Tourismuswelt

Das Reisen wird vorerst nicht mehr so sein wie früher. Bild: Anna Shvets

Hotelplan storniert Reisen bis Ende Mai - Welche Flughäfen haben noch Traffic? - Entlassungen auch bei OTAs

Jean-Claude Raemy

Die jüngsten Neuigkeiten zur Coronavirus-Krise: Diese Auswirkungen hat die Pandemie auf die Reisewelt.

Hotelplan setzt Reisen bis Ende Mai aus

Hotelplan Suisse – mit den Reisemarken Globus Reisen, Travelhouse, Tourisme Pour Tous, Hotelplan und Migros Ferien – setzt sein Reiseprogramm ins Ausland neu bis 31. Mai 2020 aus. Damit werden sämtliche Reisen bis Ende Mai proaktiv annulliert. Bereits bezahlte Pauschalreisen werden innerhalb der nächsten Wochen automatisch rückerstattet. Die Rückerstattung kann in der Regel bis zu drei Wochen in Anspruch nehmen. Einzelleistungen, wie zum Beispiel ein Nur-Flug-Angebot, die bei Hotelplan Suisse bis zum genannten Datum gebucht wurden, werden ebenfalls annulliert. Diesen Kunden wird die Rückerstattung des Leistungsträgers vergütet. Neubuchungen werden erst wieder für Ferien im Ausland ab 1. Juni 2020 entgegengenommen.

Daniel Bühlmann, COO Hotelplan Suisse, erklärt: «Es zeichnet sich ab, dass die meisten Hotels im Ausland nicht vor Anfang Juni öffnen werden. Ferien am Mittelmeer oder Langstreckenreisen sind somit noch nicht möglich. Im Sinne unserer Kunden haben wir deswegen entschieden, das Aussetzen unseres Reiseprogramms ins Ausland zu verlängern.

American Airlines nimmt diese Woche Cargoflüge ab Zürich auf

Bereits ab dem kommenden Samstag wird man wieder Flugzeuge von American Airlines (AA) am Flughafen Zürich sehen. Allerdings ist das noch nicht die Rückkehr zum normalen Passagierverkehr: American wird ab dem 8. Mai einmal wöchentlich reine Cargo-Flüge zwischen Zürich und Philadelphia durchführen (Hinflug ex USA freitags, Rückflug am Folgetag, also samstags). Zum Einsatz kommt eine Boeing 787-8 Dreamliner.

Laut Alexander Scholer (Corporate Sales Manager Switzerland, AA) richtet sich dieses Angebot hauptsächlich an die Grosskunden. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu wissen, dass in Philadelphia soeben eine ganz neue Cargo-Facility in Betrieb genommen wurde, deren Fracht-Schwerpunkt in den Bereichen Pharma/Biotech/Chemicals liegt.

Der Neustart mit Passagierflügen ab Zürich ist für AA laut Flugplan immer noch am kommenden 9. Juli vorgesehen.

Am meisten Flugverkehr gibt's europaweit noch in Frankurt

Laut Zahlen von Eurocontrol war der europäische Flugverkehr im April 2020 gegenüber dem Vorjahres-Vergleichsmonat um unglaubliche 88 Prozent reduziert - und für Mai sehe es nicht viel besser aus. Spannend ist hierbei eine Liste, welche zeigt, welche Flughäfen noch den meisten Traffic hatten. Mit deutlichem Abstand zuoberst auf dem Podest ist Frankfurt, zwar mit nur noch 218 täglichen Flugbewegungen (-85%), aber damit klar vor London-Heathrow mit noch 177 täglichen Flugbewegungen (-86,9%). Überraschend: Auf Platz 4 findet sich der Flughafen Leipzig-Halle, auf Platz 7 der Flughafen Bergen-Flesland. Der Flughafen Zürich, von einem Rückgang der durchschnittlichen täglichen Flüge in Höhe von 93 Prozent gerammt, liegt auf Platz 22. Nachstehend die vollständige Tabelle.

Entlassungswelle bei Tripadvisor

Die Coronavirus-Krise trifft auch die grossen Internet-Reiseplattformen: Tripadvisor, welche bereits zu Jahresbeginn 200 Stellen abbauen musste (damals wegen harter Konkurrenz von Google), hat kürzlich die Streichung von weiteren 900 Stellen mitgeteilt. Damit wird rund einem Viertel der Belegschaft gekündigt, und dies betrifft nicht nur Angestellte in den USA, sondern weltweit: 600 Stellen werden in Nordamerika gekündigt, die weiteren 300 in den 52 anderen globalen Niederlassungen.

Darüber hinaus wird TripAdvisor eine nicht genannte Anzahl Mitarbeitende in unbezahlten Urlaub schicken und führt teilweise auch eine Viertagewoche (eine Art Kurzarbeit) ein, dazu werden die Büros in San Francisco und Boston geschlossen, womit in den USA nur noch am Hauptsitz in Needham (Massachusetts) sowie aus dem Home Office gearbeitet wird. CEO Steve Kaufer hat angekündigt, dass er 2020 kein Salär beziehen wird (im letzten Jahr betrug sein Salär inklusive Boni rund 2 Millionen Dollar). Die Online-Marke SmarterTravel werde eingestellt.

Stellenabbau auch bei Trivago

Auch die Hotelsuchmaschine Trivago ist betroffen. Wegen ausbleibender Umsätze sei ein Arbeitsplatzabbau geplant, meldete das Unternehmen. Ebenso werden die Werbeaktivitäten stark heruntergefahren. Trivago vermarktet die Platzierung in Suchergebnissen an Hotels und Buchungsplattformen und bekommt Geld für die Vermittlung von Nutzern an diese. Das Unternehmen ist damit besonders abhängig von den Mega-Plattformen wie etwa jener der Muttergesellschaft Expedia, aber auch von deren Hauptkonkurrent Booking.

Deal zwischen Sabre und Farelogix abgeblasen

Im November 2018 titelte Travelnews, dass das GDS Sabre den Reisetechnologie-Lieferanten Farelogix, der vor allem im NDC-Bereich eine grosse Rolle spielt, übernehmen will. Im August 2019 gab es einen Follow-up, wonach der Deal in Gefahr sei. Seit dem vergangenen Wochenende herrscht nun Gewissheit: Der Deal kommt nicht zustande. Sabre-CEO Sean Menke sagte zum gescheiterten 360-Millionen-Dollar-Deal: «Sabre und Farelogix sind zur Übereinkunft gekommen, dass der am 30. April ausgelaufene Fusionsvertrag nicht erneuert wird. Wir sind weiterhin der Meinung, dass diese Fusion nicht gegen Wettbewerbsrecht verstösst, was auch von den US-Behörden bestätigt wurde. Leider hat aber die Competition and Markets Authority (CMA) des Vereinigten Königreichs den Deal verboten – womit sie über ihren eigentlichen juristischen Kompetenzbereich hinweggetreten ist. Wir sind mit diesem Entscheid natürlich alles andere als einverstanden.» Sabre werde jetzt nach neuen zukunftsgerichteten Expansionslösungen suchen.

Thurgau Travel lanciert die Saison 2021

Die aktuelle Situation erfordert auch in der Reisebranche neue Konzepte und Ideen, da noch nicht absehbar ist, wann Flussreisen 2020 wiederaufgenommen werden können. Thurgau Travel schaut optimistisch nach vorn und eröffnet als erster Schweizer Flussfahrtenanbieter vorzeitig die Reisesaison 2021 auf Rhein und Donau, in Deutschlands Norden sowie in Frankreich und Portugal.

Gäste, die jetzt ihre Ferien auf dem Schiff nicht antreten können, haben ab sofort die Möglichkeit, ihre 2020 Reisebuchung schon heute auf das nächste Jahr umzubuchen und zusätzlich noch z.B. von geschenkten Ausflugspaketen oder Bordguthaben zu profitieren. Wer sich schon jetzt auf die nächsten Flussreisen freuen will, profitiert ab sofort und noch bis zum 17. August 2020 bei einer Neubuchung für 2021 von einem attraktiven Super-Frühbucher-Angebot in Form eines Coop-Gutscheins im Wert von CHF 200 pro Kunde. Dieser kann dann beim nächsten Einkauf eingelöst werden. Nach diesem ersten Schritt in die Zukunft erweitert Thurgau Travel seine Angebote für die Reisesaison 2021 schrittweise. Infos zu den Reisen gibt es auf der Website von Thurgau Travel oder im Reisebüro.

Maskenpflicht auch bei KLM

KLM führt auf den meisten Flügen eine Maskenpflicht ein, analog der Lufthansa Group. Passagiere müssen ihre Gesichtsmaske selber mitbringen; wer keine dabei hat, darf nicht mit an Bord. KLM werde jedoch Passagiere vor dem Abflug proaktiv auf diese Pflicht hinweisen.

Überlebenskampf von Norwegian

Heute Morgen ging eine ausserordentliche Generalversammlung der angeschlagenen norwegischen Low-Cost-Fluggesellschaft Norwegian über die Bühne. Die anschliessende Pressekonferenz steigt nach unserem Newsletter-Redaktionsschluss, um 12.30 Uhr. Grundsätzlich ging es darum, ob Norwegian überhaupt weitermachen kann.

Die Grundlagen dazu wurden bereits geschaffen. Am Samstag informierte Norwegian die Börse von Oslo, dass auch die letzte Gläubigergruppe den Umschuldungsplänen zugestimmt habe. Dieses war eine Bedingung, um an ein staatliches Kreditpaket zu kommen. Noch ausstehend sind Einigungen mit den Leasinggesellschaften. Bereits umgesetzt ist die Insolvenzmeldung für die dänischen und schwedischen Tochtergesellschaften von Norwegian. Über 7500 Mitarbeitende sind vorübergehend beurlaubt. Auf der heutigen Versammlung müssen nun die Norwegian-Aktionäre entscheiden, ob sie die bereits getroffenen Massnahmen und damit zusammenhängend den Rettungsplan gutheissen.

7 Milliarden Euro für Air France-KLM

Wir hatten schon von den Plänen berichtet, nun ist es definitiv: Air France-KLM dürfen laut der EU 7 Milliarden Euro an Finanzhilfe - in Form einer Staatsgarantie und eines Shareholder-Kredits - erhalten. Die EU stellte sich auf den Standpunkt, dass die Gesellschaft sämtliche anderen Finanzierungsmöglichkeiten ausgelotet habe, jedoch ohne Erfolg, und dass deshalb die vorliegende Lösung am geeignetsten sei, um die Liquidität zu gewährleisten. Die Garantie gilt für sechs Jahre und maximal 4 Milliarden Euro.

307 Millionen Euro Hilfe für Europcar

Die Mietwagengesellschaft Europcar hat angekündigt, dass sie vom französischen Staat 307 Millionen Euro Soforthilfe erhalten hat. Darin enthalten sind ein 220-Millionen-Euro-Kredit, für welchen Frankreich zu 90% eine Kreditbürgschaft übernimmt, 67 Millionen Euro Liquiditätskredit, für welche der spanische Staat 70% Kreditbürgschaft übernimmt, sowie 20 Millionen Euro Sonderkredit von Eurazeo, welche 29,8 Prozent der Anteile an Europcar hält.

Chamäleon lanciert 2021 - und garantiert sofortige Kommissionen

Der deutsche Erlebnisreisen-Spezialist Chamäleon hat sein vollständiges Reiseprogramm 2021 zum Buchen freigegeben, wohlbemerkt mit denselben Preisen wie im Jahr 2020. Chamäleon-Chef Ingo Lies, der in einer Videobotschaft davon spricht, dass er zurzeit vor allem die Menschen vermisse (Video nachfolgend), verspricht zuhanden der Reisebüros zudem, dass die gesamte Kommission gleich nach der Anzahlung fliesst. Es zeichne sich leider ab, dass bei den Buchungen für 2020 nicht mehr viel passieren werde - weshalb eben schon auf 2021 gesetzt wird. Dies, weil offenbar viele gewillt sind, sich nun mit grossem Vorlauf bereits Langstreckenreisen 2021 zu sichern.

May the Fourth be with you

Und zum Abschluss noch etwas Auflockerung: Heute ist der 4. Mai, sowas wie der internationale Feiertag aller Star-Wars-Fans. Dies, weil das Datum im Englischen ja als «May the Fourth» ausgesprochen wird, fast gleich wie ein zentraler Satz aus den Filmen, «May the Force be with you». Das hat früher immer wieder zu Spässen verleitet, heuer etwas weniger, aber Virgin Australia liess sich trotz Krise den Spass nicht nehmen...