Tourismuswelt

Sunday Press Schweizer Hoteliers hinterziehen Kurtaxen

Über ein Viertel aller Deutschschweizer Hotelbetreiber nimmt es bei der Deklaration nicht so genau. – Dynamische Preise bringen Bergbahnen mehr Umsatz, sorgen aber auch für Unmut bei den Konsumenten. – Reisende kompensieren viel öfter ihre CO2-Emissionen, wenn sie persönlich im Reisebüro buchen. – Schweizer Hotels spüren das Ausbleiben der chinesischen Gäste.

Eine anonymisierte Onlineumfrage unter 600 Hotels in der Deutschschweiz, die die Hochschule St. Gallen (HSG) durchgeführt hat, zeigt: Von den 102 Hoteliers in der Befragung haben gut 28 Prozent zugegeben, in einem bestimmten Jahr oder generell in der Vergangenheit Kurtaxen hinterzogen zu haben, indem sie nicht genügend Logiernächte deklariert haben. Die Autoren der Studie schätzten, dass den Gemeinden und Tourismusorganisationen so bis zu 5 Prozent der Kurtaxeneinnahmen entgangen sind, berichtet die «Sonntagszeitung». Die Kurtaxe kann von Gemeinde zu Gemeinde variieren, liegt aber häufig zwischen 2 und 5 Franken.

Viele der Steuersünder rechtfertigten ihr unmoralisches Verhalten mit dem schlechten Geschäftsgang ihres eigenen Betriebs, dem der Hotellerie oder des Tourismus im Allgemeinen. Andere wiederum begründeten ihr Versäumnis damit, dass die Kurtaxe ihrer Meinung nach nicht sinnvoll verwendet werde. Beim Branchenverband Hotelleriesuisse zeigt man sich auf Anfrage überrascht über den Befund. Der Rücklauf sei nicht repräsentativ. Der Präsident, Anderas Züllig, sagt, dass Schummeleien bei mittleren bis grossen Hotels, die stark digitalisiert arbeiteten, gar nicht möglich seien. Züllig sieht denn auch keinen Handlungsbedarf, sondern verweist auf ein anderes Übel: «Viel grössere Sorgen bereiten uns Hoteliers die vielen Airbnb-Übernachtungen, auf die keine Kurtaxen bezahlt werden.»

Das Coronavirus könnte schon in der Schweiz angekommen sein

In der Schweiz sind bislang noch keine Ansteckungen aufgetreten. Laut Epidemiologe Christian Althaus von der Uni Bern sei es aber möglich, dass es irgendwo in der Schweiz schon einen kleinen Infektionsherd gebe. Italien zählt aktuell die meisten Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in Europa. Gestern sind binnen weniger Stunden zwei Menschen am neuartigen Coronavirus gestorben. Bis zum Samstagabend wurden landesweit mehr als 60 Infektionen mit dem Coronavirus erfasst. Rund 50 000 Einwohnern wird empfohlen, zu Hause zu bleiben. Viele Experten rechnen damit, dass sich die Epidemie Ende Februar, Anfang März in vielen anderen Ländern manifestieren werde. Wie der «Sonntagsblick» schreibt, sind sich Fachleute einig, dass die Verbreitung der Viren nur mit einer Impfung entscheidend gestoppt werden kann. Allerdings braucht die Entwicklung eines Impfstoffs Zeit. Beim Bundesamt für Gesundheit erwartet man einen Erfolg frühestens in einem Jahr. Eine gute Nachricht gibt es aber dennoch: Das Bundesamt für Gesundheit konnte am Samstag bezüglich der zwölf Schweizer, die auf der MS Westerdam vor Kambodscha und später in der Schweiz in Quarantäne waren, Entwarnung geben.

Wie sich das Corona-Virus auf den Schweizer Tourismus auswirkt

Chinesische Touristen sind für die Schweiz wichtig. 2019 reisten 1,3 Millionen von ihnen an. Damit war das Land die Nummer vier bei den Herkunftsländern ausländischer Gäste, schreibt die «Sonntagszeitung». Seit dem Ausbruch des Virus und dem Stopp von Gruppenreisen sind die Innenstädte deutlich weniger voll als sonst. Und auch die Hotels spüren das Ausbleiben der chinesischen Gäste. In einer landesweiten Umfrage des Verbands Hotelleriesuisse gaben 51 Prozent der befragten Mitglieder an, dass sie von Stornierungen aus China betroffen sind. Derweil setzt die Swiss weiterhin die Flüge nach China aus. Die Frequenz nach Hongkong wurde reduziert. Aus diesem Grund bleibt derzeit eine Boeing 777 mit 340 Sitzen ungenutzt. Die Swiss nehme in dieser Zeit Wartungsarbeiten vor, teilt die Airline mit. Wie weit sich der Flugstopp auf die Einnahmen auswirke, könne man allenfalls erst bei Bekanntgabe der Jahreszahlen Mitte März sagen.

Skigebiete verkaufen dank flexiblen Preisen deutlich mehr Tageskarten

Dynamische Preise bringen Bergbahnen mehr Umsatz, ist in der »NZZ am Sonntag» zu lesen. Gstaad konnte die Anzahl der Skitage innert eines Jahres um 15 Prozent steigern. Dieses Plus sei vorwiegend auf Online-Käufe von Mehrtageskarten zurückzuführen. Statt dass Geld eingespart wird, führen günstigere Preise also zu einem Mehrkonsum. Vor allem Familien ­würden von der neuen Möglichkeit Gebrauch machen. Doch nicht alle sind von den Vorteilen für die Kundschaft überzeugt. Gemäss Sara Stalder vom Schweizer Konsumentenschutz, erhalte man viele negative Rückmeldungen: Die Kundinnen und Kunden empfänden die dynamische Preisgestaltung als das, was sie auch sei: «Eine Preiserhöhung durch die Hintertür.»

Tieferliegende Skigebiete sind die Verlierer

Oben die grossen Bergbahnen, deren Umsätze weiter in die Höhe gehen – dank Sonnenschein und Schneekanonen. Unten sind kleine und mittelgrosse Bahnen, bei denen der Schnee gerade so für den Kinderlift reicht, schreibt die «Schweiz am Wochenende». Die höher gelegenen Gewinner verzeichneten bis Ende Januar bei den Gästezahlen ein Plus von gut 18 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt, so Seilbahnen Schweiz. Die Hälfte der Bahnen erreicht Rekordumsätze. Den gefühlten Totalausfall erlebt hingegen der Skilift Degersheim SG, der auf 1020 Meter führt. Der Lift war den ganzen Winter nicht in Betrieb. Dasselbe Bild zeigt sich im Skigebiet Les Prés-d’Orvin, das nordöstlich von Biel liegt. Die Gesamtzahlen verdecken laut Jürg Stettler, Leiter des Instituts für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern, eine schrittweise Verschiebung: aus den tieferen Skigebieten zu den höher gelegenen Branchenführern. Als Ausweg gilt die Verlagerung zum Sommergeschäft. Dass einige Bergbahnen aufgeben werden, hält Stettler für unausweichlich.

Online-Nutzer kneifen bei der CO2-Kompensation

Die Mittelmeer-Beilage der «Sonntagszeitung» bietet interessanten Lesestoff. So zeigt eine Umfrage bei Schweizer Reiseveranstaltern, dass nur wenige Reisende die von ihnen verursachte CO2-Emissionen kompensieren. Bei ITS Coop kompensiere nur einer von hundert Kunden – diese Quote habe sich auch mit dem Aufkommen der Klimademos kaum verändert. Ähnlich tönt es bei den drei grössten Veranstaltern DER Touristik Suisse, Hotelplan Suisse und TUI Suisse. Die Veranstalter, die Reisebüros betreiben, halten aber fest: Kunden kompensieren viel öfter, wenn sie aus der Anonymität der Onlinebuchung treten und direkt in Klimagespräche verwickelt werden. Was in Zukunft immer mehr kommen soll: Dass die Kompensation Bestandteil der Onlinebuchung ist und vom Kunden aktiv per Klick ausgeschlossen werden muss. Unabhängig davon glaubt Andi Restle, Geschäftsführer ITS Coop, an eine wachsende Kundensensibilisierung für Umweltthemen. Sie äussere sich einfach anders. «Seit geraumer Zeit sind die Anfragen für Kreuzfahrten und aufwendigere Langstreckenflüge bei uns rückläufig.»

Hotelplan Suisse setzt auf Zypern

Zypern werde zu 99 Prozent dieses Jahr die Topdestination, sagt Nicole Pfammatter, Director Tour Operating Hotelplan, im Interview im Rahmen des Mittelmeer-Specials der «Sonntagszeitung». Tunesien wachse bei den Buchungen gerade im zweistelligen Prozentbereich und auch Kos und Kreta seien gefragter als im Vorjahr. Bei den Buchungen für die Sommerferien spüre man allgemein keine Angst vor dem Corona-Virus. Für die kommende Badeferiensaison wurden sogar noch mehr Flugkontingente eingekauft als letztes Jahr. Der Veranstalter hat sich zudem auf den Maschinen der neu gegründeten Flybair Plätze nach Kreta, Rhodos, Kos und Mallorca ab Bern gesichert. Bei den Mitbewerbern fokussiere man auf die grossen Meta-Seacher wie Trivago, TripAdvisor oder Booking. Dank dem Zukauf von Vtours komme man zudem an bessere Einstandspreise, könne gemeinsam Agenturen an den Destinationen beauftragen und die Portfolios dank gleicher Technologie gegenseitig zugänglich machen.

Ausländische Besucher drängen wieder in die Türkei

Für die Türkei scheint die Reise in neue touristische Sphären erst begonnen zu haben. Zwar sank 2016 die Zahl der internationalen Besucher von 36 Millionen auf 25 Millionen. Die Einnahmen aus dem Tourismus brachen um dreissig Prozent ein. Mit 39,5 Millionen Besuchern wurde 2018 aber bereits wieder ein neuer Höchststand vermeldet. Auch der Einmarsch in Syrien, der die Weltgemeinschaft zwischenzeitlich erschütterte, vermochte die Erholung 2019 nicht aufzuhalten. Insgesamt 51,9 Millionen Besucher wurden gezählt. Dies entspricht einem Plus von 13,7 Prozent. 86,2 Prozent waren ausländische Gäste. Bis 2023 will Mehmet Nuri Ersoy, Minister für Kultur und Tourismus, den Tourismus zu einem strategisch bedeutenden Sektor ausbauen. Dann sollen 75 Millionen Touristen kommen und 65 Milliarden Dollar in die Türkei bringen, erfährt man in der Geschichte mit dem Titel «Flüsterstunde bei Erdogan» des Mittelmeer-Specials der «Sonntagszeitung».

Auf den Spuren der Roten Zora

Eine weitere spannende Reisegeschichte des Specials führt nach Kroatien: In die Hafenstadt Senj. Hier drehte vor gut vierzig Jahren das Schweizer Fernsehen die TV-Serie «Die Rote Zora und ihre Bande». Im städtischen Touristenbüro hat man vom Hochglanz-Reiseführer zu sämtlichen Zora-Stationen immer genügend an Lager. Vor allem Gäste um die fünfzig würden danach fragen. Der Roman aus der Feder von Kurt Held spielt vor hundert Jahren - ganz zeitgemäss gibt sich die städtische Tourismusbehörde: Seit 2019 wurden die elf Stationen zusätzlich mit QR-Codes versehen. Und künftig soll der Themenweg mit einer App für Augmented Reality aufgepeppt werden.

Eine Zukunft ohne Schnee?

Statt leisen Schneeflocken haben wir Wirbelstürme wie Sabine, die Bäume entwurzeln. Der «Sonntagsblick» stellt sich die Frage: Ist das die neue Normalität? Christoph Marty, Klimatologe vom Institut für Schnee- und Lawinenforschung erklärt, dass die Anzahl solcher sehr schneearmer Winter im Mittelland zugenommen habe und aufgrund der weiteren Erwärmung weiter zunehmen werde. Die natürliche Variabilität des Klimas werde aber dafür sorgen, dass wir auch in Zukunft noch einzelne schneereichere Winter im Mittelland erleben werden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit abnehmend sei. Der bis anhin deutlich zu warme Winter dürfte ausserdem dazu führen, dass die Vegetation zu früh wieder aktiv wird, was sie dann anfälliger gegenüber Spätfrösten im Frühjahr macht. Auch bei den Zugvögeln sieht man bereits eine Veränderung: Einige Vogelarten wie Weissstorch, Rotmilan und Ringeltaube überwintern zunehmend hier.

Reise-Potpourri

Im Magazin der «NZZ am Sonntag» geht es in die «Kleine Luxemburger Schweiz»: Durch Erosion entstanden im Laufe der Jahrtausende spektakuläre Felsformationen, die Wanderer und Kletterer anzieht und denen die Gegend ihren Kosenamen zu verdanken hat. Ein preisgekrönter Wanderweg, der «Mullerthal Trail», führt Besucher zu den spektakulärsten Naturdenkmälern der Region. Dazu zählen die Wolfsschlucht und der Schiessentümpel, ein malerischer Wasserfall. Der ist so filmreif, dass eine Szene des Dramas «Colonia Dignidad – Es gibt kein Zurück» hier gedreht wurde.

Heinz Staffelbach wandert ebenfalls: Die Silvretta erstreckt sich vom Flüelapass-Gebiet ostwärts und vom Unterengadin nordwärts bis weit ins Österreichische. Und genau auf die Grenze zwischen dem Vorarlbergischen und dem Tirol führt seine Wanderung. Die Tour auf den Hennekopf (2704 m) lässt sich als Ski- oder als Schneeschuhtour machen. Ohne Ski wird sie naturgemäss etwas länger dauern, aber mit einem durchgehend unschwierigen Gelände und einem Anstieg von etwa 850 Metern sei sie auch für Leute mit mittlerer Kondition gut machbar.

Im Reiseteil der «Sonntagszeitung» geht es vom Engadin in den Europa-Park und bis nach Gran Canaria. Eine der kleinsten Gemeinden im Tal und für viele das Dorf mit dem schönsten Namen im Engadin ist Madulain. Hier leben Floris Tichler und Flurin Schur. Wenn sich ein Alpinist im Gebirge verstiegen hat oder gar abgestürzt ist, kommen Floris und Flurin als rettende Engel angeflogen, als Notarzt im Helikopter der eine, als Flughelfer der andere.

Mit neuer Wasserwelt, Veranstaltungen und offenen Hotels wird der Europa-Park zum Ganzjahreserlebnis. Nicht nur das Rulantica, das nur an einzelnen Tagen zur Wartung geschlossen bleibt, sorgt für Ganzjahresspass. Auch vier der sechs Hotels bleiben geöffnet. Während der Wintermonate gibt es zusätzlich viele Events, die die Hotelbetten füllen. Der Park, der ab Basel in gut einer Stunde über die A 5 zu erreichen ist, zieht jährlich 5,6 Millionen Besucher an. 1,2 Millionen sind Schweizer.

Das älteste Hotel der Kanarischen Inseln ist der ideale Ausgangspunkt, um den Norden Gran Canarias zu entdecken. Das 130-jährige Luxusrefugium Santa Catalina in Las Palmas, der Hauptstadt Gran Canarias, hat trotz umfassender Renovation nichts von seiner historischen Pracht eingebüsst. Das unter Denkmalschutz stehende Haus im Kolonialstil ist durchgestylt bis zu den 13 verschiedenen Uniformen des Personals, die der kanarische Modeschöpfer Pedro Palmas entworfen hat. Trotzdem bezahlbar: Für 200 Euro lässt sich ein Doppelzimmer im Fünfsternhotel buchen.

(LVE)