Tourismuswelt

Noch weniger Airlines fliegen... Bild: Porapak Apichodilok

Airlines im Taumel – London-City schliesst

Jean-Claude Raemy/Nina Wild

Das Update zu den jüngsten Auswirkungen der Pandemie auf die Reisewelt: Condor braucht mehr Geld. – Qatar Airways ersucht Staatshilfe. – Australien schickt alle in Quarantäne. – Hotelleriesuisse macht Mut.

Airlines

Condor braucht mehr Geld - scheitert der Deal mit LOT?

Die deutsche Ferienfluggesellschaft Condor schaffte die Loslösung vom untergegangenen Thomas-Cook-Konzern dank einem Überbrückungskredit des Staates. Ende Januar dann ging die Condor an die Polish Aviation Group (PGL), die Muttergesellschaft von LOT Polish Airlines. Trotz dem neuen polnischen Eigentümer hat Condor nun laut Reuters um eine weitere Staatsstütze in Höhe von 200 Millionen Euro bei der deutschen Bundesregierung angefragt. Der «Spiegel» berichtet, dass die Forderungen der PGL an das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin einer nahezu kompletten Absicherung des Investments gleichkommen würden - und mutmasst, dass diese Forderung bewusst so hoch angesetzt wurde, damit die PGL wieder aus dem Vertrag herauskomme. Es könnte also sein, dass der Deal torpediert ist und Condor wieder auf Feld 1 steht.

Air France bedient Zürich und Genf weiterhin

Zurzeit bietet die französische Fluggesellschaft Air France ein stark reduziertes Netzwerk an, das ungefähr 10 Prozent der regulären Kapazitäten entspricht. In die Schweiz hält Air France die Verbindungen von Paris (CDG) nach Zürich und Genf aufrecht: Beide Flughäfen werden seit dem 23. März 2020 bis auf Weiteres einmal täglich angeflogen. Über alle anderen Strecken und den aktuellsten Flugplan informiert Air France laufend unter diesem Link (Informationen auf Englisch).

In diesem Zusammenhang gut zu wissen für jene, die noch irgendwo festsitzen: Air France führt am 29. März zwei Repatriierungsflüge nach Paris durch. Flug AF165 geht um 11:30 Uhr ab Bangkok, Flug AF4193 um 14:20 Uhr ab Buenos Aires.

Qatar Airways ersucht um Staatshilfe

Laut einem Interview mit «Bloomberg» erwartet Akbar Al Baker, der streitbare Konzernchef von Qatar Airways, dass weltweit nur rund 30 Airlines stark genug sein werden, um die aktuelle Krise zu überstehen. Al Baker, der vor einigen Wochen noch behauptete, es gebe keinen wissenschaftlichen Beweis für das Coronavirus, hat eingeräumt, dass seine Airline 80 Prozent der Passagiere verloren hat. Nun werde auch Qatar Airways um Staatshilfe ersuchen.

South African vor grossen Problemen

South African Airways, welche sich derzeit in einem Business-Rescue-Prozess befindet, suspendiert sämtliche internationalen und inländischen Flugstrecken bis und mit 31. Mai. Nebst den hinlänglich bekannten globalen Nachfrageproblemen wegen dem Coronavirus gibt es auch interne Probleme: Konzernchefin Zuks Ramasia hat ihren Abgang per 14. April mitgeteilt. Damit war sie weniger als ein Jahr an der Konzernspitze und auch bereits der dritte Konzern-CEO, der innerhalb der letzten fünf Jahre den Flugkonzern verlässt.

US-Airlines erhalten 58 Milliarden Dollar

Die amerikanischen Fluggesellschaften, zuletzt wahre Profitabilitäts-Champions, sind ebenfalls arg dran wegen der Coronavirus-Krise. Sie können allerdings auf staatliche Hilfe zählen: Die US-Regierung hat für das ganze Land ein Hilfspaket in Höhe von 2 Billionen Dollar (rund 1930 Milliarden Franken) gesprochen, davon kommen 58 Milliarden Dollar als Direkthilfe den Airlines zu. 50 Milliarden gehen an Passagier-Airlines und 8 Milliarden an reine Cargo-Airlines - ob in Form von Krediten und wie diese im Detail aussehen, ist noch nicht klar. Kritiker haben sich auch schon gemeldet: Sie werfen den Airlines vor, das viele in den letzten Jahren verdiente Geld für Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen verwendet zu haben, statt solide Rückstellungen zu machen. Sie fordern nun ihrerseits von den Airlines, dass diese Zugeständnisse machen - etwa ein Einfrieren der Management-Boni oder das Versprechen, von Entlassungen abzusehen.

Vom «Stimulus Package» sollen auch Reedereien und Hotels profitieren können; auch da stehen wesentliche Details noch aus.

Gigantisches Hilfspaket für Singapore Airlines

Manche kommen einfacher an Geld als andere... Singapore Airlines hat nach eigenen Angaben Finanzmittel in Höhe von umgerechnet rund 13 Milliarden Franken erhalten, um die Auswirkungen der Coronavirus-Krise abfedern zu können. Der Mehrheitseigentümer, der Staatsfonds Temasek Holdings, stellte sich hinter die Ausgabe von Aktien und Wandelanleihen der Fluggesellschaft; daraus sollen 10 Milliarden kommen. Die grösste Bank des Stadtstaats, die DBS Group Holdings, steuert einen Kredit von rund 3 Milliarden bei.

El Al setzt bis 4. April aus

Die israelische Fluggesellschaft El Al hat ihren Flugbetrieb für den Zeitraum vom 26. März bis mindestens 4. April komplett eingestellt. Die letzten Flüge führten ab New York, Toronto, London und Paris nach Tel Aviv, dazu gab es Evakuierungsflüge ab Tel Aviv nach Delhi und San Jose.

Letzte Flüge von Philippine Airlines

Philippine Airlines hat sämtliche Routen suspendiert; gestern und heute (26./27. März) werden die vorläufig letzten noch geflogenen Strecken abgeflogen. Inzwischen gehen bereits keine Flüge aus Manila mehr heraus; die letzten Flüge führen von Los Angeles, Tokio, Jakarta, New York und San Francisco nach Manila. Der Flugbetrieb soll nach aktuellem Planungsstand am 15. April wieder aufgenommen werden.

Air Asia: Konzern praktisch gegroundet

Der malaysische Luftfahrtkonzern AirAsia muss temporär einen Grossteil seiner Flotte bzw. seiner Tochtergesellschaften grounden. Konkret sieht es wie folgt aus:

  • AirAsia Malaysia: Alle Strecken ab 28. März bis 21. April suspendiert
  • AirAsia Philippines: Alle Strecken seit 20. März bis 14. April suspendiert
  • Thai AirAsia: Internationale Strecken sind seit dem 22. März bis und mit 25. April suspendiert, derweil Inlandstrecken noch auf reduziertem Niveau geflogen werden.
  • Thai AirAsia X: Alle Strecken seit dem 16. März bis zum 16. Juni eingestellt
  • AirAsia X: Fast alle Strecken ab dem 28. März bis 31. Mai eingestellt; auf der Website für die verbliebenen Strecken nachseh
  • Indonesia AirAsia: Internationale sowie Inland-Strecken werden auf tiefem Niveau fortgesetzt
  • AirAsia India: Alle Strecken seit 25. März für 21 Tage eingestellt

Flughäfen

Australien schickt alle in Quarantäne

Wer in Australien ankommt, wird ab Samstag (28. März) in jedem Fall in Quarantäne gesteckt - egal, ob man australischer Staatsbürger oder Aufenthaltsberechtigter oder Tourist ist. Dies geschieht, weil die australischen Behörden bemerkten, dass insbesondere heimkehrende Australier sich nicht selber isolierten und so die Ausbreitung des Coronavirus weiter begünstigten. Die Armee soll sicherstellen, dass Ankommende zuhause oder im Hotel die Quarantäne einhalten. Nicht-zwingende Einreisen sind in Australien schon seit mehreren Tagen nicht mehr erlaubt. Am Donnerstag kamen noch 7000 Personen in Australien an - das Jahresmittel liegt bei 40'000 Personen täglich.

London-City schliesst

Der London City Airport, zu welchem normalerweise Routen von/nach Zürich bestehen, wird bis Ende April für die kommerzielle und private Fliegerei geschlossen. Diese Regelung ist seit Mittwochabend (25. März) in Kraft. British Airways hatte bereits am 23. März alle Flüge von und nach London-City eingestellt. Für Repatriierungs- oder Regierungsflüge ist der Flughafen bedarfsmässig noch operativ.

Russland setzt den internationalen Flugverkehr aus

Um die Ausbreitung des neuen Coronavirus zu verhindern, sind seit dem heutigen 27. März reguläre Flüge sowie Charterflüge von und nach Russland eingestellt. Noch erlaubt sind lediglich vereinzelte Flüge, welche es russischen Staatsbürgern erlauben, in ihr Land zurückzukehren, sowie Flüge, die auf Regierugsgeheiss noch durchgeführt werden. Zurückkehrende Russen müssen sich auf strenge Kontrollen und möglicherweise Quarantäne einstellen. Nicht betroffen sind Inlandsflüge.

Cruises

CroisiEurope noch länger ausser Betrieb

CroisiEurope setzt seine Kreuzfahrten ebenfalls langfristig aus, sprich, die Kreuzfahrt-Suspensionsdauer wird verlängert. Allgemein sind die Kreuzfahrten bis zum 30. April annulliert; die Safari-Kreuzfahrten im südlichen Afrika sind bis 31. Mai ausgesetzt und die Flugsskreuzfahrten auf dem Mekong bis zum 14. August.

Veranstalter

Holidaycheck beantwortet die dringendsten Corona-Fragen

Die Verunsicherung der Reisenden und der Informationsbedarf zum Coronavirus ist momentan gross. Beim Buchungs- und Bewerungsportal Holidaycheck sind zahlreiche Fragen zum Thema eingegangen - oftmals immer wieder die gleichen. Deshalb hat das Unternehmen eine Hilfeseite eingerichtet, auf welcher die Kunden die Antworten zu den am häufigsten gestellten Fragen auf einen Blick finden können.

Hotellerie

Hotellerie-Suisse-Direktor Claude Meier wendet sich an die Mitglieder

Hotelleriesuisse, der Dachverband der Schweizer Hotellerie, hat eine Reihe von Massnahmen und Handlungsempfehlungen erarbeitet, die den Übernachtungsbetrieben in der aktuellen Situation helfen sollen. Obwohl die Betriebe zurzeit geöffnet haben dürfen, fehlen natürlich die ausländischen Gäste, was hohe finanzielle Einbussen bedeutet und die Existenz der Hotels bedroht. In einer Videobotschaft wendet sich Claude Meier, Direktor von Hotellerie Suisse an die Mitglieder und versucht, in der schwierigen Zeit Mut zu machen.