Tourismuswelt

Sunday Press Zukunftsforscher sieht kein Ende der Langstreckenflüge

2019 drehte sich viel um Nachhaltigkeit. Die Diskussion laufe in die falsche Richtung, sagt Zukunftsforscher Matthias Horx. – Schlechte Noten bei der Pünktlichkeit gibt es für die SBB. – Erkenntnisse zum Impuls neuer Bergbahnen.

Digitalisierung wird menschlicher

Ein Blick in die Glaskugel: Der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx sagt im Interview mit der «Schweiz am Wochenende» (Gesamtausgabe) ein Ende des Digitalisierungswahns voraus. «Die Digitalisierung hat uns im letzten Jahrzehnt ein grosses Versprechen gemacht, aber dieses nicht gehalten. Die menschliche Kommunikation ist beschädigt worden: Hass-Speech, Fake News und politische Manipulation», betont er. Das neue Jahrzehnt wird deshalb laut Horx «das Jahrzehnt des digitalen Aufräumens». Es werde geprägt sein von vernünftigeren und menschlicheren Anwendungen. Tech-Unternehmen wie Facebook, Apple oder Google werden zwar weiterhin eine Rolle spielen, aber nicht mehr so eine dominante wie früher, ist Horx überzeugt. «Das werden ganz normale Konzerne sein.»

Laut Horx wird sich wohl auch unsere Einstellung zum Fliegen ändern. Wir würden weiterhin auf das Flugzeug setzen, möglicherweise nicht mehr so oft, «weil es auf die Dauer wieder fad wird». Den Langstreckenflügen wird es laut dem Zukunftsforscher nicht an den Kragen gehen, aber «noch in diesem Jahrzehnt werden Flieger mit synthetischen Treibstoff fliegen». Und vielleicht werden Flüge auch wieder ein wenig teurer.

Generell wird das kommende Jahrzehnt geprägt sein vom Wandel zu mehr Nachhaltigkeit. Allerdings nicht mittels Verboten. «Das Ökologische kann sich nicht durchsetzen, wenn es eine reine Verzichtsforderung bleibt», so Horx. Der Fokus müsse künftig mehr auf den Lösungen liegen. Aus diesem Grund hält Horx auch nichts von Begriffen wie «Flugscham».

Von Zürich nach Bern war jeder vierte Zug zu spät

Wie hatten es die SBB 2019 mit der Pünktlichkeit? Die «NZZ am Sonntag» ging der Frage nach und schaute sich die Daten der Internetplattform pünktlichkeit.ch genauer an. Das Fazit: Die Intercity-Züge waren mit einer Pünktlichkeitsquote von 85,9 Prozent unterwegs. Das bedeutet umgekehrt, dass gut 14 Prozent ihr Ziel mit mehr als drei Minuten Verspätung erreichten. Allerdings liegen etliche stark frequentierte Verbindungen deutlich unter diesem Durchschnittswert. So war etwa auf der Strecke Zürich–Bern mehr als jeder vierte Intercity zu spät. Ähnlich fielen die Werte zwischen Basel und Zürich sowie zwischen Bern und Thun aus. Und ebenfalls unter der Schwelle von 80 Prozent Pünktlichkeit lagen die Verbindungen Bern–Olten und, in beide Fahrtrichtungen, Luzern–Olten. Generell fällt laut der «NZZ am Sonntag» auf, dass die SBB im Osten verlässlicher unterwegs sind als im Westen.

Besser sieht es im S-Bahn-Verkehr aus. Pendler und Reisende auf diesen kurzen Strecken konnten sich zu 91,8 Prozent darauf verlassen, dass die Züge pünktlich ankommen. Gute Noten verdiente sich etwa die Ostschweizer Regionalbahn Thurbo, mehr zu kämpfen hatte die Berner BLS.

Pisten-Raser kommt mit Geldstrafe davon

Ein 21-jähriger Skifahrer prallte im Dezember 2018 auf der Piste in Lenk in ein vier Jahre altes Mädchen – das Kind wurde fortgeschleudert und starb einen Tag später im Spital. Nun wurde der Pisten-Raser laut der «Sonntagszeitung» zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Denn laut der zuständigen Staatsanwältin hat der Unfallverursacher gleich mehrere Verhaltensregeln des Skiverbands FIS verletzt, die auf allen Pisten gelten. So hat er seine Sorgfaltspflicht missachtet. Zudem bescheinigt ihm das Urteil « fehlende Rücksichtnahme», «mangelnde Beherrschung von Geschwindigkeit und Fahrweise» sowie «Überholen ohne genügende Übersicht und ohne hinreichenden Abstand».

Für fahrlässige Tötung sieht das Gesetz eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vor. Der junge Mann aus dem Kanton Bern kommt mit einer bedingten Geldstrafe davon. Diese beträgt 11’000 Franken – 100 Tagessätze à 110 Franken. Zahlen muss er die Strafe nur, wenn er in den nächsten zwei Jahren wieder straffällig wird. Zusätzlich kassierte er eine Busse von 2700 Franken, hinzu kommen Gerichtsgebühren und Auslagen von rund 7000 Franken. Das muss er begleichen. Und es ist möglich, dass noch mehr Kosten auf ihn zukommen, falls die Opferfamilie Schadenersatz oder Genugtuung verlangt.

Nicolas Vauclair, Geschäftsführer der Lenk-Bergbahnen, will das Urteil auf Anfrage nicht kommentieren. Er sagt nur, er bedauere «den tragischen Unfall zutiefst». Mittlerweile sei der Unfall für ihn und sein Team «abgeschlossen, aber nicht vergessen».

Neue Bergbahnen können den Markt für Zweitwohnungen beleben

Ein ganz anderes Thema: Über die Weihnachtstage ging in den Bergen fast nichts mehr. Nach Jahren des Rückgangs scheint die Schweiz ein Revival des alpinen Skitourismus zu erleben. Trotz IT-Panne verzeichnete etwa Flims-Laax laut der «Sonntagszeitung» über die Festtage ein Eintrittsplus von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Betreiber spricht von einem Rekord.

Das Geld sitzt bei den Bergbahnen wieder lockerer. Sie planen Investitionen von Hunderten Millionen Franken in den kommenden Jahren. Reto Gurtner, Chef der Weisse-Arena-Gruppe, liebäugelt mit einer Verbindung nach Elm ins Glarnerland. Die Region würde stark aufgewertet - auch aus Sicht der Immobilienpreise, folgert Gurtner.

Der Brite Simon Malster von Investors in Property, einem Spezialisten für Ferienimmobilien in den Alpen, sieht es ähnlich. Vor kurzem sagte er in der «Financial Times», dass Verbindungsbahnen am meisten dazu beitragen würden, das Profil von beiden Skiresorts zu heben. Laut Malster könnten tiefer gelegene Skiresorts besonders profitieren.

Der Markt für Zweitwohnungen im Alpenraum zieht auch ohne neue Verbindungsbahnen wieder an. «In den letzten zwei Jahren beobachten wir eine Erholung», sagt UBS-Immobilienspezialist Maciej Skoczek. Inzwischen seien die Preise wieder so hoch wie vor fünf Jahren. Teure Destinationen wie St. Moritz oder Gstaad können dabei stärker zulegen als günstige.

Ein Grund für die hohe Nachfrage nach teuren Objekten seien die Negativzinsen, heisst es im «Prime Ski Property Report» von Knight Frank. Immer mehr Reiche würden Zweitwohnungen in den Bergen kaufen, um den Negativzinsen auszuweichen.

Kambodscha, Malediven und Flumserberge

Die «Sonntagszeitung» geht auf ihren Reiseseiten der Frage nach, ob man noch Ferien auf den Malediven machen darf und zeigt auf, dass das Thema «Nachhaltigkeit» auch im Taucherparadies angekommen ist. Ein weiterer Beitrag im Reiseteil der «Sonntagszeitung»: eine Husky-Schnuppertour auf der Tannenbodenalp, Flumserberg.

Die «Schweiz am Wochenende» wartet mit einer Reportage aus Kambodscha auf, sowie einem Winterspaziergang nach Uster.

(DWB)