Tourismuswelt

Hier könnte man es aushalten – an der Pazifiküste Mittelamerikas. Bild: Pixabay

Einwurf Kaltes Nieselwetter müsste nicht sein

Gregor Waser

Es wird dunkel, das Wetter übel, die Leute im Bus sind mies drauf. Eigentlich müsste man heute runter zum Strand, mit Salsa im Ohr, rein in den tropischen Tag. Schliesslich ist 17. November.

Haben Sie auch gewisse Daten, die sich in Ihre Erinnerung eingebrannt haben? Natürlich: der Hochzeitstag, Geburtstage und so. Und dann gibt es auch noch Daten, an denen in früheren Jahren grosse Reisen begannen.

Bei mir ist dies der 17. November. Anfangs der 90er-Jahre gings an einem 17.11. los auf eine zweimonatige Australien-Reise, drei Jahre später am gleichen Datum auf eine achtmonatige Weltreise. Mit Bedacht war die Abreise Mitte November gewählt: um dem Schweizer Nebel-, Niesel-, Grüselwetter den Rücken zu kehren und dem Weihnachtsgestresse und -gebimbel aus dem Weg zu gehen – rein in die Tropen, ab an den Strand.

Schön wars. Doch jetzt sitze ich um 07.53 Uhr im Bus quer durch die dunkle Stadt. Einige Passagiere stieren ins Smartphone, ein anderer niesst mir in den Rücken. Der 72er-Bus stoppt und die Augen fallen nochmals kurz zu.

Sand rieselt über die Füsse, die Tage verrinnen

«Helado, helado», «Guate, guate, guate» höre ich durchs Busfenster, ein Junge klettert zum offenen Fenster hoch und hält mir eine Tüte mit Glacés hin. Ein Grosi steigt in den klapprigen Bus mit zwei Hühnern im Kratten. Ein kräftiges Hupen und der Bus fährt hinunter zum Lago de Atitlan und weiter an die Pazifikküste.

Der Sand rieselt über die Füsse, die Tage verrinnen, der Reise-Groove könnte nach drei, vier Wochen nicht schöner sein. Jeden Tag neue farbige Entdeckungen – Gaumen, Augen, Ohren und die Haut kriegen nicht genug von diesen Tropen. Der morgendliche Sprung in die Wellen könnte nicht erfrischender sein.

Das Wasser rinnt über das Gesicht. Der 72er hat gestoppt. Auf dem Trottoir regnet es in Strömen, die Palmen sind weit weg.