Tourismuswelt

«Wir vereinfachen das Prozedere und pflügen den Lehrerinnen und Lehrern den Weg in den Schnee», sagt die Präsidentin von GoSnow.ch, Tanja Frieden. Bild: TN

«Hey Lehrer, es gibt keine Ausreden mehr!»

Gregor Waser

Die Schneesportinitiative Schweiz unter dem Label GoSnow.ch geht in ihr fünftes Jahr. Präsidentin Tanja Frieden rechnet damit, in diesem Winter über 50'000 Kinder und Jugendliche auf die Piste zu locken.

Mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche zum Schneesport zu animieren, wurde 2014 die Schneesportinitiative Schweiz ins Leben gerufen. Mit an Bord sind zahlreiche Verbände von den Seilbahnen Schweiz über den Schweizer Tourismus-Verband bis zum Verband Schweizer Sportfachhandel. Präsidentin ist die Snowboardcross-Olympiasiegerin Tanja Frieden, spätestens seit 2006 und ihren Interviews im Zielraum von Turin bekannt für ihre unverfälschte direkte Art und Begeisterungsfähigkeit.

Sie und das Team von GoSnow haben in den letzten Jahren viel bewegt, mit unzähligen Schulen das Gespräch gesucht, viele neue Partner an Bord geholt und Packages geschnürt, die jeden Schneemuffel hinter dem Ofen hervorholen.

Die Schneesportinitiative Schweiz bietet auch dieses Jahr wieder viele Schneesportlager und -tage für Schulen an. Konkret stehen diesen Winter über 130 Angebote in 65 Schweizer Winterdestinationen auf der Plattform GoSnow.ch zur Auswahl. Die Nachfrage ist dieses Jahr weiter angestiegen: Bis dato wurden 200 Lager mit über 10’000 Teilnehmenden gebucht – eine Zunahme von einem Drittel bzw. 2500 Teilnehmern gegenüber dem letzten Winter. Durch die 200 Lager werden insgesamt 40’000 Logiernächte und eine touristischen Bruttowertschöpfung von gut 3 Millionen Franken generiert.

Dass es die Inititative, die für die Zukunft des Wintersporttourismus inklusive Hotels, Bahnen und Sportfachhandel sehr bedeutsam ist, schon so weit gebracht hat, ist nicht selbstverständlich. Wer sich in den Schulklassen der Schweizer Städte umhört, stellt schnell einmal fest, wie gross die Konkurrenz anderer Aktivitäten geworden ist und dass nur noch in wenigen Kellern – im Gegenteil zu den 80- oder 90er-Jahren – noch komplette Skiausrüstungen stehen.

«Wir sind der Dienstleister für die Lehrkräfte»

«Die Materialmiete ist ein Killerkriterium», sagt Tanja Frieden im Gespräch mit travelnews.ch. «Viele Schulen und Lehrpersonen haben sich in den letzten 20 Jahren aus Kostengründen und dem befürchteten Aufwand, Unterkünfte und Material mieten zu müssen, von Schneesportwochen distanziert. Doch genau hier kommen wir auf den Plan».

GoSnow.ch könne hier modular einspringen. «Unser Ziel ist, möglichst viele neuen Klassen oder solche, die sich von den Pisten abgewandt haben, auf den Schnee zu holen und zu sagen – hey, es gibt keine Ausreden mehr! Wenn ihr über uns bucht, kriegt ihr alles aus einer Hand. Es gibt viele Lehrpersonen, die auf der Kippe sind, und die wollen wir abholen.»

Dass die Organisation eines Schneesportlagers für eine Lehrperson einen Kraftakt darstellt, bei dem er kaum je ein «Merci» hört, dies müsse nicht sein. «Wir sind der Dienstleister für die Lehrkräfte, wir bieten alles aus einer Hand und auch eine Ansprechperson vor Ort.» Die Dienstleistungsbereitschaft gegenüber Schulen sei bisher in den Köpfen der Touristiker nicht ausgeprägt gewesen, stellt Tanja Frieden fest, «wir vereinfachen das Prozedere und pflügen den Lehrerinnen und Lehrern den Weg in den Schnee.»

Dank der Unterstützung der Destinationen, des ÖVs und der anderen Leistungsträger beläuft sich eine Schneesportwoche für ein Kind samt Anreise, Unterkunft, Verpflegung und Skipass auf rund 350 Franken, der Anteil für die Eltern beläuft sich dabei auf rund 100 Franken. Bei Härtefällen hat die Schneesportinitiative Schweiz die Möglichkeit, auf einen Fonds zuzugreifen, um finanzschwache Schulen noch zusätzlich zu unterstützen. Die Vermittlung dieser Angebote und die Dienstleistungen für die Schulen wird durch die Verbände und den Bund finanziert.

Bisher Spitzenreiter bei den Schulen, die auf GoSnow.ch setzen, sind die Kantone Bern, Genf und Basel, bei den Destinationen ist das Saastal mit 50 Lagern an vorderster Stelle. Einzelne Destinationen unterstützen die Lager zusätzlich mit einem Zustupf von 30 Franken pro Kind – im Wissen, dass dies gut investiertes Geld ist. «Wenn wir es schaffen, die Kinder auf die Piste zu bringen und sie die traumhafte Bergwelt schätzen lernen, ist die Chance gross, dass sie wieder zurückkehren. Doch einen Schubs braucht es. Was du nie kennengelernt hast, kannst du auch nicht vermissen.» Deswegen seien die Schulen ein ganz wichtiger Multiplikator.

Bereits hat die GoSnow-Präsidentin und -Botschafterin neue Pläne. Sie spricht von den hybriden Jahreszeiten, wenn noch nicht reichlich Schnee da ist. «Wir wollen künftig auch Packages schnüren für die Zwischensaison». Am Morgen unterwegs mit den Schneeschuhen, am Nachmittag in der Kletterhalle, anderntags ein Ausflug mit dem Wildhüter oder ein Besuch im Technikraum der Seilbahnen – die Ideenvielfalt ist jedenfalls gross, mit Kindern, Jugendlichen und Schulklassen einige Tage in den Bergen zu verbringen. Um den Schneefloh für später zu setzen.