Tourismuswelt

Sunday Press SWISS bemüht sich um ihre Swissness

Die Airlines der Lufthansa Group werden schrittweise aneinander angeglichen. Swiss differenziert sich mit einem verstärkten Fokus auf ihre nationalen Eigenheiten. – Der Iran bestätigt den Abschuss einer Passagiermaschine. – Freeriding boomt. – Aus Messen werden Plattformen.– Bald selbstfahrende Züge in der Schweiz? – Verletzte wegen Schwarzeis.

Swiss bemüht sich trotz Zugehörigkeit zur Lufthansa um Individualität

Die «SonntagsZeitung» bemerkt nicht zu Unrecht, dass Swiss-Manager allergisch auf Begriffe wie «Swisshansa» reagieren – also auf unterschwellige Kritik, welche nahelegt, dass Swiss nur noch im Namen schweizerisch ist, aber längst eine deutsche Airline. Nun, jüngst hat im deutschen Luftfahrtkonzern tatsächlich schrittweise eine Angleichung der verschiedenen Töchter stattgefunden. So wurde etwa das Weiss, in dem Teile der Flieger von Lufthansa, Swiss oder Austrian gestrichen wurden, angeglichen (das ist wichtig, wenn es darum geht, Ersatzteile oder ganze Flieger innerhalb der Gruppe hin und her zu tauschen). Auch die Kabinen des neuen Airbus A320 Neo sollen bei Lufthansa und Swiss mit Ausnahme der Farben gleich eingerichtet sein, und der Premium-Economy-Sitz, der ab 2021 bei der Schweizer Airline auf der Langstrecke bald zum Einsatz kommt, ist der gleiche wie bei der deutschen Mutter.

Wie wahrt Swiss ihre Individualität? Natürlich: Mit noch verstärktem Fokus auf Swissness. Das geschieht einerseits durch Werbekampagnen, aber soll nun auch anderweitig spürbar werden, sagt Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour gegenüber der Zeitung. Goudarzi Pour hatte auch schon gegenüber Travelnews von der Swissness als einem «USP der Swiss» gesprochen. Das geht über die Produkte: So stammen die Seifen, welche die Gäste in der Business Class und auf Langstrecken auch in der Economy Class nutzen, von Soeder (einem Hersteller mit Wurzeln in Basel und Zürich und einer Fabrik in Schwerzenbach ZH). In der Business Class werden Necessaires von Victorinox verteilt, und neuerdings werden die Cocktails mit fertigen Mischungen des Zürcher Start-ups Mikks hergestellt. Kunden der First Class erhalten an Bord Pyjamas von Zimmerli.

Und bald wird man Swiss auch am Geruch erkennen. «Wir möchten in Zukunft stärker mit einem Swiss-spezifischen Duft arbeiten», so Goudarzi Pour. Auch dieser soll aus der Schweiz stammen und soll Passagiere nicht nur beim Flug selber begleiten, sondern auch an anderen Berührungspunkten mit der Airline. Ein solches Duftmarketing ist in vielen Bereichen der Konsumwirtschaft bereits etabliert. Zum einen helfen Düfte, eine Marke im Unterbewusstsein der Kunden regelrecht einzubrennen. Details darüber, wie genau man sich den Duft vorstellen kann, verrät Swiss noch nicht. Man darf gespannt sein…

Iran bestätigt Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs

Also doch: Der Iran hat eingestanden, worüber in den letzten Tagen überall wild spekuliert wurde: Das Land ist für den Absturz eines ukrainischen Passagierflugzeugs mit 176 Todesopfern am vergangenen Mittwoch verantwortlich. Darüber berichten natürlich alle Sonntagstitel. Der Iran behauptet hierbei, das Militär habe die Maschine unbeabsichtigt abgeschossen. Der Luftwaffenchef Irans sagt derweil, er wäre am liebsten selber tot. Der Iran will den Vorfall nun juristisch untersuchen – nachdem zuvor tagelang ein Abschuss vehement bestritten wurde.

Das Zugeständnis hat weltweit, vor allem aber auch im Iran selber, zu starken Protesten geführt. Es hat aber auch die Frage aufgeworfen, weshalb Passagierflugzeuge bei solch bedrohlichen Situationen wie letzte Woche überhaupt noch Ziele wie Teheran anfliegen. Ein Grund für den Abschuss war, dass das Flugzeug sich einer strategisch wichtigen Militäranlage genähert habe und versehentlich als feindlicher Marschflugkörper eingestuft wurde. Der Entscheid von Airlines der Lufthansa Group, den iranischen und irakischen Luftraum temporär zu umfliegen, bis sich die Spannung zwischen Iran und den USA beruhigt, dürfte sich so im Nachhinein als goldrichtig erwiesen haben.

Freeriding in den Bergen boomt, Hochtouren stagnieren

Trotz Klimawandel verschiebt sich die Bergführertätigkeit zunehmend in den Winter, stellt die «NZZ am Sonntag» fest. Zugelegt hätten insbesondere die Sparten Freeriding und Heliskiing, derweil die Nachfrage nach Hochtouren im Sommer stagniert.

Diese Verschiebungen gehen aus einer Studie des Bergführerverbandes (SBV) hervor. Der SBV hat alle 1224 Schweizer Bergführer befragt und die Ergebnisse mit den Resultaten einer Umfrage von 2004 verglichen. Die Rücklaufquote betrug 54 Prozent. Dabei zeigt sich, dass heute die Mehrheit der Bergführer hauptsächlich im Winter unterwegs ist, während vor 15 Jahren die meisten mehrheitlich im Sommer ­aktiv waren. Aus der Studie geht zudem hervor, dass die Bergführer immer älter werden: Zwischen 2004 und 2019 ist der Anteil der unter 35-Jährigen um die Hälfte zurückgegangen, während sich der Anteil der über 56-Jährigen verdoppelt hat. Inzwischen liegt das Durchschnittsalter der Schweizer Bergführer bei 52 Jahren.

Eine weitere überraschende Erkenntnis der Studie: Für die Bergführer gewinnen Freeriding und Heliskiing an Bedeutung. Waren Skitouren 2004 noch die weitaus am häufigsten genannte Aktivität im Winter, so haben Freeriding und Heliskiing in der jüngsten Umfrage stark zugelegt. Diese Resultate decken sich mit der Beobachtung von Touristikern, die seit Jahren von einem Freeriding-Boom sprechen.

«Aus Messen werden Plattformen»

Seit Mitte 2019 ist der Österreicher Bernd Stadlwieser CEO der MCH Group. In einer Sonderbeilage der «NZZ am Sonntag» erklärt er, wie er mit Hilfe der Digitalisierung das traditionelle Messegeschäft modernisieren und in Plattformen Überführen will, welche das ganze Jahr über präsent sind.

Auf die Frage, ob Messen noch zeitgemäss seien oder eher Auslaufmodelle, antwortet Stadlwieser: «In Europa und den USA haben sich die Messen in letzter Zeit im Gleichschritt mit der Konjunktur entwickelt und ein jährliches Wachstum von bis zu 4 Prozent verzeichnet. In Asien ist diese Zahl noch höher. So gesehen kann man nicht von einem Auslaufmodell sprechen. Trotzdem gibt es einige Formate, die heute nicht mehr funktionieren, das gilt zum Beispiel für ehemalige Messen wie die Muba (Mustermesse Basel) oder die Züspa (Zürcher Herbstmesse). Doch es kommen auch neue Formate dazu. Aus meiner Sicht haben Publikumsmessen ein grosses Potenzial, wenn man sie nicht im traditionellen Messeformat veranstaltet. Wir sprechen vielmehr von Events und Festivalisierung, wobei es da sozusagen um die Verpackung geht.» Zentral ist hierbau auch die Digitalisierung: «Jede Messe hat sich ein bisschen damit beschäftigt, eine übergeordnete Strategie gab es jedoch nicht. Digitalisierung funktioniert nur dann, wenn sie zentral organisiert ist und sich ein Team damit beschäftigt, das in der Tiefe etwas davon versteht. Weil die Digitalisierung der Werttreiber der Zukunft ist und nie abgeschlossen sein wird, muss sie zwingend im eigenen Haus angesiedelt sein.

Zu seiner «Vision 2050» im Bereich der Messen erklärt Stadlwieser schliesslich: «Wir werden nicht mehr über Messen sprechen, sondern über Plattformen. Punkto Digitalisierung stehen wir noch ganz am Anfang, da wird noch viel kommen, was wir uns heute noch nicht vorstellen können. Aber unsere Veranstaltungen werden nicht ausschliesslich auf Plattformen stattfinden. Die Live-Komponente wird 2050 immer noch eine wichtige Rolle spielen, weshalb es in Zukunft mehr solche Anlässe geben wird.»

Wenn ein Laptop den Lokführer ersetzt: Die Zukunft der Schweizer Eisenbahn?

Eine Testfahrt demonstriert: Ein alter Zug kann mit einfachen Mitteln für einen automatisierten Betrieb aufgerüstet werden. Dies schreibt die «Schweiz am Wochenende» in einem Artikel, welcher der Zukunft der Bahn gewidmet ist. Wenn um 20 Uhr der letzte Regionalzug in Balsthal ankommt, ist die Strecke freigegeben für ein Experiment. Dann fahren hier Züge durch die Nacht, die nur von einem Computer gesteuert werden – notabene Testzüge mit Baujahr 1987. Lokomotivführer sind noch dabei, die Züge fahren aber per «Automatic Train Operation», also automatisiertem Fahrbetrieb – analog einem Autopiloten im Flugzeug. Unterstützung gibt es von einem GPS-Gerät und zwei weiteren Computern, einer im Zugsinnern und einer im Stellwerk. Die Programmierung ist simpel: Im Laptop sind das Streckenprofil und die Befehle für die einzelnen Abschnitte gespeichert, die aktiviert werden, wenn der Zug dort geortet wird.

Das Neuartige an diesem Pilotprojekt ist nicht, dass ein Zug automatisiert fährt. Moderne Züge auf modernen Strecken mit dem Zugsicherungssystem ETCS Level 2 wären heute schon in der Lage dazu. Doch dieses System ist nur auf 200 von 4000 Bahnkilometern der Schweiz installiert. Die Frage sei, was die Digitalisierung im grossen Rest des Streckennetzes bewirken könnte. Ein SBB-Sprecher sagt jedoch: «Führerlose Züge sind – wenn überhaupt technisch jemals machbar – aktuell kein Ziel der SBB.» Dem entgegnet eine Gruppe von Bahnexperten, die sich Auto-Ferrivia nennt, via Chef Hans-Peter Vetsch: «Die Bahnindustrie drängt auf neue Technologien, die möglichst teuer und aufwendig sind. Wir zeigen mit unserem Projekt, dass es viel einfacher geht.» Der ebenfalls zu Wort kommende frühere SBB-Chef Benedikt Weibel fügt an: «Ich kann mir unbemannte Züge vor allem für Dienstfahrten vorstellen, etwa vom Bahnhof ins Depot. Die digitale Revolution wird aber nicht im Führerstand stattfinden, sondern in der Betriebsleitzentrale.»

Mehrere Ausflügler auf Eis von gefrorenen Seen eingebrochen

Auch Travelnews machte am Freitag auf das Schwarzeis im Engadin aufmerksam – die Story wurde extrem gut gelesen. Das Interesse war offenbar riesig, auf gefrorenen Seen und dabei noch bei Vollmondlicht zu laufen.

Offenbar war das Interesse aber zu gross: Laut Kantonspolizei Graubünden ist es in den letzten Tagen zu mehreren Unfällen gekommen. Das Schwarzeis auf den Seen im Oberengadin habe in den letzten Tagen sehr viele Besucher angelockt. Die Kantonspolizei Graubünden warnt jedoch, dass es auf den Seen zurzeit sehr gefährlich ist, da diese nicht durchgehend gefroren sind. Personen, die sich auf dem Eis befanden, seien eingebrochen und hätten sich dabei leicht bis schwer verletzt. Die Kantonspolizei Graubünden appelliert an die Bevölkerung, sich nicht auf das vermeintlich sichere Eis zu wagen.

Buschfeuer in Australien halten das Land weiterhin ausser Atem

Auch den anhaltenden massiven Buschbränden in Australien widmen die meisten Sonntagstitel nochmals Artikel. An den Grenzen der beiden Bundesstaaten New South Wales und Victoria vereinten sich am Wochenende beispielsweise drei Brände zu einem «Mega-Brand», der eine Fläche von über 600‘000 Hektaren umfasst, also auf einem Gebiet grösser als der Kanton Bern. 240‘000 Menschen haben per Handy einen Notfallalarm erhalten. Wer noch könne, solle die betroffenen Gebiete verlassen, sagte der Katastrophenschutz-Leiter des Bundesstaats Victoria, Andrew Crisp.

Seit Beginn der grossen Buschfeuer im Oktober verbrannten in ganz Australien mehr als zehn Millionen Hektaren Land, das entspricht zweieinhalbmal der Fläche der Schweiz. Tausende Häuser wurden zerstört. Der Feuer-Qualm bedroht dabei auch Orte, die nicht direkt von Flammen betroffen sind. Die Luft ist nach Angaben der Gesundheitsbehörden zum Teil bedrohlich schlecht. In der rund 300 Kilometer von Brandherden entfernten Hauptstadt Canberra tragen viele Menschen Schutzmasken. Die Rauchfahne erreichte Anfang der Woche sogar die 11‘000 Kilometer entfernten Länder Chile und Argentinien.

Vermischtes

  • Im «SonntasBlick» wird erwähnt, dass die Stadt Venedig beim Karneval im Februar verhindern, dass sich im Zentrum der Stadt zu viele Menschen tummeln. Deshalb wurden 34 Überwachungskameras installiert, welche die Zahl der Personen an einem bestimmten Ort zählen können. Der Auftakt eines neuen Modells im Kampf gegen Overtourism?
  • In einem separaten, 24-seitigen Reise-Special der «NZZ am Sonntag» geht es um die  Hauptthemen Schleswig-Holstein, Calgary, Nachhaltigkeit (am Beispiel von DER Touristik Suisse), Erlebnisreisen (am Beispiel von Travelhouse und Car-Tours), «Gourmetsterne auf See» und die Niederlande (am Beispiel von Excellence River Cruises). Dazu findet man in der «Magazin»-Beilage der «NZZ am Sonntag» auch einen grossen Artikel zu Riga sowie eine Wanderreportage aus dem Goms im Oberwallis.
  • Im Reiseteil der «SonntagsZeitung» schliesslich geht es vor allem um Wintersport-Destinationen und -Themen, etwa Malbun (mit der früheren Skirennfahrerin Tina Weirather), Leysin im Waadtland oder Skifahren abseits der Pisten, dazu gibt es noch eine Reportage zur portugiesischen Blumeninsel Madeira.

(JCR)