Tourismuswelt

Zahlreiche Flugzeuge bleiben wohl noch auf längere Zeit hinaus eingemottet: Eurocontrol hat mitgeteilt, wo die meisten Flugzeuge in Europa herumstehen und welche Airlines am schwersten betroffen sind. Bild: AdobeStock

Bis Ende Jahr erst 50% der Flugkapazität zurück – Ende mehrerer Kreuzfahrt-Odysseen – Wer hat die meisten Flugzeuge am Boden?

Die jüngsten Neuigkeiten zur Coronavirus-Krise: Diese Auswirkungen hat die Pandemie auf die Reisewelt.

IATA: Im 4. Quartal erst 50% der globalen Flugkapazität zurück

Da und dort wird der Lockdown etwas gelockert. Doch selbst wenn man wieder fliegen dürfte, wird sich die Nachfrage kaum schnell regenerieren. Der globale Luftfahrtverband IATA erwartet erst im 3. Quartal eine begrenzte Wiederaufnahme der internationalen Flugverkehrs auf grösserer Stufe und prognostiziert, dass man per 4. Quartal 2020 immerhin wieder auf 50 Prozent des ursprünglich geplanten Flugvolumens zurück sein wird. Gemessen wird dies an den RPK («revenue passenger kilometers»), also am Passagiervolumen, und nicht etwa an den Flugbewegungen an sich.

Wer hat die meisten Flugzeuge am Boden? Und wo sind diese?

Der europäische Luftverkehrsdienstleister Eurocontrol hat einen Überblick publiziert, aus welchem hervorgeht, welche (europäische) Airline derzeit die meisten Flugzeuge gegroundet hat. Die Airlines mit den jeweils grössten Flotten führen die Liste an; in den Top 20 findet sich auch die Swiss. Leider wird nicht angegeben, wie viele Prozent der eigentlich verfügbaren Flotte bei den jeweiligen Airlines gegroundet ist.

In einer weiteren interessanten Übersicht (gleich darunter angefügt) wird gezeigt, welche europäischen Flughäfen inzwischen die grössten «Flughafen-Parkplätze» sind, also wo am meisten Flugzeuge nutzlos herumstehen. Führend ist in dieser Kategorie Madrid; Zürich findet sich nicht in den Top-20.

Auch ATM in Dubai abgesagt

Nicht ganz überraschend ist nun auch die wichtigste Reise-Einkaufsmesse für den Arabischen Markt, den ATM (Arabian Travel Market) in Dubai, für dieses Jahr abgesagt worden. Die Messeorganisatorin Reed Travel Exhibitions hält in einem Statement fest, dass man versucht habe, den Anlass auf das 4. Quartal zu verschieben, doch habe man sich letztlich aufgrund von Feedback aus der Branche und der Stakeholder dagegen entschieden. Der nächste ATM findet nun vom 16.-19. Mai im Dubai World Trade Centre statt.

Ganz leer müssen die Arabien-Spezialisten nicht ausgehen. Es wird nämlich vom 1.-3. Juni 2020 einen «ATM Virtual Event» geben - mit Webinaren, Live-Konferenzen, virtuellem Speed-Networking und mehr. Reed Travel Exhibitions wird sich mit Details an die ursprünglich angemeldeten Teilnehmer wenden.

British Airways fährt den Interkontinentalverkehr langsam wieder hoch

Im Verlauf des Mai will British Airways (BA) mindestens 15 Interkontinentalstrecken wieder aufnehmen. Aktuell fliegt ab London-Heathrow lediglich nach Boston, Chicago, Los Angeles, New York-JFK und Washington D.C., doch bereits ab dem 1. Mai sollen nach neustem Planungsstand auch die Routen nach Neu-Delhi, Dubai, Hong Kong, Johannesburg, Mumbai, Sao Paulo, Singapur und Tokio-Haneda sowie ab dem 16. Mai auch nach Toronto wieder aufgenommen werden. Dies ist natürlich noch vorbehältlich sich ändernder Regierungsmassnahmen.

CityJet unter Gläubigerschutz

Die irische Fluggesellschaft CityJet hat sich in «Examinership» begeben, also eine irische Version des Gläubigerschutzes, ähnlich dem amerikanischen Chapter 11. Vorläufig soll damit der Betrieb unter dem herkömmlichen Management aufrecht erhalten, wobei aktuell die gesamte Flotte von CityJet gegroundet ist. Zudem kam gerade kürzlich eine schlechte Botschaft: Der ACMI-Vertrag mit Brussels Airlines wurde von dieser annulliert. CityJet unterhält noch ACMI-Verträge mit SAS sowie Aer Lingus; ob diese weiterhin Bestand haben werden, wird derzeit verhandelt.

Endlich ausschiffen

Fünf Wochen lang irrte die Costa Deliziosa auf den Weltmeeren umher, die MSC Magnifica fast ebenso lang. Nur da und dort durften vereinzelt Passagiere aussteigen, während alle anderen Passagiere auf den genannten Schiffen verbleiben mussten. Nun ist aber bald ausgekreuzt. Heute (20. April) darf die Costa Deliziosa in Barcelona spanische Gäste ausladen; sie nimmt danach Kurs auf Genua, wo dann die 1600 restlichen Passagiere ausschiffen dürfen. Die MSC Magnifica ihrerseits darf ebenfalls heute in Marseille anlanden; hier sollen alle 2518 Passagiere das Schiff verlassen dürfen. Interessantes Detail: Auf beiden genannten Schiffen gab es keinen einzigen Coronavirus-Fall.

Ebenfalls heute kommt in Los Angeles die Pacific Princess an, auf welcher noch 115 Passagiere befindlich sind, welche nun endlich ausschiffen dürfen. Damit endet auch hier eine längere, von Coronavirus-Restriktionen bedingte Irrfahrt.

Aeroflot absorbiert ihre eigenen Töchter

Man kann auch innerhalb eines Konzerns konsolidieren. Laut russischen Medien soll der russische National Carrier Aeroflot erwägen, die eigenen Tochtergesellschaften Rossiya (eine Regionalfluggesellschaft mit Sitz in St. Petersburg) und Pobeda (ein Low-Cost-Carrier mit Sitz in Moskau) aufgrund der Krise in die eigene Struktur zu absorbieren. Die Flotten und Mitarbeitenden würden - wohl nicht vollumfänglich - in die Muttergesellschaft übergehen. Pobeda liegt aktuell komplett still, derweil Rossiya noch einige Inlandrouten bedient.

Azul versucht den «Winterschlaf»

Die brasilianische Fluggesellschaft Azul, immerhin die zweitgrösste Airline des Riesenlandes, führt aktuell lediglich zehn Prozent des ursprünglich geplanten Flugbetriebs durch - und wird vor allem von Schulden in Höhe von 15 Milliarden Real (rund 2,7 Milliarden Franken) geplagt. Um den drohenden Konkurs abzuwenden, greift Azul zu einer fragwürdigen Massnahme: Die Leasingzahlungen für die Flugzeuge werden bis auf Weiteres eingefroren. Möglicherweise werden die Flugzeuge stillgelegt und Azul für eine Weile in «Winterschlaf» versetzt, bis die Schulden abgebaut sind.

Hilfe für St. Helena

St. Helena ist eine der abgelegensten Inseln der Welt; sie liegt im Südatlantik fast 2000 Kilometer westlich der Küste Angolas. Bis 2017 konnte die Insel nur per Schiff erreicht werden; seitdem wurde der dortige Flughafen von der südafrikanischen Airlink mit Johannesburg verbunden. Nur: Diese Route wurde Coronavirus-bedingt inzwischen zumindest vorübergehend eingestellt. Um wichtige Güter wie Medizin schnell auf die Insel befördern zu können, entsandte nun die britische Fluggesellschaft Titan Airways einen A318 von London via Accra (Ghana) nach St. Helena. Eine der herzerwärmenden Geschichten, welche die Coronavirus-Krise schreibt...

(JCR)