Tourismuswelt

Die Coronavirus-Krise schafft grosse Unsicherheiten, und die Airlines sind mittendrin - im Guten wie im Schlechten. Bild: AdobeStock

USA zwingen Airlines zu Refunds – Schon 2500 Schweizer zurückgeholt – Samih Sawiris will die Mehrheit von FTI

Die jüngsten Neuigkeiten zur Coronavirus-Krise: Diese Auswirkungen hat die Pandemie auf die Reisewelt.

Die US-Behörden gehen gegen die Airlines vor

Aktuell ist eine grosse Diskussion über die Rückerstattung der Kosten für nicht erbrachte Reiseleistungen und dabei insbesondere die Verpflichtung zur Rückzahlung von einbezahlten Flugticket-Geldern entbrannt. Diese Diskussion findet in zahlreichen Ländern statt. In den USA hat nun das Department of Transportation (DOT) eine so genannte «enforcement notice», eine Art Mahnung, an die Airlines gerichtet: Darin wird festgehalten, dass die Airlines rechtlich verpflichtet sind, für von ihnen abgesagte Flüge Rückvergütungen zu bieten.

Nötig geworden wurde diese Massnahme offenbar durch zahlreiche Klagen von Kunden, welche ihr Geld nicht (bzw. nicht sofort) zurück erhielten und/oder mit Gutscheinen abgespeist wurden. Wörtlich schrieb das DOT: «Die Verpflichtung einer Airline, Rückvergütungen zu bezahlen, wird nicht dadurch aufgehoben, dass die Gründe für die Flugannullierungen oder -verschiebungen ausserhalb der Kontrolle der Airline sind.»

Die IATA, welche Verluste von bis zu 35 Milliarden Dollar für die Airline-Industrie aufgrund der Coronavirus-Krise erwartet, hatte lange für eine Aufhebung der Rückzahlungspflicht lobbyiert. In Deutschland, Kanada, den Niederlanden und Kolumbien wurde diesem Begehren, also der Möglichkeit einer Gutschein-Lösung, bereits stattgegeben. In gewissen Fällen - aktuell bei 33 Airlines - wurde der «Automated Refund» aufgehoben, andernorts wurden die Refund-Fristen für den Trade unilateral verlängert, teilweise gar auf eine Rückzahlung, die zwar garantiert ist aber «frühestens in einem Jahr» erfolgen könne, vertröstet.

Das DOT sieht dies anders und argumentiert, dass eine Refund-Verweigerung ein Verstoss gegen geltendes Beförderungsrecht sei. Die Ermahnung gelte sowohl für US-Fluggesellschaften als auch für Airlines, welche die USA anfliegen. Das DOT hat angekündigt, dass es auf Zwangsmassnahmen vorerst verzichten werde, die Gutschein-Praxis jedoch nur toleriert, falls sich die Airlines an gewisse Regeln halten - etwa eine aktive Kundeninformation, wonach es Optionen für eine herkömmliche Rückvergütung gebe.

Samih Sawiris greift nach FTI

Der ägyptische Milliardär und Unternehmer Samih Sawiris, den Schweizern etwa durch sein Hotellerie-Projekt in Andermatt bekannt, ist bereits seit einiger Zeit ein Aktionär beim deutschen Reiseveranstalter FTI. Er übernahm 2014 bereits 35 Prozent der FTI sowie 74,9 Prozent des Reisebürobetreibers RT/Raiffeisen Touristik Group. Bei einem Podiumsgespräch in der Schweiz sprach er neulich davon, dass dies einer seiner besten Geschäfts-Entscheide gewesen sei.

Nun greift Sawiris nach der Mehrheit beim drittgrössten deutschen Tour Operator. Laut dem deutschen Magazin «Welt» möchte der ägyptische Touristikunternehmer beim FTI-Reisekonzern die Mehrheit und die alleinige Kontrolle über die Dachgesellschaft FTI Finanzholding übernehmen. Das Vorhaben sei bereits beim Bundeskartellamt angemeldet worden. FTI ist bislang ein inhabergeführter Konzern unter Leitung von Dietmar Gunz. Dieser hatte neulich im Sog der Coronavirus-Krise verlauten lassen, dass ein Finanzpaket mit Hilfe des deutschen Bundes, des Landes Bayern und der Gesellschafter geschnürt wurde, welches die Finanzierung für zwölf Monate sichert. Doch nun liegt also auch ein Angebot der Luxemburger Beteiligungsgesellschaft SOSTNT vor, hinter welcher Sawiris ist. FTI selber äussert sich zu diesem Vorgang nicht. Ob Sawiris bei FTI tatsächlich die Mehrheit übernimmt, bleibt also abzuwarten.

Schon 2500 Schweizer vom EDA repatriiert

Die Rückholaktion des EDA (#flyinghome) ist weiterhin im Gange. Mit aktuell 21 Flügen aus Lateinamerika, Afrika, Asien und Ozeanien wurden bislang rund 2500 Schweizerinnen und Schweizer auf Flügen von Swiss und Edelweiss in die Schweiz zurückgebracht. Sie hatten ihre Rückreise wegen der Coronavirus-bedingten Reisebeschränkungen nicht mehr selbst organisieren können. In Kürze sollte noch eine Swiss-Maschine aus Auckland kommend in Zürich landen; die B777 ist aktuell nach Neuseeland unterwegs. Weitere geplante Flüge werden demnächst kommuniziert.

Ausserdem vermittelt das EDA nach Möglichkeit die Mitreise von Schweizer Staatsangehörigen in Flügen, die von anderen Staaten organisiert werden, und unterstützt Schweizerinnen und Schweizer bei der Anreise zu Flughäfen, von denen aus dann das Flugzeug in die Schweiz abfliegt. Dank Kontakten und gegenseitiger Hilfe wurden mehr als 800 Schweizer Staatsangehörige auf Flügen, die von anderen Staaten organisiert wurden, zurückgeführt.

Kampagne «Dein Reisebüro» von Unternehmerinnen lanciert

Vreni Züger (Züger Reisen Gachnang), Nathalie Sassine (Webook/Travelboo, Winterthur) und Barbara Wohlfahrt (Reiserezept, Affoltern a.A.) hatten vor kurzem die Idee, gemeinsam eine Social-Media-Kampagne zu lancieren, um künftige Reisende auf die Vorteile des Reisebüros aufmerksam zu machen. «Es geht einerseits darum, das Momentum zu nutzen, da viele Kunden sich nach Corona hoffentlich vermehrt an ein Reisebüro wenden werden», erklärt Nathalie Sassine gegenüber Travelnews, «aber wir wollen auch zeigen, dass wir nicht partout Reisen verkaufen wollen, sondern ebenfalls dazu raten, sich an die Weisungen des Bundesrats zu halten.» Kurz: Eine Buchung im Reisebüro sei einfach vernünftig, weil mehr Service, mehr Sicherheit und mehr echte Menschen dahinter stecken. Es gehe darum, Vertrauen zu schaffen.

Für Facebook wurde ein Profibild-Design erstellt namens «Dein Reisebüro bleibt auch an Ostern zu Hause». Dazu wurde eine Textvorlage publiziert, die folgendermassen lautet:

«Das wäre dir im Reisebüro nicht passiert. Denn hier arbeiten echte Menschen, die sich um deine Reise kümmern, vom Angebot, über die Buchung, bis hin zur Rückkehr. Dein Reisebüro ist für dich da. #deinreisebuero #ichbucheimreisebuero #dasreisebuerodeinesvertrauens». Es gibt sogar eine eigene Website mit frei verfügbarem Video- und Bildmaterial.

Die Initiantinnen erhoffen sich natürlich ein grosse Verbreitung dieser Inhalte auf allen möglichen Sozialen Medien.

Amadeus verschafft sich 1,5 Milliarden Euro

Amadeus hat sich am vergangenen Freitag insgesamt 1,5 Milliarden Euro verschafft, um die Coronavirus-bedingten Probleme abzufedern. Insgesamt waren 19,3 Millionen eigene Aktien zu 39 Euro platziert worden, womit 750 Millionen Euro eingenommen wurden. Zudem wurde eine Wandelanleihe, ebenfalls in Höhe von rund 750 Millionen Euro (Laufzeit bis 9. April 2025), ausgegeben. Laut Unternehmensangaben steigt dadurch die eigene Liquidität auf über 4 Milliarden Euro.

Amadeus habe sich ein extremes Szenario aufgelegt, laut welchem der weltweite Flugverkehr für den Rest des Jahres um 80 Prozent einbricht. Damit liegt die Einschätzung von Amadeus deutlich unter den vom Luftfahrtverband IATA berechneten Einschätzungen.

(JCR)