Tourismuswelt

Die GV 2020 soll aus Rücksicht auf das Klima und die selbstformulierten Ziele des SRV ohne Flug in der Schweiz stattfinden, fordert Hans Wiesner. Bild: TN

Einwurf SRV-Umweltverantwortung – nix gelernt!

Hans Wiesner

Umweltexperte Hans Wiesner fordert den Schweizer Reise-Verband auf, die nächste Generalversammlung in der Schweiz abzuhalten.

Am 17. Dezember hatten wir 20 Grad in den Föhntälern, in Australien war der heisseste je gemessene Tag mit Temperaturen bis 45 Grad auch in Städten und der SRV hat das Protokoll der GV im Europapark versandt. Dorthin entstand bei der Fahrt im modernen Fernreisebus ein Treibstoffverbrauch von drei Liter Diesel pro Teilnehmer und ein CO2-Ausstoss von 7,5 kg, ebenfalls pro Teilnehmer.

Die Klimaveränderung macht vor der Reisebranche nicht Halt: Polarkappen und Gletscher schmelzen im Rekordtempo, Tropenstürme sowie Hoch- und Niedrigwasser in Flüssen nehmen stark zu, Quallenplagen in der Ostsee und an der Adria, Korallenbleiche auf den Malediven und am Great Barrier Reef – all das betrifft uns fast wöchentlich.

Der SRV hat das verstanden und sowohl der Präsident wie die Sprecher der Fachgruppen Flug und Politik liessen die aktuelle Klimadebatte in ihre Ausführungen an der GV einfliessen. Am SRV-Nachhaltigkeitstag hat man den renommierten Klimaforscher Reto Knutti eingeladen, der aufzeigte, dass die heute getroffenen Massnahmen bei weitem nicht ausreichen, um die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, wozu sich ja auch die Schweiz im Klimaabkommen verpflichtet hat. Verhaltensänderungen sind gefordert. Weiter wie bisher sei keine Option.

Der rasch wachsende Flugverkehr ist unbestritten ein treibender Faktor und die Schweizer sind weltweite Spitzenreiter: Wir fliegen 9000 Kilometer pro Jahr, doppelt so viel wie die Deutschen oder Franzosen und zwölf Mal so viel wie der durchschnittliche Erdenbürger. Das trägt rund 20% zum Schweizer Klimaeffekt bei.

Auch das hat der SRV erkannt und im August das Positionspapier Flugverkehr veröffentlicht: «Verzichten – reduzieren – kompensieren» lautet die darin formulierte, klare Prämisse!

«Ein Affront für alle Teilnehmer des Nachhaltigkeitstages»

Einst vereinbarte der SRV-Vorstand mit seiner Fachgruppe Umwelt & Soziales – damals der Zeit voraus –, jede zweite GV in der Schweiz abzuhalten. Und nun der Clou: Nach Israel, AIDA und Deutschland soll die nächste GV in Ras Al Khaimah stattfinden! 10'000 Flugkilometer, 400 Liter Kerosin pro Teilnehmer und 1,6 Tonnen CO2-Ausstoss. Mehr als 200 mal so viel wie dieses Jahr – und das in Zeiten des Klimawandels und europaweiter Klimastreiks! Im völligen Gegensatz zum eigenen Positionspapier! Um gemeinsam den Vorstand zu wählen und ein Cüpli zu trinken! Was für ein Affront für alle Teilnehmer des Nachhaltigkeitstags, für etliche GV-Teilnehmer-/innen und für die Öffentlichkeit!

Das Gegenargument, die GV diene als Studienreise auch der Weiterbildung, ist mir bekannt. Selbstverständlich: Destinationskenntnisse sind wichtig, aber weit weniger für die CEO's der Tourismusunternehmen, pensionierte Reisebüro-Inhaber und deren mitreisende Partner, als für die Filialleiter-/innen der Reisebüroketten und junge Reiseverkäufer, die in der Regel nicht an der GV teilnehmen dürfen.

Ich fordere also unseren SRV-Präsidenten auf, an der nächsten Vorstandssitzung folgenden Vorschlag zu diskutieren: Die GV 2020 findet aus Rücksicht auf das Klima und die selbstformulierten Ziele ohne Flug in der Schweiz statt. Für interessierte Reiseverkäufer wird dafür eine 10-tägige Studienreise in den Oman und die Emirate mit Höhepunkt Ras Al Khaimah aufgelegt. Dies auch, um die dortigen Partner nicht vor den Kopf zu stossen. Wer diesen Vorschlag unterstützt, schliesse sich mir an und schreibe ein kurzes Mail an katz@srv.ch mit Betreff «Studienreise statt Fernflug-GV».

Eine GV 2020 in der Schweiz wäre ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk für die Fachgruppe Umwelt des SRV, den Partner Fair unterwegs und alle Mitglieder, die den Klimaschutz ernst nehmen und natürlich für das Klima selbst!