Tourismuswelt

Während manche Airlines noch kämpfen, fahren andere ihre Flugpläne ungeachtet der Grenzöffnungen in Bälde wieder hoch. Bild: Capturing the human heart

Avianca in GläubigerschutzTUI glaubt ans SommergeschäftQatar Airways fährt den Flugplan hoch

Die jüngsten Neuigkeiten zur Coronavirus-Krise: Diese Auswirkungen hat die Pandemie auf die Reisewelt.

Avianca geht in Gläubigerschutz

Avianca ist die kolumbianische National-Airline, die zweitgrösste Fluggesellschaft Lateinamerikas und ein Mitglied der Star Alliance. Seit März stehen deren Flugzeuge still. Nun hat Avianca bei einem US-Gericht in New York einen Insolvenzantrag gestellt und begibt sich in Gläubigerschutz nach Chapter 11, weil eine Anleihe nicht zurückbezahlt werden konnte. Mit dem Gläubigerschutz verlängert sich die Rückzahlungsfrist gegenüber Gläubigern, damit sich die Airline neu ordnen und Schulden abbauen bzw. Geldmittel anhäufen kann, indem etwa Unternehmensteile verkauft werden. Dieser Schritt wurde nötig, weil laut Avianca 80 Prozent des Umsatzes weggebrochen sind, während die Kostenlast weiterhin erdrückend ist. 140 Flugzeuge sind auf unbestimmte Zeit gegroundet und fast alle 20'000 Angestellten befinden sich im unbezahlten Urlaub. Es ist das zweite Mal, dass sich Avianca in Gläubigerschutz begibt; nach der Krise von 9/11 war dies bereits nötig gewesen. Sollte die Rettung dieses Mal scheitern, wäre Avianca die erste richtig grosse Airline, welche der Coronavirus-Krise zum Opfer fällt.

Qatar Airways wird bis Ende Juni 80 Ziele anfliegen

Qatar Airways war während der Zeit der Kapazitätsrücknahmen und Grenzschliessungen lange Zeit jene Airline, auf welche Reisebüros bauen konnten, um Kunden aus aller Welt zurückzuholen. Qatar Airways fliegt auch derzeit noch Zürich an, allerdings natürlich mit kaum Nachfrage und primär für Fracht. Doch nun hat Qatar, ähnlich der Lufthansa Group, das Herauffahren des Netzwerks in Aussicht gestellt. Bis Ende Mai werden bereits wieder 52 Ziele angeflogen, bis Ende Juni 80 (aktuell sind es rund 30). Selbstverständlich ist auch Zürich dabei. Geplant sind Flüge zu 23 Zielen in Europa, 4 in den Amerikas, 20 in Nahost/Afrika und 33 im Raum Asien-Pazifik. Zum einen werden die nachfolgend aufgelisteten Städte mit «starken Frequenzen» (in der Regel täglich oder öfter) angeflogen, zum anderen wird sich Qatar Airways auf optimale Verbindungen zu den Hubs seiner wichtigsten Partner in London, Madrid, Chicago, Dallas, Hongkong und Mumbai konzentrieren.

Das sind die Ziele, welche Qatar bis spätestens Ende Juni wieder vollumfänglich im Programm haben will:

Europa: Zürich (ZRH), Athen (ATH), Budapest (BUD), Moskau (DME), Istanbul (IST), Amsterdam (AMS), Stockholm (ARN), Barcelona (BCN), Brüssel (BRU), Paris (CDG), Kopenhagen (CPH), Dublin (DUB), Edinburgh (EDI), Rom (FCO), Frankfurt (FRA), London (LHR), Madrid (MAD), Manchester (MAN), München (MUC), Mailand (MXP), Oslo (OSL), Berlin (TXL), Wien (VIE).

Afrika: Addis Ababa (ADD), Cape Town (CPT), Johannesburg (JNB), Lagos (LOS), Nairobi (NBO), Tunis (TUN)

Amerikas: Chicago (ORD), Dallas (DFW), Sao Paulo (GRU), Montreal (YUL)

Asien-Pazifik: Guangzhou (CAN), Hongkong (HKG), Seoul (ICN), Tokio (NRT), Peking (PEK), Shanghai (PVG), Bangkok (BKK), Jakarta (CGK), Kuala Lumpur (KUL), Manila (MNL), Singapur (SIN), Male (MLE), Melbourne (MEL), Perth (PER), Sydney (SYD), Ahmedabad (AMD), Amritsar (ATQ), Bangalore (BLR), Mumbai (BOM), Calicut (CCJ), Kolkata (CCU), Colombo (CMB), Kochi (COK), Dhaka (DAC), Neu-Delhi (DEL), Goa (GOI), Hyderabad (HYD), Kathmandu (KTM), Chennai (MAA),  Trivandrum (TRV), Islamabad (ISB), Karachi (KHI), Lahore (LHE).

Nahost: Amman (AMM), Beirut (BEY), Bagdad (BGW), Basrah (BSR), Erbil (EBL), Teheran (IKA), Sulaymaniyah (ISU), Kuwait (KWI), Muskat (MCT), Mashad (MHD), Nadschaf (NJF), Sohar (OHS), Salalah (SLL), Shiraz (SYZ)

Hier sieht der TUI-Chef Sommerferien-Potenzial

In einem Interview mit der «Bild am Sonntag» äussert sich Fritz Joussen, Vorstandsvorsitzender der TUI Group, über das bevorstehende Sommergeschäft. Demnach habe TUI Gesundheitschecks für alle Ferienziele ausgearbeitet; gute Chancen sehe er für Sommerferien auf Mallorca, in Griechenland, Zypern, Kroatien, Bulgarien, Österreich und Dänemark. Damit überhaupt gereist werden könne, brauche es eine Öffnung der Grenzen und - für Deutschland gesprochen - statt einer generellen Reisewarnung besser eine Sicherheits-Bewertung jedes Reiselandes. TUI Cruises werde ab Juli für Kreuzfahrten bereit sein, warte aber auf die Genehmigung der Behörden. Er erwartet im Cruise-Bereich mehr Seetage und vorerst maximal noch 1000 Gäste auf einem Schiff.

85 Prozent Minus bei Booking

Hotelbuchungsgigant Booking verzeichnet massive Einbrüche. Gingen die Buchungen im März um 60 Prozent zurück, belief sich das Minus im April auf 85 Prozent.  Booking-CEO Glenn Fogel sagte in einer Telefonkonferenz mit Analysten: «Die Zahlen zeichnen ein klares Bild, wie stark unser Geschäft von der aktuellen Krise betroffen ist». Zugleich zeigte er sich zuversichtlich, dass sich die Reisebranche wieder erholen werde, auch wenn dies einige Zeit dauere. Im ersten Quartal sank der Umsatz des Konzerns, zu dem unter anderem die Website Booking.com gehört, bereits um ein Fünftel auf 2,3 Milliarden Dollar. Es gab rote Zahlen von 699 Millionen Dollar nach einem Gewinn von 765 Millionen Dollar ein Jahr zuvor.

Grossbritannien erwägt 14-Tage-Quarantäne für Flugpassagiere

Wer in Grossbritannien künftig per Flugzeug einreist, wird sich wohl einer 14-tägigen Quarantäne unterziehen müssen. Bei der Einreise gilt es, die Wohnadresse anzugeben. Noch ist aber offen, wann und für wielange eine solche Restriktion eingeführt wird. Der von der Covid19-Erkrankung genesene britische Premier Boris Johnson hat sich im Rahmen seiner sonntäglichen Rede zur Nation zu diesen möglichen Einreisebestimmungen so geäussert: «Ich habe davon Notiz genommen». Nachdem bereits von einer Ausnahme für irische Staatsangehörige die Rede ist, sagte Johnson nun, dass eine solche Einreiserestriktion nicht für Franzosen gelten werde. Tim Alderslade, Chef des britischen Airline-Verbandes «Airlines UK», beklagte sich gegenüber «BBC» darüber, weiterhin im Dunkeln gelassen zu werden über die mögliche Einführung der Einreiserestriktion, die zerstörerische Auswirkungen auf Airlines und Flughäfen haben könnte.

UNWTO mit drei Szenarien

Die Welttourismusorganisation UNWTO rechnet in diesem Jahr mit einer Milliarde weniger Touristen. Der Export-Verlust beziffert die Organisation auf 900 Millionen bis 1,2 Milliarden Dollar. Über 100 Millionen Tourismusjobs seien von der Krise betroffen. Obwohl im Januar und Februar noch weitgehend normal gereist wurde, ging der internationale Tourismus im ersten Quartal um 22 Prozent zurück. Schon das bedeute laut WTO einen wirtschaftlichen Schaden von 80 Milliarden Dollar und 67 Millionen Reisende weniger.

Wann die grenzüberschreitende Reisetätigkeit wieder anzieht, ist schwer vorhersehbar, schreibt die UNWTO. Das hänge von den Grenzöffnungen und der Aufhebung der internationalen Reisebeschränkungen ab. So lauten die drei UNWTO-Szenarien:

  • Ab Anfang Juli könnten grenzüberschreitende Reisen schrittweise wieder möglich und erleichtert werden. Das weltweite Reisevolumen könne dann bis zum Jahresende wieder 80 Prozent des Niveaus vor der Krise erreichen. Für das Gesamtjahr 2020 bedeutete dies ein Verlust von 60 Prozent.
  • Aufhebung der Reisebeschränkungen ab Anfang September: Somit hätte der Tourismus zum Jahresende erst wieder 40 Prozent des Vor-Corona-Stands erreicht. Das Gesamtjahr 2020 läge 70 Prozent unter Vorjahr.
  • Lockerung der globalen Reisebeschränkungen ab Anfang Dezember: Dann fehlten in der Jahresbilanz 80 Prozent der internationalen Ankünfte und man würde mit nur zehn Prozent ins neue Jahr starten.

EDA mahnt weiterhin zu Vorsicht

Hans-Peter Heiniger, Chef Helpline EDA, fasst in einem Interview auf der Departements-Website die Situation der letzten Wochen zusammen. Die Helpline erhalte demnach pro Tag immer noch zwischen 200 und 300 Telefonanrufe sowie 150 bis 200 E-Mails. Nur gerade bei 25 Prozent der Anfragen gehe es um konsularische Dienstleistungen. Die meisten Fragen drehen sich um die Ein- und Ausreise an den Grenzen oder um den Grenzverkehr mit den Nachbarländern. Dazu Heiniger: «Im Moment ist die Einreise nur sehr beschränkt und nur in Ausnahmefällen möglich. Auf der Website des Staatssekretariats für Migration SEM sind einschlägige Informationen zu den Grenzschliessungen und den Ausnahmen zu finden, beispielsweise zur Möglichkeit für Eltern, ihre Kinder zu besuchen. Für Informationen zur Einreise in andere Länder empfehlen wir, sich an die ausländischen Vertretungen in der Schweiz zu wenden.» Nach Abschluss der grossen Rückholaktion sei man noch vereinzelt mit der Repatriierung von weiterhin gestrandeten Schweizern mittels herkömmlicher Fluglösungen beschäftigt.

Und was sagt Heiniger den Anrufern, die sich nach Reisemöglichkeiten während den Sommer- und Herbstferien erkundigen? So lautet die aus Sicht der Outgoing-Reisebranche wohl eher zähneknirschend zur Kenntnis genommene Antwort: «Viele Personen wollen wissen, ob sie im Sommer oder im Herbst ins Ausland reisen können. Einige wollen jetzt eine Reise planen, andere haben bereits vor Monaten, noch vor dem Ausbruch der Krise, gebucht. Leider kann wirklich niemand vorhersagen, wie sich die Lage entwickeln wird. Das EDA kann hier keine Prognose stellen. Sicher ist nur, dass die Krise nicht vorbei ist. Der Bundesrat rät, bis auf Weiteres auf nicht dringende Auslandsreisen zu verzichten. Auch wenn diese Empfehlung aufgehoben werden sollte, muss man bedenken, dass jedes Land seine eigenen Bestimmungen für die Ein- und Ausreise festlegt. Die Planung und Durchführung einer Reise liegt in der Verantwortung jeder und jedes Einzelnen. Das EDA rät zur grössten Vorsicht und empfiehlt allen, die in ein anderes Land reisen wollen, sich direkt bei der jeweiligen Botschaft in der Schweiz zu erkundigen.»

VIVA Cruises mit neuen Vier-Nächte-Kreuzfahrten im Sommer 2020

Der Flussreiseveranstalter VIVA Cruises präsentierte erst kürzlich den Katalog 2020-2021. Nun stellt das Unternehmen zusätzlich neu aufgelegte, innerdeutsche Reisen vor, die sich der aktuellen COVID-19-Pandemie anpassen und auf die Vorschriften und Sicherheitsmassnahmen der Gesundheitsbehörden zugeschnitten sind. So geht es an zahlreichen Terminen von Juli bis Ende August 2020 mit der MS TREASURES und MS INSPIRE auf Kurzreisen wie etwa «Main Highlights» von/bis Frankfurt am Main sowie «Erlebnis Rheingau» von/bis Düsseldorf.

Beide Reisen sind ab 450 Euro pro Person in der Zwei-Bett-Kabine buchbar. Passagiere erhalten bei allen Reisen ein Ausflugsguthaben in Höhe von 25 Euro pro Person. Die 100 prozentige Zahlung der Reise ist bis 20 Tage vor Abfahrt fällig, ein kostenloser Rücktritt ist ebenfalls bis 20 Tage vor Abfahrt möglich. Vor Reisebeginn gibt es ein Screening der Gäste, dazu während der Reise mehr Desinfektion der öffentlichen Bereiche und dank reduzierter Passagierzahl auch garantiertes Social Distancing. Auch für Reisebüros hält VIVA Cruises ein neues Special bereit: Einmalig verschenkt der Flussreiseveranstalter für eine verkaufte Vier-Nächte-Kurzreise pro Agentur eine Kabine auf einer Reise mit bis zu vier Nächten aus dem VIVA Programm 2020 und 2021. Sollte zumindest die Grenze nach Deutschland bald offen sein, wäre dies also auch für Schweizer Agenturen interessant.

El Al: Entlassungen als Kreditbedingung

Der israelische Staat knüpft harte Bedingungen an die Unterstützung der nationalen Fluggesellschaft El Al. Damit diese 80% Staatsgarantie bei einem neuen Kredit von 400 Millionen US-Dollar erhält, müssen deren Eigentümer einerseits selber 100 Millionen Shekel (rund 28,5 Millionen Dollar) selber einschiessen sowie einen Plan vorlegen, mit welchem 50 Millionen Dollar Kosten pro Jahr eingespart werden können, und damit verbunden auch einen Vertrag mit den Gewerkschaften vorlegen, wonach diese akzeptieren, dass bis zu 2000 Mitarbeitende - rund ein Drittel der Belegschaft - entlassen werden könnten. Laut der «Jerusalem Post» überlegt sich El Al, ob man diesen Vorschlag - welcher noch gar nicht offiziell vorliege (Stand Montagmorgen, 11. Mai) - annehme oder nicht.

Entspannung in Vietnam

Die zivilen Luftfahrtbehörden von Vietnam haben mitgeteilt, dass das Social Distancing innerhalb der Flugzeuge von vietnamesischen Fluggesellschaften sowie damit verbunden die Begrenzung der Passagierzahlen per sofort aufgehoben sind. Des Weiteren wurde die Restriktion der Domestic-Flugbewegungen an den Flughäfen Hanoi, Ho Chi Minh City und Da Nang aufgehoben.

Vietnam hat die Coronavirus-Pandemie sehr gut im Griff. Am 6. Mai konnte vermeldet werden, dass es seit drei aufeinanderfolgenden Tagen keine Coronavirus-Neuinfektion mehr gegeben habe; landesweit liegt die Zahl der Infizierten bei lediglich 271.

Delta gibt 10 Flughäfen auf

Delta Air Lines muss infolge der Coronavirus-Krise Kapazitätsanpassungen vornehmen. Dies betrifft nun vorerst mal dauerhaft den Domesticverkehr. Wie Delta angekündigt hat, werden künftig die folgenden 10 Flughäfen in den USA nicht mehr bedient (primär, weil man bereits grössere Flughäfen in der Nähe bedient): Chicago Midway, Oakland International Airport, Hollywood Burbank, Long Beach, Providence, Westchester County Airport, Stewart International, Akron-Canton, Manchester-Boston Regional und Newport News/Williamsburg.

(JCR/GWA)