Tourismuswelt

Der heisseste Sommer seit Anbeginn der Aufzeichnungen auf der nördlichen Hemisphäre sorgt für eine rege Sturmsaison. Bild: Pixabay

Riesenstürme bedrohen West und Ost

Hurrikan «Lorenzo» bedroht die Azoren und dürfte danach auf das europäische Festland treffen. Taifun «Mitag» China, Taiwan und Südkorea bedroht.

In der Regel sind Hurrikane vor allem im westlichen Atlantik ein Thema. Nun aber hat sich im östlichen Atlantik ein Hurrikan der höchsten Kategorie 5 gebildet, welcher auch ostwärts zieht. Hurrikan «Lorenzo» ist der stärkste Hurrikan, der jemals so weit nördlich, so weit östlich und so weit nördlich registriert wurde. Von ihm bedroht sind die portugiesischen Azoren-Inseln: Es wird damit gerechnet, dass Lorenzo in der Nacht auf Mittwoch (Lokalzeit) direkt auf das Archipel trifft. Es ist mit Sturmfluten und grossen Schäden an Natur und Infrastruktur zu rechnen. Die 200'000 Einwohner sowie die Touristen werden zu höchster Vorsicht gemahnt. Von dort aus wird Lorenzo abgeschwächt weiter nordwärts ziehen, wo er gegen Ende der Woche Irland und Grossbritannien mit viel Regen überziehen dürfte. In der Nacht auf Montag wurde Lorenzo von Stufe 5 auf 3 hinuntergesetzt. Bevor der Sturm auf die Azoren trifft, dürften die Böen Spitzenwerte von 180 Kilometer pro Stunde erreichen.

Die ersten Ausläufer sind offenbar schon jetzt spürbar. In der Nacht auf heute ist rund 1200 Kilometer vor der Insel Martinique ein Schiff gesunken. 14 Besatzungsmitglieder werden noch immer vermisst, drei konnten gerettet werden. Auch weitere Schiffe versuchen nun, dem Hurrikan auszuweichen, wie auf einer Karte von Marine Traffic ersichtlich ist.

Mitag wird immer stärker

«Lorenzo» ist aber nicht der einzige grosse Sturm, der aktuell wütet. Im Pazifik hat sich vor einigen Tagen Taifun «Mitag» gebildet - im Pazifik heissen Stürme dieser Grössenordnung Taifun und nicht Hurrikan; im Indischen Ozean heissen sie Zyklon. Aktuell ist «Mitag» ein Taifun der Kategorie 1; Aussenläufer davon befinden sich über der philippinischen Hauptinsel Luzon, die derzeit mit Starkregen eingedeckt wird. Allgemein wird erwartet, dass sich der Taifun nordwärts bewegt, wo er heute Abend (Lokalzeit) möglicherweise direkt auf Taiwan treffen wird. In Taiwan bleiben heute zahlreiche Schulen und Geschäfte vorsorglich geschlossen.

Mitag müsste dann weiter über das ostchinesische Meer ziehen und im Dreieck zwischen China, Korea und Japan für grosse Sturmfluten und hohe Regenmengen sorgen. Wer heute bzw. in den kommenden Tagen nach Taipei oder Shanghai fliegt, darf bei einigen Airlines bereits kostenlos. In Fukuoka im südwestlichen Japan herrscht ebenfalls erhöhte Gefahrenstufe - dort finden auch aktuell Spiele der Rugby-WM statt. Es gibt bereits alternative Pläne, falls das Spiel Frankreich-USA vom Mittwoch betroffen sein sollte.

Es sind nicht die ersten und vermutlich auch nicht die letzten grossen Stürme des diesjährigen Saison, und diese fällt nicht unbedingt schlimmer aus als andere Hurrikan- bzw- Taifun-Saisons. Es ist jedoch inzwischen so, dass es praktisch jedes Jahr zu Wirbelstürmen der Kategorie 5 kommt. Für Schlagzeilen sorgte dieses Jahr vor allem Hurrikan Dorian.

Wie die NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration, USA) festhält, war der August 2019 der ex-aequo heisseste August aller Zeiten seit Aufnahme der Messungen, gemeinsam mit jenem 2016, und die nördliche Hemisphäre erlebte im Zeitraum Juni bis August den heisstesten je gemessenen Sommer. Das begünstigt natürlich die Bildung von Wirbelstürmen über den erwärmten Meeres-Gewässern.

Doch nicht nur Wirbelstürme drohen. Europa hatte den drittwärmsten August aller Zeiten (nach 2018 und 2003). Und besonders bedrohlich sieht die Lage in der Arktis aus. Die Eisschicht über dem Meer, seit Jahren am schrumpfen, erreichte in diesem Sommer die zweitkleinste Ausdehnung seit Aufnahme der Satellitenüberwachung 1979. Lediglich 2015 war die Ausdehnung noch kleiner. Sie lag in diesem Jahr 30,1 Prozent unter dem zwischen 1980 und 2010 erreichten Mittel.

(JCR)