Tourismuswelt

Sunday Press Experten zweifeln am Nutzen der Flugticket-Abgabe

Werden die Flüge teurer, würde das Passagieraufkommen zurückgehen und somit der CO2-Ausstoss reduziert, heisst es gemeinhin. Das sei fraglich, mahnen nun Experten. – Bei den Schweizer Seilbahnen ist derweil ein neuer Trend auszumachen. – Luzern Tourismus setzt auf Instagram bewusst nicht auf die typischen Postkartensujets.

Fliegen soll teurer werden. So wollen es unzählige Klimaaktivisten. So will es will es auch der Ständerat. Die kürzlich beschlossene Flugticket-Abgabe sieht vor, dass Airlines für Kurzstrecken eine Lenkungsabgabe von mindestens 30 Franken erheben müssen, auf Langstrecken kann der Zuschlag auf bis zu 120 Franken. steigen.

In der «NZZ am Sonntag» kritisieren Fachleute, dass der gewählte Ansatz den CO2-Ausstoss sogar noch erhöhen und die globalen Fluganbindungen der Schweiz gefährden könnte. «Es ist fraglich, ob eine Reduktion der CO2-Emissionen der Luftfahrt mit den vom Ständerat beschlossenen Massnahmen erreicht wird», sagt Urs Ziegler, Leiter der Sektion Umwelt beim Bundesamt für Zivilluftfahrt und international anerkannter Fachmann für die verschiedenen Systeme, die zur Vermeidung oder Abgeltung von Treibhausgas-Emissionen in der Luftfahrt entwickelt werden.

Der Grund liegt laut Ziegler in der Komplexität des Airline-Systems: «Auch wenn tatsächlich 10 Prozent der Passagiere aus der Schweiz aufgrund der Lenkungsabgabe auf einen Flug verzichten würden, bedeutet dies noch lange nicht, dass deshalb weniger Flugzeuge fliegen.» Nicht nur Passagiere seien bei der Frage, welche Reaktionen eine solche Abgabe hervorrufen werde, einzubeziehen. «Man muss sich auch fragen, wie die Fluggesellschaften auf den Rückgang einer Passagiergruppe reagieren werden.» Die Flugzeuge seien im ersten Moment schlechter ausgelastet, und die Rentabilität sinke, sagt eine Swiss-Sprecherin und betont: Keine Gesellschaft werde aber tatenlos eine Reduktion der inländischen Nachfrage um 10 Prozent hinnehmen.

Die CO2-Abgabe könnte daneben auch den Flughafen Zürich empfindlich treffen. «Wir wollen nicht alarmistisch klingen. Aber der Zürcher Flughafen ist sicher verletzlicher als andere europäische Umsteigeflughäfen. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit kann nur noch mit grosser Anstrengung aufrechterhalten werden. Die Klima-Abgabe hat deshalb ein erhebliches Schadenpotenzial», sagt Markus Schubert Aviatik-Experte der deutschen Beratungsfirma Intraplan.

Wintersport: Tarifverbünde sind der neue Trend

In ein paar Wochen nehmen die meisten Skigebiete die neue Saison in Angriff.«Die Zeit, da die Bergbahnbetreiber ihr Glück alleine versuchten, ist vorbei», sagt Andreas Keller, Sprecher des Verbands Seilbahnen Schweiz in der «Sonntagszeitung». In der Westschweiz schufen 20 Bergbahnunternehmen den Magic Pass, einen online angebotenen Saisonpass zu einem anfänglichen Tiefpreis. Die Gruppe ist inzwischen auf über 30 Destinationen angewachsen.

Im Kampf um mehr Gäste in den Schweizer Wintersportgebieten gibt es zwei Hauptstossrichtungen. Einerseits werden Flatrate-Saisonabos wie der Magic Pass oder der Top-4-Skipass im Berner Oberland herausgegeben. Andererseits bieten immer mehr Bergbahnen dynamische Preise an. Analog zu Flugreisen oder Hotelbuchungen schwanken sie. Inwieweit sich die neuen Preismodelle auszahlen, ist noch ungewiss. Aktuell läuft eine Studie der Hochschule Luzern, die die wirtschaftlichen Auswirkungen untersucht.

Luzern will sich ein neues Bild geben

Die Kapellbrücke, das Löwendenkmal, die Jesuitenkirche oder der Vierwaldstättersee: Es sind die klassischen Postkartenmotive, die das Bild von Luzern weltweit prägen. Auch auf der Social Media-Plattform Instagram. Luzern Tourismus will dem Gegensteuer geben, wie die «Schweiz am Wochenende» schreibt (Luzern-Ausgabe).

Auf Instagram will Luzern Tourismus die Aufmerksamkeit gezielt auf Orte ausserhalb des Ballungszentrums lenken, beispielsweise auf die Sidelen-Hütte im Urnerland, die Entlebucher Moorlandschaft oder Wolfenschiessen. Aus gutem Grund: Zwar spielen Reisekataloge nach wie vor eine wichtige Rolle, aber zunehmend mehr Menschen informieren sich heute auch über die sozialen Medien über ihre nächste Feriendestination.

«Vor Instagram kannte kaum jemand das Augstmatthorn, mittlerweile war etwa jeder zweite Teenager schon da», sagt Ueli Schürmann, Social Media Manager von Luzern Tourismus. Damit die Botschaft auch zu den Menschen kommt, arbeitet Luzern Tourismus mit Influencern zusammen. «Wollen wir neben dem Titlis auch die Rigi in Indien populärer machen, gehen wir gezielt auf Influenzier aus dem asiatischen Raum zu», betont Schürmann. Übrigens: Die Kapellbrücke ist seit jeher das meist fotografiertest Motiv der Schweiz. Daran hat sich auch in Zeiten von Instagram nichts verändert.

Südostbahn testet selbstfahrende Züge

Wer mit dem Zug verreist, wird in der Lokomotive möglicherweise schon bald keinen Lokführer, sondern einen Roboter vorfinden. Wie die «Schweiz am Wochenende» schreibt, wird die Südostbahn ab November das automatische Fahren im Zug testen. Diese Tests erfolgen zuerst in der Nacht auf der Strecke zwischen Degersheim und Wattwil.

In einem zweiten Schritt sollen sie dann 2020 auch tagsüber auf einer Teststrecke im Toggenburg stattfinden. Läuft alles nach Plan, werden die Tests im Dezember 2020 auch auf den regulären Fahrplan ausgeweitet. Das Bundesamt für Verkehr beteiligt sich mit 16 Millionen Franken an den Tests.

Chaos am Gotthard: SBB räumen Fehler ein

Bislang war bekannt, dass die SBB Passagiere ohne Sitzplatzreservation zwingen, in Arth-Goldau SZ oder in Bellinzona auszusteigen, damit ein überfüllter Zug den Gotthard-Basistunnel befahren kann. Wie die «Sonntagszeitung» schreibt, waren auch Reisende mit Reservation davon betroffen sind.

Am vergangenen Donnerstag musste eine vierköpfige Familie zusammen mit anderen Passagieren in Rotkreuz aus dem Zug von Zürich nach Lugano aussteigen – trotz Reservation und Erstklass-Billette. Die SBB erklären den Fall mit einer Panne, wegen der die ursprünglich vorgesehene Komposition durch einen älteren Zug ausgetauscht wurde. Dies ging zulasten der Passagiere mit Reservation, denn diese wurde dadurch hinfällig. Zudem räumen die SBB ein, dass sie die gesteigerte Nachfrage nach Fahrten ins Tessin «unterschätzt» haben.

Die problematische Seite des «Voluntourism»

Reisende wollen in armen Ländern Gutes tun.«Voluntourism» nennt sich dies. Und «Voluntourism» boomt weltweit. Reisen mit dem Gefühl, etwas Gutes zu tun – in Kambodscha hat das gute Ansinnen zu einem problematischen Phänomen geführt: einem regelrechten Waisenheim-Tourismus, bei dem es weniger um den Nutzen als um herzergreifende Fotos fürs Album oder das Reiseblog geht oder die gut klingende Freiwilligendienst-Station im Lebenslauf wie die «NZZ am Sonntag» in ihrem Magazin aufzeigt. Deshalb zahlen viele Reisende aus dem Westen Geld, um Waisenheime besuchen zu dürfen.

Gemäss einer Erhebung von April 2017 gibt es in Kambodscha 406 Waisenheime, in denen rund 16’600 Kinder leben. Bis zu 80 Prozent der Kinder haben in Wahrheit Eltern, schätzt Kambodschas Regierung unter Berufung auf Schätzungen von Kinderschutzorganisationen. Die Kinder werden von ihren Familien getrennt, weil die Eltern sich für sie ein besseres Leben erhoffen. Diese Hoffnung nutzen Geschäftemacher aus. Viele Kinder landen in Heimen, deren Betreiber nicht aus Nächstenliebe, sondern aus Profitgier handeln. Sie versprechen den Eltern, dass ihre Kinder in den Heimen gesunde Mahlzeiten und vor allem gute Schulbildung erwarte. Die australische Regierung spricht von «Menschenhandel».

Karpaten, Belfast, Schottland

Die Themen auf den Reiseseiten der «Schweiz am Wochenende» sind: Der rumänische Teil der Karpaten und Belfast sowie Ausflugtipps fürs Wochenende. Im «Sonntagsblick» schreibt Autor und Comedian Helmi Sing über seine Reise rund um Schottland in elf Tagen. Die Themen in der «Sonntagszeitung» sind: Praia da Tocha (Portugal), Engadin und das finnische Luosto.

(DWB)