Tourismuswelt

An der Mini-ITB im Students Hotel Berlin wurde fleissig diskutiert und das Netzwerk erweitert. Bilder und Video: TN

«Wir haben die Absage der ITB Berlin als Chance gesehen»

Nina Wild

Die Absage der ITB Berlin war für Patrick Deseyve von Hotelshop.one und Alexander Haussmann von Code2Order kein Grund, gleich alle Pläne über Bord zu werfen. Innerhalb weniger Tage war die Mini-ITB im Students Hotel Berlin mit rund 25 Ausstellern geboren. Travelnews hat die Mini-ITB besucht.

Das hippe Students Hotel befindet sich unweit vom Alexanderplatz mitten in der Stadt Berlin. Vom 4. bis 6. März wurde es kurzerhand als Ausstellungsfläche für die Mini-ITB umfunktioniert. Vor Ort waren rund 25 Aussteller, vorwiegend Start-Ups, die digitale Lösungen für die Hotellerie im Gepäck haben. Auf die Idee, diese alternative Messe auf die Beine zu stellen, kamen unter anderem Patrick Deseyve von Hotelshop.one und Alexander Haussmann von Code2Order. Im Video äussern sich die beiden zur Mini-ITB, ihren Produkten und zur Absage der grössten Tourismusmesse:

Obwohl die Mini-ITB ein super inspirierender Ort ist und die beiden Organisatoren zufrieden sind mit dem Last-Minute-Event, zeichnet sich auch Enttäuschung ab. «Ich hätte im Rahmen der ITB einen Speech halten sollen über unser Start-Up. Wir haben uns riesig gefreut, dass wir dafür ausgewählt wurden, denn dadurch hätten uns viele Leute gesehen», sagt Olga Heuser, CEO und Gründerin von Dialogshift. «Es ist einfach unglücklich, dass genau zur Zeit der ITB Berlin auch der Höhepunkt der Unsicherheit vor dem Coronavirus herrscht. Aber es war die richtige Entscheidung der ITB-Messeleitung.» Julian Leitner, Gründer und Geschäftsführer von Smart Host sieht es ähnlich: «Es ist schade, dass die ITB Berlin abgesagt wurde, aber auch völlig nachvollziehbar. Die Organisatoren hatten eigentlich gar keine andere Wahl.»

Kenny Amith, Head of Global Partnerships bei Online Travel Training ist extra aus London angereist, Unmut darüber das die Messe abgesagt ist, gibt es aber auch bei ihm nicht: «Die ITB Berlin lockt tausende Menschen aus aller Welt an und hätte so schnell zu einem Übertragungsherd des Coronavirus werden können. Die Messeleitung trägt am Ende die Verantwortung, es war eine weise Entscheidung, den Event abzusagen.»

Mini-ITB kommt gut an

Mit dem Alternativprogramm an der Mini-Messe sind die anwesenden Aussteller zufrieden: «Es ist ein gutes Beispiel dafür, wie selbstorganisiert die Branche ist. Es ist ein cooler Event geworden, der so kurzfristig auf die Beine gestellt wurde er ist erst noch gut besucht», sagt Julian Leitner. Olga Heuser zeigt sich ebenfalls begeistert: «Als ich gesehen habe, dass die Jungs diesen Event auf die Beine stellen, hab ich mich sofort gemeldet und gefragt, ob ich mitmachen kann.» Kenny Smith schätzt vor allem die Atmosphäre: «Hier ist alles viel entspannter und die Gespräche sind konstruktiver als an der ITB, die kann schon stressig sein.»

So überraschend wie die Mini-ITB sind auch die Produkte, die dort vorgestellt wurden. Auf Hotelshop.one können Reisende sozusagen ihr Eigenheim mit den Produkten ausstatten, die es auch in ihrem Lieblings-Hotel gibt – von den Lampen, über die Matratzen bis hin zu den gebrandeten Duschgels. Innerhalb von vier Jahren konnte das Unternehmen fast 1000 Hotels und mehr als 220 Hersteller für sich gewinnen. Innovativ ist auch Code2Order, der digitale Begleiter für Hotelgäste auf dem eigenen Smartphone. Damit können Reisende den Check-In erledigen, den geplanten Roomservice abbestellen oder prüfen, wie viele Ausgaben sie während des Aufenthalts bereits gemacht haben. Schon über 1700 Hotels in 20 Ländern nutzen das Tool.

Smart Host hingegen richtet sich nicht an die Gäste, sondern an die Hotels selbst. Das Gäste-Management-System sammelt während dem Aufenthalt «digitale» Fingerabdrücke und leitet diese an den Betrieb weiter. So erhält das Hotel Informationen zu persönlichen Präferenzen des Gastes und kann die Werbung zielgerichtet ausrichten. Dialogshift basiert auf einer lernenden Chat-Plattform, welche den Mitarbeitenden an der Rezeption viel Arbeit abnimmt. Geht ein Gast auf die Website des Hotels, kann er via Chatfunktion beispielsweise fragen: «Ist ein early Check-In möglich?» Daraufhin antwortet das System automatisch. Erfahrungsgemäss kann kann der Roboter rund 80 Prozent der Fragen beantworten, für die übrigen 20 Prozent wird ein Mitarbeiter hinzugezogen.