Tourismuswelt

Bei der Homeschooling-Bastelstunde von Zweitklässlern entstanden: ein Coronavirus. Anfertigung: Nolan Waser

1200 Globetrotter-Kunden noch im Ausland – Gestrandete Camper in Marokko

Das Update zu den jüngsten Auswirkungen der Pandemie auf die Reisewelt: André Lüthi beziffert den Einbruch. – Sonderflug der Swiss nach Santiago de Chile. – Grosse Probleme für Reisende in Marokko.

Noch 1200 Globetrotter-Kunden im Ausland

André Lüthi, CEO der Globetrotter Group, gibt in der heutigen Ausgabe der Berner Zeitung ausführlich Auskunft zur aktuellen Lage. «Wir werden diesen Sturm überstehen», gibt sich Lüthi kämpferisch. Dass es derzeit schlimm aussehe, räumt er ein. In der Branche spreche man von Einbrüchen in der Höhe von 60 bis 70 Prozent für den Monat März, danach komme es noch schlimmer. Und der Rückgang bei der Globetrotter Group entspreche jenem der Branche.

Globetrotter habe in den letzten 30 Jahren sehr seriös gearbeitet und verfüge über eine gute Substanz. «Wer ein KMU verantwortungsvoll führt, sollte in der Krise zwei bis drei Monate überleben können. Danach wird es schwierig». Kündigungen werden bei Globetrotter keine ausgesprochen, Kurzarbeit sei aber beantragt. Nachdem Globetrotter schon Hunderte von Kunden heimgebracht hat, seien weiterhin 1200 Globetrotter-Kunden im Ausland. «Wir kontaktieren die Leute proaktiv und helfen ihnen dabei, nach Hause zu kommen. Das ist das beste Investment in die Zukunft».

Wie reagieren die Kunden, die eine Reise geplant hatten? Dazu sagt Lüthi: «Es gibt viele, die buchen ihre Reise auf den Herbst um. Dieses Vorgehen hilft uns derzeit am meisten.» Und ob er noch immer Daueroptimist sei? «Ja. Wir dürfen den Kopf jetzt nicht hängen lassen. Es kommt eine Zeit nach dem Virus. Es wird auch wieder gereist werden - wenn auch vielleicht in einer etwas veränderten Welt. Packen wir die Chance, in der Krise zu zeigen, was wir können.»

Swiss-Sonderflug nach Santiago

Im Rahmen der Unterstützung von Swiss und Edelweiss bei der bisher grössten Rückholaktion durch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wird die Swiss ihren ersten Flug nach Santiago de Chile durchführen. Der Abflug ab Zürich mit einer Boeing 777 ist für Freitag, 27. März vorgesehen. Die Rückkehr mit bis zu 330 Passagieren an Bord aus der chilenischen Hauptstadt erfolgt am Sonntag, 29. März. Ziel des Fluges ist es, insbesondere im Ausland blockierte Schweizer Reisende in die Heimat zurückzuholen.

Weitere Rückholflüge durch Swiss und Edelweiss Richtung Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Afrika im Auftrag des EDA sind in Planung. Wer sich für einen solchen Rückflug in die Schweiz interessiert, weil eine selbständige Rückkehr trotz aller Bemühungen nicht möglich ist, soll sich an die diplomatischen Vertretungen der Schweiz vor Ort wenden. Zudem empfiehlt das EDA allen im Ausland blockierten Schweizern und Schweizerinnen, ihre Reise zeitnah auf der Travel Admin App des EDA zu registrieren.

Bis zu 50 Franken Rabatt bei Edelweiss

Die Ferienfluggesellschaft Edelweiss lockt jetzt mit Rabatten zu Umbuchungen. Kunden können bei zukünftigen Reisen bis zu 50 Franken sparen - dabei kann sowohl die Buchungsklasse als auch die Destination frei gewählt werden. Die Vergünstigung beträgt maximal 50 Franken kommt dann zu Zug, wenn der Preis für die Reise über dem ursprünglichen Ticketwert liegt. Die Regelung gilt für alle Flugtickets, die bis und mit 31. März gebucht wurden und ein bestätigtes Reisedatum bis einschliesslich 25. März 2021 aufweisen. Passagiere, die ein Flugticket für einen stornierten oder noch bestehenden Flug haben, sollen dieses behalten, und auf ein Datum bis und mit 31. Dezember 2020 umbuchen. Auch wenn sich Gäste noch nicht auf ein neues Reisedatum festgelegt haben und die Buchungen gestrichen werden, bleibt das Ticket und der Wert erhalten. Die Tickets bleiben im System hinterlegt, Verfügbarkeit der Flüge unter Vorbehalt.

Gestrandete Camper in Marokko

Unzählige Camper, die mit ihren Wohnmobilen unterwegs sind, brauchen in Marokko jetzt ganz viel Geduld. Der Fährverkehr nach Europa ist nämlich gänzlich eingestellt. Deshalb müssen hunderte Reisende aus Deutschland, der Schweiz und Österreich vor der spanischen Exklave Ceuta sowie im Hafen von Ceuta warten. Die Durchfahrt ist verboten. Es wird deshalb geraten, sich einen Campingplatz mit Strom- und Wasserversorgung zu suchen, um vor Ort auszuharren.

Flughafen Paris-Orly macht dicht

Weil die Nachfrage nach Flugreisen auch in Frankreich drastisch abgenommen hat, stellt der Flughafen Paris-Orly vorübergehend seinen Betrieb ein, wie auf der Website des Airports zu entnehmen ist. Demnach werden alle Flüge, die ab 23.30 Uhr am Flughafen durchgeführt werden, auf den Flughafen Paris Charles de Gaulle verlegt. Bis zu diesem Zeitpunkt werden alle Flüge am Terminal 3 abgewickelt, die Terminals 1,2 und 4 sind bereits geschlossen. Alle Reisende sind angehalten, sich vor dem Trip über den aktuellen Status ihres Fluges zu informieren.

Diese Massnahmen ergreift Hotelbeds

Die Bettenbank Hotelbeds hat verschiedene Anpassungen in der Geschäftstätigkeit vorgenommen, um sich auf die aktuelle Krise anzupassen. Zurzeit verzeichnet Hotelbeds einen Anstieg an Stornierungen und erhält fast keine Neubuchungen. Die Angestellten arbeiten im Homeoffice, damit die Geschäftskontinuität gewährleistet und die Gesundheit geschützt werden kann. Ausserdem wurden Anpassungen an den Arbeitszeiten in einigen Abteilungen vorgenommen, um Kosten zu sparen. Man möchte aber keine Mitarbeitenden entlassen um gut vorbereitet zu sein, wenn sich das Geschäft nach der Pandemie erholt. Gleichzeitig wurde teilweise das Personal aufgestockt, um den grossen Ansturm auf Stornierungen und Umbuchungen bestmöglich zu meistern.

Mit seinen Partnern steht Hotelbeds in regem Kontakt und hat das Webportal «COVID-19» eingerichtet. Gleichzeitig wurden alle Buchungen weltweit als «Höhere Gewalt» eingestuft. Das bedeutet, dass die Reisenden in den meisten Fällen eine vollständige Rückerstattung ihrer Buchungen erhalten. Ausserdem werden die Verträge mit den Partnern auf die aktuellen Herausforderungen zu Hotelschliessungen, Reisebeschränkungen sowie Flustornierungen angepasst.

«E Stange Geld für mini Beiz»

Baselland Tourismus, Gastro Baselland und die Wirtschaftskammer rufen gemeinsam zu einer Solidaritätsaktion auf, um die Restaurants in der Coronavirus-Krise zu unterstützen. Viele der Gastrobetriebe leben auch bei normalen Bedingungen von der «Hand in den Mund», obwohl viel gearbeitet und nur weniger Ferientage bezogen werden. Umso härter trifft die Herzblut-Gastgeber die aktuelle behördliche Verordnung, die Betriebe zu schliessen. Deshalb ist nun auch die Bevölkerung aufgerufen, Solidarität zu zeigen. Dafür wurde das Projekt «E Stange Geld für mini Beiz» ins Leben gerufen. Unterstützungswillige Privatpersonen und Firmen erhalten die Möglichkeit, in sympathischer Form eine Spende zu tätigen.

Auf der speziell zu diesem Anlass eingerichteten Internetplattform lässt sich für den symbolischen Preis von 100 Franken ein Gutschein für eine Stange Bier im Lieblingslokal erwerben. Der Kauf wird per Kreditkarte getätigt, im Anschluss erhalten die Spender per Brief einen Gutschein für die Stange Bier, die nach Aufhebung des Betriebsverbots eingelöst werden kann. Natürlich gilt dieser auch für ein anderes Getränk wie Mineralwasser, Kaffee oder Wein. Die Erlöse werden in kurzen Intervallen den ausgewählten Betrieben vollumfänglich weitergeleitet.

Insgesamt stehen 331 Mitglieder von Baselland Tourismus und Gastro Baselland (Restaurants, Cafés, Pubs und Bars; ohne Take-away, Catering und Schnellimbisslokale) zur Auswahl. Der Erfolg der Aktion wird in einem Spendenbarometer gemessen. Auch werden die Spenderinnen und Spender namentlich erwähnt, sofern sie nicht darauf verzichten. Die Initianten übernehmen sämtliche Kommunikations- und Administrationskosten dieser Aktion.

(NWI)