Tourismuswelt

Das Coronavirus breitet sich auf der Welt immer weiter aus. Bild: Free To Use Sounds

Coronavirus: die jüngsten Entwicklungen

Die italienische Regierung richtet Sperrzonen ein und sagt Grossveranstaltungen ab. – Österreich stellte vorübergehend den Verkehr nach Italien ein. – In Südkorea häuft sich die Zahl der Erkrankungen. – Die IATA erwartet einen globaler Rückgang an Flugreisen.

Über das Wochenende hin stieg die Zahl der Coronavirus-Infizierten in Italien drastisch an. Mehr als 150 Menschen sind mit dem neuartigen Erreger bis Sonntagabend angesteckt worden, vier Patienten – allesamt ältere Personen – erlagen der Krankheit. Zum ersten Mal wurde die Infektion bei einem 38-jährigen Mann aus der Lombardei festgestellt, wie er sich ansteckte, ist jedoch ungeklärt.

In dieser Region befinden sich auch die meisten Infizierten. Weiter gibt es Erkrankte in Venetien, Emilia-Romagna, Piemont sowie Latium. Auch in der Ortschaft Veltlin, die sich nur rund 25 Kilometer von der Schweizer Grenze ins Puschlav befindet, wurde ein 17-jähriger positiv auf das Coronavirus getestet. Auf Bundesebene informiert das Bundesamt für Gesundheit BAG die Bevölkerung über das neue Coronavirus (COVID-19) und erlässt Reise-Empfehlungen. Das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten der Schweiz verfolgt die Lage-Entwicklung laufend und steht mit den schweizerischen Vertretungen in Kontakt. Die italienische Regierung hat drastische Massnahmen ergriffen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Es kann zu Einschränkungen im Reiseverkehr kommen, von einem Italien-Besuch abgeraten wird derweil aber nicht.

Abriegelung von Gemeinden

In Norditalien wurden elf Städte von der Aussenwelt abgeschnitten, damit die Ausbreitung in Mailand verhindert werden kann. Wer versucht, die Absperrungen zu umgehen, dem drohe eine Strafrechtliche Verfolgung, wie Ministerpräsident Giuseppe Conte in einer Krisensitzung mitteilte. Rund 52'000 Personen sind davon betroffen. In vielen Städten und Gemeinden haben Schulen, Universitäten und die Mehrheit der Geschäfte ihren Betrieb bis 1. März eingestellt. Das lässt die Angst bei den Einwohnern aufkochen. Sie stürmen in die Supermärkte, um sich mit Lebensmitteln einzudecken. In Mailand stehen Supermarkt-Kunden zurzeit vor leeren Regalen.

Grossevents fallen ins Wasser

Veranstaltungen mit grossen Menschenansammlungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste und Sportevents sind abgesagt. Die Mailänder Scala sagte ihre Aufführungen bis auf weiteres ab. Sogar der weltberühmte Carnevale di Venezia wurde aufgrund des Virus vorzeitig am Sonntagabend abgebrochen, weil es in der Lagunenstadt Infizierte gibt. Tausende Touristen pilgern zu dieser Zeit nach Venedig, um das Spektakel zu erleben. Eigentlich hätte der Carnevale noch bis Dienstagabend dauern sollen.

Österreich und Griechenland reagieren

In Österreich macht sich die Angst vor dem Virus breit. Bislang ist das Land vor Infizierungen verschont geblieben. Am Sonntagabend teilte die Staatliche Eisenbahngesellschaft ÖBB mit, dass sie alle Verbindungen nach Italien auf unbestimmte Zeit einstelle. Zuvor kursierten mehrere Medienberichte, die besagten, dass ein Zug aus Italien an der Brenner-Grenze angehalten werden musste, weil sich zwei Frauen mit Fieber an Bord befanden. Der Zug war von Venedig nach München unterwegs. Betroffen waren rund 500 Passagiere, mehrheitlich Österreicher und Deutsche. Mittlerweile ist die behördliche Sperre wieder aufgehoben und die ÖBB fährt wieder gemäss Fahrplan nach Italien, wie auf dem Twitter-Account ersichtlich ist.

In Griechenland werden seit Montagmorgen die Fähren-Besatzungen, die zwischen Italien und Griechenland unterwegs sind, über vorbeugende Massnahmen informiert, damit Verdachtsfälle möglichst schnell isoliert werden. Athen verbietet derweil alle Klassenreisen nach Italien. Bislang hat das Coronavirus Griechenland nicht erreicht.

Die SBB ergreift keine Massnahmen

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB haben zurzeit noch keine Massnahmen im grenzüberschreitenden Schienenverkehr getroffen. Das Streckennetz über die schweizerisch-italienische Grenze wird von zahlreichen anderen Transportunternehmen wie der Rhätischen Bahn (Bernina-Tirano), der Centovalli-Bahn (Locarno-Domodossola), der BLS (Simplon), von Postauto (bspw. Val Müstair) oder Flixbus ebenfalls bedient und es gelten deshalb für alle Unternehmen einheitliche Massnahmen, wie SBB-Sprecher Martin Meier auf Anfrage von Travelnews sagt. Die SBB steht in engem Kontakt mit dem Bundesamt für Gesundheit, das Empfehlungen abgibt und Massnahmen anordnen. Die Mitarbeitenden der SBB wurden über die empfohlenen Hygienemassnahmen erinnert.

Keine Einschränkung vom Bundesamt für Gesundheit

Bislang wurde in der Schweiz bei keiner der untersuchten Personen das Coronavirus nachgewiesen.  Für den Fall einer Ausbreitungen seien Bund, Kantone und Gemeinden aber gewappnet. Aufgrund der aktuellen Lagebeurteilung gibt es Momentan keine Einschränkung für die Einreise in die Schweiz. Sollte das Labor eine Infektion mit dem Coronavirus bestätigen, werden die Personen, welche Kontakt hatten zur erkrankten Person, über ihr Risiko informiert. Das geschieht durch die Gesundheitsbehörden. Auf der Website des Bundesamtes für Gesundheit wird laufend über die Entwicklung informiert sowie Empfehlungen und Tipps für Reisende abgegeben.

Situation restliches Europa und Welt

Ausserhalb von Italien haben sich in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Russland, Schweden und Spanien Personen mit dem Coronavirus angesteckt. In China und mehr als 30 weiteren Ländern und Regionen wurden Ansteckungen mit dem neuen Coronavirus bestätigt. Insgesamt sind weltweit mehr als 79'000 Ansteckungen gemeldet, davon sind 2619 Menschen gestorben. In Südkorea steigen die Fallzahlen rasant an, sodass die Regierung die höchste Alarmstufe ausgerufen hat. Über 600 Menschen sind infiziert und die Stadt Daegu wurde zur Spezialüberwachungszone erklärt. Auch im Iran breitet sich das Virus sehr schnell aus. Die Türkei hat deshalb ihre Grenze zum Nachbarstaat geschlossen und alle Flüge gestrichen.

Weniger Flugreisen wegen Coronavirus-Krise erwartet

Die Ausbreitung des Coronavirus dämpft die Nachfrage nach Flugreisen. Anstelle von einem Wachstum der Passagierzahlen von 4,8 Prozent, prognostiziert die IATA nun einen Nachfrage-Rückgang von 0,6 Prozent. Besonders hart treffen dürfte es die Airlines aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Die Ticketnachfrage dürfte wegen dem Virus um etwa 13 Prozent weniger ausfallen. Damit ginge den Fluggesellschaften einen global einen Umsatz von umgerechnet 28,6 Milliarden Schweizer Franken verloren. Etliche Fluggesellschaften haben ihren Service nach China eingestellt.

Solidarität für China

Der Europäische Reisebüro- und Reiseveranstalterverband (ECTAA) erklärt am Montagmorgen in einer Mitteilung die Solidarität und Unterstützung für China in dieser schwierigen Zeit. Der Ausbruch des Coronavirus hat fatale Auswirkung auf die chinesische Wirtschaft und den Tourismus. Deshalb müsse man erst recht zusammenarbeiten und sicherstellen, dass chinesische Besucher in Europa willkommen sind und respektiert werden. Um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, dienen die Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation UNWTO, alle Massnahmen, die darüber hinausgehen, sorgen aber für unnötige Beunruhigung.

(NWI)