffice-Rechte auch wirklich durchzusetzen. Arbeitsrechtler Thomas Geiser erklärt seinerseits, dass man Ansprüche stellen kann, wenn man «starke Einschränkungen» hat, also besipielsweise eine kleine Wohnung - der Anspruch auf Entschädigung hängt somit auch von der persönlichen Situation ab. Er geht davon aus, dass die Mietentschädigungen in den kommenden Jahren zur Selbstverständlichkeit werden, wenn sich HomeOffice als «new normal» erweist.  Aus seiner Sicht muss der Arbeitgeber Mitarbeitern im Homeoffice auch einen Bürostuhl zur Verfügung stellen: «Der Arbeitgeber muss alle Auslagen, die seine Mitarbeiter notwendigerweise zur Ausübung ihres Berufs brauchen, voll entschädigen, zum Beispiel auch Laptops und Drucker. Zudem ist der Arbeitgeber für den Gesundheitsschutz seiner Mitarbeiter während der Arbeit verantwortlich. Und Büroarbeit ohne ergonomischen Bürostuhl ist ziemlich ungesund.»

Restaurants im Überlebenskampf

Der «SonntagsBlick» hat sich bei Gastro-Betrieben umgehört. Diese dürfen inzwischen wieder öffnen. Doch neun von zehn Wirte schreiben rote Zahlen. Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent aller Betriebe schliessen könnten – und fordert nun, die Corona-bedingten Massnahmen zu lockern. Drei Viertel der Betriebe hätte demnach zwischen einem und zwei Drittel der Sitzplatzkapazität eingebüsst, was die Umsätze drückt.

Airlines sollen sich neu erfinden

Mit den Staatshilfen für die Fluggesellschaften kamen sogleich auch Rufe nach einer Verknüpfung der Kredite mit Auflagen – unter anderem auch von Umweltauflagen. In der «NZZ am Sonntag» argumentiert nun Mobilitätsforscher Thomas Sauter-Servaes, dass die Airlines durchaus mehr in Sachen Umwelt tun sollten: «Ein allein auf den Flugbetrieb ausgerichtetes Unternehmen wird in unserem wachstumszentrierten Wirtschaftssystem stets versuchen, die Flugleistung zu steigern. Je Sitzplatz sinken Treibstoffbedarf und Emissionen zwar kontinuierlich. Doch ohne die überfälligen klimagerechten Preiszuschläge senken die Kerosineinsparungen nur weiter die Ticketpreise und befeuern die Nachfrage. Das zusätzliche Verkehrsauf­kommen macht die Einspareffekte pro Reisenden zunichte. Die Emissionen steigen sogar an. Das ist ein klassischer Reboundeffekt eines nur auf Effizienzsteigerung ausgelegten Entwicklungspfades.»

Seine Lösung: Airlines sollen einen Rollenwechsel weg vom reinen Flug- hin zum übergreifenden Mobilitätsanbieter vollziehen. Warum solle etwa die Swiss nicht Mobilitätspakete verkaufen, die ­innerhalb eines bestimmten Zeitraums eine Anzahl von Flügen und Bahnreisen oder auch High-End-Videokonferenzen beinhalten? Im Nahverkehr seien diese als Mobility-as-a-Service bekannten Lösungen bereits etabliert. «Erst wenn die Swiss auch ausserhalb des Luftverkehrs Profite erwirtschaftet, wird sie verkehrsträgerübergreifend denken und Wachstumsbeschränkungen im Luftverkehr akzeptieren», so die Logik. Das heisst nicht, dass die Swiss zukünftig eigene Züge fahren lassen muss, sondern – ähnlich wie etwa Vertreter aus der Autoindustrie – sich künftig als Mobilitätsplattform versteht. Für diesen Wechsel biete nun die Corona-Krise eine Chance.

Beispielsweise sollen aus der Ent­weder-oder-Entscheidung zwischen Flug und Zug ein Sowohl-als-auch werden. Mit dem «Night-&-Flight»-Ansatz existiert bereits eine Blaupause für Strecken, die im Tagesverkehr auf der Schiene keine wettbewerbsfähigen Reisezeiten aufweisen. Die damalige Nachtzugbetreiberin City Night Line und die Swiss präsentierten 2005 darunter ein gemeinsames Kombiticket, das gezielt Geschäftsreisende adressierte. Es ermöglichte die flexible Verknüpfung einer Nachtzugfahrt mit einem One-Way-Flug als Rundreise zum Paketpreis. Dabei liessen sich alle Städte in Deutschland, die Swiss von Basel oder Zürich aus anflog, mit vier Nachtzuglinien frei kombinieren. Im Vergleich zur reinen Flugreise waren frühere Ankünfte oder spätere Abfahrten möglich, ohne den Nachteil eines kompletten Tagesaufenthalts bei Hin- und Rückfahrt per Nachtzug. Das Projekt scheiterte aus Sicht von Sauter-Servaes am wenig kundenorientierten analogen Buchungsprozess. Heute müsste ein neuer Anlauf gestartet werden.

Wasserstoff könnte Kerosin ersetzen

Eine Ergänzung zu obigem Artikel gibt es in der «SonntagsZeitung». Ausgehend davon, dass für Ferienflüge auf die Kanaren oder in die Türkei niemand auf tagelange Kombinationen von Zügen und Fähren setzen wird, wird laut über klimaschonende alternative Antriebe in Flugzeugen nachgedacht.

Eine solche Möglichkeit könnten zum Beispiel mit Wasserstoff arbeitende Brennstoffzellen für den Reiseflug auf Strecken bis 2000 Kilometer sein, während ebenfalls mit Wasserstoff betriebene Gasturbinen den nötigen Schub für den Start liefern. 45 Forscher nehmen im Projekt Exact (Exploration of Electric Aircraft Concepts and Technologies) aus einem triftigen Grund die Reichweite von 2000 Kilometern besonders ins Visier: «Lang- und Mittelstreckenflüge waren 2018 weltweit jeweils für etwa die Hälfte der Kohlendioxidemissionen des Flugverkehrs verantwortlich, bei einer Entfernung von knapp 2000 Kilometern gab es einen deutlichen Peak», erklärt Exact-Projektleiter Johannes Hartmann. Ein Flugzeug mit mindestens 70 Passagieren, das mit dieser Reichweite klassische Strecken wie von Zürich nach Barcelona, Rom oder Athen möglichst klimaneutral bedient, wäre also besonders wichtig und könnte die beiden mit Abstand wichtigsten derzeitigen Flugzeugfamilien um den Airbus A320 und die Boeing 737 ersetzen.

Die Kombination von Brennstoffzellen und Gasturbinen, die beide mit Wasserstoff betrieben werden, ist dabei besonders erfolgversprechend. Brennstoffzellen haben einen sehr guten Wirkungsgrad und setzen etwa 50 bis 60 Prozent der im Wasserstoff steckenden Energie in Antrieb um. Das reicht nicht nur, um eine Maschine auf dem Rollfeld anzutreiben, sondern auch für den Reiseflug. Beim Start und im Steigflug aber braucht ein Flugzeug erheblich mehr Schub, um erst einmal auf die angestrebte Reisehöhe zu kommen. Diesen wiederum könnten zwei Gasturbinen liefern, die heutigen Triebwerken stark ähneln, aber an den Betrieb mit Wasserstoff angepasst werden müssten.

Eine weitere Komponente im Antriebsmix könnte ein Turboprop-Antrieb sein, bei dem eine mit Wasserstoff betriebene Gasturbine einen Propeller antreibt. Diese Flugzeuge fliegen allerdings mit vielleicht 800 Kilometern pro Stunde ein wenig langsamer. Dadurch dauert ein Flug über 1500 oder 2000 Kilometer dann vielleicht 15 oder 20 Minuten länger. Gleichzeitig aber sinkt der Treibstoffverbrauch erheblich. Der jeweils benötigte Wasserstoff kann zum Beispiel aus Windkraft- oder Solarstrom ohne Kohlendioxid-Emissionen mit einer altbekannten Technik aus Wasser hergestellt werden. Ein Flugzeugtank müsste allerdings noch entwickelt werden.

Eklat im Engadin

Der «SonntagsBlick» kommt nochmals auf die kuriosen Ereignisse bei Engadin St. Moritz Tourismus zu sprechen. Dort waren letzte Woche sechs neue Mitglieder von der Generalversammlung in den Verwaltungsrat gewählt worden. Drei dieser Mitglieder verzichteten wenige Stunden später auf die Wahl. Hintergrund der Wirren ist ein Richtungsstreit der Tourismusbehörden. Die letztlich drei Verbliebenen sollen es nun richten.

Pyramiden und Kraftorte in der Schweiz

Wir befinden uns in diesen Wochen in einer eigenartigen touristischen Zwischensaison: Ferienreisen ins Ausland sind noch nicht erlaubt, im eigenen Land verkehren weder Bergbahnen noch Schiffe, die Infrastruktur an den klassischen Ausflugszielen wird erst langsam hochgefahren. Und doch zieht es die Menschen mit Macht ins Freie.

Die «SonntagsZeitung» bietet nun eine Liste mit unbekannten Schönheiten oder Skurrilitäten der Schweiz. In Kurzform werden da präsentiert: Die Erdpyramiden im Val d’Hérens (Wallis), die neolithischen Menhire von Clendy (Waadtland), den «Kraftort» Jaunfall im Freiburgerland, das «Feenreich» Kaltbrunnental im Grenzgebiet Baselland/Solothurn, das unberührte Val Calnègia im Tessin, der Höhenzug Randen mit seinen Orchideen (Kanton Schaffhausen) und der Barfussweg von Jakobsbad nach Gontenbad im Appenzellerland.

Ein Quereinsteiger holt Schweizer nach Engelberg

Im Februar trat Andres Lietha die Stelle als Tourismus-Direktor im Obwaldner Ferienort Engelberg an. Sogleich folgte die Corona-Krise. Doch Lietha konterte mit einer spektakulären Aktion: Innert zweier Tage stellte der 54-Jährige im März die Aktion «Engelberg verschenkt 1000 Ferienwochen ans medizinische Personal» auf die Beine, wie die «SonntagsZeitung» nun darlegt. Das führte zu gewaltigem Echo beim Zielpublikum und in den Medien.

Das hilft, denn Engelberg hat wie alle anderen Destinationen im Lande noch nie eine Krise dieses Ausmasses bewältigt. Seit Mitte März fehlen mehr als 40’000 Hotellogiernächte, und die Seilbahnen Titlis, Brunni- und Fürenalpbahn können den Betrieb wohl frühestens am 8. Juni wieder aufnehmen. Besonders die Inder bleiben aus. Nun sollen eben Schweizer Feriengäste länger als nur tagsüber oder für 1-2 Nächte bleiben. «Unser Angebot ist so interessant wie jenes von Lenzerheide oder der Lenk», gibt sich Lietha selbstbewusst. Lietha selber ist patentierter Bergführer und hatte in jungen Jahren die Bergschule Yoyo in Zürich gegründet und ein Klettermagazin herausgegeben, und war dann 18 Jahre lang beim Outdoor-Ausrüster Mammut angestellt.

Welsche im Appenzell und Zürcher am Genfersee

Schon jetzt melden Schweizer Tourismusregionen Rekordbuchungen aus den jeweils anderen Sprachregionen, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Dies ist insofern bemerkenswert, als die Grenzen zu den Nachbarländern nun doch noch vor dem Sommer öffnen – doch ob die Schweizer den Weg ins Ausland dann auch wirklich unternehmen, bleibt fraglich. Demnach melden laut «SonntagsZeitung» Hotelplan oder Knecht Reisen, dass das Bedürfnis nach Auslandsreisen - trotz Öffnung der Grenzen - weiterhin tief sei. Hingegen berichten Ferienwohnungsvermittler wie Interhome, dass die Buchungen von Schweizern im Inland bereits über Vorjahresniveau lägen.

Im Waadtland etwa sind die Campingplätze gut gebucht,l aut dem TCS auch andernorts – teils sogar schon ausgebucht, obwohl sie noch nicht mal öffnen dürfen. Doch heute Sonntag kommt das Thema Camping-Öffnung in einer Gesprächsrunde des Bundesrats mit den Tourismus-Verbänden zur Sprache; die Entscheidung hierzu wird kommende Woche kommuniziert.

Die «SonntagsZeitung» stellt zudem fest, dass die Reisetätigkeit oft über den Röstigraben führt: Während in der Waadt im Sommer viel Schweizerdeutsch zu hören sein wird, hält am anderen Ende des Landes Französisch Einzug. Aus Schaffhausen, Graubünden und dem Appenzell berichten die Tourismusverbände, dass man ein erhöhtes Interesse aus der Westschweiz spüre. Als eine der ersten Tourismusregionen habe das Wallis schon vor Wochen Werbung im ganzen Land geschaltet - und ernte nun die Früchte. Die Buchungen hätten stark angezogen, sagt Damian Constantin, Direktor der Walliser Standort-Promotion. Und zwar nicht nur für Campingplätze und Ferienwohnungen, sondern mittlerweile auch in den Hotels. Und das Tessin, welches noch an Ostern bat, nicht anzureisen, bittet jetzt wieder um Touristen und verspricht ihnen in einer neuen Kampagne in Dutzenden Hotels bis Ende Oktober 20 Prozent Rabatt. Das scheint zu klappen - mehrere Hotels sind für Juli und August schon fast ausgebucht. Am Auffahrtswochenende haben weiter aussergewöhnlich viele Menschen aus der Romandie das Tessin besucht.

Sorgen haben eher noch die Städte. «Wir hoffen darum, dass die Leute uns als Alternative für den Weekend-Trip nach Berlin oder Barcelona ansehen», sagt der Basler Tourismus-Direktor Daniel Egloff. Und was ist mit den ausländischen Gästen? Die bleiben weiterhin aus – mit dem Vorteil, dass man nun Hotspots wie das Jungfraujoch mal wieder mit weniger Touristen sehen könne. Allerdings ist noch immer nicht klar, wann touristische Bahnen überhaupt wieder fahren dürfen. Auch hierzu dürfte der Bundesrat nächste Woche kommunizieren.

(JCR)