Tourismuswelt
«Der persönliche Austausch ist die Stärke der Messen»
Der Entscheid des Bundesrats, bis mindestens 15. März sämtliche Grossanlässe mit über 1000 Personen aus Sorge um den Schutz der Bevölkerung zu verbieten, trifft die Messebetreiber hart. Marktführer MCH Group muss beispielsweise die Giardino in Zürich absagen, während Palexpo die Absage des Genfer Autosalons verkraften muss.
Die in der Touristik besonders aktive Bernexpo (Ausrichterin der Berner Ferienmesse und der FESPO Zürich) kommt bislang noch relativ ungeschoren davon. Allerdings stehen diverse Messen wie die «Zuhause» (Ende März) oder vor allem die BEA mit ihren 300'000 Besuchern (im April) sowie zahlreiche grössere Generalversammlungen auf dem Bernexpo-Gelände schon bald bevor - sollte das «Grossanlass-Moratorium» des Bundesrats verlängert werden, könnte auch die Bernexpo getroffen werden. Aktuell ist die Messebetreiberin in ständigem Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) und hat auf ihrer - übrigens ganz neu gestaltenen - Website auch eine spezielle Landingpage zum Coronavirus eingerichtet.
«Aktuell arbeiten wir ganz normal weiter», erklärt Fespo-Messeleiter Stephan Amstad auf Anfrage von Travelnews. Natürlich habe es bereits Anpassungen gegeben, so wurden etwa die Reinigungsintervalle auf dem Bernexpo-Gelände intensiviert und aktuell verzichtet das Bernexpo-Team auch auf geschäftliche Auslandreisen. In der aktuellen Situation hat Amstads Team den Versand der Dokumentationen und die Ausschreibungen für die nächste Austragung der Fespo zudem in den April verschoben.
Grundsätzlich schaut er jedoch zuversichtlich vorwärts: «Wir haben bislang noch keine Rückfragen der Kunden zur Fespo, die allerdings auch noch weit weg ist. Es ist sicher so, dass aktuell weniger gebucht wird; die Leute wollen aber reisen und die Reiselust ist im nächsten Januar vermutlich wieder vorhanden. Darauf deutet auch unsere grosse Besucherbefragung im Rahmen der Fespo hin.»
Krisenerprobte Reisebranche
Aktuell regt sich im Nachgang zur abgesagten ITB unter anderem die Frage, ob Messebetreiber per se Schaden nehmen könnten, weil nun zahlreiche Meetings telefonisch, per Skype oder per «Alternativmeeting» durchgeführt werden. Das liesse ja den Schluss zu, dass man sich auch ausserhalb von Messen organisieren kann.
Amstad glaubt jedoch nicht, dass es solche Auswirkungen geben wird: «Wir haben ja zuletzt bei der Fespo bzw. bei der Bernexpo im Generellen Zuwächse gespürt. Bei grossen Themen wie jetzt wieder mit dem Coronavirus ist der Informationsbedarf riesig und wird am besten auf persönlichem Weg abgedeckt. Was jetzt vielleicht Reisebüros wieder vermehrt ins Rampenlicht bringt, ist auch eine Stärke der Messen, eben der persönliche Austausch und damit die vertrauensvolle Beratung. Die Reisebranche ist ohnehin krisenerprobt und jetzt ist es wichtig, dass die Branche zusammenhält. Und wo sind mehr Branchenvertreter aus unterschiedlichsten Richtungen gemeinsam an einem Ort vereint und können sich über solche Sachen austauschen? An einer Messe.»