Tourismuswelt

Sunday Press Airbnb geht die Luft aus

Der Techkonzern kämpft mit massiven finanziellen Einbussen und fordert jetzt Finanzhilfe. – Spekulationen über das Ende des Lockdowns. – Luzerner Hotellegende verabschiedet sich.

Die Corona-Krise trifft den Tourismus hart. Selbst vermeintliche Riesen geraten ins Wanken. Zum Beispiel Airbnb: Der Techkonzern will Staatshilfe, vermeldet die «NZZ am Sonntag». Erste Auswertungen von Marktbeobachtern wie Airdna oder Alltherooms zeigen, dass vor allem in den touristischen Hotspots die Einbrüche massiv sind. Zehntausende von registrierten Vermietern haben ihre Angebote in den letzten Wochen herausgenommen. In vielen Städten, in denen es noch vor kurzem als äusserst lukrativ galt, Objekte tage- oder wochenweise anzubieten, steigen die Vermieter um und ­suchen auf dem normalen Wohnungsmarkt wieder nach langfristigen Mietern. Und in den drei wichtigsten europäischen Märkten Frankreich, Italien und Spanien hat sich der Umsatz der Plattform innerhalb eines Monats mehr als halbiert.

Die Probleme der Plattform haben sich mit dem Ausbruch der Corona-Krise zwar dramatisch verschärft. Aber Airbnb kämpft seit geraumer Zeit mit Schwierigkeiten. Nachdem die Plattform 2017 und 2018 erstmals knapp schwarze Zahlen geschrieben hatte, fiel das Ergebnis zuletzt wieder negativ aus. Schuld waren laut Analysten hohe Ausgaben für Sicherheit und Marketing.

In einem Brief an die weltweit 650'000 Partner bat Airbnb-CEO Brian Chesky um Verständnis für die schwierige Lage. Am Dienstag dieser Woche hat er in Washington formell um Steuererleichterungen und andere Staatshilfen für die Vermieter nachgesucht. «Für Airbnb geht es aber um mehr», heisst es im Bericht der «NZZ am Sonntag»: «Die Frage ist, ob Anbieter und Nutzer das Vertrauen behalten und nach der Krise zurückkommen.»

Lockdown: Erst im Sommer zurück zur Normalität?

Es ist die grosse Frage derzeit: Wie lange muss der Lockdown noch aufrechterhalten werden? Laut dem «Sonntagsblick» wird die Corona-Krise länger dauern als erwartet. Und von uns allen werden zusätzliche Anforderungen erfordert. Der «Sonntagsblick» stützt sich dabei auf ein vertrauliches Lagebulletin von Schutz&Rettung Zürich. Die «wahrscheinlichste Lageentwicklung» sei, dass die Pandemie nicht genügend eingedämmt werden könne. Daher müssten die Massnahmen weiter verschärft und «massiv verlängert» werden – über die Sommerferien hinaus, kommt die Dienstabteilung des städtischen Sicherheitsdepartements zum Schluss.

Weit zuversichtlicher tönt es dagegen beim Genfer Epidemiologe und WHO-Experte Didier Pilot. «Ich bin überzeugt, dass wir Ende April den Höhepunkt hinter uns haben werden», sagt er im Interview mit der «Schweiz am Wochenende» (Gesamtausgabe). Dies werde aber nur eintreffen, wenn wir uns alle an die Vorschriften des Bundes halten. Als «alles andere als einfach» bezeichnet er die Aufhebung der Einschränkungen. Pillet: «Es wird ein behutsames Vorgehen benötigen, um das normale Leben im Alltag wieder herzustellen.» Im stark betroffenen Tessin werde dies schwieriger sein als möglicherweise in der Innerschweiz.

Laut «NZZ am Sonntag» liess allerdings eine Delegation des Bundesrates an einem Spitzentreffen am Donnerstag gegenüber den Partei- und Fraktionschefs durchblicken, dass eine sofortige Rückkehr zur Normalität nach dem 19. April illusorisch sei.

Swiss führt Geheimgespräche

Der Lockdown stürzt die Swiss nicht nur in ein massives finanzielles Problem. Wegen den Verordnungen des Bundes kann sie derzeit auch keine Trainingsflüge und Theoriekurse durchführen. Das Problem dabei: Piloten benötigen einen regelmässigen Check im Simulator, damit ihre Lizenz gültig bleibt. Wie die «Schweiz am Wochenende» (Gesamtausgabe) schreibt, sind drei Starts und drei Landungen in drei Montagen zwingend, ansonsten droht der Entzug der Lizenz. Doch selbst Simulator-Trainings sind derzeit nicht möglich. Deshalb führt die Swiss Gespräche mit dem Bundesamt für Zivilluftffahrt, um diese wieder zu ermöglichen.

Wie die «Sonntagszeitung» schreibt, fanden am Freitag auch erste Geheimgespräche über eine Staatshilfe statt. Es solle dabei um Milliarden gehen. Auch der Flughafen Zürich solle eine Finanzspitze erhalten.

Bergbahnen sind knausrig

Die Bahnen in den grossen Skigebieten werden durch die Corona-Krise um eine der besten Saisons der letzten zwanzig Jahre gebracht. Arosa/Lenzerheide melden bis zur Schliessung 8 Prozent mehr Eintritte ins Skigebiet, schreibt die «Sonntagszeitung». Jetzt resultiert ein Minus von 13 Prozent. Ähnlich sieht es bei Flims/Laax aus. Die Betreiberin Weisse Arena Gruppe schreibt, dass bis zum ursprünglich geplanten Saisonende am Ostermontag «insgesamt gegen 200 000 Gästetage» fehlen werden. Die Skiregion Andermatt/Sedrun meldet ein Plus von 7 Prozent.

Die Bergbahnen werden durch das verfrühte Saisonende zwar einen geringeren Umsatz erzielen, gleichzeitig fallen aber auch Kosten weg. Die Pisten müssen nicht mehr präpariert werden, das Personal der Bergrestaurants ist in den Ferien. Unter dem Strich dürfte die Saison also gar nicht mal so schlecht ausfallen. Viel hängt freilich davon ab, wie schnell jetzt die Normalität zurückkehrt. Also ob der Sommer bereits wieder voll läuft oder ob dann immer noch Corona-Beschränkungen gelten.

Während die Skigebiete schon jetzt auf den Sommerbetrieb umstellen, bleibt den Skifahrern der Ärger über die verkürzte Saison. Ein ganzer Monat oder 20 Prozent der Wintersaison sind wegen Corona ausradiert. Das ist vor allem für Tausende von Saisonabo-Besitzern ein Frust. Die Bahnen verweigern jegliche Form von Entschädigungen. In Davos/Klosters, Flims/Laax, Arosa/Lenzerheide, St. Moritz, Grindelwald/Jungfrau, Andermatt/Sedrun, Zermatt und den Flumserbergen - überall tönt es gleich: keine Gutscheine, Verlängerungen oder andere Zückerchen - nichts. In Adelboden/Lenk sei dies «aktuell noch Gegenstand von Abklärungen», heisst es.

Hotellegende tritt ab

Seit 1996 führt Fritz Erni das Luzerner Art Deco Hotel Montana. Wie die «Schweiz am Wochenende» (Ausgabe Luzern) schreibt, geht er Ende März in Pension. Das Art Deco Hotel Montana war 2018/2019 Hotel des Jahres. Erni gehört zusammen mit Hans C. Leu – Albergo Giardino Ascona – zu den einzigen Schweizer Hoteliers, die die Auszeichnungen Hotel des Jahres und Hotelier des Jahres erhalten haben, während sie in ihrem Betrieb arbeiteten. Ernis Erfolgsrezept: «Es macht keinen Sinn, ins allgemeine Klagelied einzustimmen. Sagen alle <das geht nicht>, dann sag ich: Es geht erst recht!»

St. Moritz: Streit wird Sache fürs Gericht

Gerhard Walter, der ehemalige Tourismus-Chef von St. Moritz, zieht seinen früheren Arbeitgeber, die Engadin St. Moritz Tourismus AG, und deren Präsidenten Marcus Gschwend vor Gericht. «Über vier Monate lang habe ich mich bemüht, eine aussergerichtliche Einigung zu erzielen. Nun habe ich Klage beim Regionalgericht Maloja eingereicht», sagt Walter dem «Blick» (Ausgabe von Samstag). Walter macht finanzielle Ansprüche aus seinem Arbeitsvertrag geltend. Laut «Blick» geht es um einen fünfstelligen Frankenbetrag. Man habe den Arbeitsvertrag einvernehmlich aufgelöst und eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet. «Die Gegenseite hat sich nicht daran gehalten», so Walter. Darum die Klage.

Konkret geht es um eine Medienmitteilung vom Dezember 2019. Der Inhalt: Walter soll als Tourismusdirektor mehr Geld ausgegeben haben als vorgesehen. Er soll das Budget um 600'000 Franken überzogen haben. Walter trat Mitte September nach nur zweieinhalb Jahren als Tourismuschef von St. Moritz ab.

Wegen der Corona-Krise verzichten die meisten Blätter auf Reiseseiten. Einzig in der «Sonntagszeitung» ist zu erfahren, wie man derzeit in Reisebüchern schwelgen und virtuell Museen besuchen kann.

(DWB)