Tourismuswelt

Die Corona-Krise drückt auf die Buchungsstimmung – jetzt geben die Reiseveranstalter Gegensteuer. Bild: TN

Weitere Veranstalter locken zur Neubuchung

Die jüngsten Entwicklungen in der Coronavirus-Krise: Mit neuen Storno-Bedingungen versuchen Schweizer Reiseveranstalter die Buchungseingänge zu retten. – Der Bund verschärft die Hygiene-Massnahmen. – Erstinfektionen in diversen Grossstädten.

Wer hat die Stornobedingungen bislang geändert?

Das Coronavirus hat bei Reisenden grosse Verunsicherung ausgelöst. Soll man noch fliegen? Wo ist es noch sicher? Sind meine bereits getätigten Reisepläne noch das, was ich aufgrund neuer Erkenntnisse/Befürchtungen möchte?

Die Frage dreht sich nun darum, inwiefern Flexibilität geboten werden muss oder nicht. Da gibt es unterschiedliche Approaches und auch die Frage, was von wem wie versichert ist, sorgt momentan für viele Fragen.

TUI hat die Stornobedingungen bereits gelockert: Sollten Kunden ihre Reise aufgrund des Coronavirus nicht antreten wollen, können sie ihre Buchung bis 14 Tage vor Abreise bis zum 30. April kostenlos umbuchen oder stornieren. Das gilt allerdings nur für Neubuchungen vom 29. Februar bis einschliesslich 18. April 2020. Auch Bentour hatte zuvor schon eine Lockerung verkündet. Auch Rhomberg Reisen geht in diese Richtung: Für Neubuchungen im Zeitraum 1.-31. März 2020 wird auf Korsika-Pauschalreisen mit den Rhomberg-Charterflügen ab Bern, Memmingen und Zürich nach Calvi sowie Aufenthalte im Feriendorf Zum Störrischen Esel mit Flug oder Selbstanreise bis 14 Tage vor Reiseantritt ein kostenloses Storno angeboten. Für Pauschalreisen ab Altenrhein nach Süditalien, Menorca und Griechenland ist eine Umbuchung auf ein anderes Reiseziel bis zehn Tage vor Reisebeginn gebührenfrei möglich, wobei dann der Preis der Alternativreise zur Anwendung kommt.

Bei Schauinsland-Reisen können alle Pauschalreisen oder Nur-Hotel-Buchungen mit Abreise bis zum 31. Oktober 2020, die ab sofort bis zum 31. März 2020 gebucht werden, kostenfrei storniert werden – und zwar bis zum 15. April 2020, allerdings spätestens bis 14 Tage vor Abreise. Bei der FTI Group (FTI, 5vorFlug, BigXtra) gilt dieselbe Regelung für Neubuchungen vom 1. März bis 18. April 2020 und für den Reisezeitraum vom 1. März bis einschliesslich 31. Oktober 2020. Die Buchung kann bis 14 Tage vor Abreise bis spätestens zum 30. April 2020 kostenlos storniert werden. Ausgenommen sind dabei allerdings etwa mit Linien- oder dynamischen Flügen gebündelte Pauschalreisen sowie Hotel-Buchungen über Bettenbanken. Zu guter Letzt hat auch Alltours ab sofort für Neubuchungen geänderte Storno- und Umbuchungsbedingungen bekannt gegeben: Alle Buchungen ab 29. Februar für den Reisezeitraum 15.03. – 31.10.2020 können bis 14 Tage vor Abreise kostenlos storniert oder umgebucht werden.

Bei Kuoni und Hotelplan setzt man indes weiterhin auf die mit dem Schweizer Reise-Verband (SRV) erarbeitete Vorgehensweise.

Der Bund verschärft die Hygiene-Massnahmen

Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die letzte Woche lancierte Informationskampagne von gelb auf rot hochgestuft. Das heisst konkret, dass zur effektiven Vorbeugung vor Infektionen von bislang drei auf neu sechs Verhaltsregeln hingewiesen wird.

Die drei neuen Regeln sind:

  • Händeschütteln vermeiden
  • Nur nach telefonischer Anmeldung in Arztpraxis oder Notfallstation gehen
  • Papiertaschentuch nach Gebrauch in geschlossenen Abfalleimer werfen

Die Ausbreitung des Coronavirus soll möglichst eingedämmt werden, lässt sich aber nicht mehr generell verhindern. Derweil wächst der Schaden für die Gesamtwirtschaft - natürlich bei Event-Unternehmen, die vom Grossveranstaltungs-Bann getroffen sind, aber auch in der Tourismusindustrie Outgoing sowie Incoming, infolge einer deutlichen Abnahme der gesamten Reisetätigkeit. Massnahmen wie Kurzarbeit oder unbezahlter Urlaub werden bei zahlreichen Firmen zumindest diskutiert oder angeboten (wie bei Swiss für das fliegende Personal) und Budgets neu geschrieben.

Erstinfektionen in diversen Grossstädten und neue Massnahmen

  • Zu jenen Städten, welche über das Wochenende die ersten bestätigten Fälle von Coronavirus-Infektionen meldeten, gehört unter anderem Berlin, wo ja inzwischen die ITB abgesagt wurde, sowie Brüssel und New York City.
  • Indonesien hat ebenfalls erste Fälle gemeldet. In den vergangenen zehn Tagen haben damit insgesamt 37 Länder ihre ersten bestätigten Fälle gemeldet.

Die Weltwirtschaft hält den Atem an

Eine weitere Eskalation der Coronavirus-Krise könnte das globale Wirtschaftswachstum halbieren und in zahlreichen Ländern eine Rezession auslösen. Davor hat die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) gewarnt, in welcher die 36 wichtigsten Wirtschaftsmächte vereint. Ursprünglich war das Wachstum mit 2,9 Prozent veranschlagt, nun dürfte es bei noch 1,5 Prozent liegen. Die OECD verlangt eine international koordinierte Handhabung der Coronavirus-Krise.

Diese Woche wollen überdies Minister der G7-Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien, Grossbritannien, Japan, USA, Kanada) sich hingehend einer koordinierten Massnahmenvereinbarung zur Coronavirus-Krise austauschen. Das ist sicher begrüssenswert, sind doch bislang die meisten Massnahmenverabschiedungen auf Staatsebene passiert und deshalb teils im Widerspruch damit, was gleich nach der Grenze passiert.

Cathay Pacific reduziert weiter

Die in Hong Kong ansässige Fluggesellschaft Cathay Pacific hatte mit den Protesten der lokalen Bevölkerung schon genug Probleme am Hals; Coronavirus bringt die Airline nun in ernsthafte Schwierigkeiten. Neuste Massnahme: Cathay Pacific schliesst für zwei Monate nach Beginn des Sommerflugplans sechs internationale Strecken komplett, wie «Routes Online» meldet. Einige Routen werden vom 29. März bis zum 31. Mai eingestellt, manche nur im Mai. Konkret geht es um die Verbindungen ab Hong Kong nach Barcelona (4x/Woche), London-Gatwick (1x/W.), Male (4x/W.), Mailand-Malpensa (täglich), Rom (4x/W.) und Tel Aviv (täglich).

Darüber hinaus werden in derselben Periode die Frequenzen ab Hong Kong zu folgenden interkontinentalen Zielen reduziert: Brisbane, Johannesburg, Melbourne, Paris Charles de Gaulle, Perth und Sydney. Eine ganze Reihe regionaler Routen werden ebenfalls weniger oft bedient.

(JCR)