Tourismuswelt

Sunday Press Reiseveranstalter bangen ums Sommergeschäft

Die Coronavirus-Krise trifft die Reiseveranstalter mitten in der Buchungszeit für die Hauptsaison. – Erste Hotels wollen Kurzarbeit einführen. – FTI Schweiz benötigte mehr Geld.

Corona-Virus I: Kunden warten mit Buchungen zu

Nach Jahren, in denen Terror oder die Hitze das Geschäft der Reiseveranstalter beeinträchtigten, funkt nun das Corona-Virus dazwischen. Wie die «Sonntagszeitung» schreibt, ist der Schwung vom Januar bereits wieder dahin. «Unter dem Strich gleicht sich der Vorsprung aus dem Januar gegenüber dem Rückstand im Februar in etwa aus», gibt DER Touristik Suisse zur Protokoll.

Das ist wenig erfreulich. Denn derzeit sollte der Motor brummen. Die ersten drei Monate eines Jahres sind gewöhnlich die intensivste Buchungszeit. Vor allem die Ferienziele rund ums Mittelmeer stehen dann im Zentrum. Statt gebucht, wird derzeit vor allem zugewartet. «Die gesamten Buchungen bei Hotelplan Suisse sind aktuell rückläufig», sagt Sprecherin Bianca Gähweiler. Dies betreffe auch Autoplan, eine Marke für Ferien in Ländern, die mit dem eigenen Fahrzeug erreichbar sind, beispielsweise Italien. Auch bei Kreuzfahrten verspürt Hotelplan seit zwei Wochen einen Buchungsrückgang.

Für Globetrotter-Chef André Lüthi gibt es keinen Grund zur Panik. «Jeden Winter stecken sich die Menschen mit der Grippe an und sterben auch. Das Corona-Virus ist unbekannt und löst Ängste aus, was menschlich ist.» Doch auch Lüthi spürt Auswirkungen auf sein Geschäft. «Wir liegen bei Buchungen nach Asien je nach Land bis zu dreissig Prozent hinter dem Vorjahr», sagt er. Da seine Gruppe auf Einzelreisen spezialisiert und nicht im Massengeschäft am Mittelmeer tätig ist, sieht sich der Berner Unternehmer für den Sommer weniger gefährdet.

Bei Schweiz Tourismus wagt man aufgrund der aktuellen Krise noch keine Prognose für den Sommer. Sorgen machen der Marketingorganisation aber nicht nur die ausbleibenden Chinesen, sondern vor allem auch die Amerikaner. Die Gäste aus den USA kommen gleich nach den Deutschen an zweiter Stelle der wichtigsten Besucher aus dem Ausland. In den letzten Jahren ist die Zahl der Logiernächte der US-Amerikaner in der Schweiz deutlich angestiegen.

Wird 2020 annus horribilis für die Schweizer Reiseveranstalter? Bislang mag sich niemand auf die Äste rauslassen. «Der kurz- und mittelfristige Einfluss auf das Geschäftsergebnis kann noch nicht abgeschätzt werden», sagt Markus Flick, Sprecher von DER Touristik Suisse.

Corona-Virus II: Tourismusbetriebe wollen Kurzarbeit einführen

Die Pandemie macht nicht nur den Reiseveranstaltern einen Strich durch die Rechnung, sondern auch vielen Hotels. Im Wallis hat laut «NZZ am Sonntag» hat ein erster Betrieb aus Verbier ein Gesuch um Kurzarbeit eingereicht. Der Antrag ist noch in Prüfung.

Es dürfte nicht der letzte Antrag sein. In Luzern haben laut dem  zuständigen Amt Betriebe aus der Tourismusbranche bereits angekündigt, dass sie in den nächsten Tagen ein Gesuch um Kurzarbeit erwägen werden.

FTI Schweiz benötigte mehr Geld

Der Schweiz-Ableger des deutschen Reiseveranstalters FTI fiel in letzter Zeit mit aggressiven Preisen auf. Wie die «Sonntagszeitung» schreibt, benötigte das Unternehmen nun frisches Geld. Die FTI Touristik AG in Allschwil hat ihr Aktienkapital Ende Oktober von bisher 3 auf 8 Millionen Franken erhöht. Auffallend sei, schreibt die «Sonntagszeitung», dass im Zuge der Kapitalerhöhung aus bisher normalen Namenaktien vinkulierte Namenaktien wurden.

Den Grund für diesen Schritt will man am Hauptsitz von FTI nicht nennen. «Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir weder über unsere Aktienstruktur noch über die Zusammensetzung der Aktionäre Auskunft geben können», sagt eine Sprecherin der Zeitung. Die Schaffung von vinkulierten Aktien deutet aber darauf hin, dass man eine bestimmte Besitzerkonstellation schützen will.

«Vinkulierte Aktien werden geschaffen, um einen geschlossenen Aktionärskreis sicherzustellen. Das heisst, die Aktionäre wählen sich die Mitaktionäre aus», sagt Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Universität Bern. Zudem verhinderten derartige Namenaktien auch mögliche unfreundliche Übernahmen.

Warum aber musste das Mutterhaus in Deutschland, von dem das frische Geld stammt, überhaupt die Kapitaldecke der Schweiz-Tochter stärken? Laut Unternehmensangaben hat die letztjährige Pleite des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook die Schweizer FTI Touristik AG in Bedrängnis gebracht.

Bahnfahren soll günstiger werden

Es gibt noch gute Neuigkeiten. Zugfahren soll in der Schweiz billiger werden. «Ich erwarte, dass die Billettpreise 2020/21 generell um rund 2 Prozent gesenkt werden», sagt Stefan Meierhans in der «NZZ am Sonntag». Sein Wort hat Gewicht. Meierhans ist Preisüberwacher und in den kommenden Wochen wird der öffentliche Verkehr seine Preise für das nächste Jahr festlegen. Dabei hat auch der Preisüberwacher ein Wort mitzureden.

Meierhans begründet seine Forderung mit der vom Bundesrat beschlossenen Senkung der Trassepreise auf 2021 um insgesamt 90 Millionen Franken. Dies hat zur Folge, dass die Bahnen für die Benützung der Schienen weniger bezahlen müssen. Und diese Einsparungen sollen sie laut dem Preisüberwacher an die Kundinnen und Kunden weitergeben. Dies ist im Übrigen auch die Meinung des Bundesamtes für Verkehr.

Iles of Scilly, Bhutan, Rotterdam

Die Themen auf den Reiseseiten der «Sonntagszeitung» sind: Isles of Scilly, ein englisches Wanderparadies, wo man ungewöhnliche Feste feiert, Bhutan sowie Solothurn. Bei der «NZZ am Sonntag» steht Rotterdam im Fokus und die «Schweiz am Wochenende» ging auf Skitour im Iran und ins Grand Hôtel des Rasses in Sainte-Croix (VD).

(DWB)