Tourismuswelt

Geht der Flug, geht er nicht? In Zeiten des Coronavirus ist gute Information und Kommunikation alles. Bild: Markus Spiske

Italien setzt ein Viertel seiner Bevölkerung in Quarantäne

Das sind die neusten Entwicklungen rund um die Coronavirus-Krise: Italien greift zu drastischen Massnahmen. Es gibt aber auch Zeichen der Entspannung. Dazu gibt es neue Stornoregelungen bei Flug- und Cruisegesellschaften.

Italien riegelt die Lombardei und elf Provinzen ab

Italien erlebte am Samstag den höchsten Anstieg der Ansteckungen innerhalb eines Tages seit Ausbruch der Epidemie, um 1247 Fälle auf neu fast 5900. Zu den Betroffenen gehörte auch der Chef des Partito Democratico, Nicola Zingaretti. Mindestens 233 Erkrankte sind bislang gestorben, am Samstag allein 36. Gegen die weitere Ausbreitung des Erregers riegelte die Regierung deshalb nun die ganze Region Lombardei und 11 Provinzen ab. Von dieser Einschränkung sind rund 16 Millionen Menschen betroffen, rund ein Viertel der italienischen Bevölkerung.

Nebst der Lombardei sind folgende Provinzen betroffen: Venedig, Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia, Rimini, Pesaro/Urbino, Alessandria, Asti, Novara, Verbano Cusio Ossola, Vercelli, Padua und Treviso. Die Quarantäneregelung sieht vor, dass gebüsst werden kann, wer die Lombardei zwischen heute und dem 3. April betritt oder verlässt. Sämtliche öffentlichen Events (Kino, Theater, Disco etc.) und sogar Hochzeitsfeste sind untersagt. Derweil werden Schulschliessungen bis mindestens 3. April verlängert. Die Fussballspiele der italienischen Serie A finden zwar statt, allerdings ohne Zuschauer. Die faktische Schliessung von Venedig ist gerade auch für die Kreuzfahrtbranche ein enormes Problem.

Ärzten und Pflegern wurde vorläufig ein Ferienverbot auferlegt. Und Papst Franziskus ersetzt öffentliche Auftritte auf dem Petersplatz in Rom bis auf Weiteres durch Videobotschaften.

Forza Milan

Mailand ist gewissermassen in Europa das Auge des Coronasturms. Die Behörden sind bemüht, den wirtschaftlichen Schaden in Grenzen zu halten. Bürgermeister Beppe Sala hat sich nun auf Sozialen Medien an die Öffentlichkeit gerichtet. Allerdings wurde der folgende Tweet noch vor der Abriegelung der Lombardei versendet...

Bhutan verbietet Einreisen

Um die Verbreitung des neuen Coronavirus einzudämmen, untersagt die Regierung von Bhutan seit dem 6. März 2020 Reisen nach Bhutan. Diese Massnahme gilt vorerst bis am 20. März 2020.

Die Angst in China nimmt ab

Wir wollen auch etwas positive News streuen. Wer nach China blickt, stellt fest, dass dort die Angst langsam abebbt. Laut «China Travelnews» hat das Hongkonger Reiseunternehmen Tongcheng-Elong Holdings für Reisen in der ersten Aprilwoche, während dem Qing Ming Festival, in der letzten Woche einen Anstieg von 138 Prozent verzeichnet. Auch die Suchanfragen für Reisen zu anderen Daten nehmen wieder stark zu. Das unterstreicht die auch andernorts dargelegte Beobachtung, dass man in Asien langsam wieder zum Tagesgeschehen zu übergehen gedenkt.

Das ist übrigens auch gestützt von Zahlen von OAG Aviation Worldwide hinsichtlich Sitzplatzkapazität. In der letzten Februarwoche allein stieg die Sitzplatzkapazität auf Flüge innerhalb Chinas wieder um 1,3 Millionen Sitze an. Damit ist man noch weit weg von den Zahlen von Ende 2019, aber es geht wieder in die richtige Richtung.

Kulanz nun auch bei Air France-KLM

Air France und KLM führen auf dem gesamten Netzwerk flexible und kostenlose Umbuchungsmöglichkeiten ein, und kommen so angesichts der Coronavirus-Situation den Bedürfnissen ihrer Fluggäste entgegen. Die neuen freiwilligen Umbuchungsbestimmungen gelten weltweit für alle Air France- und KLM-Fluggäste mit einem gültigen, bis am 31. März ausgestellten Ticket für eine Reise bis und mit 31. Mai 2020.

Die Umbuchung und Ausstellung des Tickets muss vor dem 31. Mai 2020 erfolgen. Bei Umbuchungen in eine höhere Buchungsklasse wird gegebenenfalls ein Aufpreis fällig. Die Fluggäste können ihre Abreise auch auf einen Termin nach dem 31. Mai 2020 verschieben, ihr Reiseziel ändern oder ihre Reise stornieren. In diesen Fällen erhalten die Fluggäste einen Gutschein, der ein Jahr lang gültig ist und auf Flügen von Air France und KLM eingelöst werden kann. Der Gutschein ist nicht erstattungsfähig.

Diese neuen Richtlinien ersetzen nicht die getroffenen Umbuchungsbestimmungen für Reisen nach und von China, Korea, Singapur und Italien.

Noch mehr Kulanz bei Kreuzfahrtunternehmen

Princess Cruises modifiziert temporär ihre Stornoregelungen für Kreuzfahrten bis und mit 31. Mai 2020. Leider ist die neue Stornoregelung nicht ganz einfach, siehe Übersicht unten. Schön ist, dass wer seine bereits getätigte Buchung für Kreuzfahrten zwischen dem 9. März und 31. Mai beibehält, neu mit einem Bordguthaben von 100 US-Dollar (3/4-Tages-Reisen), 150 Dollar (5-Tages-Reisen) oder 200 Dollar (6+-Tages-Reisen) belohnt wird.

Princess Cruises machte diese Woche einmal mehr Schlagzeilen, als die Grand Princess am Freitag nirgendwo in Kalifornien andocken durfte, weil ein nicht mehr an Bord befindlicher Passagier an den Folgen einer Coronavirus-Infektion starb und der Verdacht bestand, dass an Bord zahlreiche Passagiere durch diesen vor dessen Ausschiffung infiziert wurden. An Bord sind bislang laut ersten Testergebnissen 21 Personen mit dem Coronavirus infiziert. Insgesamt befinden sich 2400 Passagiere und 1100 Besatzungsmitglieder an Bord, unter ihnen auch vier Schweizer. Wie Vizepräsident Mike Pence am Samstag erklärte, sollen nun alle Insassen getestet werden und angesteckte Personen unter Quarantäne gestellt werden.

Derweil setzt auch Sea Cloud Cruises ein Vertrauenszeichen: Bis zum 31. Mai fest für 2020 gebuchte Reisen können bis einen Monat vor dem Reisetermin kostenlos storniert werden, wenn der Virus dann noch Anlass zu Sorgen gibt. Sowohl die Sea Cloud als auch ihrer jüngere Schwester Sea Cloud II befanden sich bereits vor Ausbruch des Virus in der Karibik und kehren auch erst in einigen Wochen in europäische Gewässer zurück. Normalerweise gelten für die Nicht-Teilnahme an gebuchten Törns die branchenüblichen Stornierungsbedingungen. Darauf verzichtet Sea Cloud Cruises und geht dabei laut eigenen Angaben weit über das hinaus, was bei den Anbietern herkömmlicher Kreuzfahrten bislang üblich ist. Angesichts der aktuellen Sorgen rund um die Ausbreitung hat die Reederei ihre ohnehin schon strengen vorbeugenden Massnahmen für den Gesundheitsschutz an Bord beider Schiffe weiter verstärkt.

Hertz hat mehr Anfragen wegen dem Coronavirus

Mit der steigenden Zahl der Corona-Ansteckungen in der Schweiz wächst auch hierzulande die Unsicherheit im privaten wie gewerblichen Umfeld. Derart unberechenbare Zeiten erfordern berechenbare Lösungen, auch und vor allem im Bereich der Mobilität. Denn viele fragen sich nun, ob es ein Risiko ist, mit dem Zug oder anderen ÖV zu reisen, oder ob «Shared Vehicles» (Geschäftswagen, Mobility etc.) ein Risiko darstellen. Bei Fahrzeugvermietern gingen in den letzten Tagen vermehrt Anfragen zu kurzfristigen Automieten ein. Auf solche und ähnliche Fragen bzw. Bedürfnisse hat der Autovermieter Hertz eine Antwort: «Hertz Mini-Lease» ist ein flexibles Auto-Abo ab 30 Tagen und jederzeitiger Rückgabe ohne Strafzahlung. Damit können Privatpersonen und Unternehmen ihre Mobilitätsbedürfnisse flexibel und ohne lange Vertragsbindung abdecken. Roberto Delvecchio, Director Sales & Marketing von Hertz Schweiz, erklärt: «Viele Kundinnen und Kunden schätzen unser Angebot, das abonnierte Auto oder Nutzfahrzeug jederzeit zurückbringen zu können – ganz egal, aus welchem Grund. Wo sonst kann man zu attraktiven All-inclusive-Konditionen eines von über 125 verschiedenen Modellen fahren und ist nicht vertraglich daran gebunden?» Auch, dass die Fahrzeuge vor der Abgabe gründlich desinfiziert werden, sei für die Kundschaft sehr wichtig.

Interessanter Event-Ansatz der CongressEvents St. Gallen

Not macht erfinderisch. CongressEvents St. Gallen, welche zur Genossenschaft Olma Messen gehört, hat einen Vorschlag ausgearbeitet, wie man trotz weitgehenden Einschränkungen infolge des Coronavirus einen Anlass durchführen kann. Die Lösung umfasst folgende Punkte:

  • Live-Übertragung des Anlasses ins Büro, in die Stube Ihrer Gäste, etc.
  • Live-Schaltung für virtuelle Meetings oder von Persönlichkeiten, welche nicht vor Ort sein können
  • Durchführung von Webinaren
  • Zertifiziertes online Voting-Tool für Generalversammlungen
  • Durchführung des Programms im geplanten Umfeld mit reduzierter Anzahl Gäste oder auch ohne Teilnehmende

Gäste vor Ort geniessen wie gewohnt ein Catering. Alle, die aufgrund der besonderen Lage bevorzugen interaktiv dabei zu sein, können das ebenso tun.

Vermischtes

  • Auch die USA sind immer stärker betroffen: Die bevölkerungsreichen Bundesstaaten Kalifornien und New York haben den Notstand ausgerufen und auch in den USA grassiert das Phänomen der Hamsterkäufe. Die Behörden meldeten erstmals Todesfälle durch das Coronavirus an der Ostküste, konkret in Florida.  
  • Wer immer noch auf einen Impfstoff gegen das Coronavirus hofft, sollte sich darauf nicht verlassen: Allgemein sind sich Experten einig, dass es noch länger dauern wird, bis ein Impfstoff vorhanden ist. Insbesondere, weil mittlerweile bereits von zwei unterschiedlichen Virensträngen die Rede ist, welche sich parallel ausbreiten. Darüber hinaus ist es jetzt ohnehin zu spät, als dass mit einem Impfstoff die Ausbreitung des Coronavirus noch entscheidend eingedämmt werden könnte, heisst es in der «Times».
  • Frauen haben generell betrachtet ein stärkeres Immunsystem als Männer. Der «Lancet» bezieht sich nun auf Forschungsergebnisse aus Wuhan, also dem hart getroffenen Krisenherd, wo man zum Schluss gekommen sei, dass die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass viel mehr Frauen als Männer wegen fehlender oder milder Symptome das Coronavirus stark verbreiten. In China werde bereits diskutiert, ob die allgemein empfohlene Quarantänezeit bei Frauen neu mehr als zwei Wochen betragen soll. Ob dies umsetzbar ist?
  • Nachfolgend noch ein interessantes Video in einem Tweet:

(JCR)