Tourismuswelt

Sunday Press Der Wettlauf um Touristen geht los

Die Mittelmeer-Länder wollen mit unterschiedlichen Konzepten ab Juli Touristen an ihre Strände locken. – Ferien in der Schweiz oder im Ausland? Martin Nydegger und André Lüthi im Streitgespräch. – Swissport schöpft Hoffnung.

Nur noch wenige Wochen bis zu den Sommerferien und die Lockerungen in vielen Ländern sind frappant. Die «NZZ am Sonntag» beleuchtet die Avancen zahlreicher Mittelmeer-Länder, die schon im Sommer ausländische Touristen begrüssen möchten und stellt dabei die unterschiedlichen Schutzmassnahmen vor.

Italien, von Corona heftig heimgesucht, willl bereits am Montag erste Strände öffnen, in der Emiglia-Romagna, im Veneto und in Ligurien – zunächst für einheimische Gäste. Um zu verhindern, dass die Infektionen wieder in die Höhe schiessen haben die Behörden zahlreiche Richtlinien vorgesehen. Der Zugang zu den Stränden soll reguliert werden. Der Abstand von Sonnenschirmreihen soll fünf Meter betragen. Abstandregeln gelten auch im Wasser. Ein italienisches Ingenieurbüro hat Trennwände aus Plexiglas vorgeschlagen.

Auch in Frankreich werden in diesen Tagen die erste Strände geöffnet – mit Auflagen: nicht mehr als zehn Leute dürfen sich versammeln. Sonnenbaden ist noch verboten, nur Spazieren und Schwimmen sind erlaubt. Spanien dürfte ab anfangs Juli erste ausländische Touristen begrüssen. In den Restaurants wird ein Mindestabstand von zwei Metern eingefordert. Würfel aus Plexiglas erachtet Spanien als unbrauchbar, die entstehenden Temperaturen wären zu hoch. Vielmehr tüfteln spanische Badeziele wie Andalusien an einer App, die anzeigt, ob der Lieblingsstrand noch Platz hat. Denn wegen des Sicherheitsabstandes sind deutlich weniger Strandgäste erlaubt. Benidorm rechnet vor: statt der 175'000 täglichen Besucher sind wegen der Abstandregeln nur noch 30'000 zugelassen.

Portugal öffnet die Strände am 6. Juni und hat ein Ampelsystem vorbereitet, das anzeigt, ob es noch Platz am Strand hat. Jeder Badende hat zehn Quadratmeter für sich zur Verfügung. An Kroatiens Stränden sind maximal 15 Gäste pro 100 Quadratmeter erlaubt. Sanitäre Einrichtungen werden alle zwei Stunden desinfiziert. Und seit gestern sind 500 griechische Strände geöffnet. Ab 1. Juli dürfen auch Ausländer einreisen. Santorini hat am Strand Plexiglasboxen aufgestellt.

Globetrotter-Chef befürchtet heftige Auswirkungen

«Rigi oder Rimini?» titelt heute die «Sonntagszeitung» auf ihrer Frontseite und hat dazu ein Streitgespräch organisiert zwischen Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus, und André Lüthi, CEO Globetrotter Group. Nydegger verteidigt die Unterstützungsbeiträge des Bundes, der Tourismus in der Schweiz befinde sich in der grössten Krise seit den 40er-Jahren, der bisherige Umsatzverlust belaufe sich auf 8,7 Milliarden Franken. «Da braucht es einen riesigen Effort, um den Tourismus wieder zum Laufen zu bringen», so Nydegger.

André Lüthi kontert: «Die Situation ist grotesk. Die Reisebüros sind auf Kurzarbeit, kämpfen um ihre 8000 Arbeitsplätze und nehmen aktuell null Franken ein. Derweil Schweiz Tourismus 40 Millionen Franken bekommt, um ein bisschen Kommunikation zu betreiben. Viele Reisebüros werden in den nächsten Monaten in Konkurs gehen. Denn im Gegensatz zu Hotels oder Bahnen, die wieder langsam öffnen können, sind die Reisebüros leer.»

«Die Reiseverantstalter generieren ihre Wertschöpfung im Ausland, und es ist nicht Aufgabe des Bundes, dies zu unterstützen», entgegnet Nydegger, um anzufügen, dass auch im Schweizer Tourismus viele in Konkurs gehen werden; 23 Prozent der Betriebe rechnen mit einer hohen Wahrscheinlichkeit, den Betrieb einstellen zu müssen. 30'000 Stellen wären betroffen.

Lüthi gewährt auch Einblick, wie schwierig sich das Jahr für die Globetrotter Group gestalten wird, ein möglicher Knall stehe noch bevor: «Die grösste Gefahr sind die USA. Derzeit hat Globetrotter für diese Destination noch 3500 Buchungen in den Büchern für den Zeitraum Juli bis September. Wenn die USA die Grenze dichthalten oder krasse Reiserestriktionen verhängen, müssen all diese Reisen storniert werden. Das würde Globetrotter wirtschaftlich empfindlich treffen.»

Rettungschancen für Swissport steigen

Die Zukunft des Flughafen-Dienstleisters Swissport ist bekanntlich ungewiss. Die chinesische Mutter HNA ist selber verschuldet, der Bundesrat will nichts wissen von direkter Hilfe. Gemäss Swissport-Chef Eric Born habe sich die finanzielle Situation dank Investitions- und Anstellungsstopps aber verbessert. Wie die «NZZ am Sonntag» weiter schreibt, stünden nun auch Investoren bereit, die Schuldpapiere zu übernehmen. Die Rede ist von Blackrock und Carlyle.

Gleichzeitig arbeiten die Schweizer Flughäfen Basel, Genf und Zürich an einer Auffanggesellschaft, sollte Swissport trotz möglicher neuer Investoren straucheln.

Keine Swiss-Hilfe, wenn...

In der «Schweiz am Wochenende» kündigt Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga für nächste Woche einen weiteren Tourismusgipfel an: «Wir wollen Wege mit der Branche besprechen, damit erholsame Sommerferien möglich werden. Falls wir das Virus in Schach halten können, kann der Bundesrat Ende Mai nächste Lockerungen beschliessen. Etwa für die Campingplätze oder die Seilbahnen.»

Auf die Frage, was mit dem Swiss-Rettungspaket passiere, wenn Deutschland die Lufthansa nicht retten sollte, sagt Simonetta Sommaruga: «Dann gibt es keine Hilfe. Wir werden das Ged nicht sprechen, wenn wir nicht wissen, wie es mit der Lufthansa weitergeht». Swiss-Chef Thomas Klühr habe doch letzte Woche gesagt, es gebe keine solche vertragliche Verknüpfung («Junktim»), fragt die Zeitung weiter. Dazu sagt die Magistratin lediglich: «Ich hoffe doch sehr, dass es auch in Deutschland rechtzeitig zu einer Einigung kommt».

Warum gibt es leere Flüge?

Weiter geht die «Schweiz am Wochenende» der Frage nach, wieso es derzeit weltweit etliche Flüge gibt mit praktisch keinen Passagieren. In den USA sassen jüngst sechs Passagiere in einer 200-Plätze-Maschine von New York nach New Mexiko. Jet Blue habe den Flug durchgeführt, weil es sich bei Passagieren um Mediziner gehandelt habe, lautete eine Begründung. Viele US-Airlines hätten aber auch um Bundesgelder gebeten. Und das Geld fliesse nur, wenn die Airlines ihre bisherigen Destinationen weiterhin anflögen.

In Europa sanken die Passagierzahlen im April um 98,6 Prozent. Bedeutender für die Swiss sind die aufgestocken Cargo-Flüge. Diese helfen zudem , dass die Piloten ihre Lizenz aufrechterhalten können. Reine Trainingsflüge ohne Passagiere führe die Swiss derzeit aber nicht durch. Anders bei Easyjet: der Billigflieger führt bis Ende Mai 350 Wartungsflüge durch, die lediglich 15 Minuten dauern.

Kaum Gäste in Schweizer Restaurants

Der «Sonntagsblick» hat sich bei Schweizer Restaurants umgehört, wie gross der Andrang seit Montag ist – seit dem 11. Mai sind Restaurant-Besuche ja wieder erlaubt.

Eine Wirtin beklagt sich, dass das vorgeschriebene Schutzkonzept nur mit Verlusten befolgt werden könne, sie verliere zwei Drittel der Tische wegen den Abstandsregeln. Ein anderer Wirt sagt, das von Gastrosuisse durchgeboxte Schutzkonzept mache die Branche kaputt. Unter diesen Bedingungen kann ich nicht lange überleben, sagt ein weiterer Wirt, im Moment sei es eine Beschäftigungstherapie, das Lokal offen zu halten: «Viele haben gedacht, jetzt komme der grosse Ansturm auf die Beizen. Der ist definitiv ausgeblieben.»

«Keine Probleme, nur lösbare Pendenzen»

Der umtriebige Touristiker und Gemeindepräsident von Silvaplana, Daniel Bosshard, beantwortet 33 Fragen der «NZZ am Sonntag». «Man hat nie verloren, es ist nie zu spät. Es gibt keine Probleme, nur lösbare Pendenzen» lauten seine Lebensweisheiten.

Als bevorzugstes Ferienland nennt er Spanien. Und wie Silvaplana auf die Corona-Krise reagiere, dazu sagt Bosshard: «Wir versuchen mit verschiedenen Marketingmassnahmen, Besucher für das Oberengadin zu begeistern. So wollen wir 250 Jugendlichen einen Kite- und Windsurfkurs gratis offerieren. Und im goldenen Herbst wollen wir Wanderwochen speziell für Westschweizer durchführen.»

Roger Geissbergers Herzblut für den FC Aarau

Gleich auf einer ganzen Seite in der «Schweiz am Wochenende» kommt Knecht-Reisen-Chef Roger Geissberger zu Wort und zwar als scheidender Vizepräsident des FC Aarau.

Der einstige Goalie des FC Wettingen lässt die letzten 13 Jahre an der FCA-Klubspitze Revue passieren, nennt die schönsten Momente und räumt aber auch ein: «Ein Fehler war, Trainer Jeff Saibene zu entlassen».

Stolz zeigt sich Geissberger über die Leistung, mit dem FC Aarau in einem schwierigen Umfeld in den letzten sieben Jahren sechsmal schwarze Zahlen geschrieben zu haben – und dass der FC Aarau beim Schweizer Fussballverein den Ruf als «Musterschüler» geniesse.

Delfine vor Istanbul

Neben vieler Coroan-Krisenartikel taucht in der «Schweiz am Wochenende» auch diese Meldung auf: Die Delfine sind zurück am Bosporus.

Das Virus hat den Lärm in der 16-Millionen-Stadt Istanbul abgestellt, die Luftverschmutzung weggeblasen und der Tierwelt eine Atempause verschafft, weil auch der Schiffverkehr auf dem Bosporus eingeschränkt ist. Nun sind in den letzten Tagen Delfinschulen aufgetaucht und ziehen am Bosporusufer vorüber.

Schweiz im Reisemenü

Auf den Reiseseiten der Sonntagszeitungen wird das Reiseland Schweiz beleuchtet. Die «Sonntagszeitung» schreibt, Touristiker lancieren Schweizer Städte als Badeferien-Ziele für inländische Hotelgäste und nennt Beispiele aus Genf, Lausanne, Lugano, Luzern und Zürich.

Die «Schweiz am Wochenende» nennt 20 Tipps für Ferien in der Schweiz, für Alleinreisende, Familien, Paare und Senioren – vom schönsten Städtchen Werdenberg über eine Schifffahrt auf dem Silsersee, Nervenkitzel am Grimselpass bis zu einer Kajak-Fahrt auf dem Greyerzersee.

(GWA)