Tourismuswelt

Zermatt ohne Schnee, Venedig unter Wasser, Kalifornien in Flammen: Bekannte Plakatsujets, um Klimakatstrophen "angereichert", sollen die letzten Zweifler umstimmen. Bilder: FF Los Angeles / Montage: TN

Historische Tourismusplakate von Klimaschützern für provokante Kampagne verfremdet

Die Bewegung «Fridays for Future» hat mit der Kreativagentur FF Los Angeles aufsehenerregende Bilder erstellt, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Der Tourismus ist dabei aber nicht Sündenbock, sondern Leidträger.

Für manche Menschen - gerade auch in der Tourismusbranche - ist die Umweltschutzbewegung «Fridays for Future» mit der omnipräsenten Frontfigur Greta Thunberg ein Rotes Tuch. Man mag über die Bewegung halten, was man will, es ändert nichts an der Tatsache, dass der Klimawandel trotz wissenschaftlichen Belegen und jahrelangen Warnungen nicht nur halbherzig wahrgenommen, sondern oft weiterhin rundwegs geleugnet wird. Besonder stark ist dies in Regionen bemerkbar, welche nicht direkt, also nicht unmittelbar wahrnehmbar, von Klimakatastrophen betroffen sind.

Das hat die Bewegung dazu geführt, mit der renommierten Werbeagentur FF Los Angeles eine neue Kampagne zu lancieren, welche für die Realität des Klimawandels sensibilisieren soll. Angesetzt wird eben am «lokalen Charakter» des Klimawandels, welcher für Einheimische oder eben auch für Touristen sehr wohl spürbar sein kann.

Insgesamt wurden dafür vier historische Tourismusplakate als Vorlage verwendet, jedoch leicht verfremdet, um eben auf klimatische Veränderungen aufmerksam zu machen. Auch die Schweiz ist dabei: Ein Plakat zeigt Skifahrer am Matterhorn in Zermatt, welche auf kärglichen Resten von Schnee einen sonst grünen Hang herunterfahren. Ein weiteres Plakat zeigt den Markusplatz in Venedig unter Wasser - ein durchaus reales, wenngleich nicht gerade neues Phänomen. Ein drittes Plakat zeigt einen Küstenstrich in Kalifornien, der von Bränden heimgesucht wird - in Kalifornien seit einigen Jahren ein regelmässiges Problem, aktuell vor allem in Australien eine Katastrophe, welche die Debatte zum Klimawandel wieder, pardon, befeuert hat. Ein viertes Plakat schliesslich zeigt die Unterwasserwelt von Queensland, allerdings mit gebleichten, toten Korallen im Vordergrund.

Mit anderen Worten: Es wird gezeigt, wie Vintage-Poster von berühmten Tourismuszielen unter heutigen klimatischen Bedingungen auszusehen hätten, oder zumindest plausibel aussehen könnten. Für einmal wird der Tourismus nicht direkt als Motor des Klimawandels angeprangert, sondern als ein Leidtragender. Dies ist auch nachvollziehbar: Tatsächlich schaden Klimaereignisse dem Tourismus massiv, und die nachweisbare Häufung von grossen Klimaereignissen setzt der Branche zu. Vielleicht der richtige Weg, Skeptiker emotional zu packen und von den realen Folgen des Klimawandels zu überzeugen.

(JCR)